Würdet ihr euch über mehr Realitätsbezug in Filmen freuen?
Im Thread Wenn der Partner plötzlich und heimlich auszieht ist mal ein Beispiel einer Szene aus Filmen angesprochen worden, worum sich dann eine Handlung entwickeln kann, die zumindest einen Teil eines Films ausfüllt und evtl. die Handlung mitprägt. Ich aber halte die Idee an sich schon eher Realitätsfern. Nehme es aber im Film als Krücke hin. Schließlich müssen bestimmte Geschehnisse ja so auch den Film "tragen" und Gründe für alles Folgende liefern.
Ich habe nun aber sehr oft (wirklich sehr oft) in Filmen (insbesondere in deutschen Krimis) das folgende Erlebnis: der Kommissar oder die Kommissarin fahren in einem zivilen Fahrzeug vor, um eine Person zu besuchen bzw. diese zu vernehmen. Oft finden diese Krimis ja in Großstädten statt (Hamburg, Stuttgart, München usw.). Und das dann an Plätzen, bei denen ich definitiv weiß, dass man da nicht parken darf! Aber das wäre nicht so schlimm.
Schlimmer ist, dass ich noch nie eine Szene gesehen habe, in der sich der Fahrer oder die Fahrerin darüber freuen, sofort und in unmittelbarer Nähe des Ziels einen Parkplatz gefunden zu haben. Ein einfacher Satz darüber würde der Szene (Kommissar fährt hin und findet einen Parkplatz) wenigstens ein bisschen mehr Lebensnähe einhauchen. Ich erwarte ja gar nicht, dass hier erst gezeigt wird, wie die Kommissare mit ihrem Zivilfahrzeug eine halbe Stunde im Viertel kreisen, bevor sie einen regelgerechten Stellplatz finden.
Bin ich der einzige, dem so was auffällt? Oder bin ich selbst schlicht von der Parkplatzsuche zu frustriert, dass mir dieser Aspekt so auffällig erscheint?
Das Beispiel mit dem Parkplatz fällt dir bestimmt so sehr auf, weil du immer Probleme damit hast. Aber ich finde, du hast schon Recht. Filme sind oft schlicht unrealistisch. Das mit den Parkplätzen stört mich weniger. Aber ich habe gestern einen Film gesehen, der mich in dem Punkt so geärgert hat, dass ich selber schon einen Beitrag eröffnen wollte.
In diesem Film (In Time - Deine Zeit läuft ab) haben die Menschen nur eine gewisse Zeitspanne zum Leben zur Verfügung. In ihrem Arm ist eine Uhr eingebaut, die stetig abläuft. Arbeiten sie, erhalten sie mehr Zeit, kaufen sie etwas, müssen sie mit Zeit bezahlen. Nun gab es natürlich dramatische Szenen, in denen Menschen Gefahr liefen, dass ihre Uhr bald abläuft. In einer Szene musste eine Mutter eine lange Strecke laufen, weil sie nicht mehr genug Zeit hatte, um den Bus damit zu bezahlen. Sie rennt also einige Kilometer, um zu ihrem Sohn zu gelangen, der ihr etwas von seiner Zeit übertragen kann, damit sie nicht sterben muss. Um einige Sekunden hat es nicht geklappt und sie stirbt in seinen Armen. Doof gelaufen. Aber besonders doof war es, dass sie ihre 10cm-High-Heels nicht ausgezogen hat! Sehr realistisch. Sie ist natürlich trotzdem gelaufen wie eine Gazelle. Das soll mir eine echte Frau mal zeigen.
Das mit den High Heels sehe ich aber wirklich häufig in Filmen. Bei CSI rennen sie auch ständig damit Verdächtigen hinterher. In einer Szene hat man dann auch unfreiwillig gezeigt bekommen, dass die arme Schauspielerin die Szene natürlich nicht auf High Heels drehen musste, sondern flache Schuhe anhatte. Und in der Art gibt es viele Beispiele: Alle TV-Pathologinnen mit Ausnahme von Special Agent Dana Scully von Akte X lassen ihre langen Haare beim Obduzieren von Leichen offen. Totaler Humbug.
Ich finde es nicht gut, dass da soviel Wert auf unwichtige Äußerlichkeiten gelegt wird und dafür die Glaubwürdigkeit geopfert wird. Mich ärgert das dann richtig während dem Gucken und ich kann mich nicht weiter auf den Film einlassen. Während die Frau in den Armen ihres Sohnes starb, hab ich nicht mitgelitten, wie es für mich typisch wäre. Ich dachte mir nur: "Selbst schuld, du blöde Kuh". Ich hätte es auch für die Dramatik gut gefunden, wenn sie die Schuhe ausgezogen hätte. Das zeigt doch noch mal, wie lebenswichtig es ist, dass sie das schafft.
Und die Gespräche sind auch oft sehr gestelzt. Gerade wenn wieder etwas erwähnt wird, was vorher mal passiert ist und jetzt wieder relevant wird. Dann erzählt der Vater seinem Sohn die Geschichte vom Tod seiner Mutter, als wüsste der die nicht schon längst. "Weißt du noch, der Tag an dem deine Mutter starb? Als wir das und das und das gemacht haben?" Dem Jungen würde es reichen, wenn der Vater "der Tag" sagt. Aber für die Zuschauer muss es wiederholt werden. Das verstehe ich ja auch, aber das geht sehr oft definitiv natürlicher und logischer.
Ich denke, man muss einfach immer im Hinterkopf behalten, dass es sich um einen Film handelt. Bei einem Film und auch bei Serien wird jede einzelne Sekunde vorher genaustens in einem Drehbuch festgehalten, bevor sie dann gedreht wird. Da gibt es für so Dinge wie Parkplatzsuche meistens keine Zeit. Ich weiß zum Beispiel von der Serie „One Tree Hill“, dass die Opening Credits ab der fünften Staffel raus genommen wurden, weil es vierzig Sekunden Zeit gekostet hat, die man auch für eine Szene hätte verwenden können. Vierzig Sekunden! Für den Zuschauer ist das nichts, aber für die Handlung des Filmes kann das schon sehr viel sein.
Ich muss aber auch sagen, dass es Serien gibt, die sehr authentisch sind. Ich schaue ja hauptsächlich amerikanische Serien und da gibt es zum einen die typischen Serien, die man auch im deutschen Fernsehen zu sehen bekommt: „The Vampire Diaries“, „Gossip Girl“, „Supernatural“ und ähnliche Serien, die wirklich mehr als genug unrealistisch sind. Am meisten fällt mir das immer bei den Sexszenen auf. Wenn ein Paar in einer solchen Serie miteinander schläft, dann ist es am Morgen danach so, dass die Frau meistens mit der Bettdecke das Badezimmer aufsucht, dass man auch nichts von ihrem Körper sieht. Das ist schon ein bisschen unrealistisch, immerhin muss sie vor dem Mann im Bett ihren Körper sicherlich nicht mehr verstecken.
Aber wie gesagt, es gibt auch andere Serien, zum Beispiel die von HBO. Bei „Homeland“, eine Serie, die übrigens auch im deutschen TV kommt, wird das nämlich ganz anders gehandhabt, da sieht man in den besagten Szenen fast alles und es wird auch nicht ausgeblendet, sobald mehr als das T-Shirt ausgezogen wurde. Bei „Homeland“ habe ich auch immer das Gefühl, dass sie mehr Zeit haben, um ihre Geschichte zu erzählen und das macht einen enormen Unterschied was das Realitätsnahe betrifft.
Diese Beobachtung habe ich auch schon lange mal gemacht und ich kann dir nur Recht geben. Es ist immer wieder beeindruckend, dass der Hauptdarsteller immer direkt vor seinem Ziel einen Parkplatz findet. Oftmals ist sogar die komplette Straßenseite leer. Besonders aufgefallen ist mir das letztens in einen der Beverly Hills Cop Filmen. Der Hauptdarsteller fuhr zur Polizei und hat wirklich genau vor dem Haupteingang parken können. Gerade in solchen Städten ist es doch meistens so, dass ein reger Betrieb herrscht und somit Parkplätze als Mangelware zu bezeichnen sind.
Es gibt aber auch Filme, in denen dies gezielt mal auf die Schippe genommen wird. Leider kann ich mich gerade nicht mehr an die Namen erinnern, weil es wirklich sehr wenige Filme sind. In einem Film fahren die beiden Personen immer wieder um einen Block. Er sucht einen Parkplatz und sein Kollege erzählt ihm etwas. Dieser Teil gefiel mir gut, weil man so etwas normales mit Geschichte gefüllt hat, die am Ende auch nicht hätte fehlen dürfen, weil hier wichtige Details geäußert wurden.
Die Sache mit den Parkplätzen stört mich jetzt nicht so sehr. Man nimmt es mehr oder weniger unbewusst wahr, aber direkt als störend oder gar nervig kann ich das ganze nicht betrachten. Da gibt es andere Sachen, die mich da eher etwas stören oder einfach nur unrealistisch sind. In solchen Szenen könne man aber ruhig mal die eine oder andere Bemerkung einbauen. Das macht das ganze nicht nur realistischer, sondern auch viel Detail verliebter und das zeigt dann doch, dass viel Mühe hinter dem Film oder Serie steckt.
Das mit dem Parkplatz habe ich auch nur als ein Beispiel genommen, bei dem man aber mit wirklich nur einem Satz die Sache "entspannen" könnte. Man stelle sich mal vor, wie Harry Klein zu Derrick sagt: "Was für ein Glück, ein freier Parkplatz." - während sie einparken. Dann würde es schon nicht mehr weh tun, dass die Autos auch generell nicht abgeschlossen wurden (zu einer Zeit, zu der Funkfernbedienungen für Auto-Schließanlagen nicht existierten!).
Ich muss sagen, dass ich mir auf keinen Fall mehr Bezug zur Realität in Filmen wünsche. Immerhin möchte ich mir einen Film anschauen, um den Alltag zu vergessen und um mich zu entspannen. Ich möchte dabei dann nicht ständig an meinen eigenen Alltag erinnert werden. Stattdessen möchte ich meinen Alltag vergessen können und in eine ganz andere Welt eintauchen. Das geht jedoch am besten, wenn die Filme oder Serien sehr wenig Bezug zur Realität haben und von daher mag ich das immer ganz gerne. Schließlich vergesse ich dann auch immer meinen ganzen Stress, wenn ich diese Filme schaue und ich muss dann auch nicht an die Realität denken. Das finde ich sehr gut und aus diesem Grund schaue ich ganz besonders gerne solche Serien und Filme, die gar keinen Bezug zur Realität haben.
Besonders dann, wenn ich viel Stress mit der Uni habe und kaum dazu komme, mich zu entspannen, schaue ich mir sehr gerne am Abend einen Film oder eine Serie an. Ich kann mich dabei dann wunderbar entspannen und für mich ist das auch eine optimale Möglichkeit, den Alltag und meine Sorgen hinter mir zu lassen. Immerhin möchte ich während dem Schauen eines Filmes nicht die ganze Zeit daran erinnert werden, wie viel ich noch zu tun habe und ich habe auch keine Lust, mir meine eigenen Sorgen auf dem Bildschirm anschauen zu müssen. Aus diesem Grund mag ich es gerne, wenn Filme unrealistisch sind.
Ehrlich gesagt fände ich es auch ziemlich langweilig, wenn Serien und Filme enorm viel Bezug zur Realität hätten. Immerhin bietet die reine Realität gar nicht so viel Spielraum für spannende Geschichten und von daher wäre so etwas auch langweilig. Von daher finde ich es auch viel besser, wenn ich mir Filme aus dem Bereich Fantasy anschaue, da ich solche Geschichten noch nicht aus der Realität kenne. Aus diesem Grund finde ich solche Filme dann auch sehr spannend und ich finde es toll, mir eine Geschichte anschauen zu können, die ich selbst noch nicht erlebt habe.
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