Sind Tiertrophäen einfach nur pietätlos?

vom 14.01.2014, 13:37 Uhr

Was haltet ihr von Tiertrophäen? Ich war neulich auf einer Straußenfarm und in dem kleinen Hofladen schaute mich ein Strauß an. Nur der Hals mit dem Kopf ragte auf einem Brett dem Kunden entgegen. Ich muss sagen, dass ich mich richtig erschrocken habe und irgendwie verging mir in dem Moment der Appetit auf Straußenfleisch, obwohl ich mich eigentlich auch drauf gefreut habe, weil ich es schon mal gegessen habe.

Ich fand in so einem Laden solche Tiertrophäen noch unpassender und nahezu pietätloser als eine Tiertrophäe in einem Jägerhaushalt. Wie findet ihr Tiertrophäen in einem Wohnhaus und wie findet ihr so was in einem Laden, wo dieses Tier als Fleisch verkauft wird? Denkt ihr dass es eher Werbung ist oder einfach nur pietätlos?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Da mein Großvater Jäger war bzw. damals Leiter einer Forstbehörde, bin ich Hirschgeweihe im Haushalt meiner Eltern gewohnt, da sie diese von meiner Großmutter sozusagen geerbt hatten. Ich finde diese Trophäen zwar nicht unbedingt zeitgemäß bzw. ästhetisch, aber auch nicht furchterregend oder abstoßend.

Allerdings sind diese auch die Skelette samt Geweih und das hat mit einem lebendigen Hirsch nur noch wenig gemein. Dass du den Anblick des - ausgestopften - Straußes hingegen etwas furchterregend fandest, kann ich verstehen. Meine Großmutter hatte auch die Jagdtrophäe eines ausgestopften Auerhahns, und den fand ich als Kind schon immer eigenartig bzw. unheimlich. Ein präpariertes Tier hat noch so viel von einem lebendigen Tier außer dieser toten, ausdruckslosen Augen und das finde ich befremdlicher bzw. pietätloser als skelettierte Jagdtrophäen, wo nur ein Teil des Schädels zu betrachten ist.

Was den ethischen Aspekt angeht, sehe ich das wiederum weniger eng, da man dann ja auch auf das Fleisch verzichten sollte, in der Regel handelt es sich zumindest bei Jagdtrophäen hierzulande um ältere, schwache bzw. kranke Tiere.

Sozusagen aus Spaß an der Freud werden hier in der Regel keine Tiere erlegt bzw. ich kann mir vorstellen, dass auch in der Straußenfarm dieses Tier unter Umständen eines natürlichen Todes gestorben ist oder bestimmte Gründe bestanden, warum das Tier erlegt wurde, bevor es ausgestopft wurde. Da würde ich mir eher Gedanken machen, wenn ich das Straußenfleisch esse, wobei die Tiere ja extra zu diesem Zweck gezüchtet werden, aber das ist ja bei jeglichem Fleischkonsum so eine Ethikfrage, die jeder für sich beantworten muss.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich will jetzt hier nicht den radikalen Vegetarier raushängen lassen. Ich gehöre wirklich nicht zu denen, die anderen ihr Fleisch schlecht reden müssen. Aber ich verstehe nicht ganz, was Schlachten mit Pietät zu tun hat. Die Tiere werden nur gehalten, um sie zu essen. Und um sie zu essen, werden sie getötet und in kleine Stücke zerteilt. Da ist kein Platz für Pietät. Ob man danach den Kopf auf ein Brett nagelt und aufhängt, spielt doch da gar keine Rolle mehr.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin kein Vegetarier, aber ich finde, Bienenkönigin hat mal wieder recht. Die Tiere werden getötet, zerteilt und verzehrt. Ob man einen Teil davon ausstopft und an die Wand hängt oder wegschmeißt, macht den ganzen Vorgang auch nicht pietätvoller. Ich selber halte Straußenfleisch generell für dekadent, weil man meiner Meinung nach nicht jedes Viehzeug essen muss, nur weil man es kann, aber da ich die üblichen europäischen Nutztiere durchaus verzehre, habe ich nicht das Recht darauf, anderen Leuten Strauß, Känguru oder Gazelle schlecht zu reden.

Ich kenne Jagdtrophäen, ausgestopfte Wiesel und Eichhörnchen als Deko und habe auch schon von Leuten gehört, die sich ihre geliebten Haustiere haben ausstopfen lassen. Letztere würden sicher jeden Vorwurf weit von sich weisen, dass es pietätlos sei, Fiffi oder Minka dauerhaft im Regal stehen zu haben. Ich habe kein Problem mit ausgestopften Tieren, wenn man davon absieht, dass sie mir als Deko nicht besonders gut gefallen. Sie sehen schnell schäbig aus und stauben auch ziemlich ein. Ich würde mir also keinen Elchkopf an die Wand hängen, aber da ich Fleisch esse, kommt es mir heuchlerisch vor, mich über präparierte tote Nutztiere zu echauffieren.

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das eine Tiertrophäe, wie du es bezeichnest, pietätslos ist, kann ich ganz und gar nicht unterschreiben. Im Gegenteil, es ist zumindest noch eine Erinnerung an dieses Tier und es wird nach seinem Tod nicht einfach als Luder vergraben, sondern hinterlässt eine lange bleibende Spur auf dieser Erde. Es ist eher schon ein kleines Mahnmal, wenn man es aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet.

Natürlich sind diese Präparate in der Regel aber nicht als Mahnmal gedacht, sondern als Trophäe beziehungsweise häufig auch einfach als Erinnerungsstück. Und nicht zu vergessen sehr oft auch als reines Dekorationsobjekt. Ich vermute, dass es in dem Fall mit dem ausgestopften Strauß das Letztere gewesen ist. Auch wir haben ausgestopfte Tiere als Dekorationsgegenstände in unserer Wohnung und das finde ich absolut nicht weiter schlimm, da mit ihnen ja auch sehr pfleglich umgegangen wird. Aber ich bin ja auch damit aufgewachsen, dass es diese Präparate in unserer Wohnung gibt und deswegen bin ich da natürlich ein wenig voreingenommen.

Unpassend finde ich das ausgestopfte Tier beziehungsweise in diesem Fall ja das Halbpräparat in dem kleinen Laden absolut nicht. Ganz im Gegenteil! Es passt doch perfekt zu einer Straußenfarm, auch einen ausgestopften Strauß irgendwo zu präsentieren. Wenn ich in ein argentinisches Restaurant gehe, dann ist es doch häufig auch das selbe. Dort hängen sehr häufig die präparierten Köpfe von argentinischen Rindern und Stieren. Und auch das finde ich sehr passend und durchaus auch geschmackvoll! Das Tier wurde nun einmal eh geschlachtet und verzehrt. Warum also sollte man Teile von ihm nicht ausstopfen und vorzeigen? Das finde ich weit pietätvoller als wenn man die unbenötigten Teile des Tieres einfach verwirft, zeigt es doch, dass man das Tier für würdig hält, ausgestellt zu werden.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn man generell die Nutzung von Tieren (zB. den Verzehr) als ethisch rechtfertigbar empfindet, schiene mir die maximale Nutzung des Tieres eher ehrend als pietätlos. So erfüllen auch Kopf und Hals, die sonst Abfall geworden wären, noch einen Zweck.

» huhngesicht » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,09 »


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