Berliner U-Bahn: Neue Züge zu breit, Tunnel Umbau nötig

Wer in Berlin lebt, ist es ja gewohnt, Streckensperrungen und Schienenersatzverkehr zu erleben. Meistens hat man solche Erlebnisse eher bei der S-Bahn, wobei ich da insbesondere auch an Zugausfälle und Zugverspätungen denke, insbesondere jeden Winter, wenn gänzlich "unerwartet" die kalten Temperaturen den Bahnverkehr beeinträchtigen, oder im Sommer, wenn die Züge wegen der Hitze schlapp machen. Das kommt eben davon, wenn man Züge aufkauft, die für die Wetterbedingungen in Mitteleuropa gar nicht gemacht sind.

Nun hat es also auch bei den Berliner Verkehrsbetrieben, BVG, so eine seltsame Angelegenheit gegeben. Auch hier sollte es neue Züge geben. Jetzt, nach dem Erwerb, stellte man fest, dass diese neuen Züge ja eigentlich zu dick oder zu breit für die bestehenden Tunnel sind. Die geplante Lösung ist aber nicht, die Züge möglicherweise noch irgendwie gegen passende umzutauschen, sondern, einfach alle Tunnel umzubauen. Aber, so heißt es von Seiten der BVG-Pressesprecherin, das mache ja nichts, denn die Tunnel müssten früher oder später ohnehin restauriert werden. Mehrkosten sollen angeblich nicht zustande kommen, und losgehen soll der Spaß ab 2015. Natürlich stehen für die Umbaumaßnahmen auch Streckensperrungen auf dem Programm.

Haltet Ihr die Entscheidung, nun alle Tunnel umzubauen, für sinnvoll? Oder wie hätte Eurer Meinung nach stattdessen verfahren werden sollen? Nerven Euch die Streckensperrungen, die die Umbaumaßnahmen mal wieder mit sich bringen werden? Werden sie Euch wohl im Alltag beeinträchtigen? Glaubt Ihr wirklich, dass die Umbaumaßnahmen ohne weitere Mehrkosten zu verwirklichen sind? Haltet Ihr es für angemessen, dass trotz solcher Aktionen die Fahrkartenkosten jährlich immer weiter steigen?

Es ist natürlich schon etwas peinlich, wenn man erst hinterher feststellt, dass die Züge zu breit sind. Aber irren ist eben menschlich und obwohl bei solchen Entscheidungen sicherlich sehr viele Leute beteiligt sind, werden auch gerne so ganz offensichtliche Tatsachen einfach übersehen.

Die Begründung klingt ja erst einmal logisch. Wenn die Tunnel sowieso früher oder später saniert werden müssen, kann man sie ja gleich etwas breiter machen, um so in Zukunft auch mit breiteren Zügen klar zu kommen. Immerhin haben breitere Züge wahrscheinlich einen höheren Komfort oder eine höhere Kapazität und es ist schon vorteilhaft, wenn man diese Vorteile dann auch nutzen kann.

Andererseits kann man die Züge sicherlich nicht einfach einmal umtauschen. Bei solchen Großaufträgen gibt es so etwas wie Umtauschrecht nicht. Von daher würde ein Rücktritt vom Vertrag sehr teuer kommen, falls es überhaupt möglich ist. Ich glaube zwar nicht, dass der Umbau der Tunnel kostenneutral ist, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es günstiger ist, als die neuen Züge nicht einsetzen zu können.

Baustellen sind immer nervig, egal ob bei öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Straßenverkehr. Ich muss mich im Moment auch durch eine Baustelle quälen, die meinen täglichen Arbeitsweg fast um die Hälfte verlängert. Aber es lässt sich manchmal einfach nicht vermeiden. Schließlich braucht die Infrastruktur auch intensive Wartung und im Moment ist ja anscheinend genug Geld da, um verzögerte und inzwischen dringend notwendige Wartungsarbeiten durchzuführen. Deshalb häufen sich (zumindest nach meinem Empfinden) im Moment die Baustellen, und damit eben auch die Unannehmlichkeiten für die Pendler.

Und noch etwas zu den Fahrpreisen. Dass diese immer steigen ist einfach ein Inflationseffekt. Verkehr und Energie sind zusammen mit den Lebensmittelpreisen eben die größten Inflationstreiber. Und das wird sich nicht so einfach vermeiden lassen, egal ob jetzt mehr oder weniger gebaut wird.

Ich fahre im Juni nach Berlin und habe mir alles hier durchgelesen und werde das nachher hier auch kommentieren. An breite U-Bahn Züge kann ich mich nur in Hamburg erinnern und diese fand ich sehr klobig. Mir ist es aber lieber, wenn man mehr Platz in den Garnituren hat, als dass man in den Stoßzeiten von den Menschenmassen erdrückt wird.

Sicher ist Irren menschlich, aber wenn dabei Mehrkosten entstehen, was ich hier schon auf die Verkehrsbetriebe und damit auch auf die Fahrgäste zukommen sehe, dann hört für mich der Spaß schon auf. Ich meine, wenn es um den Ankauf der neuen Züge ging, dann werden doch wohl mehr als nur eine einzelne Person die Angebote geprüft haben. Erhält man da denn keine Datenblätter, auf denen genau ersichtlich ist, welche Ausmaße die neuen Züge haben? Das wäre doch mit das Erste, worauf ich achten würde, wenn ich so eine Anschaffung machen würde: Ob die Wagen überhaupt mit den Gleisen und Tunneln, die bisher existieren, kompatibel sind.

Dass die Tunnelanlagen früher oder später restauriert werden müssen, stimmt schon. Aber das sind Ausgaben, die sich normalerweise über Jahre und Jahrzehnte verteilen. So lange wird man aber wohl kaum Zeit haben, um die Tunnel für die neuen Züge umzubauen. Da werden dann wohl relativ viele Bauarbeiten zeitgleich beginnen, was nicht nur weitläufige Streckensperrungen bedeuten dürfte, sondern den Verkehrsbetrieben natürlich auf einen Schlag eine Menge Geld kostet. Das ist doch nicht mit Baumaßnahmen, die sich über viele Jahre verteilen und dann immer nur einen kleineren Anteil der Gesamtkosten verbrauchen, zu vergleichen. Ich halte die Aussage, dass die Tunnel sowieso früher oder später erneuert werden müssten, irgendwie viel eher für eine Ausrede aus der Not heraus. Ja, die ganze Angelegenheit ist wirklich enorm peinlich.

Dass die Fahrtkosten immer weiter steigen, ist mir schon klar. Darüber, ob explizit die Fahrkartenpreise für Berlin angemessen sind, kann man sich aber streiten. Natürlich hat Berlin ein riesiges Streckennetz und die Kosten für den Betrieb müssen auch irgendwie erwirtschaftet werden. Andererseits ist es nicht gerade erfreulich für die Kunden, wenn sie einen hohen Fahrkartenpreis bezahlen müssen, aber dann doch andauernd Ärger mit Zugausfällen, Verspätungen, Streckensperrungen oder anderen Katastrophen haben müssen.