Mineralien, die als Schmucksteine anders genannt werden

vom 13.01.2014, 00:00 Uhr

Wenn man einen Rubin-Ring kauft, ist es klar, dass der Stein, sofern er nicht gefälscht wurde, ein Rubin ist. Wer eine Smaragd-Halskette trägt, hat an seiner Halskette einen Smaragd. Allerdings ist das nicht immer so eindeutig. Manchmal werden Mineralien oder Halbedelsteine nämlich anders benannt, sobald man sie als Schmucksteine verkaufen möchte. Ich sammle nun schon seit meiner Kindheit Mineralien und Fossilien, und habe den Eindruck, dass dieses Prozerede mit der Zeit immer weiter zugenommen hat. Aber vielleicht ist das auch nur ein subjektiver Eindruck, der über die wirkliche Situation hinwegtäuscht.

Ein Beispiel für so einen Halbedelstein, der als Schmuckstein zur besseren Vermarktung regelmäßig umbenannt wird, ist der Klinochlor. Das Wort wird als von unschönem Klang wahrgenommen, und der originale Name erinnert ja auch an "Chlor", also etwas, was Menschen eher nicht um den Hals oder am Finger tragen möchten. Auch, wenn Klinochlor kein Chlor beinhaltet, marketingtechnisch gesehen ist der Name natürlich nicht so toll. Deswegen hat sich vor einer Weile eingebürgert, diesen Halbedelstein einfach Seraphinit zu nennen. Das klingt poetischer, positiver, der Name erinnert an Seraphen, eine bestimmte Gruppe von Engeln. Ich glaube, wenn man einem Menschen anbieten würde, ihm einen Klinochlor-Ring oder einen Seraphinit-Ring zu schenken, so würden sich wohl fast alle Menschen blind für den Seraphinit-Ring entscheiden.

In eine ähnliche Richtung gehen die so genannten Apachentränen, die eigentlich nur kleine rundliche Klumpen aus Obsidian sind, also aus vulkanisch entstandenem Glas bestehen. Zwar klingt Obsidian als Wort nicht negativ, aber wenn Schmuckhändler versuchen, Apachentränen zu verkaufen, dann hängen sie meistens noch irgendwelche Sagen oder angebliche Traditionen von indigenen Völkern mit dran, weil sich das auch wieder besser vermarkten lässt, als wenn man bloß von Obsidian reden und sonst keinerlei Geschichtchen mehr mit dazu liefern könnte.

Welche Fälle kennt Ihr noch, bei denen Halbedelsteine im Verkauf anders genannt werden, weil man glaubt, dass der andere Name marketingtechnisch einfach besser sei?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ausgewiesener Experte bin ich nicht, aber ich habe schon ein paar mal Edelsteinmessen besucht. Spontan fällt mir der Pietersit ein. Dieser wurde mir in München mal unter dem Handelsnamen Chaosstein angebeboten, weil er in der Edelsteintherapie angeblich irgendwelche Wirkungen entfaltet, die damit im Zusammenhang stehen.

Bei den Quarzen kann es mal vorkommen, dass in einem Rohstein mehrere Farben zusammen gewachsen sind. Wenn man dann Steine schleift, die teils aus Amethyst und teils aus Citrin bestehen, dann wird der Name oft auch als Ametrin, also einer Zusammenbildung der Namen der beiden Quarze genannt. Dieser Stein hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Analog dazu habe ich mal auf einer Edelsteinmesse vor einigen Jahren gesehen, dass jemand ähnliche Steine verkaufte, die teils Citrin und teils Bergkristall waren. Diese nannte er, wenn ich mich richtig erinnere, Luna-Sol. Da die Farbe wie das Licht von Sonne und Mond zusammen sein solle. Bei Google konnte ich dazu allerdings keine Treffer finden. Möglicherweise hat sich der Name nicht durchgesetzt.

Hämatit wird oft auch eingedeutscht als Blutstein angepriesen. So erschließt sich auch dem medizinischen Laien, welche Wirkungbereiche diesem Stein laut den Edelsteinheilkundlern zugeschrieben werden.

Rauchquarz wird oft auch als Rauchtopas oder in sehr dunklen Ausgaben als Morion angepriesen, obwohl es sich bei allen um den gleichen Stein handelt, nämlich einen Quarz. Und die Bezeichnung mit Rauch ist auch ziemlich euphemistisch, weil in den seltensten Fällen Rauchquarz auf natürlichem Wege so dunkel gewachsen ist. Oft wird da nachgeholfen und der Quarz derart mit Gammastrahlen behandelt, dass er so dunkel wird.

Stichwort künstliche Steine: Gerade in dem Feld wimmelt es nur so vor Kunstnamen. Goldfluss sieht unheimlich charmant aus, aber irritierend Gleichmäßig. Der Name suggeriert aber irgendwie einen natürlichen Ursprung. Letztlich ist das aber nur ein spezielles Glas, das von Menschenhand hergestellt wird und als Schmuckstein verkauft wird. Das sollte man bei der Preisbeurteilung als Kunde durchaus einfließen lassen.

Auch Zirkone oder Zirkonia, die man oft in Kaufhausschmuck oder bei Versandhäusern findet sind letztlich nichts weltbewegend eigenes, sondern schlicht künstliche Diamanten. Aber ein Schmuckstück, das Steine enthält, das als mit künstlichen Diamanten bestückt angepreist wird, das klingt nur halb so attraktiv wie eines mit echten Zirkonen.

Bei den Bezeichnungen sind die Edelsteinhändler sehr erfindungsreich. Es gibt noch weit mehr solche Bezeichnungen, die mir gerade nicht einfallen. Aber es hilft vor dem Kauf auf einer Messe ungemein, sich ein Lehrbuch für angehende Goldschmiede, Edelsteinfasser oder ähnliche Berufe durchzulesen, damit man nicht von schönen Fantasienamen geblendet wird.

Zudem kann man als Laie nie sicher sein, was einem da verkauft wird. Ohne Fachkenntnis und Bestimmungsgeräte kann man als Laie kaum unterscheiden, ob der angebotene Rubin oder Aquamarin wirklich einer ist, oder ob einem da vielleicht ein netter Turmalin angedreht wird, der eine schöne Färbung hat. Von daher werden auch da gelegentlich echte Namen irreführend verwendet, um Profit zu machen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Pietersit als Chaosstein ist mir neu. Irgendwie passt das aber auch ein wenig zur Optik. Den Pietersit kenne ich außerdem noch als Sturmstein, was zumindest bei hauptsächlich dunkelblauem Pietersit auch sehr schön passt. Ab und zu wurde auch noch korrekterweise Trümmerfalkenauge oder Trümmertigerauge genannt, was ja schon mehr über die Zusammensetzung des Steins aussagt. Wobei Pietersit an sich ja auch schon ein Marketing-Name ist. Benannt ist er nach dem Nachnamen des Händlers, der ihn als Erstes vermarktet hat. Der hieß nämlich Pieters.

Dass Hämatit aufgrund seiner angeblichen esoterischen Wirkungen Blutstein heißt, oder nur aufgrund dieser, würde ich aber nicht sagen, beziehungsweise würde ich dazu noch etwas ergänzen wollen. Und zwar ist Hämatit, wenn man ihn abraspelt, blutrot. Also, es bildet sich blutroter Staub. Hämatit kann außerdem mit der Zeit splittern, und dann bildet sich an der Kante manchmal auch eine blutrote Linie. Außerdem ist das Wasser, in dem man Hämatit schleift, auch nach kürzester Zeit etwas zähflüssig und blutig rot. Daher soll überhaupt erst das Wort Hämatit kommen, denn diese Beobachtungen hatte man schon im Altertum gemacht.

Unbestrahlten Rauchquarz kann man manchmal auch finden. Wobei "unbestrahlt" auch nicht das richtige Wort wäre. Bestrahlt ist er, nur eben auf eine natürliche Art und Weise und nicht vom Menschen. Außerdem gibt es auch gräulich verunreinigte Quarze, die teilweise als Rauchquarz vermarktet werden. Ich habe auch schon einige selber gefunden.

Zum Goldfluss möchte ich noch ergänzen, dass es da mittlerweile auch noch Grünfluss und Blaufluss gibt, im Grunde ein ähnliches Glas-Gemisch, nur, dass das Glas beim Grünfluss dunkelgrün gefärbt wird und beim Blaufluss dunkelblau.

Außerdem ein geläufiges künstliches "Mineral", das ich immer häufiger auf Messen sehe, wäre der Opalith. Dieser trägt als synonymen Namen auch noch den Namen "Opalglas", was schon viel mehr darüber aussagt, woraus dieses Gebilde namens Opalith eigentlich gemacht ist. Schön finde ich es übrigens durchaus, und auch in Sachen Schmuck ganz brauchbar, was im Übrigen auch für Goldfluss, Grünfluss und Blaufluss gilt. Aber es sind eben keine echten Halbedelsteine.

Zum Zirkon: Es gibt auch echte Zirkone. Diese allerdings liegen preislich auch viel höher, als das, was normalerweise als "Zirkonia" verkauft wird. Denn das sind wirklich nur künstliche Diamanten. Manchmal ist es einfach nur Glas.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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