Wenn bei Menschen die Schicksalsschläge kein Ende nehmen

Ich bin katholisch aufgewachsen und meine Eltern haben mir immer gesagt, dass es einen Gott gibt. Mit dem Erwachsenwerden habe ich immer mehr daran gezweifelt. Denn ich habe oft Menschen gesehen, bei denen die Schicksalsschläge kein Ende nehmen und wenn es doch einen Gott gibt, dann dürfte er das doch nicht zulassen.

Erst jüngst habe ich von einer Familie gehört, bei denen die Schicksalsschläge einfach kein Ende finden. Bei der Familie hat meine Mutter mal im Haushalt geholfen, weil die Familie ein behindertes Kind haben. Der Junge ist behindert zur Welt gekommen. Die Familie baute das Haus behindertengerecht um und haben dafür auch hart gearbeitet. Neben der Pflege des Jungen blieb nicht viel Zeit für die eigenen Belange. Nun ist der Junge schon erwachsen, wenn man bei dem Grad der Behinderung jemals als Erwachsen gelten kann. Denn der Junge ist schwerstbehindert.

Vor 4 Jahren bekam dann die Frau die Diagnose Krebs und zwei Jahre später auch der Mann, der seine Selbstständigkeit aufgeben musste und erst einmal lange nicht arbeiten konnte. Der behinderte junge Mann wird immer noch zu hause, mittlerweile auch von der 2 Jahre jüngeren Schwester gepflegt. Die Schulden wachsen der Familie über den Kopf, weil die Behinderung auch viel Geld kostet und die private Krankenversicherung auch nicht mehr bezahlt werden kann usw.

Das ist jetzt einfach nur ein Beispiel für eine einzige Familie, wo die Schicksalsschläge einfach nicht abreißen wollen. Kennt ihr auch solche Geschichten, wo ihr denkt, dass das Schicksal es einfach nicht gut meint und dass es doch auch mal aufhören könnte und es ungerecht ist, wie das Schicksal verteilt wird? Gehört ihr selber zu den Menschen, die vom Schicksal gebeutelt wurden oder sind? Wie geht man mit so vielen Schicksalsschlägen um? Vor allem, wenn es Schicksalsschläge sind, die man selber durch andere Lebensweisen gar nicht hätte ändern können.

Oh ja, so eine Geschichte kenne ich auch. Eine junge Frau, die mit knapp 20 Jahren schwanger wurde. Während der Schwangerschaft wurde ein Gehirntumor festgestellt. Er wuchs nicht, aber wenn er es täte, würde sie sofort tot umfallen. Er war inoperabel. Sie hat ein paar Jahre später noch ein Kind bekommen. Ein paar Jahre später wurde dann Brustkrebs festgestellt. Dieser Krebs war vollkommen unabhängig vom Gehirntumor. Die Ärzte fanden ihren Fall daher auch sehr interessant, weil es recht selten ist.

Mir hat es immer sehr leid getan, dass sie gleich zwei Mal diese harte Diagnose bekam. Mittlerweile ist sie auch viel zu jung am Brustkrebs verstorben. Ich hingegen habe keinerlei solche Probleme. Dabei wäre es bei mir weniger schlimm gewesen, weil ich wenigstens keine kleinen Kinder habe. Ich hätte ihr diese Last gerne abgenommen.

Ich verstehe auch nicht, wie man angesichts solcher Dinge noch an Gott glauben kann. Ich kann mir nicht vorstellen, welchen guten Grund es gab, dieser Frau und ihrer Familie so etwas anzutun. Auch die Kinder, die z.B. in Afrika in tiefster Armut leben und verhungern, haben nichts getan, um das zu verdienen. Und es gibt dafür einfach keinen guten Grund.

Also wenn es einen Gott gibt, ist er ganz sicher nicht allmächtig oder einfach ein riesengroßes Arschloch oder total desinteressiert an seiner Schöpfung Mensch. Mich würde daher auch der Gedanke, dass es einen Gott gibt, nicht beruhigen oder besänftigen. Mich würde der Glaube einfach nur stinkwütend machen.

Wie man mit solchen Schicksalsschlägen umgeht, vermag ich nicht so sagen. Meine Freundin hat an ihrem Leben eigentlich nicht viel geändert. Man hört ja immer wieder, dass Menschen nach so einer Diagnose das Leben ganz anders zu schätzen lernen. Aber bei ihr ist das leider nicht eingetroffen. Vielen hilft ja dann der Glaube an Gott, aber wie gesagt, ich verstehe das überhaupt nicht.