Erzieherische Wirkung - 'Max und Moritz' u.Co. damals/heute?
Wenn man in die Bücherregale der älteren Generation schaut, gibt es die Bücher von Max und Moritz, Struwwelpeter, die Struwwlliese usw. Heute kauft diese Bücher kaum noch jemand. Ich selber kenne die Bücher nur, weil meine Mutter sie in einer Kiste auf dem Dachboden hatte und meine Oma sie auch noch im Bücherregal stehen hat. Meine Mutter aber erzählte mir, dass sie mit diesen Büchern aufgewachsen ist und die erzieherische Wirkung war schon vorhanden. Man hatte Angst mit dem Feuer zu spielen oder ärgerte eben auch nicht dermaßen die Nachbarn, dass man wie Max und Moritz endete.
Glaubt ihr an die erzieherische Wirkung dieser Bücher, die heutzutage doch schon aus den Bücherregalen der Kinderzimmer verschwunden sind? Lest ihr diese Bücher euren Kindern immer noch vor? Habt ihr diese Bücher extra für eure Kinder noch angeschafft? Wie war die erzieherische Wirkung für euch, wenn ihr mit diesen Büchern aufgewachsen seid? Welche Geschichte aus den Büchern hat euch besonders beeindruckt?
Mir ist die Geschichte vom Mariechen sehr in Erinnerung geblieben. Sie bleibt allein zu Hause und spielt dem Feuer. Sie geht lichterloh in Flammen auf. Dazu das "schöne" Bild vom dem schreienden Mädchen. Das ist bester Stoff für Alpträume. Diese Geschichten arbeiten einfach nur mit Angst. Eigentlich sogar mit Todesangst. Das ist doch wirklich nicht mehr zeitgemäß und passt nicht in die moderne Erziehung. Ich würde meinem Kind diese Geschichten nicht vorlesen. Die sind einfach nur schrecklich.
Woher willst du wissen, dass diese Bücher niemand mehr kauft? Nur weil du sie vielleicht nicht bei Bekannten gesehen hast? Ich denke schon, dass diese Bücher schon noch populär sind. Viele haben auch noch die gut gepflegten Versionen aus der Kindheit und geben diese an ihre eigenen Kinder weiter. Ich habe einen Wilheim-Busch-Sammelband hier herumstehen und ich mag die Geschichten auch heute noch und werden meinen nicht geplanten Kindern durchaus auch Max und Moritz vorlesen, selbst wenn ich ihnen Baggy-Pants anziehen muss und Moritz Rastalocken tragen muss.
Eine positive erzieherische Wirkung hatten diese Bücher wohl kaum. Ich kann mich noch gut an den fliegenden Robert erinnern, der mit seinem Schirm davonflog. Das Bild hatte auf mich eine größere Angst machende Wirkung als wahrscheinlich die meisten Horrorfilme auf die heutigen Kinder. Ein Freund von mir erzählte mir einmal, dass er abends immer Angst vor dem Mann mit der Schere hatte, der allen Kindern die Daumen abschnitt, die daran lutschten, und deswegen nicht einschlafen konnte.
Auch die Struwwelliese ist für die Mädchen heutzutage kein geeignetes Vorwild mehr. Denn sie sollte die Mädchen dazu erziehen, nett anzuschauen, brav und bescheiden zu sein. Ich habe meinen Kindern diese Bücher erspart, solange sie klein waren. Später habe ich sie hervorgeholt, weil sie irgendwie zum Kulturgut gehören und man sie meiner Meinung nach kennen sollte. Aber kleinen Kindern würde ich das Zerschreddert werden von Max und Moritz ersparen.
Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich lange zeit Albträume hatte, nachdem ich die Geschichte von "Hans guck in die Luft" gehört hatte. Laut ihrem Bericht bin ich mehrfach nachts schreiend aufgewacht und habe verkündet "Mann ins Wasser fallen!". Ob die erzieherische Wirkung auf mich die gewünschte war, wage ich zu bezweifeln. Für zartbesaitete Kinder sind diese Geschichten zum Teil wirklich starker Tobak. Man bedenke die Schicksale: abgetrennte Gliedmaßen (beim Daumenlutscherbub), der Feuertod bei Pauline, die toten Hühner bei Max und Moritz oder deren eigenes tragisches Ende in der Mühle.
Früher haben diese Geschichten sicher ihre Wirkung gehabt, die Zeiten waren aber auch noch etwas anders bei deren Entstehung. Heutzutage sind unserer Kinder seht viel behüteter und ich weiß nicht, ob da jedes mit den Geschichten so gut klarkommt. Der Tod der Eltern oder schlimme Unfälle und Krankheiten sind eigentlich eher weniger ein Thema. Das Leben besteht aus Kindergarten, spielen und Freunden, da hat nicht viel negatives Platz und "die Härte des Lebens" wird oft noch nicht thematisiert.
Als meine Tochter ganz klein war, mochte sie das Buch von den Sterntalern unheimlich gern. Monatelang habe ich mit ihr das Buch angeschaut und eine ganz eigene Geschichte dazu erfunden. Bei uns ging das Mädchen spazieren, weil es so ein schöner Tag war, sie war nicht arm und alleine, weil ihre Eltern tot waren. Damit wäre meine damals dreijährige Tochter nicht klargekommen.
Die Klassiker wie den Struwwelpeter und Max und Moritz sollte man natürlich kennen, aber vielleicht erst in einem etwas fortgeschritteneren Alter, wenn die Kinder damit umgehen können, was in den Geschichten so geschieht. Oder eben solche Szenen wie das Fallen der beiden in die Mahlmaschine weglassen.
Als ich einmal als kleines Mädchen bei meiner Oma zu Besuch war, habe ich den Struwwelpeter gefunden und auch gelesen. Und ich muss sagen, es hat mich gegraut. Ich war nicht mehr ganz klein (da ich ja schon lesen konnte), vielleicht neun Jahre alt, aber ich fand es einfach nur furchtbar.
Letztens war ich mit meiner Tochter bei der Kinderärztin und habe im Wartezimmer mir die Kinderbücher angesehen und auch dort den Struwwelpeter gefunden. Mit dem Untertitel "lustige Geschichten von Heinrich Hoffmann". Mein Gedanke ging in etwa in die Richtung, dass dieser Herr Hoffmann zum Lachen in den Keller gegangen ist, da ich mich an oben beschriebenes Erlebnis erinnerte.
Und nein, ich werde meiner Tochter nicht dieses Buch vorlesen oder ihr zum Lesen geben, wenn sie älter ist. Ich glaube durchaus, dass man ein Kind erziehen kann und die Gefahr von Feuer und heißen Herdplatten erklären kann, ohne es in Angst und Schrecken zu versetzen. Möglicherweise konnte man früher so seine Kinder erziehen, aber diese Methode ist doch schon sehr antiquiert.
Auch ich kenne die Bücher über Max & Moritz oder dem Struwwelpeter. Ich habe früher als kleines Kind wohl immer gerne an meinem Daumen genuckelt. Da liebe Worte nichts gebracht haben, wurde mir dann die Geschichte vom Daumenlutscher aus dem Buch "Der Struwwelpeter" vorgelesen. Laut meiner Mutter habe ich seitdem wohl nicht mehr an meinen Daumen gelutscht.
Ich finde die Bücher allerdings nicht mehr zeitgemäß. Sie sind stark veraltet und es geht eigentlich nur darum Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich denke heute weiß man mehr über Erziehung. Eine vernünftige Aufklärung kann heute ebenso erfolgreich angewandt werden wie damals Prügelstrafen und die Verbreitung von Angst.
Also ich sehe gerade die beiden Bücher Max und Moritz und Der Struwwelpeter immer wieder als Angebot im Discounter und sie sind dann auch jedes Mal recht schnell vergriffen, also von wegen das kauft keiner mehr. Max und Moritz hatte ich auch schon in der Hand und habe überlegt, es für meinen Sohn zu kaufen. Keinesfalls, um irgendeinen erzieherischen Nutzen daraus zu ziehen, sondern einfach, weil es doch eine ganz witzige Geschichte und auch toll geschrieben ist (in sich reimenden Versen). Dass die beiden am Ende zu Schrot zermahlen werden, na ja, ich habe als Kind auch nicht geglaubt, dass sowas wirklich möglich ist, also warum sollten mein Kind und andere das dann glauben.
Den Struwwelpeter hatte ich als Kind auch und ich mochte es auch, wenn meine Oma mir das vorgelesen hat. Es war ja nie eine Lehrstunde nach dem Motte "Wenn du dies und das machst, passiert dir dieses und jenes", sondern einfach nur zur Unterhaltung. Ich wusste auch als Kind schon, dass man nicht nach 7 Tagen stirbt, wenn man nicht essen will, so wie der Suppenkasper.
Um erst einmal etwas richtig zu stellen: Max und Moritz war nie als Kinderbuch gedacht. Wilhelm Busch zeichnete und textete seine Geschichten als Erwachsenenunterhaltung. Nur weil die beiden Hauptfiguren Jungs sind, heisst es nicht, das es eine Kindergeschichte ist. "Die fromme Helene" ist schließlich auch kein Mädchenbuch oder der "Heilige Antonius zu Padua" Erbaungslektüre.
Hingegen der Struwelpeter ist ein Kinderbuch und zwar eines, das von einem ausgesprochenen Kinderfreund geschrieben wurde. Heinrich Hoffmann fand, das die Kinderbücher seiner Zeit entweder nur niedlich und drollig waren (und vermutlich ein wenig hohl) oder eine sehr regide Moralvorstellung vertraten, die wenig Raum für anderes ließ. Dem stellte er statt der reinen Moral eine nahezu comichafte Überspitzung gegenüber. Beim "Daumenlutscher" geht es schon etwas zu wie bei Itchy und Scrachty.
Was viele Kritiker immer wieder zu erschrecken scheint ist, wie aktuell der Struwelpeter noch immer ist. Und: Prügelstrafe kommt im Struwelptere eben nicht vor. Jedes Vergehen bekommt eine genau auf die Tat zugeschnittene Strafe. Paulinchen verbrennt. Die böse Jungs, die den armen Mohren verspotten werden ins Tintenfaß getaucht. Der Suppenkasper verhungert. Zappelphilip wird unter dem Inhalt des Tischs begraben. Es geht niemals um Tat - Strafe, sondern immer um Ursache - Wirkung.
So gnz nebenbei, die hauptsächliche erzieherische Wirkung die Struwelpeter und Max und Moritz auf mich hatten war die Erkenntnis "Laß dich besser nicht erwischen".
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