Senioren lieben E-Mail
Meine Großeltern sind ja nun schon relativ lange tot. Das Internet war damals noch nicht verbreitet. Allerdings sind meine Eltern auch schon alt, insbesondere mein Vater. Der ist täglich im Internet unterwegs.
Allerdings ist er am Thema Personal Computer schon von Anfang an dran. Er hatte nicht nur in den 1980er Jahren einen C64, sondern auch schon verschiedene Vorgänger-Modelle. Er ist über die Jahre technisch immer dran geblieben, hat die Veränderungen verfolgt und sich weiter dafür interessiert. Daher weiß er auch heute noch gut bescheid, findet sich im Internet zurecht, kann Software installieren und auch noch Hardware selber verbauen. Nur seine Augen machen leider nicht mehr so gut mit, was ihn ein wenig frustriert. Aber das Wissen über die Technik ist definitiv vorhanden. Und ich bin dadurch auch mein Leben lang damit aufgewachsen.
Interessanterweise benutzt mein Vater aber kaum E-Mails. Für schnelle Kommunikation telefoniert er lieber, und bei schriftlichen Sachen hält er normale Briefe für sicherer. Ich glaube, das ist einfach nur Gewohnheitssache. In Sachen Kommunikation ist er irgendwie einfach "stur", selbst, wenn er sich sonst technisch nicht so benimmt, wie man es in seinem Alter erwarten würde. Jedenfalls schraubt er immernoch regelmäßig an seinen PCs und Laptops herum und freut sich darüber, dass er im Rentenalter auch zum Computerspielen genug Zeit hat. Er spielt übrigens hauptsächlich Strategiespiele und Ego-Shooter, und das gar nicht mal so schlecht.
Meine Mutter geht auch langsam auf die 60 zu. Mit Computern beschäftigt sie sich allerdings erst seit wenigen Jahren. Sonderlich viel Ahnung hat sie in technischer Hinsicht nicht, aber sie recherchiert im Internet, liest dort Nachrichten und schreibt E-Mails. Ich glaube, fast ihre gesamte Fern-Kommunikation findet mittlerweile per E-Mail statt. Mir schreibt sie auch regelmäßig. Es ist auch die kostengünstigste und schnellste Methode des Kontakts, da sie wortwörtlich am anderen Ende der Welt lebt.
Übrigens finde ich schon, dass das Internet im Grunde für Senioren eine wichtige Sache sein könnte. Nicht nur die Kommunikation mit Verwandten ist so einfach und kostengünstig möglich, sondern theoretisch ließen sich ja auch viele Dinge online bestellen. Das würde anstrengende lange Wege durch verschiedene Geschäfte ersparen. Ebenso ist Online-Banking praktisch, dann muss man nicht immer zur Bank kaufen. Gerade für ältere Menschen, die teilweise schon nicht mehr so große Strecken gehen können, wäre das eine wunderbare Sache. Schade, dass aber trotz dieser Vorteile noch viele Senioren das Internet gar nicht nutzen.
Also das Thema kann ich von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Zum einen hab ich da meine Oma, die sich mittlerweile leidenschaftlich gerne mit dem Internet auseinandersetzt und sich durch verschiedenste Rezeptportale kämpft und auf der anderen Seite meinen Opa, der ein Gegner von diesem "Intanet" ist. Er ist auch des Öfteren mal aufbrausend, wenn ich eine Stunde zu viel im Internet surfe. Er erzählt mir dann immer Geschichten von seiner Kindheit.
Meine Großmutter hat auch großen Gefallen am Internet gehabt, aber mittlerweile ist sie schon seit einer Zeit nicht mehr online gewesen, da der Computer nicht mehr so gut funktioniert. Früher haben wir ihr jede Woche eine E-Mail mit vielen Bildern geschickt und sie war absolut begeistert, außerdem hat sie eben auch zurückgeschrieben und wenn man seit längerer Zeit keine E-Mail mit schönen bunten Farben und Bildern geschrieben hat, dann hat sie auch immer direkt erwähnt, dass sie ja "keine Mail" bekommen hat. Mittlerweile mag sie nicht mehr das Geld für einen neuen und teuren Computer ausgeben.
Aus der Studie geht also hervor, dass durchschnittlich jeder fünfte Rentner das Internet in Anspruch nimmt und ungefähr so hätte ich mir das eigentlich auch vorgestellt, auch, wenn ich mir noch nie so wirklich meine Gedanken darüber gemacht habe. Ich habe selbst zwar keine Großeltern mehr, allerdings weiß ich, dass diese ebenfalls zu der Gruppe von Rentnern gezählt haben, denen das Internet einfach zu modern und neumodisch war. Selbst meine Eltern zählen zu dieser Gruppe, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. In meiner Familie gilt das Internet eben eher als eine Art Schnickschnack, ohne den man auch gut auskommen kann.
Dennoch habe ich bereits oft gemerkt, dass meine Eltern das Internet und vor allem Computer an sich auf eine Art auch zu schätzen wissen. In jedem Fall kamen sie bereits öfter zu meiner Schwester oder auch mal zu mir, mit der Bitte, doch etwas im Internet für sie nachzulesen, etwas auszudrucken oder eine E-Mail für sie zu schreiben. Kurioserweise wollen sie sich dennoch nicht einfach auch mal selbst vor einen Rechner setzen und lachen heute noch immer darüber, dass sie gerade einmal wissen, wie der Computer eingeschaltet wird - aber schon beim ordnungsgemäßen Ausschalten bzw. Herunterfahren hört das Wissen auch wieder auf.
Ohne also jemals Erfahrungen irgendeiner Art mit dem Internet oder auch nur mit Programmen wie Microsoft Word gesammelt zu haben, vertreten meine Eltern die Ansicht, dass ihnen Computer viel zu kompliziert seien und sie deren Handhabung vermutlich eh niemals verstehen würden. Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass das nicht der Wahrheit entspricht, aber wie meine Eltern eben so sind, möchten sie sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen und aufzwingen kann oder will ich es ihnen ja auch nicht. Letztendlich ist es ihre Entscheidung, ob sie diese Form der modernen Technik nutzen wollen oder nicht. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass meinen Eltern bis auf einen Flachbildfernseher alles zu modern ist, also auch Smartphones und Co.
JotJot hat geschrieben:Die Senioren aber, die das Internet kennen, schätzen es sehr. Besonders beliebt bei den Damen und Herren ab 65 Jahren ist dabei der Dienst E-Mail. So meinten immerhin 98 Prozent der Befragten, die über einen Zugang zu E-Mails verfügen, dass die E-Mail-Nutzung ihre Lebensqualität erhöhe; 96 Prozent der befragten Personen fühlen sich durch die E-Mail-Nutzung flexibler.
Das überrascht mich nun doch ein wenig. Sämtliche Senioren, die ich kenne und die die Dienste des Internets in Anspruch nehmen, haben eigentlich nur wenig mit E-Mails zu tun und nutzen das Internet viel eher als Informationsquelle. Gut finde ich es aber trotzdem, wenn manche Rentner gerade an E-Mails ihren Gefallen finden. Warum auch nicht? Es sagt ja niemand, dass nur Menschen, die schon mit dieser Technik aufgewachsen sind, diese auch nutzen dürfen.
Mein Opa (Mitte 70) nutzt mittlerweile auch E-Mails und hat Gefallen an den Möglichkeiten gefunden. Ich kann die Studie also nur bestätigen. Ich glaube die kritischste Zeit bei Senioren ist die Eingewöhnungszeit. Hätte ich meinem Opa in den ersten Monaten nicht immer wieder bei Problemen geholfen, hätte er glaube ich schon lange das Handtuch geworfen.
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