Beherrscht ihr die Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen?
Ich bewundere Menschen, die viel reden und eigentlich doch nichts sagen. Ich habe manchmal Probleme, etwas mit Worten schön auszuschmücken. Ich rede eher informativ und manchmal ist das so kurz, dass die Leute über den Inhalt, obwohl er kompakt ist, gar nicht erst nachdenken. Andere Menschen reden stundenlang und bekommen wesentlich mehr Aufmerksamkeit, obwohl der Inhalt derselbe ist wie der in meinen wenigen Sätzen.
Beherrscht ihr die Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen? Empfindet ihr das als vorteilhaft? Hören die Menschen eher zu, wenn man alles ausschmückt und sich oft, nur mit anderen Worten, wiederholt?
In der Realität komme ich aber recht schnell zum Wesentlichen und Leute, die mit Geschwafel um den heißen Brei herum reden, machen mich eher nervös. Als praktisches Beispiel könnte ich diverse deutsche und österreichische Politiker nennen.
Nein. Solche Leute haben es manchmal einfacher und manchmal schwerer. Ich kenne davon einige und die haben natürlich den Vorteil, dass sie schnell Kontakte knüpfen, weil sie einfach immer etwas zu erzählen haben. Die lassen auch oft kein Thema aus. Und manchmal fallen sie damit auch auf die Nase, weil sie eben einfach zu viel reden und unter dem Strich nicht viel bei rum kommt. Wenn die Kommunikationspartner das merken, dann freut sich eben nicht jeder darüber.
Ich gehöre definitiv nicht zu dieser Sorte. Wenn ich nichts zu erzählen habe, dann rede ich nicht und meistens bringe ich lieber Fakten auf den Tisch. Ich bin niemand, der einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen kann. Ich persönlich unterhalte mich auch nicht gerne mit Menschen, die ewig reden und nicht zum Punkt kommen. Wenn ich das weiß, dann sage ich immer schon, dass sie gleich zum Wesentlichen kommen sollen, wenn sie sich mit mir unterhalten, sonst schalte ich ab oder gehe.
Wenn ich etwas erzähle, dann komme ich normalerweise immer sehr schnell zum Punkt und mir fällt dann auch nicht so viel ein, dass ich eine halbe Ewigkeit lang erzählen könnte. Außerdem habe ich auch immer Angst, ich könnte meinen Gegenüber langweilen, wenn meine Geschichte lange dauert, weshalb ich mich eigentlich auch immer ganz gerne kurz fasse. Immerhin habe ich es bereits öfters bemerken können, dass die anderen Leute sich einfach nicht so lange auf eine Geschichte konzentrieren konnten und das war mir dann auch immer sehr unangenehm.
Bei mir ist es auch immer so, dass ich nicht so gerne im Mittelpunkt stehe. Ich mag es nicht, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen und daher möchte ich eben auch keine Geschichten erzählen, die so lange dauern. Das ist mir unangenehm. Zudem fällt mir eben auch gar nicht unbedingt immer so viel ein und ich möchte eine Erzählung auch ungern in die Länge ziehen.
Wenn ich jedoch schreibe, dann kann ich mich so gut wie gar nicht kurz fassen. Mir fällt es gar nicht leicht, mich auf wenige Worte zu beschränken und wenn es nach mir ginge´, dann könnte ich mehrere Seiten über ein einziges Wort schreiben. Das bringt sowohl Vorteile, als auch Nachteile mit sich. So habe ich beispielsweise bei einem Aufsatz oder bei einer Klausur nie das Problem, dass ich nicht weiß, was ich schreiben könnte. Mir fällt dann immer auf Anhieb extrem viel ein. Dabei reicht mir aber leider auch oftmals die Zeit nicht und mir fällt es auch schwer, mich an eine bestimmte Begrenzung von Wörtern oder Seiten zu halten.
Diese Taktik nenne ich persönlich die "Politiker-Taktik". In der Schulzeit hatte ich schon zweimal mit den örtlichen Wahlkreisabgeordneten zu tun und einmal kamen die sogar zu uns in die Schule und wir durften Fragen stellen, die wir vorher mit dem SoWi-Lehrer abgesprochen hatten. Bei jeder Frage holte der Abgeordnete meilenweit aus, redete sehr viel, sagte aber nichts und am Ende war die Frage genauso unbeantwortet wie vorher. Eine derartige Taktik finde ich persönlich ziemlich nervig.
Aber ich muss sagen, dass ich früher die gleiche Taktik beherrscht habe. Ich konnte geschickt so argieren und reagieren, dass meine Meinung und Absichten absolut verborgen waren, mein Gegenüber aber dachte, er wüsste wie ich denke. Ich konnte ihn gezielt auf eine falsche Fährte locken und aus meinem Wesen eine Art Geheimnis machen. Das ist komischerweise den wenigsten aufgefallen.
Seit ich meinen Freund habe, hat sich das aber geändert. Er ist sehr offen und direkt und sagt was er denkt. Das hat mit der Zeit auf mich abgefärbt und mittlerweile regt mich das total auf, wenn ich jemanden etwas frage und diese Person wendet diese "Politiker-Taktik" bei mir an.
Ich bewundere solche Leute nicht, mir gehen sie in der Regel auf die Nerven. Das merke ich auch in Internetforen, da gibt es immer wieder die Kadetten, die ewig lange Beiträge aufblähen - ich bekomme da beim Lesen glasige Augen und scrolle weiter. Ich erledige dagegen das meiste in maximal drei Sätzen, was schade ist, wenn das Forum nach Länge vergütet. Im wahren Leben höre ich mir so ein Geseier kurz mal an, dann suche ich mir eine weitere Beschäftigung. Mir graut diesbezüglich schon wieder vor dem Seminar der Krankenkasse nächste Woche, da gehe ich nur wegen Kaffee und Kuchen hin. Wenn ich die Möglichkeit habe, Leute an Monologen zu hindern, platze ich gern mit einem Satz dazwischen, der das Gesagte auf den Punkt bringt. Dann ist fertig.
Ich finde das überlange, inhaltslose Geschwafel eher unangenehm. Wenn ich Zuhörer bin, ist es langweilig bis nervig. Man wünscht sich immer, der Redner möge doch bitte langsam mal zum Punkt kommen. Oder aber, man ist einfach nur verwundert und fragt sich, was der Redner überhaupt sagen möchte. Das geht bei zu langen sinnlosen Redeschwällen teilweise nämlich leider unter. In vielen Vorlesungen an der Uni habe ich mir jedenfalls gewünscht, dass der Redner sich doch bitte deutlicher und kürzer ausdrücken könnte. Andererseits hatte es den Vorteil, dass man sich mit dem Mitschreiben Zeit lassen konnte, wenn sowieso fünfmal dasselbe in anderen Worten wiederholt wurde. Bei einigen Dozenten war das tatsächlich der Normalfall.
Allerdings muss ich, vielleicht auch zur Verteidigung solcher Dozenten, sagen, dass einem diese Schwafelei im Wissenschaftsbetrieb ja nahezu angewöhnt wird. In vielen Hausarbeiten, die ich schreiben musste, durfte ich nur ein kleines, sehr deutlich abgestecktes, Thema wählen, mit der Begründung, dass ein weitläufigeres Thema zu viel Material auf einmal sei. Deutlich gesagt: Umfangreichere Themen wurden mir nicht genehmigt. Stattdessen durfte ich über irgendein Mini-Thema schreiben, musste dann aber dennoch meine 20 bis 25 Seiten darüber füllen. Und wenn es eben nicht viel zu sagen gibt, muss man zwangsläufig schwafeln, denn wenn man die angegebene Seiten- beziehungsweise Wörter-Zahl unterschreitet, gibt es auch einen Punkt-Abzug und man erhält eine schlechtere Endnote. Stattdessen habe ich mit meiner Schwafel-Tour immer meine Einser und Zweier bekommen. Genau so, wie ich schrieb, war es wohl erwünscht. Dabei sollte eigentlich meiner Meinung nach der Inhalt zählen, und nicht die reine Länge eines Textes. Aber solange Dozenten das anders bewerten, wird man über die Jahre eben zum Schwafler.
Was das bedeutet, habe ich dann im Beruf bemerkt. Da ging es am Museum nämlich darum, Texte möglichst Besucherfreundlich zu gestalten. Sie sollten kurz und prägnant sein, außerdem in einer für Laien verständlichen Sprache. Nach meinen Studienjahren fiel mir das schwerer, als einen wissenschaftlichen Text inklusive Geschwurbel zu verfassen. Dass das passierte, nachdem ich jahrelang Texte mit viel Geschwafel gelesen und Vorträge mit viel Geschwafel gehört hatte, und nachdem ich mir angewöhnen musste, selber so zu schreiben, wundert mich nicht. Aber an sich ist es schon absurd, dass man in einem Studiengang, mit dem man später wahrscheinlich im Medien- oder musealen Bereich landet, in dem man sich also kurz und präzise ausdrücken können muss, erst einmal das lange Reden um den heißen Brei herum erlernen muss.
Der größte Witz, den ich diesbezüglich in meinem Studium mal erleben konnte, war eine mündliche Prüfung. Die kam unangekündigt und ich war zu dem Zeitpunkt aufgrund persönlicher Probleme mit dem Stoff in dem Kurs sowieso etwas hinterher. Während der mündlichen Prüfung antwortete ich also auf alle Fragen nur mit möglichst kunstvollen, aber eigentlich völlig sinnlosen Worten. Zum Schluss bekam ich eine 1. Die Dozentin hatte meine Worte alle so interpretiert, dass sie darin die richtige Lösung auf ihre Frage erkannte, dabei hatte ich eigentlich gar keine wirklichen Aussagen gemacht. Ich hätte gleichzeitig lachen und weinen können.
Diese Kunst beherrsche ich leider nicht wirklich. Manchmal schaffe ich es, eine Information in mehr Sätze zu verpacken, als eigentlich nötig wären, aber in der Regel komme ich schon schnell auf den Punkt und sage einfach kurz, was ich zu sagen habe. Für meinen Beruf ist es auch besser, wenn ich die Information knapp rüberbringe und nicht ewig um den Heißen Brei herum rede. Darum habe ich mir die Kunst eben auch gar nicht angewöhnt. Im Grunde nervt es mich bei anderen auch eher, wenn sie ewig reden, um wenige Informationen zu vermitteln.
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