Kann man waghalsige Straßenüberquerungen rechtfertigen

Heute kam die Rettung mit Blaulicht heran. Sie war schon ziemlich nah am Zebrastreifen, als eine Gehbehinderte mit Stock mit ihrer Tochter noch schnell über die Straße wollten und auf den Zebrastreifen stiegen. Die Gehbehinderte spürte dann noch den Luftzug des Rettungswagens und sie fuchtelte diesem Rettungswagen mit ihrem Gehstock böse nach und fluchte. Ich hatte für das Verhalten der beiden Damen keinerlei Verständnis!

Gehört Ihr auch zu den Typen, die knapp vor einem sich nähernden Rettungswagen noch schnell über die Straße wollen oder ist Euch dies zu gefährlich? Gibt es Situationen, die eine solche waghalsige Straßenüberquerung rechtfertigen oder ist dies eher eine Allgemeingefährdung?

Du fragst natürlich so, dass man eigentlich nur „Nein“ sagen dürfte, also dass man so etwas nicht rechtfertigen könne. Aber wenn man am Straßenrand wartet und ein Auto nach dem anderen kommt, man schon minutenlang auf eine Lücke wartet, dann kann ich es verstehen, dass irgendwann der Geduldsfaden reißt und man schnell über die Straße rennt – so schnell es eben geht – wenn mal eine etwas größere Lücke da ist.

Das ist wieder eine dieser abenteuerlichen Geschichten von dir, die wirklich nicht allzu häufig vorkommen dürften. Dass Menschen die Straße neben der Ampel überqueren und dabei zwischen den Autos herumhüpfen, ist nichts Neues. Das kommt sicher häufiger vor. Dass jemand aber über einen Zebrastreifen geht und dort noch schnell vor einem Rettungsfahrzeug in Aktion die Straße überquert, kommt sicher nicht ständig vor. Normale Autos und auch Rettungsfahrzeuge, die sich gerade nicht im Notfalleinsatz befinden, müssen ohnehin am Zebrastreifen anhalten. Dieser Fall betrifft also nur die wenigen Momente, in denen ein Rettungsfahrzeug oder auch ein Polizeiwagen mit Blaulicht auf einen Zebrastreifen zugerast kommt.

Es gibt sicher Leute, die in einer solchen Situation noch schnell versuchen, über die Straße zu kommen. Normalerweise sollte man meinen, dass diese dann auch die Konsequenzen verdienen, wenn es mal zu einem Unfall kommt. Ärgerlich ist nur, dass der Einsatz des Kranken- oder Notarztwagens oder des Polizeiautos verzögert wird. Das würde mich an solchen Situationen am meisten stören und daher finde ich es auch unverschämt, wenn Leute Unfälle in solchen Situationen regelrecht provozieren.

Ich bin mir, wenn ich als Fußgänger im Straßenverkehr unterwegs bin, stets darüber im Klaren, dass ich der schwächste Verkehrsteilnehmer bin. Also verhalte ich mich so. Ich gehe durchaus auch mal neben der Ampel oder an anderen nicht dafür vorgesehenen Stellen über die Straße. Aber ich mache das nicht, wenn dort reger Verkehr herrscht und sicher auch nicht, wenn gerade ein Rettungswagen oder ähnliches heranrauscht. Schon im eigenen Interesse sollte man solche Aktionen unterlassen, auch als gesunder Mensch. Wenn man gehbehindert ist, sieht das Ganze natürlich noch weitaus kritischer aus. Leider denken viele Leute, auch solche, die nicht gut zu Fuß sind, dass die Autos schon für sie bremsen werden, bis es dann mal verdientermaßen schief geht.

Die abenteuerlichen Berichte kommen unmittelbar aus dem frischen Alltag. Eine türkische Familie musste sich einfach noch über den Zebrastreifen tummeln, wobei die Tochter mit ihrem Kind redete und die Mutter am Stock ging und sich nachher noch beschwerte, dass die Rettung so schnell daherkam. Solche Aktionen machen aber viele Leute bei Bussen und auch bei Straßenbahnen, wobei manche glauben, dass der ÖPNV wegen ihnen nochmals stehenbleibt und die Tür öffnet. Einmal ist dies auch schon tödlich geendet, bei einer Straßenbahn, die nicht mehr ganz bremsen konnte, wobei ich auch noch eine Zeugenaussage machen musste.