Leidet Deutschland schon an kollektivem Verfolgungswahn?

vom 30.01.2014, 23:49 Uhr

Es vergeht ja kaum eine Woche, wo in Deutschland keine neue Hiobsbotschaft über irgendwelche Ausspioniererei breit getreten wird. Nach den bereits bekannten abgehörten Handys und abgefangenen E-Mails, werden wir nun über die installierten Apps oder auch über das Navigationsgerät im Auto ausspioniert und überwacht.

Ich kann das ganze schon nicht mehr hören und mir kommt es schon langsam so vor als ob ganz Deutschland schon unter einem kollektiven Verfolgungswahn leidet. Habt ihr auch diesen Eindruck und welche Reaktionen lösen denn derartige Meldungen bei euch aus? Welche Gewichtung hat dieses Thema denn im Ausland oder wird dieses nur in Deutschland derart hochstilisiert?

» muldental » Beiträge: 112 » Talkpoints: 45,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Soweit ich weiß beruhen sehr viele dieser Meldungen auf Material, das von Edward Snowden an The Guardian weitergegeben wurden und das nun ausgewertet und veröffentlicht wird. Snowden ist Amerikaner, The Guardian ist eine britische Zeitung und Deutschland spielt in der Geschichte nur dann eine Rolle, wenn die deutschen Medien eine Story aufgreifen und darüber berichten oder wenn unsere lieben Politiker die Affäre für beendet erklären nur um sich kurz darauf öffentlich zu empören, weil sie merken, dass sie selber auch betroffen sind.

Verfolgungswahn bedeutet bekanntlich, dass es keine objektiven Gründe dafür gibt, dass sich jemand verfolgt fühlt. Wie kann also ganz Deutschland unter Verfolgungswahn leiden, wenn alle Fälle von Verletzung der Privatsphäre, Datendiebstahl und so weiter durch Fakten belegt sind? Glaubst du Snowden sitzt in Russland fest weil irgendwelche Deutschen unter Paranoia leiden?

Ja, man stumpft langsam ab, wenn man ständig mit neuen Schreckensmeldungen konfrontiert wird. Oder füllt es dich noch mit Entsetzen, wenn sich irgendwo im mittleren Osten mal wieder jemand in die Luft gesprengt hat und dabei Unschuldige getötet hat? Ich nehme das inzwischen auch einfach nur noch hin. Aber gerade beim Thema Datenschutz sollte man sich schon ein bisschen besser informieren und Tatsachen nicht einfach als Verfolgungswahn abtun. Krank sind nämlich nicht die, die das Problem erkennen und benennen sondern die, die ihre Freiheit aufgeben und es nicht mal merken.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie lautet der Spruch noch mal? "Nur weil du paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter dir her sind!" ;) Für mich hat es ebenfalls nichts mit Verfolgungswahn zu tun, dass sich die Menschen allmählich Gedanken darüber machen, was mit den Daten, die sie tagaus, tagein hinterlassen, denn so geschieht, und ob es rechtens ist, dass man im Prinzip ohne große Probleme so gut wie alles über eine Person herausfinden kann.

Mir gefällt der Gedanke jedenfalls gar nicht, und ich halte die Bedenken durchaus nicht für unbegründeten Verfolgungswahn, wo doch in Wirklichkeit alles in Ordnung ist und Vater Staat gut auf uns aufpasst. Das Argument: "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" zählt bei mir ebenfalls nicht, weil mir meine Privatsphäre eigentlich relativ heilig ist.

Selbst wenn ich nichts Illegales tue, finde ich doch, dass es niemanden was angeht, was ich einkaufe, wo ich entlang laufe und wie es um meine Gesundheit bestellt ist. All diese Daten und noch viele mehr finden sich auf irgendwelchen Servern und können auf vielfältige Art und Weise, völlig ohne mein Wissen oder meine Zustimmung, verwendet und ausgewertet werden. Da soll man vielleicht nicht paranoid werden?

Andererseits ist mir auch klar, dass ich im Prinzip nicht viel dagegen tun kann, da ich schon zu viele Spuren hinterlassen habe. In dieser Hinsicht macht sich bei mir auch schon seit längerem Resignation breit.

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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