Zwölf Stämme-Eltern die Kinder wegnehmen?

vom 18.02.2014, 21:23 Uhr

Da ich mich seit kurzem mit der Thematik "Sekten" stark beschäftige, fiel mir das Ereignis über die Misshandlung der Kinder aus der Sektengemeinschaft der Zwölf Stämme wieder ins Gedächtnis. Stark von der Außenwelt abgeschattet, leben die Kinder wie vor fünfzig Jahren auf einem Hof und müssen von klein auf schon arbeiten. Von "klein auf" kann man wörtlich nehmen. Die jüngsten Arbeiter sind laut diversen Berichten drei Jahre alt.

Sobald ein Kind sich gegen etwas aufstellt oder etwas verneint, werden Sie mit dicken Holzstöcken geschlagen. Diese Prozedur wird solange an dem Jungen oder Mädchen wiederholt, bis sie ihre Meinung freiwillig ändern. Somit wird den jungen Menschen von Anfang an gelehrt, keine eigene Meinung zu haben oder erst zu bilden. Die Mitglieder nennen dies auch "Teufelsaustreibung", denn er verführt ihren Nachwuchs zur "Rebellion".

Die Folgen dieser Trauerspiele sind natürlich einleuchtend. Die Kinder werden ihr ganzes Leben lang einen psychischen und eventuell auch körperlichen Schaden haben. Sollten sie es irgendwann schaffen, aus der traditionellen Hirnwäsche herauszukommen, werden sie außerdem Probleme haben sich in eine andere "normale" Gesellschaft einzugliedern. Oftmals ist es auch so, dass Kinder das Erziehungsverhalten ihrer Eltern bei ihren Kindern ebenso haben.

Sollte eurer Meinung nach den Eltern, der Sekte Zwölf-Stämme, ihre Kinder weggenommen werden?

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Über die Frage musste ich nicht lange nachdenken. Es ist für mich okay, wenn Menschen unterschiedlich aufwachsen, manche eben religiös und manche eben weniger. Aber bei Sekten hört der Spaß meiner Meinung nach auf und wenn ein Kind so erzogen wird, dass es sich in der heutigen Welt nicht mehr zurecht findet, dann läuft etwas meiner Meinung nach falsch. Es ist sehr wichtig, dass man seine eigene Meinung sagen und vertreten kann, ebenso das diese auch toleriert und akzeptiert wird. Man sollte versuchen, seine Kinder zu einer Selbstständigkeit zu erziehen, das ist in einer Sekte wohl nicht erstrebenswert.

Bis zu einem gewissen Grad ist es doch auch normal, dass Kinder eine Phase der Rebellion haben, aber unter dem Einfluss dieser Sekte können die Kinder diese ja auch nicht ausleben. Außerdem finde ich es auch falsch, wenn man Angst als Erziehungsmethode benutzt. Mit Angst kann man nur eingeschränkt leben und die Kinder müssen sich doch ständig wegen dem Teufel fürchten! Eine Gehirnwäsche lässt sich leider nicht so schnell austreiben, es funktioniert eben nicht, dass man einen "Reset-Knopf" drückt und die ganze Erziehung vergessen ist, die Kinder werden wohl das, was man ihnen jahrelang eingetrichtert und beigebracht hat, wohl kaum so schnell vergessen können.

Das man seine Kinder nicht körperlich verletzen darf, darauf muss man eigentlich nicht näher eingehen. Natürlich kann es passieren, dass einem einmal die Hand ausrutscht, das sollte aber nicht der Normalfall sein und außerdem geht es hier nicht um einen Klaps auf den Popo, sondern die Kinder werden wirklich extrem stark verletzt. Ich finde es gut, dass es keine Schläge mehr in der Erziehung heutzutage gibt. Es gibt Gründe, warum es auch ein Arbeitsschutzgesetz für Kinder oder andere Minderjährige gibt, man kann meiner Meinung nach doch nicht ein dreijähriges Kind zum Arbeiten schickt. Meiner Meinung nach sollte man den Zwölf-Stämmen die Kinder wegnehmen, da sie auch gegen das Gesetz verstoßen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das ist ja bereits passiert, dass denen die Kinder weggenommen wurden, nachdem RTL bei denen versteckte Kameras angebracht hat und man auf den Aufnahmen sehen konnte, wie die Kinder geschlagen wurden. Und es war natürlich richtig so. Nur waren wohl nicht alle Kinder auf dem Hof, als die Polizei gekommen ist und alle abgeholt hat, sodass die übrigen dann woanders hingebracht wurden und dort weiter leiden müssen.

Dass diese Leute mehr oder weniger im Mittelalter leben, finde ich nicht weiter schlimm, das liegt irgendwo in der persönlichen Freiheit und es gibt ja auch noch andere Glaubensgemeinschaften, die das praktizieren. Das einzige Problem dabei wäre wahrscheinlich, dass die Kinder sich später nicht so einfach in der heutigen Welt zurechtfinden würden, da sie ja vieles nicht kennen, aber wenn sie sowieso immer bei der Sekte bleiben würden und damit auch glücklich wären, wäre das auch nicht weiter tragisch.

Dass die Kinder aber von klein auf zu schwerer Arbeit gezwungen und geschlagen werden, geht natürlich nicht. Damit werden eindeutig Grenzen überschritten, die es rechtfertigen, dass man die Kinder ihren Eltern wegnimmt.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Religiöse Erziehung ist oft mit massiven Problemen für die Opfer verbunden. Ich finde es da ein bisschen naiv wenn man eine "Sekte" verurteilt aber es stillschweigend toleriert, wenn Kinder im Namen von einflussreicheren Religionen verstümmelt werden oder wenn sie später nicht in der Lage sind ein normales Sexualleben zu haben, weil ihnen im Namen der Religion eingetrichtert wurde, dass alles, was mit Sex zu tun hat, "sündig" ist.

Aber ganz davon abgesehen müssen die Kinder natürlich aus diesen Familien herausgenommen werden. Das ist doch wohl überhaupt keine Frage. Man toleriert hierzulande zwar viel, wenn es heißt, dass das "religiöse Gründe" hat, aber bei Kindesmisshandlung ist das Maß doch wohl übervoll. Die Täter müssten außerdem vor Gericht gestellt werden, denn auch das ist eigentlich normal, dass man mit Körperverletzung nicht ungestraft davon kommt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Es ist bereits seit zwanzig Jahren bekannt, dass die Kinder in dieser Sekte misshandelt werden und trotzdem ist es jahrelang geduldet worden. Wie lange es nun dauert, bis die Kinder wieder zu ihren Eltern dürfen, da bin ich mal gespannt. Die Behörden handeln zwar, aber wenn der Druck der Sekte massiv wird, geben sie bestimmt klein bei. Nicht nur den Kindern muss geholfen werden, auch die Frauen werden total unterdrückt. In wieweit man da helfen kann, weiß ich nicht. Es ist auch die Frage, ob die Frauen es überhaupt wollen. Vielleicht sind auch ihre Gedanken so irregeleitet, dass sie keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können.

Es wird sehr schwierig sein, die den Eltern weggenommenen Kinder wieder auf den richtigen Weg zu geleiten. Ihr ganzes Denken müssen sie umstellen. Das zu lernen, wird sehr schwer werden.

Wieso ist es eigentlich so einfach, eine neue Sekte zu gründen? Das Leben einer solchen Sekte wie anfangs beschrieben, hat meiner Meinung nach nichts mit Glaubensfreiheit zu tun. Es sollte verboten werden, Mitglieder dafür zu werden. Und wieder einmal ist es eine von Amerika ausgehende Sekte. Ist es dort so einfach für jemanden, eine Sekte zu gründen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cid hat geschrieben:Und wieder einmal ist es eine von Amerika ausgehende Sekte. Ist es dort so einfach für jemanden, eine Sekte zu gründen?

Es ist in den USA wirklich sehr einfach eine Kirche zu gründen. Im Bible Belt hast du teilweise an jeder Ecke eine Kirche, die ihre ganz eigene Version der "Wahrheit" verkündet und sich dafür natürlich von den Mitgliedern bezahlen lässt. Die freie Religionsausübung ist dort halt Teil der Verfassung und auch Teil des Selbstverständnisses der Menschen. Im historischen Kontext gesehen finde ich das durchaus verständlich, aber das macht den Export von radikalem Gedankengut deshalb nicht weniger bedenklich.

Der Begriff "Sekte" wird in Deutschland meiner Meinung nach übrigens völlig falsch gebraucht. Die Christen sind eine Sekte, weil sie sich vom Judentum abgespalten haben und die Protestanten haben sich danach auch noch von den Katholiken getrennt, sind also eine Art doppelter Sekte. Wenn man hier von Sekten spricht dann ist das aber immer abwertend, so als wären die hier vorherrschende Religionen etwas Besseres und nicht einfach nur ältere Sekten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Kann man denn über die hier erwähnte Sekte etwas Gutes sagen? Mir ist auch klar, worauf sie aufbaut. Aber kann man denn über Menschen in dieser Sekte sagen, dass sie ihren Kindern etwas Gutes tun, wenn diese schon vom Kleinkindalter an arbeiten müssen? Oder wenn sie solange gezüchtigt werden, bis sie keinen eigenen Willen mehr haben?

Dass sowohl die katholische Kirche, wie auch die evangelische Kirche Sekten sind, war mir bewusst. Deshalb kann ich auch nicht einsehen, warum der Staat noch für sie die Kirchensteuern kassiert. Gerade die katholische Kirche ist unwahrscheinlich reich, siehe hier. Das sollte der deutsche Staat nicht mehr unterstützen. Andere Sekten bekommen ihr Geld auch nur von den Mitgliedern. Vergleichen kann man diese Sekten nicht mit den zwei großen Kirchen in der BRD. Ich persönlich bin schon lange kein Mitglied mehr.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe ja nicht gesagt, dass man über den Verein irgendwas Gutes sagen kann. Obwohl, wahrscheinlich leben sie recht umweltbewusst, das ist doch schon mal was. Aber ich finde eben, dass man auch über die großen christlichen Kirchen nichts Gutes sagen kann. Kindesmissbrauch ist da auch an der Tagesordnung und wenn die UN die Zustände anprangert wirft ihr die Kirche vor, dass sie sich in deren Morallehre einmischen will. Dass es solche Menschen überhaupt wagen das Wort Moral in diesem Zusammenhang zu benutzen zeigt doch, dass sie genauso in einer Parallelrealität leben wie Menschen, die Kinder im Namen ihres Gottes arbeiten lassen.

Trotzdem werden die einen als "Sekte" bezeichnet, was bei uns nun mal ein negativ besetzter Begriff ist, während sich die anderen "Kirche" schimpfen, was für die meisten Menschen sehr viel positiver klingt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wenn Eltern ihre Kinder misshandeln oder missbrauchen, muss das Jugendamt einschreiten, ganz egal, ob sie in einer Sekte sind oder nicht. Den Staat darf das nicht interessieren, sondern nur das Wohl der Kinder. Schwarze Pädagogik gibt es von je her in religiösen Gruppen.

» Larissa1972 » Beiträge: 18 » Talkpoints: 2,67 »


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