Jugendamt: Angeblich grundloses Mitnehmen der Kinder
In verschiedenen Foren, auch schon hier bei Talkteria, habe ich bereits von einigen Usern die Behauptung gelesen, dass das Jugendamt angeblich grundlos Kinder aus den Ursprungsfamilien entnehmen würde. Oftmals habe ich das in Zusammenhang mit Klagen gehört, dass das Amt bei ernsthaften Fällen von Kindeswohlgefährung und Kindesmisshandlung gar nicht einschreiten würde. "Gute" Eltern hingegen bekämen das Kind "einfach so" weggenommen. Online findet man ganze Blogs zu dem Thema. Teilweise ist sogar von "staatlichem Kinderklau" die Rede, und das Jugendamt wird als Zerstörer glücklicher Familien dargestellt.
Dass die Jugendämter finanziell nicht sehr gut dran sind und auch oftmals ziemlich unterbesetzt, weiß ich. Leider kenne ich auch Fälle, bei denen erst sehr spät etwas unternommen wurde, oder sogar gar nichts. Einige Verhaltensweisen, von denen ich mitbekommen habe, dass sie passiert sind, kommen mir auch fatal undurchdacht vor. Da muss ich immer an eine gute Freundin von mir denken, die von ihrem alkoholkranken Vater in ihrer Jugend regelmäßig geschlagen wurde. Sie hatte sich in ihrer Not an das örtliche Jugendamt gewandt, woraufhin diese bloß den Vater zu einem Gespräch luden. Dieser erfuhr natürlich beim Gespräch, dass seine eigene Tochter ihn dort angezeigt hatte, woraufhin es zuhause nur noch mehr Prügel regnete. Das hätte man sich doch eigentlich denken können. Und solche Fälle kenne ich leider mehr als nur einen.
Aber dass das Jugendamt einfach so Kinder "stehlen" würde, käme mir nun doch ziemlich unwahrscheinlich vor. Gerade die Unterbesetzung und der Mangel an finanziellen Mitteln sorgt doch eher dafür, dass zu wenig unternommen wird, und garantiert nicht zu viel. Mich würde daher wirklich sehr interessieren, was für Argumente die Leute, die die Meinung vertreten, dass Jugendämter grundlos Kinder wegnähmen, für ihre These haben. Was für Erlebnisse hatten sie diesbezüglich? Wie kommen sie zu ihrer Meinung? Ich habe diese Meinung, wie gesagt, auch hier im Forum schon gelesen. Vielleicht meldet sich hier ja noch einmal jemand, der diese Behauptung mit Überzeugung vertritt.
Das Jugendamt hat auch seine Vorschriften und da gehören eben auch erst mal angekündigte Gespräche dazu. Ob diese dann direkt beim entsprechenden Sachbearbeiter im Büro stattfinden, an einem neutralen Ort oder aber in der häuslichen Umgebung ist dabei nebensächlich. Das erste Gespräch muss angemeldet werden und da können eben die Eltern auch sehr viel tricksen. Leider muss man da sagen, denn wenn da schon die Mitarbeiter des Jugendamtes einfach so vor der Tür stehen dürften, würden manche Probleme wesentlich schneller erkannt.
Aber grundlos wird man kein Kind aus einer Familie reißen. Da muss schon einiges im Argen liegen wenn ein Kind woanders hinkommt. Ein mir bekannter Fall aus der Nachbarschaft zeigt eindeutig, dass vorher alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, bevor man diesen Schritt geht. Und auch da wäre es für das betroffene Kind besser gewesen, wenn man hätte früher handeln dürfen.
Ich selbst habe mit dem Jugendamt, was für meinen früheren Wohnort zuständig war, auch schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn es da nach dem Sachbearbeiter gegangen wäre, hätte ich noch zig Therapien anstreben sollen, zu denen mein Ex-Mann gar nicht bereit war. Hätte ich mich damals auf die Aussage verlassen, wäre mit Sicherheit die Psyche meiner Kinder und auch die von mir sehr negativ beeinflusst worden.
Ich bin eher der Meinung, dass in vielen Fällen zu zögerlich gehandelt wird, weil das Jugendamt eben so oft in den Medien schlecht hingestellt wird. Was aber auch daran liegt, dass die Mitarbeiter total überlastet sind. Unser Jugendamt hier hatte zeitweise auch die Probleme, dass mehrere Mitarbeiter für längere Zeit wegen Krankheit ausgefallen sind und die anderen beiden Kolleginnen deren Fälle mit übernehmen mussten.
Da kann man sich vorstellen wie viel Arbeit an zwei Mitarbeitern hängen bleibt und dass dabei eben auch viele Probleme und Anliegen nicht oder zu spät bearbeitet werden können. Aus der jüngsten Vergangenheit sind mir drei Fälle bekannt, wo die Schule das Jugendamt informiert hat. Wenn also von dort eine Meldung kommt, sollte man meinen, dass schon Gefahr in Verzug ist. Aber selbst da kann nicht schneller gehandelt werden, als wenn private Personen etwas zur Anzeige bringen.
Wenn das Jugendamt (JA) etwas unternimmt, geht es in erster Linie um die Wahrnehmung der Sachbearbeiterin. Wenn diese die Meinung vertritt, das dass Kindeswohl gefährdet ist, dann wird sie erst mal versuchen dagegen was zu unternehmen, indem sie z.B. eine Familienhilfe hinzuzieht. Wenn die dann auch noch das Gefühl bekommen das die Eltern nicht wirklich mit arbeiten, dann werden sie natürlich unangenehm.
Nun wenn die Mitarbeiterin auch noch denkt das es alles keinen Sinn mehr macht, dann stellt sie einen Antrag beim Familiengericht. In erster Linie kommen sie immer durch damit, aber dann kommt auch irgendwann die erste Verhandlung und wenn man da beweisen kann das man sich gut ums Kindeswohl kümmert, bekommt man in der Regel das Kind wieder.
Es ist aber immer irgendein Grund weshalb das JA einschreitet, allerdings ist die Wahrnehmung bei jedem anders, und daher kommt es das dann auch behauptet wird das es Grundlos war.
Ich selbst habe auch meinen Sohn Sohn verloren, und wenn ich daran zurück denke, weiß ich heute auch das wir nicht alles richtig gemacht haben. Wir haben alles gemacht was wir machen konnten, aber für die Erziehung eines Kindes waren wir einfach noch nicht reif genug. Ich Liebe meinen Sohn über alles aber man muss auch wissen das ein Kind mehr braucht als "Liebe".
Aber damals habe ich es auch alles nicht verstanden und gedacht die haben etwas gegen uns gehabt von Anfang an. Aber tatsächlich ist es so das dass JA eigentlich alles versucht hat um uns zu helfen. Wir hatten eine Familienhilfe, haben einen Elternkurs bezahlt bekommen, man hatte uns sogar eine Tagespflege oder Wochenpflege für´s Kind angeboten damit wir noch eine Ausbildung machen könnten, und was haben wir gemacht? Wir haben mit halben Herz versucht mit der Familienhilfe zusammen zu arbeiten, sind unregelmäßig zum Elternkurs gegangen und die Tages bzw.. Wochenpflege haben wir abgelehnt. Dabei hätte ich diese gerne angenommen aber das konnte ich ja nicht alleine entscheiden.
Und nun entscheide selbst, würdest du da als Sachbearbeiterin denken ist alles super? Ich meine nicht damit das dass JA damit alles richtig gemacht hat, das ganz gewiss nicht. Ja sie haben auch ein paar falsche aussagen getroffen, was einen sehr verletzt hat aber nun sehe ich meinen Sohn regelmäßig und wir kommen beide damit super zurande.
Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass Kinder grundlos aus einer Familie genommen werden und kenne das eher umgekehrt, und zwar, dass erst dann, wenn alle anderen Möglichkeiten (Familienhilfe, etc. ) ausgeschöpft sind oder nicht angenommen werden, gehandelt wird.
Umgekehrt habe ich schon am Rande mitbekommen, wie Verwandte einer Mutter mehrmals beim Jugendamt angerufen haben und dort verlauten ließen, dass die Mutter ihre erst 2 und 5 Jahre alten Kinder regelmäßig bei Discobesuchen nachts alleine zu Hause lassen würde, von den hygienischen Verhältnissen in der Wohnung ganz zu schweigen. Und es ist da überhaupt nichts passiert, erst, als mal die Wohnung nachts unter Wasser stand und die Nachbarn die Feuerwehr riefen, weil die Kinder nachts aufgewacht waren, während die Mutter auf Clubbing-Tour war, und die Wasserhähne aufgedreht hatten, wurden diese der Mutter entzogen.
Ich glaube, das ist leider eher umgekehrt die Realität, klar stehen einige Familien in regem Kontakt mit dem Jugendamt, aber bis ein Kind entzogen wird, muss glaube ich schon einiges schief laufen, wie ja eine Posterin selbst zugegeben hat. Und dann ist es glaube ich langfristig für das Kind auch wirklich das Beste, in ein anderes Umfeld zu kommen.
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