Reine Freundschaft zwischen Mann und Frau denkbar?
ich glaube auch, dass eine Mann-Frau-Freundschaft funktionieren kann. Vielleicht nicht mit jedem Mann, jeder Frau, aber es wird durchaus oft der Fall sein, dass eine solche Freundschaft gut klappt.
Ich selbst habe auch einen guten Freund, mit dem ich allerdings auch kurzzeitig, nämlich 4 Monate, zusammen war. Wir kennen uns jetzt seit etwa eineinhalb Jahren. Bevor wir zusammen waren, war da immer diese gewisse Spannung. Ich wusste nicht, was er von mir hält, wie wir zueinander stehen. Es entwickelten sich beiderseits Verliebtheitsgefühle und so sind wir dann nach knapp einem Jahr zusammen gekommen. Er war 10 Jahre Single, ist auch um einiges älter als ich (16 Jahre) und gleichzeitig mein erster richtiger fester Freund. Wir wollten es quasi miteinander probieren, es war wohl abzusehen, dass wir früher oder später mal eine Beziehung versuchen. Wir haben den gemeinsamen Freundeskreis, sind immer zusammen unterwegs gewesen und haben uns eigentlich, trotz großen Altersunterschied, von vornherein gut verstanden und oft die gleichen Ansichten.
In der Zeit des Zusammenseins, haben wir uns noch besser kennengelernt, natürlich auch körperlich. Man wird lockerer, weiß jetzt, wie der andere zu einem steht und dass man ihm quasi wirklich am Herzen liegt. Leider hat es trotzdem nicht lange gehalten und wir sind wieder auseinander. Mein Freund machte Schluss, weil er lieber Single ist und keine Verpflichtungen haben möchte. Er steht viel zu viel unter Druck und "leidet" sozusagen in einer Beziehung, weil er einfach das Gefühl hat, eingeengt zu sein, auch wenn ich ihn nicht unter Druck gesetzt habe.
Bei diesem Gespräch des "Schlussmachens" habe ich das nicht verstanden und war total verletzt, traurig und auch wütend, weil ich dachte, jetzt ist Beziehung und Freundschaft aus und es wird nur mehr ein oberflächlich, angespanntes Verhältnis geben. Was sich allerdings gar nicht bestätigt hat.
Wir sind nach wie vor sehr gute Freunde, ich kann auf ihn zählen, wenn ich ihn brauche. Wir verbringen oft Abende lang mit quatschen, reden über Gott und die Welt, spielen Karten oder sitzen einfach nur beisammen. Ohne Zwang, ohne Verpflichtungen, einfach weil uns gerade danach ist. Klar, sehne ich mich auch noch häufig nach seiner Nähe bzw. denke an schöne Stunden zurück und wünsche mir oft, von ihm in den Arm genommen zu werden, wie in unserer Verliebtheitsphase.
Andererseits kennen wir uns jetzt so gut und sind uns so vertraut, dass ich weiß, wie er tickt und was er denkt. Ich weiß, wie gern er mich hat und er weiß, wie gern ich ihn habe und es ist durch unsere versuchte Beziehung eine gewisse Blockade oder Anspannung weg, die vorher da war. Ich kann in seiner Nähe ich selbst sein, kann auch mal im Pyjama die Tür auf machen oder mal peinlich sein.
Vor unserer Beziehung war mir das immer unangenehm, weil man möchte ja einen guten Eindruck hinterlassen und sich von der besten Seite zeigen. Jetzt sind wir einfach Freunde und haben Spaß. Auch, wenn es nur mehr alle zwei oder drei Wochen vorkommt, dass wir stundenlang quatschen oder Karten spielen. Ich möchte ihn in meinem Leben einfach nicht mehr missen.
Wir sind jetzt fast zweieinhalb Monate getrennt und ich habe auch erst vor zwei oder drei Wochen nochmal mit ihm über uns gesprochen. Dass ich durchaus noch nicht komplett darüber hinweg bin und in gewissen Stunden noch Sehnsucht habe, aber ich eine Freundschaft mit ihm einfach nicht missen möchte. Mir war das regelrecht peinlich, mit ihm über ihn zu sprechen. Ich sagte ihm dann auch, dass es mir lieber wäre, ich würde mit ihm über einen anderen Mann reden, das wäre nicht so erniedrigend. Er hat dann allerdings gleich gekontert und gemeint, wenn ich reden möchte, ist er für mich da und es braucht mir nicht peinlich sein. Ihm tut es bis heute Leid, er hätte es sich erhofft, dass es mit uns klappt, aber dem war nicht so, aber ich bin ihm einfach zu wichtig geworden, als dass er den Kontakt komplett einstellt.
Was ich damit sagen möchte, ist einfach, dass es in unserem Falle gut war, dass wir es probiert haben. Denn diese Spannung ist im Großen und Ganzen jetzt weg, dieses komische Unbehagen. Wir verstehe uns gut, wir können miteinander lachen und Spaß haben und das wäre nicht so, hätten wir es nicht miteinander probiert. Es hat somit zwar etwas Sexuelles mitgespielt, es war vorher einfach keine Freundschaft, aber jetzt wird es von Woche zu Woche besser und angenehmer und einfach nur mehr locker und vertraut.
Ich muss gestehen, dass ich der Meinung bin, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau einfach nicht funktionieren kann. Ich denke, dass zwangsläufig immer Gefühle im Spiel sein werden, da man die andere Person einfach nicht neutral sehen kann. Auch wenn man die andere Person nicht attraktiv findet, so wird man immer daran denken, dass es möglich wäre, etwas mit ihr anzufangen und ich denke, dass es auch immer ein anderes Gefühl sein wird, als wenn man mit jemandem befreundet ist, der das andere Geschlecht hat.
Immerhin macht man sich als Frau ja überhaupt keine Gedanken darüber, wenn man eine Freundin umarmt, wobei es wieder etwas ganz anderes ist, wenn man einen Mann umarmt. Ich denke, dass man solche Umarmungen nie komplett neutral sehen kann. Auch wenn man nichts mit dem anderen anfangen möchte, so wird man immer an die Möglichkeiten denken, die sich ergeben könnten und von daher wird man so eine Freundschaft auch nie neutral führen können.
Meiner Meinung nach, sind Männer und Frauen auch einfach viel zu verschieden, um eine richtige Freundschaft führen zu können. Männer haben meistens ja ganz andere Interessen und auch ganz andere Sichtweisen, weshalb es schwierig sein sollte, ein gemeinsames Thema zu finden. Außerdem ist es ja auch so, dass man immer aufpassen muss, dass man dem anderen nicht zu nahe kommt, da das missverstanden werden könnte und man muss auch darauf achten, nicht zu viel Körperkontakt zu haben. Dazu kommt, dass die jeweiligen Partner so eine Freundschaft sicherlich auch nicht so toll fänden und ich denke, dass die meisten wohl auch sehr eifersüchtig wären und nicht einverstanden damit wären.
Ich selbst kenne eigentlich auch niemanden, der eine tiefe Freundschaft zum anderen Geschlecht hat. Dabei hatte ich auch noch nie einen männlichen Freund. Zwar war ich immer sehr an so einer Freundschaft zum anderen Geschlecht interessiert, wobei ich dann auch schnell gemerkt habe, dass die Männer doch an mehr als nur an Freundschaft interessiert waren. Von daher hat das auch niemals geklappt und deshalb bin ich dann auch irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass so etwas auch ganz einfach nicht möglich ist.
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