Wie sehen Menschen die schielen?

Ich bin nicht so ein Mensch, der sich über Menschen lustig macht, die eine Behinderung haben oder ein bisschen anders sind als ich. Ich versuche eher immer solche Menschen zu verstehen und bin auch neugierig, wenn etwas anders ist, als bei "normalen" Menschen. Aber natürlich nur im positiven Sinne und nicht im Negativen.

Wir hatten früher im Englischunterricht eine Lehrerin, die auf dem einem Auge sehr stark geschielt hatte und man konnte leider nur sehr schwer sehen, wen sie gerade angeguckt hat. Bei uns in der Klasse gab es dann natürlich solche Helden, die sich die ganze Zeit nur darüber lustig gemacht haben und das hat die Lehrerin natürlich sehr genervt und sie auch fertig gemacht. Ich wollte sie einen Tag fragen, wie genau sie eigentlich die Welt sieht, also ob sie etwas verschwommen sieht oder so etwas in der Art. Allerdings hat sie das völlig in den falschen Hals bekommen und war sehr sauer auf mich.

Da ich von meiner Lehrerin leider keine Antwort bekommen habe und auch nicht nochmal fragen will, da sie sonst noch sauerer werden könnte, wollte ich hier Mal nachfragen. Gibt es vielleicht jemanden, der mir auf diese Frage eine Antwort geben kann?

Um das komplexe Thema "Schielen" (Strabismus) einigermaßen nachvollziehen zu können, muss man wissen, dass Sehen sich in der Kindheit "bildet", aufgrund der Entwicklung der Sehrinde im Gehirn. Schielen sollte deswegen in frühen Kindesjahren umgehend behandelt werden, damit sich das Sehen ordnungsgemäß ausbildet.

Wird Schielen nicht bzw. zu spät erkannt, kann es leider auch nicht behandelt werden, weil sich die Sehrinde dann meist schon entwickelt hat. Unbehandelt ist es beim Schielen so, dass die Informationen aus dem schielenden Auge neuronal im Gehirn unterdrückt werden, weil das Gehirn mit zwei unterschiedlichen, sich nicht überlagernden Bildern nichts anfangen kann. Um sich so wenig Arbeit wie möglich zu machen, nimmt es nur einseitig die Informationen wahr, nämlich die aus dem nicht-schielenden Augen.

Inwieweit sich das auf das eigentliche Sehen auswirkt, weiß ich nicht, kann es daher auch nicht beschreiben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man auf dem schielenden Auge gar nichts mehr sieht, vielmehr dürfte es eine Art "verschwommenes", "unscharfes" Sehen sein. Doppelbilder dürften beim unbehandelten, angeborenen Schielen selten sein, aus dem oben genannten Grund.

Ein früherer Freund von mir hat geschielt und das recht deutlich. Ihm in die Augen zu schauen, war nicht immer leicht . Ich weiß, dass er mit dem schielenden Auge nahezu normal gesehen hat (er war auf dem Auge ganz leicht kurzsichtig), wenn er das andere Auge zuhielt. Das wurde auch beim Sehtest für die Führerscheinprüfung bestätigt. Da für das räumliche Sehen aber beide Augen gebraucht werden, kann ich mir gut vorstellen, dass dabei bei Menschen, die schielen, Beeinträchtigungen bestehen. Sie selbst werden das aber wohl nicht beurteilen können, da sie es ja nicht anders kennen und sich angepasst haben. Angemerkt hat man meinem Freund aber nichts, er war z.B. nicht unbeholfener als andere und er benötigte auch keine Brille.

In früher Kindheit habe ich manifest nach innen geschielt. Ich habe 3 Operationen gehabt. Jetzt sieht man nichts mehr. Ich schiele nur gelegentlich wenn ich müde bin. Habe aber trotzdem Probleme mit dem 3d sehen im Nahbereich. Schnelle Ermüdung flimmern vor den Augen bei Arbeiten mit kleinen Sachen.

Ich wollte nie Ballspielen, da ich Objekte die sich mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu bewegen, nicht richtig fixieren kann. Ich greif dann beim Fangen meist daneben. Ihre Lehrerin hat sicher noch mehr Beeinträchtigungen wenn sie manifest schielt. Sie leidet darunter und jeder Spott ist ein Stich in ihre Seele.