Ein Tier mögen, es aber trotzdem essen wollen?
Wawa666 hat geschrieben:Das altbekannte Beispiel: Das eigene Kaninchen wird gekuschelt und dürfte nie geschlachtet werden, aber Sonntags gibt es trotzdem Kaninchenbraten, und zwar von anderen Tieren. Wo liegt der Unterschied
Wie ich oben schon schrieb, der Unterschied liegt in der Beziehung, die man zu diesem Tier ausgebaut hat. Man hat es sich einfach als Haustier angeschafft. Und zwischen Haustier und Nutztier liegt für mich tatsächlich ein Unterschied.
Deswegen frage ich mich, wieso Menschen die Tötung eines von ihnen eigentlich gemochten Tieres schulterzuckend als "Ist halt so!" hinnehmen
Wie stehst du denn zur Tötung von Tieren, die man nicht mag? Die man nicht niedlich findet? Nach deiner Argumentation, wäre es ja durchaus okay, diese dann zu halten, zu töten und zu essen. Wo liegt dann wieder der Unterschied?
Ich beispielsweise lehne auch Schnittblumen, für die die Pflanze zerstört wird, ab.
Auch hier kann man überspitzt fragen, wo der Unterschied zwischen einer Rose und einem Kohlkopf liegt. Die Rose darf überleben, weil sie einfach hübscher ist? Oder weil sie als Schmuck und eben nicht als Nahrung angebaut wurde?
Chaos, es ging mir hier nie um eine Wertung des Verhaltens. Sicher ist eine Ratte als Lebewesen nicht mehr wert, als ein "niedliches" Eichhörnchen, und eine Rose hat denselben Wert, wie ein Kohlkopf. Dass Menschen da aber nach Sympathie entscheiden, beispielsweise Ratten teilweise echt eklig finden, Eichhörnchen aber wegen des buschigen Schwanzes niedlich, lässt sich wohl nicht von der Hand weisen. Ebenso haben viele keine Skrupel, eine Maus mit einer Mausefalle zu töten, während sie ihrem kleinen Goldhamster wohl eher nicht das Genick absichtlich brechen würden. Dass Menschen willkürlich Tiere sympathischer oder unsympathischer finden und auch Pflanzen je nach Art einen unterschiedlichen Wert beimessen, ist nun einmal Tatsache, und das erkenne ich an. Seltsam finde ich es selber, ich persönlich töte keinerlei Tiere, egal, wie schön oder hässlich sie sind, aber dass andere Menschen da differenzieren, das kann ich nun auch nicht ignorieren bei dieser Diskussion.
Die große Frage, die ich gestellt habe, ist ja sowieso nicht, wieso man bestimmte Tiere mehr oder weniger mag, sondern, wieso man Tiere, die man mag, trotzdem tötet.
Ich möchte gerne wissen, was im Gehirn es auslöst, dass das hellbraune Kaninchen A als niedlich und schützenswert gilt, weil es einem selbst gehört, und dass das hellbraune Kaninchen B als essbar durchgeht, nur, weil man nicht der Besitzer des Tieres ist. Für mich ist das in beiden Fällen dieselbe Tierart, das Aussehen ist relativ identisch, also verstehe ich einfach nicht, wieso man das eine Tier toll findet und nie töten würde, das andere aber einfach so verspeist.
Und dazu kommen dann ja auch noch die Fälle, bei denen ein Tier direkt betrachtet, als niedlich bezeichnet und dann dennoch sofort über das Töten und Essen dieses Tieres nachgedacht wird. Da geht es nicht einmal um zwei verschiedene Tiere derselben Art, sondern um das identische Tier. Das macht das Verständnis für mich noch schwieriger.
Und da Du nun auch noch den Rose-Kohlkopf-Vergleich anführst, um Dich zu beklagen, ich würde ja Salat essen, obwohl ich Schnittblumen ablehne, und das wäre ja ach so eine selektive, scheinheilige Haltung, noch einmal: Eine Rose ist nicht mehr wert, als ein Kohlkopf. Aber irgendetwas muss man essen. Da ist es mir ehrlich gesagt auch egal, ob Rose oder Kopfkopf, nur, dass man von einem Kohlkopf schneller satt wird, und dass man Rosenblätter eher nicht in ausreichenden Mengen im Gemüseladen oder Supermarkt kaufen kann. Daher esse ich häufiger Kohl, als Rosenblätter. Schnittblumen lehne ich hingegen persönlich ab, weil das Abschneiden in diesem Fall nicht sinnvoll finde. Man kann ohne eine tote Blume in der Vase gut leben, aber nicht ohne sich von irgendetwas zu ernähren.
Abgesehen davon: Ja, ich sehe zwischen einem Tier und einer Pflanze auch noch Unterschiede. Und wenn Du meine Beiträge aufmerksam gelesen hast, musst Du auch gesehen haben, dass ich gegen indigene Völker, die Tiere jagen und sich davon ernähren, nichts habe. Diese Menschen tun das oft mit Respekt und Andacht, abgesehen davon ist es in einigen Gebieten einfach nicht möglich, sich nur von der Landwirtschaft zu ernähren.
Im Übrigen geht das schon sehr am Thema vorbei. Die Frage war, das noch einmal ganz klipp und klar, wieso Menschen Dinge, die sie als schön, toll, niedlich oder was auch immer empfinden, töten und verspeisen, und das unter Lebensumständen, unter denen es auch anders ginge. In Mitteleuropa ist es schließlich nicht so, dass man verhungern müsste, wenn man ein bestimmtes Lamm oder ein bestimmtes Kaninchen, das man schön findet, nicht essen würde. Es gibt hier keine Hungersnot, sondern massenhaft Alternativen. Also fällt es mir schwer, zu begreifen, wieso man dann halt trotzdem das isst, was man schön findet, und nicht einfach zu einer Alternative greift, um das "schöne" Tier zu verschonen.
Wawa666 hat geschrieben:Ich möchte gerne wissen, was im Gehirn es auslöst, dass das hellbraune Kaninchen A als niedlich und schützenswert gilt, weil es einem selbst gehört, und dass das hellbraune Kaninchen B als essbar durchgeht, nur, weil man nicht der Besitzer des Tieres ist.
Dazu habe ich ja schon zweimal gesagt, dass man eben zu einem Tier, dass man sich als Haustier anschafft eine Beziehung aufbaut. Im Gegenteil zu den Tieren (der selben Art) die man nicht zu Hause hat. Die wissentlich für dem Zweck der Schlachtung gezüchtet werden. So geht es zumindest mir persönlich. Ich weiß ja auch, dass ein Kaninchen, dass man als Haustier hält, sicher sehr lecker ist. Aber wenn ich es mir eben anschaffe um es zu halten, dann lerne ich den Charakter dieses einen Tieres kennen und dann mag ich es auch nicht mehr schlachten. Denn das ginge mir dann doch nahe.
Ich denke, es ist ganz einfach normal, dass man zu Dingen, Tieren, Personen, die man sehr gut kennt, eine andere Einstellung hat, als zu anderen. Im Prinzip ist es doch bei der Beziehung zu Menschen das Gleiche. Wenn jemand stirbt der dir nahe steht, dann nimmt dich das mehr mit, als wenn jemand stirbt, denn du nie begegnet bist.
Und dazu kommen dann ja auch noch die Fälle, bei denen ein Tier direkt betrachtet, als niedlich bezeichnet und dann dennoch sofort über das Töten und Essen dieses Tieres nachgedacht wird.
Auch hier ist es ja im Grunde so, dass man keinerlei Beziehung zu dem jeweiligen Tier hat. Niedlich finden reicht da einfach nicht, um es nicht als potentielle Nahrung zu sehen.
Und da Du nun auch noch den Rose-Kohlkopf-Vergleich anführst, um Dich zu beklagen, ich würde ja Salat essen, obwohl ich Schnittblumen ablehne, und das wäre ja ach so eine selektive, scheinheilige Haltung ...
Ich habe mich nicht beklagt. Und ich habe auch nichts gesagt, dass ich dich scheinheilig finde. Ich habe nur gefragt, wie du dazu stehst. Denn du sagtest ja, dass du Dinge/Tiere/Pflanzen dessen Schönheit man anerkennt, nicht zerstört werden sollten. Daher die Frage, wie du über solche denkst, die man als weniger schön empfindet. Für mich macht es keinen Unterschied ob niedlich/hübsch oder nicht. Und ich verstehe nicht, warum es diesen denn machen sollte.
Im Übrigen geht das schon sehr am Thema vorbei. Die Frage war, das noch einmal ganz klipp und klar, wieso Menschen Dinge, die sie als schön, toll, niedlich oder was auch immer empfinden, töten und verspeisen, und das unter Lebensumständen, unter denen es auch anders ginge.
Auch hier sprichst du ja nur von Tieren, die man niedlich o.ä. findet. Klar, man könnte sich auch komplett fleischlos ernähren. Aber wo ist von deinem Empfinden jetzt der Unterschied, ob ich das süße Kaninchen esse, oder die Kuh, die ich eh nicht mag?
In Mitteleuropa ist es schließlich nicht so, dass man verhungern müsste, wenn man ein bestimmtes Lamm oder ein bestimmtes Kaninchen, das man schön findet, nicht essen würde. Es gibt hier keine Hungersnot, sondern massenhaft Alternativen.
Ja es gibt Alternativen zu dem einzelnen, schönen Tier. Nämlich andere Tiere der selben Art, die man nie gesehen hat. Oder Tiere, die man nicht schön findet. Du meinst ja aber sicher fleischlose Alternativen. Dann verstehe ich aber deine Frage ehrlich gesagt nicht. Denn dann geht in beiden Fällen um Fleisch. Dass man verschiedene Tierarten gar nicht isst, liegt ja einfach an Erziehung und Bräuchen und Sitten der jeweiligen Völker.
ChaosXXX hat geschrieben:Ich weiß ja auch, dass ein Kaninchen, dass man als Haustier hält, sicher sehr lecker ist. Aber wenn ich es mir eben anschaffe um es zu halten, dann lerne ich den Charakter dieses einen Tieres kennen und dann mag ich es auch nicht mehr schlachten. Denn das ginge mir dann doch nahe.
Und die Schlachtung eines Kaninchens, das Du nicht länger persönlich kennenlernen konntest, würde Dir nicht nahe gehen, richtig? Ich frage mich eben, wieso. Oder vielleicht ist das auch einfach individuell unterschiedlich. Mir jedenfalls würde bei jedem Kaninchen in den Sinn kommen, ob es nicht genauso empfinden könnte, wie das Kaninchen, das persönlich mein Haustier ist. Wenn ich ein Tier schätze oder eher respektiere, dann würde sich das für mich auf die gesamte Art beziehen, nicht auf einzelne Individuen. Ich denke da nicht so selektiv. Zumal ich sowieso keine Tiere esse und demnach eigentlich alle Tiere respektiere. Ich setze ja sogar Motten und Spinnen nach draußen, statt sie zu erschlagen. Aber dass ich da wohl ein Sonderfall bin, ist mir schon bewusst.
ChaosXXX hat geschrieben:Wenn jemand stirbt der dir nahe steht, dann nimmt dich das mehr mit, als wenn jemand stirbt, denn du nie begegnet bist.
Es würde mich weniger mitnehmen. Aber ich würde seinen Tod nicht für okay halten oder ihn gleichgültig betrachten. Und es besteht ja noch einmal ein Unterschied, ob es darum geht, mitzubekommen, wie jemand durch fremde Hand, vielleicht aufgrund eines Verbrechens, stirbt, oder ob man die Tötung des Lebenwesens inklusive folgender Verwurstung okay findet oder sogar selber einleitet.
ChaosXXX hat geschrieben:Niedlich finden reicht da einfach nicht, um es nicht als potentielle Nahrung zu sehen.
Und wieso? Wieso wirkt das Kindchenschema da nicht, wo das doch angeblich universell auch bei Tieren auf Menschen verlässlich wirken soll? Zumal man sich ja auch ohne Tiere zu verspeisen ernähren kann. Es ist also nicht so, dass man gezwungen wäre, das "niedliche Tier" zu essen. Es ist ja nicht so, dass man ansonsten verhungern müsste.
ChaosXXX hat geschrieben:Für mich macht es keinen Unterschied ob niedlich/hübsch oder nicht. Und ich verstehe nicht, warum es diesen denn machen sollte.
Es geht um kein "Sollte". Es geht mir um die Frage, wie es zusammenpasst, gegenüber einer Sache Sympathie zu empfinden oder sie zu schätzen, und sie dennoch zu zerstören. Wenn jemand ein Tier als absolut schön empfinden würde, würde er es mit der Schlachtung ja im Grunde ruinieren. Aber ein schönes Ölgemälde würde niemand, der es bewundernswert findet, zerschneiden oder mit Tapezierfarbe übermalen. Da hat man Ehrfurcht oder sieht zumindest keinen Grund, es zu ruinieren. Weil man es schön findet und erhalten möchte.
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