Die Simpsons: Laut Forscher sehr homosexuellenfreundlich
Es gibt schon ungewöhnliche Dinge, mit denen sich einige Wissenschaftler so befassen. So gibt es beispielsweise den Historiker Erwin In het Panhuis. Er lebt in Köln und hat sich vor einigen Jahren beispielsweise schon mit der Darstellung von Homosexualität in der Jugendzeitschrift BRAVO beschäftigt. Nun hat er ein Buch über die Darstellung von homosexuellen Personen und Homosexualität in der bekannten US-amerikanischen Serie Die Simpsons geschrieben.
Das Fazit dieses Buches soll wohl sein, dass Homosexualität in der Serie sehr positiv dargestellt würde, und dass insbesondere die Figur des Homer Simpson sehr dazu beitragen würde, dass Zuschauer der Serie ein positives Bild von homosexuellen Menschen bekämen. Die genaue Argumentation dafür kenne ich leider nicht, da ich das Buch nicht vorliegen habe, und meine Informationen bloß diversen Rezensionen zu diesem Buch entnehme. Aber vielleicht hat sich ja jemand von Euch schon einmal genauer damit befasst und kann den Thread hier ja um Details ergänzen?
So auf den ersten Blick erscheint mir die These, dass insbesondere Homer Simpson für ein positives Homosexuellenbild einträte, nämlich nicht so ganz plausibel. Ich habe lange keine Folge von den Simpsons mehr gesehen, aber was ich im Kopf habe, wirkte nicht durchweg besonders homosexuellenfreundlich. Viele Angaben basierten auf typischen Klischees. Ebenso hat doch eigentlich gerade Homer Simpson in früheren Folgen immer wieder gemeint, Homosexualität sei krank und eklig. Ich kann mich da insbesondere an die Folge erinnern, in der sich eine seiner Schwägerinnen als lesbisch outet und eine Frau heiraten möchte.
Von den neueren Folgen der letzten paar Jahre habe ich kaum mehr etwas gesehen. Aber die paar, die ich mitbekommen habe, fielen mir eigentlich auch eher dadurch auf, dass häufiger mal komische klischeehafte Anspielungen auf Homosexuelle gemacht worden sind. Irgendwie mussten homosexuelle Klischees immer und immer wieder als Witz herhalten. Teilweise fast in jeder Folge, wie mir erzählt wurde, und da erkenne ich irgendwie auch gar keinen wirklichen "sinnvollen" Hintergrund mehr.
Sicherlich kann eine solche Serie über alle möglichen Menschen Witze machen, auch über Homosexuelle, wie eben auch über Heterosexuelle oder welche Form von sexueller Identität auch immer, aber wenn nahezu in jeder Folge irgendwelche Anspielungen Marke "Heißes von hinten" kommen, oder fast jede Folge Wortspiele mit dem Wort "Homo" beinhaltet, dann frage ich mich einfach nur, was das jetzt eigentlich soll? Besonders geistreich wirkt es auf mich jedenfalls nicht, mit solchen zur Handlung gar nicht passenden Schlagwörtern spontane Lacher verursachen zu wollen.
Und nur, weil man das Thema humoristisch immer wieder anschneidet, dürfte das doch keinen Zuschauer, der vorher Homosexualität gegenüber negativ eingestellt war, plötzlich toleranter machen, oder? Was meint Ihr? Können die Simpsons mit ihren aktuellen Handlungen und Witzen tatsächlich dafür sorgen, dass Homosexualität von mehr Menschen als völlig akzeptable und gleichwertige Form der Sexualität akzeptiert wird?
Die Sache ist die, dass Homer Simpson sehr typisch dargestellt wird. Also nicht als Homosexuellenhasser, sondern dieses typische "Kenn ich nicht. Ist irgendwie komisch". Er ist eben in einer anderen Zeit groß geworden, als es nicht in Ordnung war, als Mann einen Mann zu lieben. Damit entspricht er ziemlich dem Klischee. Die meisten Menschen sagen ja, dass es ihnen egal ist, was Schwule in ihren eigenen vier Wänden machen, solange sie davon in der Öffentlichkeit nichts davon mitbekommen.
In den Folgen, die Homosexualität thematisieren, lässt Homer Simpson also diese üblichen Sprüche ab, die auch tatsächlich oft von echten Menschen geäußert werden. Es ist krank, es ist eklig. Aber im Laufe der Folge lernt Homer eben dazu und am Ende hat er kein Problem mehr damit.
So gibt es eine Folge, in der Homer einen Mann kennenlernt und sich mit ihm anfreundet. Der Mann ist absolut und ganz eindeutig schwul, aber Homer merkt es nicht. Als er es dann erfährt, bricht er den Kontakt ab und er bekommt Angst, dass sein Sohn Bart schwul werden könnte, weil dieser den Mann mochte und ihn nachahmt. Also versucht er mit Bart sehr männliche Sachen zu unternehmen. Er nimmt ihn z.B. mit seinen Kumpels mit auf die Jagd. Wobei Bart schon meint, dass es auf ihn irgendwie schwul wirke, wenn vier Männer zusammen zelten gehen.
Am Ende geraten sie in Gefahr und werden von dem Schwulen gerettet. Homer erkennt, dass dieser trotz seiner Homosexualität eben ein ganzer Mann ist und auch anpacken kann. Er akzeptiert ihn als Freund und beachtet dessen Sexualität nicht weiter.
In der Folge, in der sich seine Schwägerin outet, ist er übrigens gar nicht überrascht. Da ist es eher Marge, die Probleme damit hat. Homer verdient sich sein Geld damit, dass er homosexuelle Paare verheiratet, weil die Kirche des Ortes sich weigert. Ihm ist es ganz egal und auch Marge sieht ein, dass es egal ist, wen ihre Schwester liebt. Hauptsache sie liebt, wird geliebt und ist glücklich.
Also zunächst sind die Protagonisten genauso schwulenfeindliche wie viele in der Bevölkerung. Aber durch die Pointe wird eben gezeigt, dass nichts dabei ist, schwul oder lesbisch zu sein und dass auch jemand, der vorher Angst oder Bedenken deswegen hatte, damit leben und klar kommen kann.
Und somit finde ich auch, dass die Serie da positive Arbeit leistet. Es gibt eben unterschiedliche Herangehensweisen. Man könnte auch einfach einen schwulen Charakter einführen und nichts weiter dazu sagen. Alle Charaktere könnten tolerant und nett sein. Aber das wäre doch nicht realistisch.
Und meiner Meinung nach ist es in jeder Serie so, dass nach dem Outing eines Protagonisten erst mal die üblichen kleinen Probleme auftreten, seine engsten Freunde ihm aber beistehen und dann letztlich alles in Ordnung kommt. Bei den Simpsons läuft das durch die Ausgangslage der Serie - der schwarze Humor - eben etwas derber und mit mehr Klischees ab. Aber letztlich kommt auch da immer alles in Ordnung.
Und die Charaktere, die ganz nebenbei schwul sind, gibt es bei den Simpsons ebenso. Der Assistent vom Atomkraftwerkbesitzer Burns, Smithers, ist stockschwul. Es wird immer mal wieder angedeutet, aber im Grunde keine große Sache daraus gemacht. Und dass Homer Simpson immer mal wieder homosexuellenfeindliche Sprüche macht, liegt ja auch daran, dass die Serie einfach nicht chronologisch ist. Was er in der einen Folge lernt, hat er in der anderen wieder vergessen. Wenn einer stirbt, ist er in der nächsten Folge oft wieder lebendig.
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