Ist Linkshänder sein eine Fehlschaltung im Gehirn?

vom 12.01.2014, 10:48 Uhr

In meiner Familie ist keiner, den ich kenne Linkshänder. Doch bei meinem fast 2 Jährigen bin ich mir nicht so sicher. Er packt vieles mit der linken Hand. Er malt zwar auch mit der rechten Hand, aber ich habe den Eindruck, dass er doch mehr mit der linken Hand macht. Denn oft geht der Stift auch in die linke Hand, wenn er malen will. Ich lasse das auch selbstverständlich. Er soll es selber ausprobieren, was er lieber will und wie er am besten zurecht kommt.

Nun meinte eine Bekannte zu mir, dass das Linkshänder sein eine Fehlschaltung im Gehirn ist. Das hört sich ja erst einmal nicht gerade schön an. Aber kann man das wirklich so erklären oder ist das übertrieben? Woher kommt das Linkshänder sein? Warum ist für manche das Schreiben und arbeiten mit der linken Hand besser? Vererbung kann es ja nicht sein, dann würden doch viel mehr Linkshänder auf der Welt sein, oder?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die Bevorzugung einer Körperhälfte wird davon beeinflusst welche Hirnhälfte dominanter ist. Meist ist dies die linke Hirnhälfte und die meisten Menschen sind Rechtshänder. Ist die rechte Hirnhälfte dominanter dann wird die linke Hand bevorzugt. Mit der Händigkeit verbunden sind auch bestimmte Fähigkeiten. Viele Künstler, ob Komponisten, Maler oder Schriftsteller, sind Linkshänder. Die rechte Gehirnhälfte ist die künstlerische während die linke Hirnhälfte für die rationalen Vorgänge da ist, grob gesagt. Es gibt auch Überschneidungen und es gibt sogar Menschen die mit beiden Händen gleich geschickt sind.

Früher wurden Linkshänder umgeschult weil man die Linkshändigkeit mit dem Teufel in Verbindung brachte, manche Eltern belegen ihre Kinder auch noch heute mit Tadel wenn diese dem Besuch immer wieder "die böse Hand" reichen. Im Mittelalter hatte man das Essen mit der rechten Hand zu nehmen, mit der linken Hand schnäuzte man sich. Aus solchen Richtlinien entwickelte sich die Idee der schlechten linken Hand und den "linken Linkshändern" denen man nicht vertrauen könnte.

Diese Betonung einer Hirnhälfte gibt es auch im Tierreich bei den meisten hochentwickelten Tieren; es ist eine Besonderheit, aber keine Fehlfunktion. Von einer Umschulung auf die rechte Hand wird heute abgeraten da die Kinder in der Trainingszeit deutliche Probleme beim Lernen bekommen und hinter den Leistungen anderer Kinder zurückbleiben. Oft wechseln Kinder, die anfangs die linke Hand bevorzugten, später noch zur rechten und umgekehrt.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als Fehlschaltung oder gar Fehlfunktion würde ich es nie bezeichnen, wenn jemand Linkshänder ist, das würde implizieren, dass es falsch ist, die linke statt der rechten Hand zu verwenden. Ich denke, es ist einfach Veranlagung, ob die linke oder rechte Hirnhälfte dominanter ist. Ob das genetisch bedingt sein kann, mag ich nicht beurteilen, allerdings gibt es in der weiteren Familie meines Mannes auffallend viele Linkshänder. Von meinen Zwillingen ist der eine Linkshänder, der andere Rechtshänder.

Vielleicht gibt es auch deswegen mehr Rechts- als Linkshändern, weil von klein auf das Verwenden der rechten Hand gelehrt und vorgeführt wird. Meine Mutter oder auch eine frühere Schulfreundin waren nämlich zum Beispiel beidhändig: manche Dinge machten sie "richtig herum", andere dagegen mit der linken Hand. So verwendete die Freundin für fast alles die Rechte, schrieb aber mit der Linken. Meine Mutter hielt Messer und Gabel in der üblichen Weise, Suppe aber löffelte sie mit Links.

Rechtshänder können übrigens ganz einfach feststellen, ob sie einen Hang zu Beidhändigkeit beziehungsweise einen leichten "Links-Einschlag" haben: man klatscht einfach Applaus. Ist die rechte Hand dabei automatisch oben, handelt es sich um einen eindeutigen Rechtshänder. Nimmt der Klatschende aber automatisch die linke Hand nach oben, was für mich zum Beispiel total unbequem ist, dann hat er zumindest die Anlage für Beidhändigkeit.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ob es eine genetische Veranlagung gibt, ist noch nicht bewiesen. Aber auch nicht widerlegt. Man weiß auch gar nicht, wie hoch der Anteil der Linkshänder in der Gesellschaft ist. Viele Kinder wären eigentlich Linkshänder geworden. Früher wurden sie aktiv umgeschult. Heute schulen sie sich manchmal selber um, weil sie sehen, dass alle in ihrer Umgebung Rechtshänder sind.

Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass es eigentlich genauso viel Links- wie Rechtshänder gibt. Dass es nicht sehr viele Linkshänder gibt, ist jedenfalls kein Argument gegen Vererbung. Es gibt auch nicht viele Rothaarige. Dann ist das Gen halt rezessiv und lässt sich von anderen dominanten Genen unterdrücken.

Die Folgen der Umschulung sind übrigens nicht nur solche Dinge wie langsameres Lernen. Das ganze Gehirn wird negativ beeinflusst. Dementsprechend können alle möglichen Schäden auftreten. Also auch psychische Probleme oder Gedächtnisstörungen. Und das ein Leben lang. Und das kann nicht nur bei der erzwungenen Umschulung passieren, sondern eben auch bei der freiwilligen.

Man sollte daher sehr vorsichtig sein, wenn man vermutet, dass das eigene Kind Linkshänder sein könnte. In den ersten Jahren wird da natürlich viel ausprobiert. Es gibt viele Kinder, die später glücklich und gesund als Rechtshänder enden. Aber man sollte auf jeden Fall vermeiden, dem Kind die Rechtshändigkeit vorzuleben. Es gibt dafür Beratungszentren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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