Nachbarin auf Abstand halten - wie höflich mittteilen?

vom 25.08.2013, 13:04 Uhr

Vom Grundthema her kann ich es nicht verstehen, dass andere Menschen nun unter deinen früheren Erfahrungen leiden müssen. Wenn dir ein Angestellter deiner Hausbank mal blöd kommt, wechselst du sicherlich auch nicht gleich die Bank, oder? Daher kann man eine solche Einladung annehmen und damit der Kontakt eben nicht gleich zu eng wird, mit der Gegeneinladung eine Weile warten.

Speziell auf diese Person nun bezogen, kann ich deine Zurückhaltung wieder schon verstehen. Aber du würdest ja auch so handeln, wenn es die liebenswerteste Nachbarin der Welt wäre, die euch zu Kaffee und Kuchen einlädt. Und diese Einstellung solltest du bei dir dann doch überdenken, weil eben nicht alle Menschen gleich sind.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Im Moment kann ich raus gehen wann ich will und nicht mal an die Mülltonnen, ohne das die Nachbarin meist dort schon irgendwo ist und mich dann anspricht. Ich habe teils das Gefühl wirklich durch die Gegend schleichen zu müssen, um nicht gleich von ihr überfallen und angesprochen zu werden.

Gestern bin ich ihr dann in die Arme gelaufen, als ich mit meinem Hund Gassi gehen wollte. Sie hat mich dann gefragt, wann ich denn das nächste Mal einkaufen fahren würde. Da sie gerne mitfahren würde, da sie keine Vorräte mehr hätte. Ich sagte ihr dann, dass ich erst nächste Woche wieder los müsste. Darauf schaute sie erschrocken und meinte, dass sie ja gar nichts mehr im Haus habe und fragte dann weinerlich, ob wir nicht noch am selben Tag los könnten.

Ich bin dann nur für sie gefahren und vorher noch mit ihr zum Friedhof zum Grab ihres Mannes. Ich konnte einfach nicht nein sagen, wie sie da so halb weinend vor mir stand. Ich habe dann auch fast eine Stunde im Auto gesessen und vor dem Supermarkt auf sie gewartet. Sie wollte mir auch Geld fürs fahren geben, was ich aber strikt abgelehnt habe und nicht wollte. Am Ende hat sie mir dann als Dankeschön eine Packung Plätzchen gegeben, die ich dann annehmen musste, weil sie keinen Widerspruch duldete. Das war dann aber auch ok für mich.

Als sie mir das Geld bot, habe ich gesagt, dass es sich ja um eine Ausnahmesituation handelte und ich kein Geld annehme. Als wir dann zu Hause waren, fragte sie, wann ich denn immer so Einkaufen fahren würde. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich keinen festen Tag habe und das eben meist mit Terminen verbinde, was auch stimmt. Sie meinte, dass sie dann wohl öfter mal fragt wann ich fahre. Und ich hab ihr gesagt, dass sie mir sonst einen Zettel schreiben und ihr die gewünschten Sachen dann mitbringe. Ich hoffe, dass es dann auch eher so gemacht wird. Ich kann nun einfach nicht dauernd Taxi für sie spielen und habe auch ehrlich keine besondere Lust eine fremde Frau immer mit zum Einkaufen zu nehmen.

Sie hat auch einen Führerschein und ein Auto in der Garage, aber sie sagt immer, dass sie zu nervös sei um zu fahren. Ich hatte ihr auch den Vorschlag gemacht, dass sie sich vielleicht eine andere Frau in ihrem Alter ins Haus dazu holt, die ebenfalls alleine ist. Platz genug hätte sie dafür. Aber davon wollte sie nichts wissen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde dein grundsätzliches Gefühl nicht so ein nahes nachbarschaftliches Verhältnis haben zu wollen nachvollziehbar und verständlich - manche mögen das nunmal nicht und das ist auch ok so - das Ansinnen ihr das direkt mitzuteilen aber eher daneben... Eher würde ich es so machen, dass ich mich bei Einladungen oft dezent entschuldigen würde, ein auch nur halbwegs sensibler Mensch fragt da nicht öfter als ein paar Mal ohne auf einen Gegenvorschlag zu warten und damit kann jeder sein Gesicht wahren und das Problem löst sich sozusagen von selbst.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei meiner verzweifelten Suche nach Antworten & Tipps bin ich auf deinen Beitrag gestoßen und habe mich sehr gut in deine Situation hineinversetzen können. Ich verstehe dein Dilemma. Zwar liegt dein Beitrag schon einige Zeit zurück, aber vielleicht hast du ja auch inzwischen für dich eine für beide Seiten erträgliche Lösung finden können?

Zur Zeit leide ich an einem ähnlichen Problem. Und den Begriff "leiden" benutze ich nicht zufällig, denn ich fühle mich dadurch extrem in meiner persönlichen Freiheit eingeschränkt. Bei mir handelt es sich um die Nachbarin, die direkt unter mir wohnt. Ich habe die Zeichen leider nicht rechtzeitig erkannt und war ihr gegenüber wohl zu offen, freundlich und hilfsbereit. Kein neues Problem für mich. In der Vergangenheit hatte ich schon ein paar sehr negative Erfahrungen dieser Art, die am Ende schon in Richtung Stalking ausarteten. Als ich jünger war, passierte mir das auch mit Männern, was ich aber inzwischen in den Griff bekommen habe, in dem ich viel vorsichtiger geworden bin.

Die Antworten auf deine Frage habe ich mir sehr aufmerksam durchgelesen und auch einiges erkannt, wo ich mein Verhalten noch verändern könnte. Allerdings habe ich die Erfahrung machen müssen, dass in den besonders hartnäckigen Fällen subtile Andeutungen, Ausschlagen von Einladungen oder der Hinweis auf Zeitmangel nur sehr wenig nützen. Oft habe ich sogar den Eindruck, dass "Sich rar machen" noch zur Steigerung der Intensität der Kontaktversuche führt. Und dann wird es langsam echt gruselig.

Ich habe mir über das Thema schon oft den Kopf zerbrochen, weil ich einfach nicht kapieren kann, was in solchen Leuten vorgeht. Offensichtlich gibt es sehr viele einsame und unausgefüllte Menschen, denen es schwer fällt, mit sich alleine zu sein und die dann wahllos Kontakte suchen, auch wenn es so überhaupt nicht passt.

Für mich ist das nicht nachvollziehbar, weil ich erstens ganz gern einmal alleine bin (ohne mich automatisch einsam zu fühlen), mich sehr gut alleine beschäftigen kann und engere Kontakte mit anderen Menschen nur dann für sinnvoll halte, wenn sie für beide Seiten eine Bereicherung sind. Sei es nun geistig oder / und emotional. Nur um Zeit totzuschlagen oder der Langeweile zu entfliehen ist da für mich kein Grund.

Was du beschreibst, nämlich dieses "überrumpelt werden", dass da jemand gleich uneingeladen in deiner Wohnung steht oder dir beim Gang zur Mülltonne ständig Gespräche aufzwingen will, empfinde ich bereits als ziemlich übergriffig.

Meine Nachbarin zum Beispiel beobachtet genau, wann bei mir Licht brennt oder sie Schritte über sich hört. Das sieht sie bereits als Anlass zur Kontaktaufnahme. (Genau so hat sie es auch schon mehrfach ausgedrückt).
Ich hatte eine Weile sogar ihre Telefonnummer auf "automatisch abweisen" gestellt (da ertönt immer ein Besetztzeichen) und sie monatelang nicht zurückgerufen, weil sie es anders wohl nicht verstehen wollte. Die Nummern hatten wir ursprünglich nur für eventuelle Notfälle (Einbruch, Wasserrohrbruch). Ich hatte mehr und mehr den Eindruck, sie wollte eine enge Freundschaft mit mir, obwohl wir grundverschieden sind und außer der Nachbarschaft und dem Singlesein keinerlei gemeinsame Interessen oder Ansichten haben.

Eine Weile lang hatte ich durch strikte Vermeidung jeglichen Kontakts endlich Ruhe und war auch der Meinung, es sei jetzt angekommen, dass ich an einer Freundschaft nicht interessiert bin. Ich plagte mich teilweise mit einem schlechten Gewissen, weil es ja für niemanden angenehm ist, so zurückgewiesen zu werden. Zwar hatte ich mit der Zeit immer mehr wirklich unangenehme Eigenschaften bei ihr entdeckt (z.B wiederholt abwertende Bemerkungen gegen Ausländer / Migranten, Missgunst und Tratsch über andere Hausbewohner und eine überhaupt sehr negative Einstellung gegenüber anderen Menschen), aber trotzdem wollte ich sie nicht total verletzten und wenigstens noch einen normalen nachbarschaftlichen Umgang mit ihr pflegen.

Zwar will ich es mir ungern eingestehen, aber sicher spielte auch eine gewisse Angst vor ihrer Reaktion eine Rolle, denn sie wohnt wie gesagt direkt unter mir und hat eine recht burschikose, zuweilen sogar aggressive Art. Sie muss unter ihrer betont selbstbewussten Fassade doch ein ziemlich schlechtes Selbstwertgefühl besitzen, sonst würde sie nicht laufend so hasserfüllt und neidisch über andere Menschen herziehen. Wenn jemand so voller Hass und Frust ist und dazu noch so aufbrausend und rechthaberisch, macht mir das Angst. Solchen Menschen fühle ich mich nicht gewachsen. Also versuche ich es mit so einer Art "friedlicher Koexistenz". Wenn ich ehrlich zu mir bin, waren die Zeichen von Anfang an da, aber ich habe sie bewußt ignoriert. Wohl aus so einer realitätsfremden "Hippie-Einstellung" heraus, die versucht, in jedem Menschen was Gutes zu finden und mit allen auskommen zu wollen. Als ich dann checkte, mit wem ich es zu tun hatte und wie penetrant sie versucht, in mein Privatleben einzudringen, war es schon zu spät.

Und dann war es pure Feigheit, warum ich nicht gleich deutlich Grenzen setzte. Es gab Zeiten, da dachte ich schon ernsthaft über einen Umzug nach. Seit ich arbeitslos bin, ist es besonders heikel, denn das Argument "Zeitnot" zieht nicht mehr. Dazu lebe ich allein und habe keine Kinder. Sie denkt vermutlich, wir säßen in einem Boot und ich bräuchte dringend wen, der mir pausenlos Gesellschaft leistet. Dem ist aber nicht so.

Nachdem kürzlich starker Rauch aus ihrer Wohnung drang und sie auf Rufen nicht reagierte, vermutete ich einen Wohnungsbrand und klingelte Sturm bei ihr. Sie hatte in der Küche was auf dem Herd vergessen und befand sich im Badezimmer. Bei der Rauchentwicklung war es wohl auch höchste Zeit und nicht so ganz ungefährlich. Abends brachte sie mir ein Bier vorbei, um sich zu bedanken. Ich dachte mir (naiverweise), jetzt sei ja eine gewisse Zeit vergangen und man könne wieder ganz normalen nachbarschaftlichen Umgang pflegen. Schließlich hatte ich ja lang genug deutlich demonstriert, dass ich keinen weiteren und vor allem keinen regelmässigen / ständigen Kontakt mit ihr wünsche. Ich dachte, sie hätte es kapiert.

Aber schon am nächsten morgen, also wenige Stunden später fing erneut der Telefonterror an. Ihre Nummer wird nun wieder automatisch abgewiesen.

Mit Behutsamkeit und Freundlichkeit kommt man in solchen Fällen leider nicht sehr weit. Wenn jemand einen erst einmal auserkoren zu haben scheint, (ungefragt) irgendeinen Platz in seinem Leben auszufüllen und einem wie ein Regisseur in einem Kinofilm eine Rolle zugewiesen hat, die man niemals spielen wollte, kommt man mit normalen Mitteln nicht mehr raus aus der Nummer.

Früher oder später werde ich wohl mal Klartext mit ihr reden müssen und ihr deutlich sagen, dass ich keine Freundschaft mit ihr wünsche. Spätestens, wenn sie mich das nächste Mal vorwurfsvoll und mit gereiztem Unterton fragt, warum ich nie erreichbar bin. Ich habe bloß Angst, dass dann alles ungebremst aus mir heraussprudeln wird, was sich jetzt schon seit ein paar Jahren angestaut hat. Das wäre dumm, denn dann habe ich hier im Haus den Kriegszustand. Es wird mich wohl unvorbereitet treffen, denn sie neigt dazu, mich plötzlich irgendwo abzupassen, wenn ich gar nicht daran denke. Ich hoffe mal, dass ich dann einen kühlen Kopf bewahre und einigermaßen diplomatisch bleibe. In solchen Situationen neige ich leider dazu, sehr ehrlich zu sein und die Gründe genau zu benennen. Mir fällt es schwer, ständig Ausreden und Ausflüchte zu erfinden. Das ist eigentlich nicht meine Art, oft aber wesentlich klüger.

Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und fühle mich auf Grund ihres kontrollierenden und aufdringlichen Verhaltens wie ein Straßenhund, der in die Ecke gedrängt wird. In mir steigen schon richtig Aggressionen auf, wenn ich schon am frühen Morgen ihre Nummer auf dem Display sehe.

Es ist wirklich schade, dass manche Menschen so maßlos die Grenzen anderer überschreiten. Da das nicht meine erste Erfahrung dieser Art ist, hat mich das schon sehr verändert. Ich bin viel vorsichtiger und distanzierter geworden, Dabei gibt es ja durchaus auch Leute, die nicht jeden freundlichen Gruß oder Smalltalk als Einladung betrachten, massiv in das Leben anderer einzudringen. Aus purer Paranoia versuche ich schon, jeden überflüssigen Blick zu vermeiden und bloß nicht mal zu lächeln. Es könnte ja falsch ausgelegt werden.

Ich will so nicht sein! Das macht mich wirklich wütend.

» ANNA67 » Beiträge: 114 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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