Beschwerdebriefe, die angeblich von Kindern stammen
In den Medien bin ich in den letzten Monaten mehrfach auf Meldungen gestoßen, in denen es heißt, dass angeblich ein Kind einen Beschwerdebrief an ein großes Unternehmen geschickt hätte. Oftmals sind es Spielzeugfirmen und die Beschwerden beziehen sich auf, so heißt es, klischeehafte Geschlechterbilder, die durch ein Produkt das jeweiligen Unternehmens vermittelt würden. So kursierte mal eine Meldung über ein Mädchen, das sich über Barbie aufgeregt habe, und aktuell ist eben mal Lego dran. Hier ist die Nachrichtenmeldung, die mir heute untergekommen ist.
Auffällig finde ich ja, dass diese Beschwerdebriefe "komischerweise" früher oder später durch die Mutter oder den Vater des jeweiligen Kindes im Internet und letztendlich bei den Medien landen. Außerdem kann ich es manchmal nicht so wirklich glauben, dass ein Kind von sechs oder sieben Jahren selber auf die Idee käme, einen Brief an eine Firma zu schreiben, weil ihm irgendein Spielzeug zu rosa oder zu glitzerig ist. Natürlich mögen nicht alle Mädchen die Farbe Rosa, ich selbst konnte als Kind das meiste Mädchenspielzeug auch nicht leiden, aber kommt denn ein Kind in dem Alter wirklich selber auf die Idee, einen Beschwerdebrief zu schreiben? Und auch allein, was Grammatik und Orthografie anbelangt, müssen die Eltern doch in den meisten Fällen zumindest irgendwie mitgeholfen haben.
Kurz gesagt: Ich bin irgendwie sehr skeptisch, ob diese Briefe tatsächlich die Meinung eines Kindes darstellen, und ob nicht viel eher die Eltern dem Kind diese Meinung in den Mund legen. Ein angeblich von einem Kind geschriebener Brief findet natürlich in den Medien auch weitaus mehr Beachtung, als wenn es bloß ein Beschwerdebrief von Erwachsenen wäre. Davon gibt es täglich nämlich vermutlich tausende.
Glaubst Ihr, dass diese Briefe wirklich eigenständig und ohne Einfluss der Eltern von Kindern geschrieben worden sind? Oder benutzen die Eltern ihr Kind hier nur, um für ihre eigene Meinung mehr Aufmerksamkeit zu bekommen? Ist es in Ordnung, für eine gute Sache so zu handeln, oder ist es absolut unfair, den Namen seines Kindes auf diese Art zu verwenden?
Ich glaube, dass das Kind von den Eltern beeinflusst wurde, einen Brief zu schreiben. Möglicherweise wurde die Meinung des Kindes auch irgendwie "diktiert". Ich finde es nur komisch, dass die meisten Kinder von alleine nicht mal auf die Idee kommen würden, dem Weihnachtsmann einen Wunschzettel zu Weihnachten zu schreiben. Aber dieselben Kinder sollen dann selbstständig auf die Idee kommen, dass man sich bei der Unternehmensleitung schriftlich beschweren kann, weil die Barbie-Puppe zu pink ist? Ich bezweifle ernsthaft, dass ein Kind in dem Alter sich über so etwas überhaupt dermaßen Gedanken macht.
Ich mochte als Kind auch keine Puppen und die Farbe Pink schon gar nicht. Zu meinem Leidwesen ist Mädchen-Spielzeug ja generell bevorzugt pink, weil die Hersteller wohl meinen, dass das besonders gut ankommt oder so. Aber deswegen bin ich doch nicht mit 6 oder 7 auf die Idee gekommen, der Spielzeugfirma zu schreiben, dass das nächste Spielzeug aus deren Herstellung bitteschön weniger pink und glitzerig zu sein hat.
Gegenfrage: Was macht denn so ein Kind ohne den Einfluss durch die Eltern? Ich meine, ein Kind kommt doch auch nur auf die Idee Fußball zu spielen, wenn z.B. der Papa Fußballfan ist oder der große Bruder oder auch ein Klassenkamerad Fußball spielt. Kein Kind überlegt sich, dass es doch lustig wäre, wenn man runde Dinge vor sich her kicken könnte und bastelt sich dann selber eine rundes Gebilde, nennt es "Rundi" und fragt seine Kumpels, ob sie mitspielen.
Ich denke, es gibt viele Kinder im Spielzeugladen, die sich nicht entscheiden kann, ob es das Mädchen- oder das Jungenspielzeug haben will und die am liebsten eine Spielzeug haben wollen, dass eine Mischung aus beidem darstellt. Dabei geht es natürlich erst mal nur darum, dass beide Arten von Spielzeug Spaß machen würden und dem Kind ist nicht bewusst, dass es dabei um Geschlechterklischees geht.
Aber diese Kinder haben eben unterschiedliche Eltern. Manche Eltern drängen ihre Kinder dazu, das zum Geschlecht passende Spielzeug zu kaufen. Andere drängen einfach nur so zu einer Entscheidung, damit sie dort nicht zu viel Zeit verplempern. Und wieder andere reden mit ihren Kindern über das Problem. Meiner Meinung ist es bei der Entwicklung von Kindern von großer Bedeutung, wie viel man mit ihnen redet und ihnen erklärt.
Manche Eltern erklären gar keine Zusammenhänge und gehen auf Fragen nicht ein. Sie denken es ist zu kompliziert oder das Kind ist noch nicht alt genug. Aber wenn man mit seinem Kind über solche Dinge redet, dann entwickelt es dazu schon eigene Gedanken. Natürlich übernimmt ein Kind zunächst einmal die Meinung der Eltern und natürlich steht es unter ihrem Einfluss. Aber so ein Kind, dass zum Nachdenken angeregt wird, kann ganz erstaunliche Dinge äußern.
Ich bin auch immer skeptisch bei solchen Briefen. Natürlich stecken letztlich die Eltern dahinter, aber das ist ja gar nicht so schlimm. Hinter Kindern stecken immer Erwachsene. Es sind ja immerhin Kinder. Aber die Frage ist, wie viel davon vom Kind selber kam. Wahrscheinlich kam die Erkenntnis, dass es "total doof" ist vom Kind und der Vorschlag, sich beim Hersteller zu beschweren von den Eltern. Und bestimmt haben sie auch ein wenig bei der Rechtschreibung geholfen, damit der Brief von Normalsterblichen überhaupt verstanden werden kann.
Aber dennoch steckt da auch bis zu einem gewissen Grade ein sehr aufgewecktes Kind drin, dass von seinen Eltern zum Denken angeregt wurde. Dessen Eltern mit ihm über Dinge diskutieren und nachfragen, was das Kind darüber denkt und was es ändern würde, wenn es könnte. Also die kleinen Verfasser dieser Briefe sind meiner Meinung nach keine Durchschnittskinder. Daher ist es auch so erstaunlich und unglaublich solche Briefe zu lesen, weil man natürlich immer vom Durchschnitt ausgeht.
Aber ich glaube schon, dass es Kinder gibt, die in der Lage sind, so einen Brief zu verfassen, ohne dass die Eltern alles vorgegeben haben. Natürlich haben sie ihren Teil dazu beigetragen. Die Frage ist, wie groß der Teil ist. Wenn man sein Kind generell in beschriebener Weise erzieht, dann muss der Teil gar nicht so groß sein.
Bienenkönigin hat geschrieben:Ich meine, ein Kind kommt doch auch nur auf die Idee Fußball zu spielen, wenn z.B. der Papa Fußballfan ist oder der große Bruder oder auch ein Klassenkamerad Fußball spielt.
Ach naja, als ich ein Kind war, habe ich öfters mal Spiele erfunden, nach eigenen Regeln. Aber ich war damals sowieso komisch. Aber natürlich stimmt es schon: Ein Kind hat in den meisten Fällen Vorbilder und schaut sich von denen bestimmte Denkweisen und Verhaltensweisen ab. Wenn also beispielsweise zuhause nicht nach den typischen Geschlechterklischees gelebt wird, dann dürfte einem Kind schon auffallen, wenn in Sachen Spielzeug, in der Werbung oder aber in Kinderbüchern doch alles total nach Klischee abläuft.
Aber vielleicht bin ich auch zu pessimistisch. Irgendwie kann ich mir kaum vorstellen, dass viele Kinder wirklich auf diese Weise sozialisiert werden und sich dann eben auch in diese Richtung entwickeln. Es sind ja nicht nur die Eltern da, die dem Kind ihre Ideale vorleben, sondern das Kind bekommt auch ganz viele Signale von Mitschülern, Lehrern, aus der Nachbarschaft, auch aus dem Fernsehen und der Werbung. Ich glaube, wenn beispielsweise ein Mädchen immer und überall mit Klischeevorstellungen davon bombardiert wird, wie sich ein Mädchen angeblich zu benehmen habe, dann haben die Eltern es mit der Vermittlung ihrer davon abweichenden Ideale wirklich etwas schwer.
Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass bei solchen Beschwerdebriefen zumindest ein Elternteil seine Finger mit im Spiel gehabt hat. Gerade in diesem Fall erscheint es mir sogar unmöglich, das Gegenteil zu behaupten, da der Beschwerdebrief von einer Siebenjährigen stammt und man in diesem Alter meiner Meinung nach wirklich nur in Ausnahmefällen schon so gut schreiben kann, dass man einen solchen Brief auf die Reihe bekommt. Auch den Tipp, einen Brief an Lego zu schreiben, hat die Kleine bestimmt von ihren Eltern bekommen. Ich selbst wäre da als kleines Mädchen jedenfalls gar nicht drauf gekommen. Zwar hätte ich mich vor das Regal gestellt und darüber gemeckert, aber mich bei dem Unternehmen zu beschweren, dafür hätte mir vermutlich auch der Mut gefehlt.
Dass solche Briefe überhaupt erst an die Öffentlichkeit gelangen, passiert wahrscheinlich ohnehin ausschließlich unter Einfluss der Eltern. Ein kleines Kind würde sich doch nie bei einem bekannten Nachrichtendienst melden und von ihrer Beschwerde berichten. Einige wenige hätten vielleicht die Idee, würden sich dafür aber dennoch an ihre Eltern wenden. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Eltern dort mitmachen, weil es ja irgendwo schon auch etwas ist, worauf man stolz sein kann, wenn sich das eigene Kind so etwas traut. Vorausgesetzt natürlich, dass wenigstens die Idee vom eigenen Kind stammt und sich das die Eltern nicht ganz alleine aus irgendeinem Grund ausgedacht haben. Insgesamt halte ich es aber für eher unwahrscheinlich, dass einem Kind diese Rollenverteilung bei ihrem Spielzeug überhaupt bewusst wird. Wahrscheinlich hat das Mädchen nur die Kommentare ihrer Eltern aufgeschnappt.
Warum sollen Kinder nicht selbst auf die Idee kommen, dass man sich an den Hersteller wenden kann? Das kommt aber auf das Zusammenleben zu Hause an. Wenn Kinder mitbekommen, dass die Eltern sich bei der Versicherung oder dem Stromanbieter wegen irgendwas melden, was ihnen nicht zusagt, dann kommen Kinder auch beim Spielzeug auf die Gedanken. Zumindest habe ich früher sehr oft von meinen Kindern gesagt bekommen, dass sie an die Maus schreiben wollen, wenn sie dann zur Schule gehen.
Dass man dabei dann die Kinder unterstützt, wird in einem Haushalt normal sein, wo man sich für die Fragen und Probleme der eigenen Kinder interessiert. Und wie unsinnig viele beworbene Spielzeuge sind, erkennen Kinder auch, wenn die Eltern sie nicht nur stumpfsinnig vor der Fernseher parken, sondern über die Dinge reden, die sie da zu sehen bekommen.
Ich kann gut nachvollziehen, dass du bei solchen Briefen recht skeptisch bist. Ich unterstelle da ehrlich gesagt auch, dass der Brief überwiegend das Werk der Eltern ist und nicht das des Kindes. Es mag sein, dass das Kind sich mal im Laden darüber beschwert hat, dass das vermeintliche Jungenspielzeug viel aufregender und cooler ist als das Mädchenspielzeug. Überwiegend ist das ja auch einfach der Fall, weil Spielzeug leider sehr stark auf bestimmte Geschlechterrollen zugeschnitten ist. Allerdings liegt es dann ja auch mit an den Eltern, wenn diese ihrer Tochter nur das rosafarbene Mädchenspielzeug von Lego kaufen, anstatt die anderen Sachen aus dem Programm zu wählen und dem Kind zu erklären, dass Lego hier einen Fehler macht.
Ich gehe davon aus, dass die Eltern entweder die Beschwerden ihres Kindes zum Anlass genommen haben, einen solchen Brief auf den Weg zu bringen, oder dass sie sich selbst an der Produktauswahl gestört haben. Sie werden das Kind vielleicht gefragt haben, ob sie den Brief nicht unter seinem Namen schreiben wollen, weil es sich ja schließlich auch um ein Produkt für das Kind handelt. Ich denke aber, dass die Erwachsenen das Kind zumindest ermutigt haben, hier eine Beschwerde zu formulieren. Bei einem jüngeren Kind würde ich eigentlich nicht davon ausgehen, dass es von alleine direkt an eine Beschwerde bei dem Hersteller des Spielzeugs denkt. Da müssen die Eltern schon eine gewisse Rolle gespielt haben.
Ich finde es dennoch nicht unfair, wenn Eltern im Namen ihres Kindes einen solchen Beschwerdebrief verfassen. Letztendlich handeln sie – zumindest aus ihrer Sicht – im Sinne ihres Kindes. Ich finde das nicht so schlimm. Vielleicht findet das Kind diese Beschwerde sogar selbst gut, eventuell sogar ohne den Einfluss der Eltern.
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