Menschen zur Bestattung in Säure auflösen

vom 12.01.2014, 22:00 Uhr

Seit dem Mittelalter war in Mitteleuropa für mehrere folgende Jahrhunderte die Erdbestattung des kompletten menschlichen Leichnams bis auf wenige Ausnahmen absolut üblich. Vorher hatte es auch schon Feuerbestattungen und Bestattungen einzelner Organe gegeben, außerdem gab es sogar Verfahren, die der traditionellen Mumifizierung ähnlich waren, in Mitteleuropa. Aber vom Mittelalter noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Erdbestattung hier bis auf wenige Ausnahmen zur Norm geworden. Erst um 1900 fingen Feuerbestattungen an, sich wieder zu etablieren.

In den letzten paar Jahrzehnten sind die Methoden zur Bestattung wieder vielfältiger geworden. Insbesondere gibt es unterschiedlichste Ideen darüber, was man nach einer Feuerbestattung mit der Asche anfangen könnte. So kann man beispielsweise aus menschlicher Asche künstliche Diamanten pressen lassen, die den Angehörigen dann als Andenken dienen sollen. Ebenso kann man seine Asche ins Weltall schießen lassen, in eine der Erdumlaufbahnen, man kann sie im Meer oder in manchen Ländern auch auf dem Land verteilen lassen. Ebenso sind Erdbestattungen mittlerweile nicht mehr nur auf normalen Friedhöfen möglich, sondern auch in so genannten Friedwäldern, die naturnaher und weniger durch Menschenhand gestaltet aussehen sollen.

Nun schwappt aber eventuell bald eine weitere, ganz neue Bestattungsmethode hierher hinüber, die jetzt schon seit mehreren Jahren in den USA legal ist. Es ist eine Methode, die ich persönlich nahezu gruselig finde, und die meiner Meinung nach sehr an verbrecherische Methoden, die zur spurenlosen Entsorgung einer Leiche dienen, erinnert. Man nennt das Verfahren alkalische Hydrolyse. Und der Name sagt auch schon deutlich, was dabei getan wird: Der menschliche Leichnam wird in Säure aufgelöst.

Dazu kommt der Verstorbene in einen Hochdruck-Tank, der vom Funktionsprinzip her einem Reis- oder Schnellkochtopf ähnelt. Darin liegt der Leichnam im Wasser und wird kräftig erhitzt, auf bis zu 150 Grad Celsius nämlich. Danach wird eine Lauge hinzugefügt, und der Leichnam zersetzt sich. Nach bis zu längstenfalls drei Stunden soll aus dem Leichnam nichts mehr übrig sein, außer einer braunen, öligen Flüssigkeit. Diese soll ziemlich erbärmlich stinken, lässt sich angeblich aber ganz normal über den Abfluss entsorgen. Eine Bestattung der Überreste des Menschen gibt es nicht.

Preislich liegt das Ganze ungefähr bei den Kosten, die sonst auch eine normale Urnenbestattung verursacht. Die Befürworter der alkalischen Hydrolyse als Bestattungsmethode für Menschen betonen, dass das Verfahren sehr umweltfreundlich sei. Es blieben keine schädlichen Überreste übrig und energiesparend sei die Methode auch noch. Kritiker der alkalischen Hydrolyse merken an, dass die Entsorgung eines menschlichen Leichnams auf diese Weise pietätlos sei. Außerdem haben Angehörige nach dem Verfahren kein Grab, an dem sie trauern können, und von den Überresten des Toten ist auch nichts mehr erhalten geblieben.

Ich persönlich finde es außerdem doch etwas fragwürdig, ob die ölige Masse, die zum Schluss den Abfluss heruntergespült wird, tatsächlich so unschädlich ist. Abgesehen davon möchte zumindest ich persönlich nicht als Pampe in einem schnellkochtopfartigen Kessel enden, aber das ist wohl Geschmackssache. Nur seltsam kommt es mir schon ein wenig vor, so mit einem Menschen, einem Lebewesen, zu verfahren, nachdem er verstorben ist. Für mich ist eine wirkliche Bestattungszeremonie wichtig, und ich bezweifle ein wenig, dass diese bei der alkalischen Hydrolyse wirklich gegeben ist. Ich hoffe, dass das Verfahren nicht irgendwann zum Standard wird, nach dem dann auch arme oder angehörigenlose Menschen nach ihrem Tod behandelt würden.

Was haltet Ihr von diesem Verfahren? Wo liegen die Vor- und Nachteile? Ist die alkalische Hydrolyse von menschlichen Leichnamen pietätlos? Oder sollte man hoffen, dass das Verfahren irgendwann zur Normalität wird, weil es so umweltfreundlich ist?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also solange man seine Bestattungsform selber wählen kann, ist gar nichts pietätlos. Denn da sollte man schon davon ausgehen, was der Verstorbene sich selber gewünscht hat. Bevorzugt also jemand eine solche alkalische Hydrolyse, bleibt die Pietät vollkommen gewahrt. Da per Gesetz gezwungen zu werden, bedarf sicherlich einer sehr, sehr langen Umgewöhnungszeit in der Gesellschaft.

Ich für meinen Teil würde ja am liebsten einfach im Wald verscharrt werden. Oder ich trete kurz vorher noch dem zarathustrischen Glauben in Indien bei. Die legen ihre Verstorbenen den Geiern zum Fraß vor. Als Futter zu enden finde ich nur konsequent. Ich habe auch schon so manches Tier in meinem Leben gegessen. Und so hat es die Natur einfach vorgesehen. Als Kreislauf.

Auf legalem Weg und ohne den Umweg über die Religion, kommt dem folgendes am nächsten kommt: die Beerdigung in einem Pappsarg, der schnell verrottet. Also hätte ich gerne den. Gerne in einem solchen Friedwald, wobei die meines Wissens nach nur Asche aufnehmen. (Oder heißt es auch "Erdbestattung, wenn man die Urne vergräbt?)

Wenn diese alkalische Hydrolyse aber tatsächlich so umweltfreundlich ist, ist die eine echte Alternative. Denn so richtig natürlich ist die Beerdigung ja nicht, vor allem nicht bei den Massen an Leichnamen, die die arme Erde da aufnehmen soll. Also hätte ich auch nichts gegen die Säureauflösung.

Ich kann schon verstehen, warum manche gerne ein Grab haben, an dem sie ihren Angehörigen näher sein können, aber ich habe das nie gebraucht. Ich würde mir also wünschen, dass es meine Angehörigen auch nicht von mir brauchen. Eine Abschiedsfeier ist auch ohne tatsächliche Beerdigung möglich. Ich war noch nie dabei, wie ein Sarg in die Erde hinabgelassen wird.

Und die Pietät ist, wie gesagt, gewahrt, wenn ich es selber so will. Ich bin dann tot. Mir ist es vollkommen schnuppe, was mit meinem Leichnam passiert. Gut, ich will nicht, dass er vor den Toren der Stadt aufgespießt wird. Aber ich würde mich z.B. auch Medizinstudenten zur Verfügung stellen. Und die dürfen dann nach herzenslust an mir rumschnibbeln.

Ich bin froh, wenn ich noch etwas zurückgeben oder Gutes tun kann. Und wenn es nur eine sehr umweltschonende Methode der Entsorgung meines Körpers ist. Die Asche kostspielig und umweltschädigend ins All schießen oder sich mit seinem Solarium beerdigen zu lassen (hab ich schon von gehört) finde ich wirklich pietätlos.

Diese Form der Bestattung zur Norm zu erheben, fände ich sinnvoll. Aber da würde man sich nun wahrlich keine Freunde mit machen. Aber es kann gut sein, dass es irgendwann nötig ist. Je nachdem, wie sich das Bevölkerungswachstum entwickelt. Wobei sich die deutsche Bevölkerung ja zurückentwickelt. So werden wir weiterhin normal beerdigen, während andere Länder ihre Traditionen überwinden müssen, um die Welt zu retten. Ähnlich der Ein-Kind-Politik in China.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Den Gedanken, im Wald vergraben zu werden, finde ich nicht verkehrt. Ich persönlich hätte auch nichts dagegen, oben auf dem Waldboden abgelegt zu werden. Es gäbe eine Vielzahl Aas fressender Tiere, denen das nützlich sein könnte. Nur ist diese Art der Bestattung meines Wissens in keinem Land mehr so sonderlich üblich. In Deutschland wäre sie aufgrund des gesetzlichen Friedhofszwangs verboten. In Friedwäldern muss man ja auch eingegraben werden. Meines Wissens geht das mittlerweile auch ohne vorherige Verbrennung. Aber da hat auch jeder Friedwald seine individuellen Nutzungsbedingungen.

Die zoroastrische Himmelsbestattung kenne ich, und finde ich auch interessant. Für mich selber wäre das aber wohl eher nichts. Mir missfällt persönlich, dass bei dieser Bestattungsart der Leichnam erst einmal von Priestern zerteilt wird, bevor die Tiere sich die einzelnen Gliedmaßen holen können. Ich möchte irgendwie nicht von Menschen zerkleinert werden. Deswegen möchte ich persönlich auch keine Feuerbestattung und auch die alkalische Hydrolyse ist mir etwas suspekt. Wenn, würde ich gerne am Stück irgendwo liegen bleiben, bis die Tiere sich von mir ernähren. Ich möchte weder als Aschehäufchen ins Meer geschüttet werden, noch als braune stinkende Brühe durch den Abfluss in die nächste Kläranlage fließen. Aber das ist, wie gesagt, jedem Menschen selbst überlassen. Nur einen Zwang zu einer bestimmten Methode fände ich unschön.

Ob die Weltallbestattung wirklich so umweltschädlich ist, weiß ich nicht genau. Meines Wissens können die Aschekapseln dabei auch mit "normalen" Weltraumflügen mitgenommen werden, wodurch also nicht extra eine Rakete dafür gezündet werden muss. Ebenso fliegt die Asche dann nicht unbedingt für immer als Weltraummüll durch das All, sondern meistens kommt sie früher oder später wieder runter und verglüht dann restlos beim Wiedereintritt in die Athmosphäre der Erde.

Was die Problematik mit dem Bevölkerungswachstum betrifft: In Deutschland werden immer mehr Friedhöfe geschlossen, weil es an Toten fehlt. Gerade in meiner Nachbarschaft wurde vor wenigen Wochen erneut ein alter Friedhof geschlossen und planiert. Jetzt soll ein Netto-Supermarkt darauf gebaut erden. In dem Fall finde ich es schade, weil es ein schöner historischer Friedhof war, mit kunsthistorisch interessanten Statuen und Gruften, und einem sehr alten Baumbestand, der sicherlich auch Heimat für viele Tiere war. Es gibt jedenfalls Unmengen an Friedhöfen, die hier schließen und danach mit irgendetwas bebaut werden. Einen Platzmangel, der eine platzsparende Bestattung wie die alkalische Hydrolyse notwendig machen würde, gibt es zumindest in Deutschland also eher nicht.

Wie es in anderen Ländern aussieht, wäre dann natürlich noch einmal eine andere Sache. Andererseits sind Feuerbestattungen ja auch relativ Platz sparend. Und in beispielsweise China, wo es ein enormes Bevölkerungswachstum gibt, leben relativ viele Buddhisten. Meines Wissens sind es um die 105 Millionen Menschen. Und im Buddhismus sind Feuerbestattungen bis auf wenige Ausnahmen absolut üblich. Im Daoismus, habe ich gelesen, sollen Feuerbestattungen auch sehr üblich sein. Ich glaube, ein Mangel an Beerdigungsplätzen dürfte da in absehbarer Zeit noch nicht auftreten.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Pietätlos ist es nur, wenn man es selber als pietätlos betrachtet. Natürlich klingt es erst einmal fremd und ungewöhnlich, wenn eine neue Art der Bestattung gewählt oder vorgeschlagen wird. Ich finde aber, dass das bei allem Neuen so ist. Sei es eine neue Technik am Handy, eine Band schlägt neue musikalische Töne ein oder das Haus in dem man jahrelang ganz allein gewohnt hat, bekommt auf einmal einen neuen Eigentümer, der auch mit dort einziehen möchte. Veränderungen schrecken einige Menschen einfach erst einmal ab. Das war schon immer so und wird auch weiterhin so sein.

Gab es da nicht auch mal diesen Skeptiker, der gesagt hat "Dieses Internet? Ich glaube nicht, dass sich das durchsetzen wird."? Wieder Veränderung und einen Zweifler, der sich kritisch dazu geäußert hat und der heute vermutlich selber permanent das Netz nutzt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich persönlich finde auch, dass es mir nach meinem Tod egal sein kann, was mit meinem Körper passiert. Immerhin ist dieser ja nicht mehr wirklich lebendig. Ein Tier welches stirbt, bleibt auch einfach offen irgendwo liegen und zersetzt sich langsam. Also, ich meine jetzt die Tiere in freier Wildbahn und nicht unsere domestizierten Haustiere. Die angehörigen Tiere verweilen manchmal noch bei dem verstorbenen Tier und nehmen Abschied, gehen dann aber ihren Weg und ich denke so soll und muss es auch sein. Übertragen auf den Menschen müsste es also ausreichen, wenn die Angehörigen am Totenbett trauern und Abschied nehmen können und jegliches nachfolgende Prozedere ist eigentlich auch nur jedesmal ein Art abbremsen auf dem notwendigen Schritt sein Leben weiter leben zu können.

Würde der Leichnam also einfach aufgelöst werden, wäre er weg. Niemand müsste mehr permanent an den Verlust erinnert und mit diesem konfrontiert werden. Ich finde das würde vielen helfen, viel schneller mit dem Verlust umzugehen, nach vorn zu sehen und einfach sein Leben weiter zu leben. Aus dem Grund finde ich diese ganzen Bestattungen, wo am Ende kein festes Grab steht, sondern man einfach weg ist, doch relativ praktisch. Ich würde mir für mich wahrscheinlich auch einfach wünschen, irgendwo im Wald verscharrt zu werden und den Würmern und Maden überlassen zu werden. Wie einer meiner Vorredner schon sagte - der Kreislauf des Lebens. Mit meinem toten organischen Material schaffe ich Energie und Nahrung für neues Leben, was dann auf irgendeinem Wege ja auch irgendwie wieder beim Menschen landet. Was für eine skurrile Vorstellung.

» Darkness » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,60 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann der Grundidee, dass jeder für sich selber bestimmen sollte, wie er enden möchte, und dass eine Methode, die freiwillig selbst gewählt wurde, nicht pietätlos sein kann, schon zustimmen. Eine Schwierigkeit sehe ich aber dennoch. Schließlich kann nicht jeder aussagen, wie er bestattet werden möchte. Es gibt Menschen, die halten das nicht schriftlich fest und haben keine Angehörigen mehr. Es gibt Tote, die Opfer eines Verbrechens wurden und dann bestattet werden, ohne, dass man sie zuvor identifizieren konnte. Und es gibt Menschen, deren Abkömmlinge nicht so sonderlich gut zu sprechen auf sie sind und die daher möglicherweise einfach die kostengünstigste "Entsorgungsmethode" wählen würden, selbst, wenn diese dem Toten absolut missfallen würde.

Lange Rede, kurzer Sinn: Müsste man nicht irgendwie dafür sorgen, dass solche Toten nicht auf eine allzu kontroverse und von vielen Menschen ungern gesehene Methode bestattet werden? Sollte die Bestattung durch das Auflösen in Säure nicht so gehandhabt werden, dass wirklich nur Menschen, die dem auch ausdrücklich zugestimmt haben, auf diese Weise bestattet werden können? Braucht man nicht doch irgendwelche ethischen Richtlinien, basierend auf dem zu dem Zeitpunkt vorherrschenden gesellschaftlichen Konsenz? Heute gibt es ja auch Bestattungsregeln, und Regeln darüber, was man mit einem Grab machen darf und was nicht.

Diejenigen, die hier im Thread bisher gepostet haben, vertreten die Meinung, dass es einem nach dem Tod sowieso egal sein könne, was mit dem Körper passiert. Aber es gibt ja auch viele Glaubensrichtungen und auch individuelle Formen von Glauben oder ethischen Vorstellungen, laut denen der Leichnam möglichst nicht beschädigt werden sollte. Und nein, ich meine jetzt nicht das "Alte Ägypten" mit dem Thema Mumifizierungen. Selbst die heute völlig geläufigen Zweige des Judentums legen Wert darauf, dass der Tote so beerdigt wird, dass das Grab für immer und ewig erhalten bleibt. Da gibt es, anders, als auf heutigen städtischen oder christlichen Friedhöfen, keine Ruhezeit, die zeitlich beschränkt ist und ablaufen kann. Und ich denke mir einfach, für Menschen mit einem Glauben, der solche Dinge für enorm wichtig hält, wäre es scheußlich, wenn Leichname einfach in Säure aufgelöst und dann durch den Abfluss gespült werden.

Und nein, das kann man, Darkness, nicht mit einem neuen Handy oder mit einer neuen Musikrichtung vergleichen. Neue Musik kann einem gefallen oder missfallen, aber es ist kein Thema, das so tief geht, wie der Glaube vom Tod und möglicherweise vorhandenen Nachleben. Es geht hier auch nicht um eine allgemeine Angst vor Veränderungen, sondern darum, dass es Menschen gibt, die nun einmal einen Glauben haben, laut dem es nicht so toll wäre, wenn sie nach dem Tod als Brühe im Abfluss landen.

Darkness hat geschrieben:Übertragen auf den Menschen müsste es also ausreichen, wenn die Angehörigen am Totenbett trauern und Abschied nehmen können und jegliches nachfolgende Prozedere ist eigentlich auch nur jedesmal ein Art abbremsen auf dem notwendigen Schritt sein Leben weiter leben zu können. Würde der Leichnam also einfach aufgelöst werden, wäre er weg. Niemand müsste mehr permanent an den Verlust erinnert und mit diesem konfrontiert werden. Ich finde das würde vielen helfen, viel schneller mit dem Verlust umzugehen, nach vorn zu sehen und einfach sein Leben weiter zu leben.

Wenn "aus den Augen, aus dem Sinn" wirklich funktionieren würde, wäre das schrecklich. Dann würde nämlich keine Fernbeziehung funktionieren und wenn man irgendwann bei seinen Eltern auszieht und sie nur noch einmal monatlich sieht, wenn überhaupt, würde man sie auch vergessen. ;) Aber mal Spaß beiseite: Wichtig nach einem Tod ist doch, dass der Tod verarbeitet wird. Und das gelingt jedem Menschen unterschiedlich.

Manche brauchen vielleicht Abstand und werden von Besuchen am Grab nur jedes Mal wieder belastet. Aber es gibt auch Menschen, die brauchen einfach einen Ort, um den Tod einer geliebten Person zu verarbeiten. Oder nicht nur einen Ort, sondern auch wirklich ein Grab, von dem sie wissen, dass ihr Kinder oder ihr Bruder oder wer auch immer, der ihnen viel bedeutet, dort liegt.

Was meinst Du, wie schlimm teilweise Menschen leiden, weil ihr Angehöriger zum Beispiel auf See verstorben wurde, oder wenn klar ist, dass ein Angehöriger ermordet wurde, der Leichnam aber niemals geborgen werden konnte. Die leiden teilweise schrecklich und Jahrzehnte lang, weil sie ohne Grab einfach nicht abschließen können. Von daher sollte man auch nicht verallgemeinern, ob dieses oder jenes besser wäre als alles Andere. Es stimmt einfach nicht. Jeder Mensch braucht eine andere Methode, um mit dem Tod zurecht zu kommen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Auch wenn die alkalische Hydrolyse zunächst recht schauerlich klingt, kann sie in einigen Gebieten der Erde das Bestattungsproblem lösen. Es gibt nämlich Regionen, wo Leichen einfach nicht verwesen, z. B. weil es dort sehr sauren Boden gibt oder es einfach zu kalt ist. Und auch Feuerbestattungen sind nicht überall möglich.

Irgendwann stoßen die Leute dann an Grenzen, weil es nirgends mehr Platz auf den Friedhöfen gibt. Auch halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die vielen Konservierungsstoffe, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, ebenfalls dafür sorgen, dass Zersetzungsprozesse nicht mehr so richtig in Gang kommen. Von daher gibt viele Gründe, um an alternativen Bestattungsverfahren zu forschen und neue Wege zu finden. Vielleicht setzt sich die eine oder andere Variante sogar eines Tages durch.

» SunSchorsch » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,10 »


SunSchorsch hat geschrieben:Auch halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die vielen Konservierungsstoffe, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, ebenfalls dafür sorgen, dass Zersetzungsprozesse nicht mehr so richtig in Gang kommen. Von daher gibt viele Gründe, um an alternativen Bestattungsverfahren zu forschen und neue Wege zu finden. Vielleicht setzt sich die eine oder andere Variante sogar eines Tages durch.

Auch die vielen Medikamente, die ein Verstorbener in seinen letzten Wochen und Monaten zu sich genommen hat, sind nicht gerade gut für´s Grundwasser und den weiteren Kreislauf. Und das sind zum Teil ja richtig krasse Sachen, je nachdem an welcher Krankheit der Mensch gestorben ist. Mein Großvater hat zum Schluss 23 Tabletten jeden Tag genommen. Da freut sich die Natur dann nicht mehr über das eingebrachte organische Material, wenn es so verseucht ist.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn ich mir diese Beerdigungsform vorstelle, dann muss ich auch sofort an die Serie Criminal Minds denken, dass hier vielleicht Jemand versucht auf diese Weise Leichen gut loszuwerden. Es ist schon ganz schön eklig, dass ein Mensch durch gekocht und dann zersetzt wird. Mir wird doch wirklich schlecht, wenn ich länger daran denke.

Nein solch eine Beerdigungsform wäre für mich keine Option. Das mag zwar umweltfreundlicher sein, aber wenn ich mir vorstelle wie ich dann den Körper meines lieben Verwandten noch schänden lassen würde, denn so käme es mir einfach vor, dann geht für mich gar nichts mehr. So möchte ich meine Verstorbenen nicht beerdigen. Mit Feuerbestattung könnte ich mich noch anfreunden, aber nicht mit dieser Methode. Ich hoffe auch, dass diese sich nicht durchsetzt.

Allerdings muss man schon sagen "Hut ab" vor den Menschen, die in einem solchen Beerdigungsinstitut, oder besser Labor arbeiten. Es muss schon schwer sein die Toten her zu richten und zu drapieren, wenn sie in einem Sarg beerdigt werden. Oder eben auch schwer für die Menschen, die die Leichen dann in einen Ofen schieben und verbrennen. Aber wenn man Menschen jetzt schon anfängt in Kochtöpfe zu hieven und darin köcheln zu lassen und dann Säure dazu zu kippen. Das ist ja doch von der Arbeit her noch etwas heftiger würde ich denken. Ich könnte es jedenfalls definitiv nicht leisten.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


SunSchorsch hat geschrieben:Und auch Feuerbestattungen sind nicht überall möglich.

Dass einige Tote nicht richtig verwesen, ist richtig. Aber wieso sollten Feuerbestattungen an einigen Orten der Welt denn nicht möglich sein? Feuerbestattungen gibt es in allen Regionen der Welt und in ziemlich vielen Kulturen. Also eigentlich ist es sogar, außer im Christentum, eine der geläufigsten Bestattungsarten. Eine, die ähnlich viel Masse hinterlässt und Platzverbrauch verursacht, wie die alkalische Hydrolyse. Also was den Platzaufwand betrifft, sehe ich keinen Vorteil der alkalischen Hydrolyse gegenüber einer Feuerbestattung.

Bienenkönigin hat geschrieben:Auch die vielen Medikamente, die ein Verstorbener in seinen letzten Wochen und Monaten zu sich genommen hat, sind nicht gerade gut für´s Grundwasser und den weiteren Kreislauf.

Das Problem gibt es aber nicht nur bei Erdbestattungen, sondern genauso bei der Auflösung in Säure. Dadurch, dass der Körper in der Säure aufgelöst wird, verschwinden die Giftstoffe ja nicht einfach. Wer weiß, ob es nicht sogar irgendwelche schädlichen Kreuzreaktionen mit der Säure geben könnte. Aber eines ist definitiv klar: Ein stark verseuchter Körper kann nach der Verflüssigung sicher nicht "normal" in den Abfluss gespült werden. Das dürfte wirklich nur mit Körpern möglich sein, die keine Giftstoffe beinhalten.

Also ist die alkalische Hydrolyse keine Lösung für das Problem, wie man Menschen, deren Körper voller Giftstoffe sind, ohne Umweltschäden bestatten könnte. Ich weiß nicht, ob da die Kremation nicht besser wäre. Asche ist ja wohl ziemlich neutral. Oder stimmt das nicht? Wobei ich mir da auch wieder Gedanken machen würde, ob die Giftstoffe bei der Verbrennung nicht in die Luft gelangen könnten. Das wäre auch nicht gut. Andererseits sind Krematorien heute sehr stark gefiltert, und diese Filter halten solche Giftstoffe möglicherweise zurück.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Alkalische Hydrolysen sind meiner Meinung nach unnötig. Das Verfahren ist zwar umweltfreundlich, aber würdelos für die Verstorbenen und trauriger für die Angehörigen, da sie kein Grab oder ähnliches zum Trauern haben. Wenn ich sterbe, will ich entweder eingeäschert oder vergraben werden, nicht mir der alkalischen Hydrolyse. Ich würde nicht zulassen, das Angehörige von mir aufgelöst werden.

» Proxyxd1 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 1,20 »


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