Gibt es Neologismen, die ihr euer Eigen nennen könnt?

Gibt es Wörter, die ihr selbst irgendwann mal erfunden habt und seitdem immer wieder gebraucht? Ich kann mich noch gut an das Arbeitsblatt in der Schule erinnern. Unser Lehrer hatte uns die rhetorischen Mittel, die in einem Text vorkommen können, auf Papier festgehalten. Darunter war auch das Stilmittel Neologismus. Meine damalige Lehrerin hatte darauf beim Beispiel ihre eigenen Neologismen abgedruckt. So fiel sofort der Satz "Gequizt und geraten, gejaucht und pilawat" auf, der mir gleich ins Auge sprang und mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Welche Wörter habt ihr neu geschöpft? Welche könnt ihr euer Eigen nennen?

Wir haben uns vor ein paar Jahren ein Haus in einer Zwangsversteigerung gekauft. Der Vorbesitzer war Alkoholiker und hat dementsprechend gehaust. Das wussten wir vorher nicht, weil wir das Haus nie von innen gesehen haben. Als wir dann den Schlüssel bekamen und zum ersten Mal unser trautes Heim betraten, waren wir etwas geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass wirklich jemand so leben könnte.

Das ganze Haus war voller Spinnweben. Man musste auch gebückt durch die Türen gehen, weil dort auch Spinnweben wir Vorhänge hingen. Und alle Sachen, die er zurückgelassen hatte, hatten einen schmierigen Film. Ich habe z.B. beim Fensterputzen für jedes Fenster 2 Stunden gebraucht, also für die Rahmen, weil sie ganz schmierig waren. In einem Zimmer hing noch ein alter Lampenschirm, der von Fliegen total zugekotet worden war.

Jedenfalls hatte der Mann natürlich auch einen Nachnamen. Sagen wir mal, er hieß "Müller"; ich will ja nicht, dass die Familie diesen Eintrag findet, wenn sie sich googlen. Und dieses "Müller" haben wir zu einem Adjektiv gemacht. Seit der Zeit der Renovierung heißen bei uns sehr schmutzige Dinge nicht mehr einfach schmutzig, sondern sie sind "vermüllert". Einige Freunde, die bei der Renovierung geholfen haben, nutzen das Wort auch immer noch. Wir haben übrigens all die vermüllerten Dinge aus dem Haus geworfen und alles geputzt und darunter ist ein richtig schönes Haus zu Tage gekommen.

Ich gehe gern kreativ mit Sprache um. Dafür ist sie ja unter anderem auch da! Bis zur Duden-Redaktion hat es allerdings noch keine meiner Wort-Neuschöpfungen geschafft. Meistens handelt es sich um kurzlebige Ausdrücke, die aus der Situation heraus komisch oder treffend sind, sich aber nicht beliebig anwenden lassen. Außerdem muss man sonst so oft erklären, wovon man spricht.

Beispielsweise habe ich den Ausdruck "Grollknäuel" erfunden. Man bezeichnet damit einen Menschen, oder auch ein Tier, welches mies gelaunt und schmollend in der Ecke sitzt und sich demonstrativ zusammenrollt und abwendet. Ebenfalls sehr hilfreich ist der Ausdruck "Spirituosika" für Fachliteratur über geistige Getränke. Aber den gibt es vielleicht schon. Die Fähigkeit von Kinohelden, aus 10 Meter Höhe auf Beton zu klatschen, ohne dabei Schaden zu nehmen, wird als "Römmsistenz" bezeichnet. Es ist lustiger, wenn man es laut ausspricht.

Man merkt also, Neologismen sind durchaus eins meiner Hobbys, was auch zu meinem Linguistik-Studiengang ganz gut passt. Es macht mir einfach Spaß, mit den Möglichkeiten der Sprache zu spielen, auch wenn meistens ausgemachter Blödsinn dabei heraus kommt.

Ich bastle manchmal gerne aus zwei Wörtern eins, in dem ich einfach Bestandteile des Wortes weglasse und dann die restlichen Bestandteile zusammenfüge. Ein Beispiel hierfür wäre aus "vorbeikommen" und "aufkreuzen", woraus dann einfach "vorbeikreuzen" gemacht wird.

Anstatt auch solche Phrasen zu benutzen wie "Geh mir nicht auf den Keks" sage ich auch solche Sachen wie "Keks mich nicht". Ich finde das ist einfach viel kürzer, auch wenn es jetzt nicht derartig viel zeitsparender in der Aussprache ist.