Besser Zweckgemeinschaft als gar keine Partnerschaft?

Ich glaube, es gibt viel mehr von solchen "Partnerschaften", als man gemeinhin denkt. Für mich ist das zwar absolut nicht nachvollziehbar, aber wir Menschen sind eben sehr verschieden. Es gibt ja Leute, die grundsätzlich nicht alleine sein können, nie etwas alleine unternehmen, zum Beispiel niemals alleine ins Kino, zu einem Vortrag oder essen gehen würden. Sie brauchen immer Begleitung. Ich ziehe es dagegen vor, allein irgendwohin zu gehen, als jemanden dabei zu haben, der sich gar nicht wirklich für die Veranstaltung interessiert oder mir noch nicht mal wirklich sympathisch ist.

Bei einigen Freundinnen von mir habe ich da auch seltsame Verhaltensweisen beobachtet. Als sie so um die 30 und Single waren, verfielen sie in eine regelrechte Torschlusspanik. Plötzlich wurde der Uralt-Exfreund wieder "vorgekramt", an dem sie nach der Trennung kein gutes Haar gelassen hatten, sie verabredeten sich reihenweise mit Typen, die sie früher nicht einmal eines Blickes gewürdigt hätten oder (was das schlimmste war), nötigten mich jedes Wochenende mit ihnen zu irgendwelchen Partys zu gehen, um dort (mit mir als Beiwerk) verzweifelt auf Partnersuche zu gehen. Wenn ich mir anschaue, was aus solchen Verzweiflungstaten für katastrophale Partnerschaften entstehen, frage ich mich oft, warum sie da so hastig und überstürzt zugegriffen haben, so als gäbe es kein Morgen. Besonders, wenn dann Kinder dazukommen, finde ich das traurig.

Sicherlich nutzt sich die anfängliche "Verliebtheit" in einer Partnerschaft allmählich ab und die Gefühle verändern sich. Aber Gefühle, die niemals da waren, können sich auch nicht verändern. Ich denke nicht, dass man sich lieben lernen kann. Man kann sich aneinander gewöhnen bzw. eine Abhängigkeit entwickeln. Aber Liebe ist das für mich nicht. Es ist am Ende so wie in einer arrangierten Ehe. Die sollen ja laut Statistik sogar wesentlich stabiler und langlebiger sein als Liebesheiraten. Wer nichts oder nur sehr wenig erwartet kann auch nicht enttäuscht werden.

In Beziehungen, die auf Leidenschaft und einer starken gegenseitigen Anziehungskraft basieren, macht man sich automatisch viel angreifbarer und verletzlicher. Es gehört Mut dazu, sich darauf einzulassen. Aber es ist auf jeden Fall die Mühe Wert. Das Führen einer bloßen Vernunftsbeziehung würde ich als sinnlose Verschwendung von kostbarer Lebenszeit betrachten. Ist es nicht traurig, sich irgendwann auf dem Sterbebett einzugestehen, dass man sein Leben mit einem Menschen verbrachte, der einem gar nichts bedeutete und dem es vermutlich ähnlich erging? Für mich wäre das unerträglich. Da bliebe ich lieber alleine.

Ich bereue keine meiner gescheiterten Beziehungen, wobei "gescheitert" nicht einmal der treffende Ausdruck ist. Wenn es echt war, warum sollte man es bereuen? Menschen, die so ein Gefühl nie erlebt haben, wissen gar nicht, was sie verpassen. Aber vielleicht ticken sie ja auch ganz anders und vermissen es einfach nicht? Was man nicht kennt, kann man ja auch nicht vermissen

Ich finde es immer merkwürdig, wenn sich Menschen in Beziehungen stürzen um nicht alleine zu sein, weil ich es selber nie als schlimm empfunden habe wenn ich Single war. Mir ist aber auch schon aufgefallen, dass es Menschen gibt, die es als echten Makel empfinden, wenn sie gerade mal nicht in einer Partnerschaft sind, vielleicht weil alle im Freundeskreis aktuell einen Partner haben?

Andererseits spricht ja aber absolut nichts für so eine Beziehung, wenn die Fronten geklärt sind, wenn also jeder weiß woran er ist und nicht die große Liebe geheuchelt wird. Beziehungen, die auf Freundschaft und Respekt basieren funktionieren unter Umständen sogar besser als Beziehungen in denen ganz große Gefühle im Spiel sind. Problematisch wird es aber natürlich dann, wenn sich einer von beiden tatsächlich verliebt, denn die Wahrscheinlichkeit, dass beide zur gleichen Zeit jemanden finden ist ja sehr gering. Denn auch wenn die Verhältnisse geklärt sind wird dann einer enttäuscht zurück bleiben.