Zu sensibel bezüglich Political Correctness werden?
Mir fällt in letzter Zeit auf, dass ich vermehrt über sprachliche Formulierungen nachdenke, über die ich mir früher keine Gedanken gemacht habe. Neulich erklärte ich einem Nachhilfeschüler, dass man nicht durch Null teilen darf. Als Eselsbrücke nahm ich wie üblich den Engel über dem Bruchstrich und den Teufel unter dem Bruchstrich - die Null unter dem Bruchstrich ist also böse.
In dem Moment, wo ich es erklärt hatte, wurde mir bewusst, dass mein Nachhilfeschüler wahrscheinlich kein Christ, sondern ein Moslem ist. Zu Hause schaute ich gleich nach und war erleichtert, dass es im Islam auch Engel und Teufel gibt.
Wenn ich erkläre, wie man eine gemischte Zahl in einen Bruch umwandelt, pflege ich das Kreuz als Symbol zu nehmen, das oben schwebt. Man weiß also dann, dass man den Nenner multiplizieren und den Zähler addieren muss. Ich überlege mir zur Zeit, welches andere Symbol ich für das Pluszeichen nehmen kann.
Kann man eigentlich auch zu sensibel in Bezug auf Political Correctness werden? Fällt euch auch auf, dass ihr vermehrt über die Formulierungen nachdenkt, die ihr verwendet, und überlegt, ob sie auch für andere Kulturen angebracht sind?
Für mich haben die genannten Beispiele wenig mit "political correctness" zu tun. Es geht ja nicht darum, bestimmte Formulierungen zu vermeiden, um niemanden zu kränken, sondern darum, ob bestimmte Ideen nur in der eigenen Kultur verbreitet sind oder auch in anderen Kulturen zum Allgemeinwissen gehören. Überspitzt formuliert: Du hast die Null unter dem Bruchstrich ja nicht als "Neger" bezeichnet oder ähnliche Begriffe verwendet, die nun wirklich nicht mehr zeitgemäß sind. Außerdem ist ja nicht jeder Nicht-Christ automatisch gleich gläubiger Moslem und Vorstellungen von Engeln und Teufeln haben sich schon lange in die allgemeine Kultur verbreitet und sind bei Weitem nicht nur christlich-religiösen Kirchgängern ein Begriff.
Solange ich nicht gerade mit Leuten zu tun habe, die erst sehr kurze Zeit in Deutschland sind und von wirklich weit her kommen (also von weit außerhalb Europas), würde ich weiter Vergleiche und Metaphern aus meiner Kultur heranziehen und davon ausgehen, dass mein Gegenüber schon nachfragt, was es bedeutet, wenn ich "Jesusmariaundjosef!" vor mich hin murmle. Wenn man zu viele Filter vorschaltet, bevor man sich mit Leuten unterhält, wird die Konversation meiner Erfahrung nach sehr schnell sehr steif und gekünstelt. Generell finde ich es aber recht interessant und aufschlussreich, sich mehr über andere Kulturen zu informieren und nicht immer automatisch davon auszugehen, dass alle Leute mehr oder weniger "deutsch" oder abendländisch denken.
Für mich hat das erwähnte Beispiel auch nicht allzu viel mit der Frage zu tun, ob diese Beispiele politisch korrekt waren. Für mich hätte sich da eher die Frage gestellt, ob diese Beispiele sinnvoll sind oder nicht, denn Eselsbrücken bringen nicht viel, wenn derjenige, der es sich merken soll, nichts mit den Hilfen anfangen kann, weil sie in seiner Kultur nicht verankert sind. Selbst wenn Du ihm Schweinefleisch zu essen angeboten hättest, wäre das für mich höchstens eine Frage nach dem Taktgefühl gewesen und nicht nach der politischen Korrektheit.
Aber ich denke, dass man wirklich zu sensibel in Bezug auf die politische Korrektheit werden kann. Man kann es auch übertreiben und ich denke, zurzeit sind wir in einer Phase, wo wir es übertreiben. Wenn ich es richtig im Kopf habe, sollen beispielsweise derzeit die Begriffe Zigeunersoße und Zigeunerschnitzel abgeschafft werden, weil der Begriff Zigeuner negativ besetzt und nicht mehr zeitgemäß sei.
Allerdings sind die Politiker auf diese Idee gekommen. Fragt man einen Sinti oder Roma, also einen, den es eigentlich direkt betrifft und der sich dadurch diffamiert fühlen müsste, dann ist er fast stolz auf diese beiden Begriffe, denn sie sind fest im deutschen Sprachgebrauch verankert und bedeuten etwas sehr Positives. Die Sinti und Roma wollen diese Begriffe also weiter behalten. Aber wegen der politischen Korrektheit werden sie wohl doch abgeschafft werden. Wer weiß, was für Stilblüten dann für diese bekannten Produkte gefunden werden. Das Produkt, das ich aus meiner Kindheit noch als Negerkuss kenne, hat ja immer noch keine einheitliche neue Bezeichnung bekommen. Jeder bezeichnet es anders.
rasenderrolli hat geschrieben:Wenn ich es richtig im Kopf habe, sollen beispielsweise derzeit die Begriffe Zigeunersoße und Zigeunerschnitzel abgeschafft werden, weil der Begriff Zigeuner negativ besetzt und nicht mehr zeitgemäß sei. Allerdings sind die Politiker auf diese Idee gekommen. Fragt man einen Sinti oder Roma, also einen, den es eigentlich direkt betrifft und der sich dadurch diffamiert fühlen müsste, dann ist er fast stolz auf diese beiden Begriffe, denn sie sind fest im deutschen Sprachgebrauch verankert und bedeuten etwas sehr Positives. Die Sinti und Roma wollen diese Begriffe also weiter behalten.
Nicht alle. Ich habe schon von genug Betroffenen gelesen, die den Begriff Zigeuner auch nicht mehr hören wollen. Offiziell heißt es, das Wort sei beleidigend, und eigentlich auch schon immer beleidigend gewesen. Ob das stimmt, weiß ich nicht, weil ich mich etymologisch damit noch nicht weiter beschäftigt habe. Also möchte ich darüber noch nicht urteilen. Aber dass es Betroffenenverbände gibt, die das Wort am liebsten abgeschafft sehen würden, habe ich schon mitbekommen. Beispielsweise betrifft das auch den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.
Hier kann man eine Stellungnahme lesen. Außerdem gibt es noch verschiedene Landesverbände von Sinti und Roman in Deutschland, und auch eine Jugendorganisation. Diese hat auch auch negativ gegenüber dem Wort "Zigeuner" geäußert, beispielsweise im taz.de/!64903/ Interview zu lesen. Also ganz so einfach, dass die Thematik den Betroffenen völlig egal wäre, ist es in diesem Fall wohl leider nicht.
Was jetzt aber das Beispiel mit der Bruchrechnung betrifft: Ich finde, in dem Fall wäre es wirklich ein wenig übertrieben, sich über Political Correctness Gedanken zu machen. Wen soll die Bezeichnung "Engel" beleidigen? Wer soll sich vom Wort "Teufel" beleidigt fühlen? Es gibt viele Religionen, die diese mythischen Gestalten kennen, und selbst die, die sie nicht kennen, werden davon doch nicht beleidigt. Man wird doch nicht angegriffen, nur, weil jemand Begriffe verwendet, die in seinem persönlichen Glauben vorkommen, aber im eigenen nicht. Kritisch wäre es nur, würden wirklich beleidigende Äußerungen gegenüber der zuhörenden Person oder gegen ihre Religion, Nationalität oder Hautfarbe gemacht. Und das ist hier ja nicht gegeben.
Sich Gedanken über die Sprache, die man verwendet, zu machen, finde ich nicht falsch. Einen bewussten Sprachgebrauch finde ich sogar ganz gut, weil man dadurch mit der Zeit auch einfach präziser formuliert. Aber man sollte keine unnötigen Tabus erfinden, und man sollte sich mit der Thematik auch nicht verrückt machen. Es gibt Äußerungen, die beleidigend sind, aber selber von Elementen aus seiner Religion zu sprechen, gegenüber jemandem, der die Religion nicht teilt, ist nun wirklich kein Angriff. Hier ging es ja außerdem sowieso nur um eine Eselsbrücke, nicht um einen Bekehrungsversuch.
Übrigens hat das Pluszeichen in der Mathematik auch nichts mit dem christlichen Kreuz zu tun. Es aufgrund religiöser Differenzen weglassen zu wollen, ist nun wirklich etwas übertrieben.
Wenn dir solche Überlegungen wirklich ernsthaft kommen dann hat ja der unermüdliche Kampf der Medien, Parteien und auch hier im Forum gegen solches ehemals revanchistische Sprachauswahl nun endlich Erfolg gehabt. Er ist nun in der Mitte der Bevölkerung angekommen wie in anderem Zusammenhang gerne polemisiert wird, ich bin sprachlos.
Bei mir hat sich das eigentlich komplett ins Gegenteil verschoben. Wo ich kann rede ich von Zigeunern, Mohrenköpfen oder anderen geächteten Wörtern. Ich betrachte voller Argwohn jede zaghafte Berichterstattung über Todtreter in Berliner U-Bahnen, Kirchenschändungen oder dreiste Diebstahlserien wo man bewusst die wahrscheinliche Herkunft der Täter offen lässt, ja neuerdings sogar nicht mehr die Vornamen nennt oder gar den Ort der Handlung. Ein aufmerksamer Leser könnte sich ja trotzdem seinen Reim darauf machen wenn ständig fremdländische Vornamen auftauchen oder all zu bekannte Problemviertel.
Zum Glück gibt es immer noch genügend Informationen im Netz die mehr berichten als die offiziellen Tageszeitungen. In diesem Zusammenhang würde ich auch einmal die „Preußische Allgemeine Zeitung“ und die „Junge Freiheit“ lobend erwähnen die über solche Fälle ernsthaft berichten ohne auf die „Political Correctnes“ Rücksicht zu nehmen. Hier wird zum Beispiel nicht die Kommentarfunktion abgeschaltet wie bei so vielen anderen Medien die damit eine Vielzahl ihre Leser düpieren und keinen Beitrag zur Meinungsfreiheit leisten. Nicht umsonst laufen Kampagnen linker Antifanten gegen diese Zeitungen, viele Zeitungsladenbesitzer wurden unter Druck gesetzt nur um diese Informationsquellen versiegen zu lassen. Das war für mich mit ein Hauptgrund beide Zeitungen zu abonnieren, damit durch meinen kleinen Beitrag diese Plattform weiter bestehen kann.
Ich sitze leider nicht direkt an der Quelle, ich weiß deshalb auch nicht genau wie so etwas abläuft wenn man jemanden Überzeugen möchte doch zum Beispiel in seinem Kinderbuch nicht mehr das Wort Neger zu verwenden. Strikte Verweigerer werden dann doch mürbe, spätestens wenn kein Verlag mehr bereit ist die neuen Bücher dieser Autoren zu verlegen. Anders kann ich mir solche Umfaller nicht erklären, die meisten der Leser finden so etwas auch nicht gut. Oder wenn aus dem Kinderbuchklassiker „Pippi Langstrumpf“ das Wort Negerkönig gestrichen wird. Das ist doch einfach lächerlich. Ob das nun manchmal auch nur vorauseilender Gehorsam ist weiß ich nicht, aber es erinnert mich doch stark an die Diktatur in der ehemaligen DDR.
Ein weiteres übles Thema sind für mich diese unseligen Straßenumbenennungen. Was ist denn am Kieler Hindenburgufer so schlimm dass man es in Kiellinie umbenennen muss? Mich stört ganz einfach dass ein kleiner Haufen von Gutmenschen oder Chaoten dazu in der Lage ist ihre Meinung anderen aufzuzwingen. Dabei werden alle Segnungen unserer Demokratie ausgehebelt. Fast jede Woche gibt es irgendwo Demonstrationen die immer mit Angriffen auf die Staatsmacht enden, wo durch Brandstiftungen Eingriffe in den Bahnverkehr vorgenommen werden oder gar ganze Fahrzeugflotten der Polizei abgefackelt werden. Von den verletzten Polizisten ganz zu schweigen. In der Presse liest man davon nicht viel, höchstens noch im Lokalteil. Oder hat jemand schon wieder einmal etwas davon gehört was mit dem Messerangreifer auf AFD-Chef Lucke geworden ist?
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-232765.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen? 2529mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Fugasi · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Essen & Trinken
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1145mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1195mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1593mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1259mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur