Wie wichtig war euch der Schulweg?

vom 18.12.2013, 10:01 Uhr

Als Kind war mein Schulweg ein ganz entscheidender Teil des Schulalltags. Morgens holten mich zwei Freundinnen ab und wir gingen zusammen einen Kilometer zum Schulbus. Dort trafen wir uns mit weiteren Freundinnen und später auch mit Freunden und fuhren 12 Kilometer zum Schulort, wo wir dann noch einmal einen Fußweg von 500 m hatten. Zurück dann wieder dieselbe Prozedur. Dieser Weg war aber fast wichtiger als die Schule selbst. Wir tauschten Neuigkeiten aus, vertieften unsere Freundschaft und tuschelten natürlich über Jungs. Auch meinen ersten Freund lernte ich im Schulbus kennen.

Meine Kinder sind auch zu Fuß zur Schule gegangen, obwohl sie zwei Kilometer gehen mussten. Sie gingen mit ihren Freunden zusammen, trödelten natürlich manchmal, sodass ich mir Sorgen machten, und spielten ihre Streiche, als sie noch kleiner waren. Später sind sie dann mit dem Fahrrad gefahren - immer mit anderen Kindern zusammen. Ich glaube, dass der Schulweg auch bei meinen Kindern ein ganz wichtiger Teil ihres Schullebens war.

Wie wichtig ist oder war euch euer Schulweg? Versäumt man diese Erfahrung, wenn man immer mit dem Auto gebracht wird? Oder hat der Schulweg in euren Augen gar keine Bedeutung, weil man sich in der Schule ja eh trifft?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe in meinem Leben auch schon einige, sehr unterschiedliche Schulwege gehabt. Aber zu allen habe ich meine Geschichten und Freundschaften. Ich stimme dir also absolut zu. Der Schulweg ist ein wichtiger Teil. Sicher sieht man sich auch in der Schule, aber die meiste Zeit davon ist Unterricht, da darf man nicht quatschen. Und in den Pausen sind dann hunderte andere Kinder da. Auf dem Schulweg sind es aber immer die gleichen und nur ein paar wenige.

Als ich in der Grundschule war, hat meine Lehrerin meiner Mutter gesagt, dass sie mich früher losschicken müsse, weil ich immer zu spät komme. Meine Mutter hat das sehr gewundert, weil ich immer sehr früh losgegangen bin. Also ist sie mir mal heimlich gefolgt. Ich habe die ganze Zeit damit zugebracht, Schnecken und Regenwürmer zu retten, in dem sie aufgesammelt und zur Seite gesetzt habe. Ich war ein sehr verträumtes Kind. Ich kann mich, wie an fast alles aus meiner Kindheit, nicht mehr daran erinnern, aber gerade daher sind mir die wenigen Geschichte sehr wichtig. Und die finde ich echt süß.

Zu Realschulzeiten hatte ich einen Kumpel mit dem ich jeden Tag 20 Minuten lang zur Schule und wieder zurück gegangen bin. Eigentlich gehörten wir zu einer größeren Gruppe, aber durch diese 20 Minuten über mehrere Jahre hinweg haben wir ein engeres Verhältnis. Er ist bis heute einer meiner besten Freunde. Er war halt immer der erste, den ich am Morgen gesehen habe, außer meiner Familie. Also konnte ich mich bei ihm ausheulen, wenn meine Mutter oder Geschwister schon früh morgens genervt haben. Nach der Schule war er derjenige, mit dem ich den Schultag und meine dortigen Probleme besprochen habe. Das verbindet.

Als ich dann auf´s Gymnasium wechselte, musste ich eine knappe Stunde mit der S-Bahn fahren. Zum Glück wohnte eine Klassenkameradin nur ein paar Stationen von mir entfernt und so fuhren wir diese Strecke vier Jahre lang gemeinsam. In der Schule gab es natürlich noch andere Mädels, die ich mochte. Aber diese anderthalb Stunden jeden Tag haben uns zusammengeschweißt. Uns gab es auch nur im Doppelpack. Und wir sind bis heute sehr gut befreundet.

Also ich kann das nur bestätigen, dass der Schulweg einen größeren Einfluss hatte als man auf den ersten Blick meinen könnte. Es geht nicht nur darum, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um irgendwann in der Schule anzukommen. Meine Nichte steht auch ab und zu sogar noch früher auf als sonst, um sich noch früher mit ihren Freunden zu treffen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass es schon ein bedeutsamer Teil eines Schülerlebens ist, wenn man morgens immer mit dem Schulbus zur Schule fährt. Da führt man sicher Unterhaltungen und es ist halt auch irgendwie eine Form eines gemeinsamen Erlebnisses. Ich selber habe das aber nicht erleben können, da es hier keine Schulbusse gab und gibt. Zur Schule musste ich also, je nach Entfernung, entweder laufen, oder aber, ich musste mit Bus und Bahn dorthin fahren.

Meine Grundschule war damals noch zu Fuß zu erreichen, wobei ich wohl von allen Schülern aus meinem Jahrgang noch den weitesten Weg hatte. Und dummerweise wohnte ich auch in einer Gegend, in der sonst kein Mitschüler lebte. Zudem gab es auch noch viele Schüler, die jeden Morgen mit dem Auto von ihrer Mutter zur Schule gefahren worden sind. Damals und in der Gegend gab es noch erstaunlich viele Hausfrauen, die ihr ganzes Leben um ihr Kind herum gestalteten. Nicht, dass das bei jeder Mutter so wäre, die ihr Kind zur Schule fährt, aber bei denen an der Schule bekam man wirklich diesen Eindruck.

Den Schulweg zur Grundschule musste ich also alleine gehen. Aber es war nicht schlecht. So hatte ich immer viel Zeit zum Nachdenken. Und manchmal konnte ich morgens auch Eichhörnchen oder Vögel beobachten. Die waren in der Gegend relativ zutraulich. Da musste ich nur immer aufpassen, dass ich nicht zu sehr herumtrödle und noch pünktlich in den Unterricht komme. Aber an sich war es schon auch schön, diesen Weg alleine zu gehen. Ich fand das damals schon toll, einfach nachdenken und frei atmen zu können. Im Winter fand ich auch immer den bunten Sonnenaufgang enorm faszinierend. Und morgens war die Luft immer so schön kühl und frisch.

Mein Gymnasium schließlich war ein ganzes Stück weit weg, sodass ich auf dem Weg dorthin auch einen Bus nutzen und einige Stationen mit der U-Bahn fahren musste. Eine Zeit lang habe ich mich an einem Bahnhof auch immer mit einer Mitschülerin verabredet und wir sind dann zusammen gefahren. Ansonsten fuhr ich entweder alleine, oder aber, man begegnete sich eben zufällig im Zug.

Bei diesen Zufallsbegegnungen unterhielt man sich dann eben auch ein wenig. Aber wenn es dazu nicht kam, also man die Strecke gänzlich alleine fuhr, dann war das auch nicht schlimm. Man konnte ja auch in der Schule noch viel miteinander sprechen. Einerseits gibt es ja regelmäßig Pausen, andererseits war ich oft schon eine Viertelstunde vor Schulbeginn da, was natürlich auch noch einmal ermöglichte, noch vor dem Stundenbeginn miteinander zu schwatzen. Also so extrem wichtig war mir persönlich der gemeinsame Schulweg mit anderen Schülern absolut nicht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin noch Schülerin, und mein Schulweg ist eigentlich relativ kurz. Schon seit der ersten Klasse bin ich jeden Tag mit dem Bus gefahren. In der Grundschulzeit bin ich auf eine private Grundschule ein wenig außerhalb gegangen, die war vielleicht sieben bis zehn Kilometer entfernt. In der ersten Klasse war es noch so, dass ich zur Bushaltestelle gelaufen bin, zusammen mit meiner Mutter, die dann hinterher mit unserem Hund weiter gelaufen ist. Sie hat einfach so lange an der Bushaltestelle gewartet, bis mein Bus kam. Damals sind immer zwei Busse gefahren.

Der erste war für die Grundschüler der öffentlichen Schule und für die Schüler der drei weiterführenden Schulen, also Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Das war dann auch so ein riesiger Bus, mit einem Ziehharmonika-Drehteil in der Mitte, ich glaube, sie heißen auch einfach Ziehharmonikabus, sodass wirklich alle Schüler Platz hatten (natürlich mussten auch viele stehen). Der zweite Bus kam von außerhalb, der hat mich dann immer mitgenommen, zusammen mit noch vielleicht fünf, vielleicht auch zehn anderen Schülern. Wir sind dann mit diesem Bus zum Schulzentrum (so heißt das auf jeden Fall, dort sind die Hauptschule und das Gymnasium) gefahren, wo die restlichen Schüler abgeholt worden sind, und von dort aus sind wir dann weiter zur Schule gefahren. Am Schulzentrum haben sich beinahe alle Schüler schon getroffen, da waren dann auch zum Beispiel diejenigen, die von außerhalb gekommen sind, und auch die, die mit dem Zug gefahren sind.

Gegen Mitte der ersten Klasse haben die Lehrer dann gemeint, der Bus würde zu lange dauern, wenn er uns an unserer Bushaltestelle abholt, und so wurde das ein wenig geändert. So sind wir dann mit den restlichen Grundschülern mitgefahren, und sind dann zum Schulzentrum gefahren. Dort haben wir dann einige Minuten gewartet, bis unser Bus auch ankam, und dann sind wir weiter zur Schule gefahren.

Am Anfang war das total aufregend für uns, als wir umsteigen mussten. Ganz zum Anfang sind auch einige Mütter mitgefahren, um uns die richtige Station zu zeigen, wo wir aussteigen mussten, etwas später dann sind sie mit dem Auto an die Station gefahren, wo wir aussteigen mussten, um zu kontrollieren, ob alle da waren. Aber schon nach kurzer Zeit haben wir das auch schon alleine hingekriegt.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass in unserer Schule die Jahrgangsstufen gemischt waren, wir hatten vier Klassen, und in jeder dieser Klassen waren Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse, sodass die Schüler voneinander lernen konnten, und dass die älteren Schüler Verantwortung für die jüngeren Schüler übernehmen konnten. Als ich dann in die zweite Klasse kam, wurden viele Mädchen aus meiner Gegend eingeschult. Vor allem mit zwei dieser Mädchen habe ich mich sehr gut verstanden, die eine war mein "Patenkind", also ich habe mich in ihrem ersten Jahr um sie gekümmert, das gehört auch zum Konzept dieser Schule, die andere war ihre beste Freundin. Von da an war der Schulweg etwas sehr wichtiges für mich.

Wir haben schon im Bus miteinander geredet, haben Klatschspiele gespielt, haben Fingerfadenspiele gespielt, und und und. Auch der Heimweg war sehr wichtig für uns, da unser Bus nicht an meiner Bushaltestelle gehalten hat, sondern nur an der Bushaltestelle meiner Freunde (die etwa 150 Meter von meiner entfernt war), an der auch ein Spielplatz war, habe ich immer mindestens vierzig Minuten für den Heimweg gebraucht - wir hatten so viel zu erzählen, selbst wenn wir uns am Nachmittag noch einmal getroffen haben.

Als ich dann in der weiterführenden Schule war, bin ich eigentlich auch jeden Tag mit dem Bus gefahren. Ich habe schnell neue Freunde gefunden, die mit mir auf den Bus gewartet haben. Eine von ihnen hat sogar direkt gegenüber von mir gewohnt, aber irgendwie sind wir nie zusammen zu Bushaltestelle gelaufen, weil sie immer so früh los gelaufen ist, während ich schon immer eher auf dem letzten Drücker los gelaufen bin. Schon seit sieben Jahren warten wir immer zusammen auf den Bus, tratschen, tauschen Klatsch aus, lästern, lernen, machen Hausaufgaben und vieles mehr. Die Zeit ist mir ziemlich wichtig, denn wenn ich mal ohne meine Freunde zur Schule fahre, bin ich irgendwie viel schlechter drauf.

Da ich seit diesem Schuljahr meine Busfahrkarte nicht mehr von der Schule bekomme, bin ich im Sommer mit einer meiner Freundin beinahe jeden Tag mit dem Fahrrad gefahren. Im Herbst dann habe ich mir an den Tagen mit schlechtem Wetter ein 5er-Ticket gekauft, und für die Wintermonate habe ich mir Monatskarten gekauft.

» Twilight-Girlie » Beiträge: 421 » Talkpoints: 37,42 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich fand den Schulweg auch immer wichtig. Sicher hat man die Freunde auch in der Schule dann getroffen, aber das ist doch etwas anderes, wenn man die Ereignisse des Vortages schon vor der Schule besprechen konnte. Auch die Hausaufgaben wurden teilweise noch im Bus erledigt, was ich aber so gut wie nie gemacht habe. Trotzdem war es eine schöne Zeit und durch den gemeinsamen Schulweg wurde irgendwie auch der Zusammenhalt gestärkt, was bei den Schülern, die mit dem Auto gebracht wurden, schon schwieriger war.

Ich habe mich immer mit einer Freundin spätestens an der Bushaltestelle getroffen und dann sind wir gemeinsam zur Schule gefahren. Oft hat sie mich auch von zu Hause abgeholt und wir sind schon zum Bus gemeinsam gegangen. Auch den Rückweg gemeinsam mit Freunden und Klassenkameraden fand ich immer schön. Sicher fand ich es auch schön, mal mit dem Auto abgeholt zu werden, aber die Erfahrung des gemeinsamen Schulwegs hätte ich doch nicht missen wollen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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