Wird Übergewicht häufig verharmlost?

Crispin hat geschrieben:Beispielsweise meinte meine Freundin auch, dass leichtes Übergewicht ja nichts schlimmes sei. Nun das ist wohl wahr, aber es ist doch immer noch krankhaft.

Ist es das? Das kommt wohl sehr auf die Definition von "Krankheit" an. Und auch auf die von "leichtem Übergewicht". Was ist leichtes Übergewicht für dich? Zwei Kilo über Idealgewicht? Und definiert sich für Dich Krankheit als Abweichung von der Norm? Oder tritt sie erst auf, wenn medizinisch nachweislich gesundheitliche Folgeprobleme auftreten?

Wenn es Letzteres wäre, dann könnte man allerdings auch keine genaue Gewichtsgrenze dafür festlegen, wann Übergewicht nun krankhaft wäre, oder nicht. Es gibt Krankheiten, die bei Übergewicht auftreten können, aber nicht alle Menschen mit Übergewicht leiden an ihnen. Und noch dazu kommen diese Krankheiten oftmals auch bei Normalgewichtigen oder Untergewichtigen vor.

Und nein, bei drei Kilo über Normalgewicht bricht das Skelett auch nicht gleich wegen Überlastung zusammen. Da fällt mir sowieso gerade auf, dass "Übergewicht" in dieser gesamten gesundheitlichen Hinsicht eigentlich ein unpräziser Begriff ist. Ein extrem muskulöser Sportler hat auch Übergewicht. Muskeln wiegen eine ganz schöne Menge. Fast alle erfolgreichen Boxer der oberen Gewichtsklassen haben beispielsweise mindestens 10 Kilogramm über Normalgewicht. Teilweise geht das Übergewicht noch höher. Sind diese Leute nun deswegen krank und leidet ihr Skelett darunter? Viel wichtiger beim Thema krankhaftes Übergewicht ist doch eigentlich nicht das Übergewicht an sich, sondern eher die Fettmasse an einer Person.

Crispin hat geschrieben:Besser wäre es doch solchen Personen einfach zu sagen, dass sie nun mal übergewichtig sind und dass eine Ernährungsumstellung viel zum Positiven verändern könnte.

Wenn Kritik über das Gewicht einer Person schlank machen würde, wieso gibt es dann überhaupt noch dicke Menschen? Den Leuten einfach zu sagen, dass sie dick seien, ist doch der Regelfall. Viele dicke Menschen hören das, oft mehrfach täglich. Meistens sorgt das nicht für eine Gewichtsabnahme, sondern für Unwohlsein bis hin zu Depressionen. Und die verschlimmern das Gewichtsproblem normalerweise eher.

Abgesehen davon weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, wieso man Dicken sagen müsste, dass sie dick seien. Meinst Du, das weiß nicht jeder selber? Ob man etwas dagegen tut oder nicht, bleibt dann aber immernoch jedem selber überlassen. Rauchen und Sauferei sind auch ungesund, trotzdem rauchen und trinken Menschen. Aber ihnen wirft man selten vor, das Gesundheitssystem zu ruinieren, anders, als Übergewichtigen.

Ich habe übrigens auch nicht das Gefühl, dass man Dicksein in unserer Gesellschaft verharmlosen würde. Wäre das der Fall, gäbe es nicht Frauenzeitschriften voller Diät-Tipps, jugendliche Mädchen, die verzweifelt sind, weil sie 2 Kilo zugenommen haben, und massenhaft Mobbing gegenüber dicken Menschen. Eher sehe ich heutzutage einen Diät-Wahn in den Medien. Ob Magersucht besser ist, als deutliches Übergewicht an Körperfett, darüber kann man sich wohl streiten. Ich halte beides nicht für ideal.