Sind die Fahrer von teuren Autos rücksichtsloser?
In der Mittagspause auf Arbeit heute kamen meine Kollegen und ich ins Gespräch. Dabei ging es mal wieder um die Probleme mit anderen Autofahrer im täglichen Straßenverkehr, die drängeln, schleichen, provozieren und dicht auffahren.
Dabei kam ein Kollege mit verschiedenen Fakten und Zahlen einer Studie von der University of California an. Diese Studie behauptet unter anderem, dass die Fahrer von teuren Autos und Nobelkarossen ein wesentlich rücksichtsloseres Fahrverhalten an den Tag legen als die Fahrer der "billigeren" Autos.
Mir war bisher noch nicht bewusst, dass das Fahrverhalten im Straßenverkehr etwas mit dem Anschaffungswert des Autos zu hat. Wenn ich rücksichtslos fahren möchte, dann kann ich das doch auch mit meinem VW Golf machen. Oder anders herum, warum sollte ich mein teures Auto bei riskanten Fahrmanövern aufs Spiel setzen?
Könnt ihr diese Meinung bzw. das Ergebnis der Studie teilen? Empfindet ihr das auch, dass die Fahrer teurer Autos rücksichtsloser sind? Wie sind eure persönlichen Erfahrungen?
Denkbar wäre ein solcher Zusammenhang natürlich schon. Das hat dann aber nicht unbedingt was mit dem teuren Auto zu tun, sondern mit dem Persönlichkeitsbild, welches in der Regel dazugehört, in eine Position zu kommen, so ein Fahrzeug zu haben. Man darf ja nicht vergessen, dass der größte Teil der Luxus-Geländewagen (sog. SUVs) als Geschäftsfahrzeuge zugelassen sind. Und ein gewöhnlicher Angestellter wird so ein Auto nicht als Dienstwagen zugeteilt bekommen. Wenn also ein "leitender Angestellter" oder Geschäftsführer jetzt im Berufsleben eher die Ellenbogen ausfährt, dann liegt der Schluss nicht fern, dass er dies im "privaten" auch macht.
Persönlich kann ich das eher nicht aus eigener Beobachtung bestätigen. Aber ich achte da auch nicht sonderlich darauf - weil ich mich nicht mehr im Straßenverkehr ärgern lasse. Hinzu käme aber auch noch die Tatsache, dass die teuren Wagen bezogen auf die Motorleistung vermutlich auch mehr Spielraum geben, aufzutrumpfen. Mit einem alten Golf I und 55 PS kann man im Straßenverkehr weniger negativ auffallen, als mit einem 350 PS Wagen.
Aber - wie immer - es lässt sich natürlich nicht verallgemeinern. Eine Drängelgarantie hat man nicht, wenn ein teurer Luxuswagen hinter einem her fährt
Ich vermute schon seit langem, dass die Ellbogenmentalität, die einem in der Karriere in höhere Positionen verhilft, sich im Straßenverkehr in diesem rücksichtslosen Verhalten widerspiegelt. Es geht ja auch immer nur um Termine und "Zeit ist Geld". Und ich vermute auch, dass einige dieser Menschen in höheren Positionen auf Menschen in weniger gut bezahlten Jobs und mit weniger teuren Autos hinunnterblicken. Die hatten eben nicht genug Power, um sich weiter nach oben zu arbeiten.
Natürlich lässt sich das nicht auf alle Fahrer von teuren Autos zurückführen. Es gibt ja unterschiedliche Wege, wie man an so viel Geld kommt. Und nicht aus jedem macht Geld und Macht so einen rücksichtslosen Menschen. Und es kommt auch auf das Auto an. Es gibt teure Sportwagen und teure Limousinen. Ich nehme mal an, mit einem Maserati rast man eher weniger als mit einem Lamborghini. Und natürlich gibt es noch die Draufgängerraser, die dann eher einen VW Golf fahren.
Aber aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich schon sagen, dass z.B. BMW-Fahrer mit die schlimmsten sind. Ich habe mich mit meinen Thesen darüber hier im Forum aber schon einmal sehr unbeliebt gemacht. Dein Beitrag ist da sehr viel klüger formuliert.
Im Nachhinein bin ich darauf gekommen, dass es auch noch krasse regionale Unterschiede gibt. Hier gibt es kaum diese jugendlichen Draufgänger im VW-Golf, weil sich die jungen Erwachsenen keine Autos leisten können und wenn, dann können sie sich das Tunen und Aufmotzen nicht so leisten. Und wer hier reich ist, kauft sich einen BMW. Höher geht es hier nicht. Porsche und Ferrari habe ich hier noch nie gesehen. Aber dadurch fallen die BMW-Fahrer halt doppelt unangenehm auf.
Ich habe da eigentlich eher die gegenteilige Meinung, letztendlich aber würde ich eher sagen, dass dies vom jeweiligen Menschen abhängig ist und man nicht pauschal sagen kann, dass Fahrer teureres Autos auch immer gleich rücksichtsloser fahren. Angenommen jemand kommt jetzt aus einer reichen Familie und ist es gewohnt Geld zu haben und weiß vielleicht auch, dass er das Auto problemlos ersetzt bekommt, wenn er es kaputt fährt, dann würde diese Person möglicherweise weniger vorsichtig fahren, als eine Person die lange Zeit gespart hat, um sich das Auto zu kaufen. Das muss aber natürlich nicht so sein, denn auch eine Person die es gewöhnt ist, viel Geld zu haben, kann auf ihre Sachen aufpassen und fährt möglicherweise vorsichtig, wohin gegen eine Person die weniger Geld hat, unachtsam fährt, weil dies einfach ihrem Charakter entspricht.
Wenn jemand weniger Geld hat und sich deswegen ein günstigeres Auto kauft, kann man womöglich auch davon ausgehen, dass diese Person sich so ohne weiteres kein Ersatzfahrzeug leisten können wird, wenn sie das Auto kaputt macht. Das würde zumindest dafür sprechen, warum Leute mir günstigeren Autos angeblich vorsichtiger fahren. Meiner Meinung nach kann man das aber so pauschal nicht sagen, denn viele Menschen vergessen hinterm Steuer vielleicht auch die Hintergründe des Autokaufs, egal ob sie viel Geld oder wenig haben und fahren eben einfach nur so, wie sie es für richtig halten. Und hier kommt dann der eigene Charakter ins Spiel, einige Menschen fahren dann vielleicht unachtsam, obwohl sie genau wissen, dass das schwere Folgen haben kann.
Im Grunde aber sollte es einem beim Fahren aber auch um mehr gehen, als um das Auto, denn das Auto lässt sich ersetzen, ein Menschenleben aber nicht. Wenn man unvorsichtig fährt und dabei dann eine andere Person verletzt oder selbst einen Unfall hat, dann wiegt das sicherlich mehr, als ein kaputtes Auto. Ich selbst wohne nicht sehr weit von dem Villenviertel hier in der Stadt und von dort kommen häufiger mal sehr teure Ferraries, Porsche und andere Autos. Ich habe aber schon häufiger beobachtet, dass gerade diese Autos fahren wie die Schnecken, obwohl keine Oma hinter dem Steuer sitzt.
Während normale Wagen bei uns um die Ecke brausen, notbremsen und dann zurückquietschen um dem Bus Platz zu machen, schleichen sich die teuren Wagen im Schneckentempo an die Kurve ran und kriechen dann langsam herum, als ginge es um ihr Leben. Besonders im Winter, wenn es eigentlich nicht mal besonders glatt ist und alle Autos normal fahren, kommt es schon mal vor, dass sich bei uns auf dem Berg eine Schlange bildet, weil voran ein edler Mercedes oder so fährt, der es nicht wagt sein Auto über 15km/h zu beschleunigen. Sowas ist schon ein bisschen lächerlich. Aber letztendlich kommt das auf den Fahrer an und ich würde das nicht pauschalisieren.
Rücksichtlos ist meiner Meinung nach vielleicht der falsche Begriff. Mir ist auch schon aufgefallen, dass die Fahrer teurer Autos oft die sind, die andere überholen und wann immer ich überholt werde, ist es auch ein solches Auto (oder sagen wir in 90 Prozent der Fälle). Aber ich denke, dass die das nicht aus Rücksichtslosigkeit machen, sondern weil sie es können.
Selbst wenn ich wollen würde, könnte ich keine 200 km/h auf der Autobahn fahren. Und vergessen darf man auch eins nicht: in der Regel ist das auch ein anderes Fahrgefühl, wenn man in einem teuren Auto sitzt. Man sitzt bequem, hat tausend Schnickschnack im Auto und kann eben schnell fahren. Da macht das dann halt auch einfach mehr Spaß und warum sollte man dann nicht schnell fahren, wenn man es kann und darf.
Sicherlich müssen die dann nicht drängeln. Aber ich vergleiche es damit, dass mich das auch aufregt, wenn jemand auf freier Straße 20 km/h in einer 50iger Zone fährt. Da muss ich es nicht einmal eilig haben. Es ist einfach anstrengend, da hinterher zu kriechen.
Ich hätte auch eher das Gegenteil vermutet. Viele, die ein teures Auto fahren, machen das ja nicht, weil sie von Geburt an stinkreich sind, sondern weil sie vielleicht dafür gespart haben. Klar kann es sich auch um ein Firmenfahrzeug handeln, aber so viele Leute gibt es auch nicht, die das Anrecht haben, einen wirklich teuren Firmenwagen zu fahren. Und wenn man nun lange gespart hat für den Wagen, dann hat man doch eher Angst, daran etwas kaputt zu machen. So würde es mir jedenfalls gehen. Da würde ich eher vorsichtig fahren.
Das mit dem anderen Fahrgefühl ist aber auch logisch. Als ich mal in einem PS-starken Wagen saß, hatte ich den Eindruck, der fährt von alleine schneller, beschleunigt also, ohne dass ich Gas gegeben habe, auch auf gerader Strecker. Und weil das übliche Geratter beim Fahren nicht da war, hab ich dann ganz schnell das Gefühl für die Geschwindigkeit verloren.
Zitronengras hat geschrieben:Und wenn man nun lange gespart hat für den Wagen, dann hat man doch eher Angst, daran etwas kaputt zu machen. So würde es mir jedenfalls gehen. Da würde ich eher vorsichtig fahren.
Wobei sich aber die Frage stellt wie groß der Anteil an Leuten tatsächlich ist, die lange gespart haben für ein großes Auto. Ich glaube eher, dass der Großteil der Leute, die teure Autos fahren, einfach genug Geld haben um sich zur Not ein neues Auto zu kaufen. Sicherlich gibt es auch Leute, die jahrelang zielgerichtet auf ihr Traumauto sparen und an allen anderen Ecken Abstriche machen, aber das wird eher die Minderheit sein.
Aber ansonsten fährt es sich auch einfach wesentlich bequemer in einem gut ausgestatteten Auto. Wenn ich mit unserem Clio mit 160km/h über die Autobahn brettere, kriegt man bei etwas Wind schon mal das Gefühl, dass das Auto gleich auseinanderfällt (und der ist nun auch kein uralter Gebrauchtwagen). Fahr ich dagegen mit unserem Bus, dann merke ich die Geschwindigkeit nur am Verbrauch, aber die Fahrt selber ist völlig ruhig und gelassen.
Genauso wird es dann halt auch den Mercedes oder BMW-Fahrern gehen die mit ihrer Limousine mit 200km/h von hinten auf der Autobahn angerauscht kommen oder die beim Überholen auf der Landstraße mal eben kurz das Gaspedal durchdrücken und in 5 Sekunden an einem vorbeirauschen können. Die Autos geben das halt einfach her.
Wenn ich so eure Meinungen lese dann glaube ich, dass man das alles noch anders differenzieren muss und zwar muss man in zwei Kategorien unterschieden. Die, die teure Autos fahren und es sich locker leisten können ein neues Auto zu kaufen bzw. im Falles eines Unfall eine Instandsetzung durchzuführen und die, die ein teures Auto fahren und sehr lange dafür das Geld gespart haben.
Ich fahre derzeit das Auto von meinem Freund, das hat knapp 500PS und ist auch eine echte Fahrfreude, weil es nur so beschleunigt und locker die 300km/h schafft, aber das ist für mich ein Grund mehr vernünftig und vorsichtig zu fahren. Er hat dafür lange gespart um sich seinen Traum zu erfüllen und fährt damit weder rücksichtslos noch unvorsichtig und ich ebenso wenig.
Das muss man also glaube ich wirklich differenzieren, inwieweit die Liebe in dem Auto steckt und inwieweit das eine finanzielle Belastung war oder ist. Wenn ich so an die Promis denke, die mal eben bei einem Straßenrennen ihren Sportwagen versenken, dann kaufen die sich auch einfach einen neuen, eben weil sie das Geld haben und es können. Jeder der sich so einen Sportwagen vom Mund abgespart hat, wird wohl vorsichtiger damit umgehen.
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