Pläne über die Nachnutzung stillgelegter Bahnhöfe

vom 15.02.2014, 23:35 Uhr

Eine Pariser Politikerin hat vor Kurzem die Idee geäußert, dass man in Paris befindliche, stillgelegte Metro-Bahnhöfe sinnvoll nutzen sollte, statt sie einfach als Ruinen verfallen zu lassen. So könne man sie ja beispielsweise als Restaurants, Bars oder sogar als Schwimmbäder benutzen.

Ihre Äußerungen diesbezüglich schienen von den Medien weltweit so interessant gefunden worden zu sein, dass sie in diversen Nachrichtenmeldungen erschienen. So habe ich darüber in mehreren deutschen Zeitungen gelesen, eine Freundin in der Schweiz hat es ebenfalls mitbekommen, und sogar meine Mutter, die in Asien lebt, hat in der Zeitung ihrer Stadt davon gelesen. Dabei finde ich diese Idee der Nachnutzung alter Gebäude nun nicht wirklich originell. Neu ist sie im Grunde absolut nicht. Aber das wäre nun ein anderes Thema.

Jedenfalls ist auf diese Thematik dann auch ein regionaler Journalist in Berlin aufgesprungen. Und wohl nicht nur er, sondern in allen möglichen Gegenden scheint man nun plötzlich zu überlegen, aus alten Bahnhöfen Restaurants oder irgendwelche hippen In-Locations zu machen. Aber zurück zum Berliner Journalisten: Er verkündete vollmundig, dass man den Berliner Bahnhof Französische Straße, der sich nahe eines anderen Bahnhofs, des Bahnhofs Friedrichstraße nämlich, befindet, der vergrößert werden soll, ja sowieso bald schließen müsste, da der Verkehr dann eben verstärkt über den vergrößerten Nachbarbahnhof laufen wird. Soweit ist das ja plausibel. Allerdings meinte der Journalist dann, man solle sich die Vorschläge aus Paris zum Vorbild nehmen und beispielsweise auch ein Schwimmbad aus dem alten Bahnhof Französische Straße machen.

Mal abgesehen davon, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass man auf dem schmalen Bahnsteig ein Schwimmbecken errichten könnte, empfinde ich es eher als faszinierend, dass völlig außer Acht gelassen wird, dass der Bahnhof nach der Schließung zwar kein Haltepunkt mehr sein wird, aber dass die Bahnen weiter dort durchfahren werden. Die Gleise werden ja nicht verlegt. Also an sich bleiben sie in Nutzung, nur wird dort nicht mehr gehalten und es wird daher beispielsweise keine Beleuchtung und keine laufenden Rolltreppen mehr auf dem Bahnhof geben. Aber vorhanden bleibt im Grunde alles und die Züge rasen weiter mit ihrer hohen Geschwindigkeit dort durch.

Ich habe mich gefragt, ob das eigentlich auch bei den anderen Bahnhöfen der Fall ist, aus denen man jetzt plötzlich kreativerweise irgendwelche Bars oder Bäder machen will. Selbst, wenn sich das irgendwie technisch machen ließe, man beispielsweise aus Sicherheitsgründen zu den Gleisen hin Wände oder Gitter aufbauen würde, würde sich wirklich gerne jemand dort aufhalten, wenn links und rechts mit 5-Minuten-Takt Züge durchrasen? Würdet Ihr Euch gerne an so einem Ort hinsetzen und einen Cocktail oder ein Bier trinken, oder dort schwimmen gehen? Was haltet Ihr von diesen Nachnutzungsplänen? Auf mich wirken sie ja teilweise sehr schlecht durchdacht. Was meint Ihr, was man noch am Ehesten mit einem alten nicht mehr genutzten Bahnhof machen könnte, durch den Züge nur noch ohne Halt durchfahren?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das hängt davon ab, wie der Bahnhof gebaut wurde. Es gibt da ja unterschiedliche Varianten. Bei Bahnhöfen, wo das Bahnhofsgebäude neben den Gleisanlagen liegt, ist die Deutsche Bahn seit Jahren fleißig am verkaufen. Erst im letzten Jahr hat zum Beispiel ein Schausteller den unteren Bahnhof bei uns in Plauen gekauft, da dieser bald nicht mehr gebraucht wird. Die Gleisanlagen sind aber daneben und können weiterhin genutzt werden.

Nun sind die S- und U-Bahnhöfe in Berlin in den meisten Fällen anders gebaut, so dass die Gleise mitten drin sind. Zumindest ist das bei den Bahnhöfen so, die mir grad so spontan dort einfallen. Man könnte sicherlich die Gebäude anders nutzen, wobei sicherlich nicht unbedingt ein Schwimmbad sinnvoll ist. Allerdings vermute ich auch, dass die so entstehenden gastronomischen Einrichtungen nicht alle sinnvoll wären, weil es dann ein Überangebot gibt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Die Gebäude über den Gleisanlagen könnte man vereinzelt sicher nutzen. Meistens sind sie aber bei der Berliner U-Bahn nicht so groß. Bei den Planungen im Bezug auf den Bahnhof Französische Straße ging es aber tatsächlich hauptsächlich um den Bereich zwischen den Gleisen. Die U-Bahnhöfe hier sind ja tatsächlich, bis auf extrem wenige Ausnahmen, so aufgebaut, dass es in der Mitte einen Bahnsteig gibt, und links und rechts davon jeweils ein Gleis verläuft.

Bei dem genannten Bahnhof sieht es aktuell übrigens so aus. Die Person, die sich dort ein Schwimmbad vorstellen könnte, hat ihren Vorschlag sogar per Fotomontage visualisiert. Wobei das Bild an sich schon nicht stimmig ist, weil man ja schlecht die tragenden Pfeiler auf der Mitte des Bahnsteigs entfernen kann. Also an sich ist der Vorschlag total gaga. Bei Beibehaltung aller tragenden Elemente würde ein Schwimmbecken dort gar nicht wirklich hinpassen, vom Platz her. Und wirklich Badestimmung würde bei mir nun auch nicht entstehen, wenn links und rechts die Züge durchrauschen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wie gesagt, bei manchen Anlagen ist eine Umnutzung sicherlich möglich und vorteilhaft. Aber eben nicht immer. Wenn ich die Bahnhöfe in meiner alten Heimat ansehe, die teilweise sehr weit vom eigentlichen Ortskern entfernt sind, dann lohnt sich dort kaum eine gastronomische Einrichtung. Von der Größe her sind sie auch kaum für ein Schwimmbad geeignet. Da wäre nur eine recht begrenzte gewerbliche Nutzung möglich.

Was ich bei der Geschichte eher vermute, dass ein Journalist mit diesen Ausführungen auf den großen Durchbruch in der Branche spekuliert. Die Idee aus Frankreich aufzugreifen ist ja durchaus in Ordnung. Aber dann gleich ein Objekt schon verplanen und auch Bilder dazu zu liefern, wie es aussehen könnte ohne Statik oder dergleichen zu beachten, sehe ich einfach nur den Karriereplan des Journalisten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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