Kann man wirklich keine Zeit für eine Beziehung haben?
Also ich denke schon, dass man Zeit für eine Beziehung haben sollte. Ich erlebe es auch im Moment mit meinem Partner, dass es einige Differenzen einfach nur gibt, weil wir zu wenig Zeit miteinander verbringen können. Ich muss vier mal die Woche in die Uni und da gehen mit Fahrtzeit und Freistunden schon 45 Stunden drauf. Daneben arbeite ich noch (auch wenn ich das in letzter Zeit etwas eingeschränkt habe, da ich keine Zeit mehr für mich hatte) und das sind meistens auch so zehn Stunden die Woche. Dann kommt noch die Zeit für Hausaufgaben, Referate, Zusammenfassungen und so weiter, dafür gehen dann mindestens auch noch einmal 10 Stunden drauf. Da bin ich also dann schon bei 65 Stunden, die ich nur dafür aufwende, um irgendwie "arbeitsmäßig" voran zu kommen und das ist schon ziemlich viel.
In der Zeit, wo ich dann Zeit habe, arbeitet mein Freund dann auch noch, so dass es schwierig wird, gemeinsame Zeit zu finden. Diese Woche hatten wir vielleicht 5 Stunden effektiv miteinander, weil wir einfach nach langen Tagen noch zu kaputt sind und schlafen dann auch schnell ein.
Das letzte Semester war es sogar noch schlimmer, da ich nebenbei noch ein Praktikum absolviert habe, für das ich mit Vor & Nachbereitung auch noch ungefähr 20 Stunden aufgewendet habe, aber da hatte ich nur um die 35 Stunden, die ich in der Uni und der Fahrt dorthin und zurück verbracht habe. Trotzdem hatte ich da eigentlich gar keine Zeit, weil ich dann auch noch zweimal die Woche mit einer Freundin Sport gemacht habe und ich hätte nicht gewusst, wie ich einen Partner da unterbringen sollte.
Ich denke also schon, dass es teilweise wahr ist, dass man einfach keine Zeit für eine Beziehung hat. Denn gerade in der Anfangszeit will man doch meistens ewig viel Zeit mit seinem Partner verbringen. Ich hatte Gott sei Dank jetzt eine Zeit lang Ferien, wo ich nur arbeiten gegangen bin und da blieb genügend Zeit für meinen Partner.
Ich kann mich noch genau daran erinnern das Gleiche gesagt zu haben nachdem ich nach meinem Abitur mit der Ausbildung begonnen habe. Durch diese war ich unter der Woche meist von 7.00 Uhr morgens bis 17 Uhr am Nachmittag außer Haus und lernte im Schnitt noch ein bis zwei Stunden am Tag. Jeden zweiten Tag zwischen ein und zwei Stunden joggen, Leichtathletiktraining und Fitness kamen dazu, genauso wie essen und sauber machen. Am Wochenende wurde dann meist eingekauft, der Haushalt auf Vordermann gebracht, weiter gelernt und etwas mit Freunden unternommen, die ich mir sehr gut einplante auf die Monate hinaus gesehen. Ich sagte damals auch, ich hätte keine Zeit für eine Freundin und verhielt mich auch so.
Ich legte es nicht darauf an, eine Freundin zu haben, suchte in dieser Zeit nicht nach der einen Bestimmten und ging auch auf keine eventuellen ernsteren Flirts ein. Ich finde es zwar wesentlich angenehmer in einer Beziehung, aber man muss Abstriche machen. Und wenn man nicht die Zeit und Gedanken hat sich um die Freundin zu kümmern, ab und zu mal zu schreiben, sich regelmäßig zu sehen und was eben alles dazu gehört, dann sollte man lieber warten und erst einmal einem anderen Ziel nachgehen. Ich bin also der Meinung, dass es wirklich Zeitpläne gibt, die sich nicht mit einer Beziehung vereinbaren lassen. Allerdings sind das eher Zustände, die am Anfang des Erwachsenseins auftreten, wenn man viel lernen muss. Im Berufsleben später und vor allem mit einer gemeinsamen Wohnung gibt es meiner Meinung nach keine Ausreden, so viel Arbeiten kann man nicht.
Warum sollte es abwegig sein, aufgrund von einer vielbeschäftigten Person keine Beziehung zu wollen? Gerade, wenn man sehr viel arbeitet und zu tun hat, vielleicht auch noch sehr viele Hobbys hat,die viel Zeit in Anspruch nehmen, kann ich es schon nachvollziehen. Wie bereits geschrieben wurde, hat jeder andere Prioritäten und ich denke auch in der Tat, dass es einen Unterschied macht, ob man bewusst sucht oder keinen Gedanken an eine Liebe beziehungsweise eine Beziehung verschwendet. In solchen Fällen kann es zwar dennoch passieren, dass man jemanden kennenlernt, mit dem man eine Beziehung eingehen möchte, aber auch da kann es nachvollziehbar sein, wenn man sich nicht einlassen kann, weil man eben die Möglichkeiten nicht dazu hat.
Es macht dabei schon Unterschiede, ob man nun Fernbeziehung führt, denn das geht mit der Zeit wirklich nicht gut oder ob der Partner/ die Partnerin dann vielleicht doch in der Nähe wohnt. Und dann kommt es auch wiederum darauf an, ob der/ die Partner/in nicht auch sehr viel beschäftigt ist oder ob er/ sie Verständnis dafür hat/ haben könnte, wenn man eben mal keine Zeit für den Partner/ die Partnerin hat. Man möchte ja irgendwie auch für die Beziehung Zeit aufwenden, da man es sonst vergessen kann, und wenn der Zeitplan gestrafft, eng beieinander gelegt ist, man unter Umständen auch mehr als Kompromisse bieten möchte, kann ich diese Meinung und Haltung durchaus verstehen. Es müssen sich auch beide Personen einer Beziehung wohlfühlen, und nicht nur einer. Wenn man jedoch Hobbys zusammen ausüben kann, sehe ich es dann noch etwas anders, als wenn man absolut unterschiedliche Interessen hat.
Dass es mitunter zu Diskussionen kommen kann, weil sich einer der beiden Partner zurückgelassen fühlt, wurde ja auch schon angesprochen, es ist nun einmal so ein Fakt, den man nicht unbedacht lassen sollte.
Ich denke, dass es wirklich gut möglich ist, dass man nicht genügend Zeit für eine Beziehung hat. Immerhin muss man sich in einer Beziehung einfach Zeit für den Partner nehmen und wenn man keine Zeit hat, um den Partner zu treffen, ist es logisch, dass dieser irgendwann unzufrieden mit der Situation sein wird, weshalb dann auch eine Trennung möglich wäre. Außerdem ist man ja selbst auch nicht glücklich, wenn man neben Arbeit, Beziehung und Haushalt nicht eine einzige Minute für sich selbst findet. Diese Situation kann zwar einige Wochen gut gehen, wobei man sicherlich nicht auf Dauer damit glücklich werden kann, da ja auch immer ein gewisser Druck auf einem lastet und man irgendwann völlig überfordert mit der Situation sein wird. Jeder Mensch braucht schließlich auch hin und wieder Zeit für sich selbst und auch wenn man anfangs am liebsten jede freie Minute mit dem Partner verbringt, wird man sich irgendwann danach sehen, sich auch hin und wieder seinen eigenen Hobbys widmen zu können.
Gerade am Anfang einer Beziehung möchte man sich ja auch näher kennen lernen und normalerweise vermisst man den anderen dann auch immer so schnell, dass man am liebsten jede freie Minute mit dem Partner verbringen würde. Das ist jedoch nicht möglich, wenn einer der beiden kaum Zeit hat. Dabei wäre es für mich selbst auch absolut unbefriedigend, wenn ich meinen Freund nur hin und wieder kurz sehen könnte und ich würde so etwas auch nicht dauerhaft mitmachen wollen. Ich finde es zwar nicht so schlimm, wenn es hin und wieder auch Wochen gibt, in denen mein Freund nur wenig Zeit für mich hat, wobei ich jedoch auch hin und wieder einen ganzen Tag mit meinem Freund verbringen will, an dem er sich nur Zeit für mich nimmt. Und wenn das nicht der Fall sein würde, wäre ich einfach sehr unglücklich in der Beziehung.
Eine Beziehung braucht so wie eine Freundschaft auch sehr viel Pflege und es geht einfach nicht, dass man ein Treffen mit dem Partner einfach irgendwo in den Terminkalender dazu quetscht. Stattdessen muss man sich viel Zeit für ihn nehmen und es kann gut sein, dass jemand keine Zeit dafür hat. So etwas finde ich wirklich extrem schade und ich selbst würde meine Termine auf jeden Fall immer so legen, dass ich genug Zeit für meinen Freund habe. Meine Beziehung ist mir wirklich sehr wichtig und zur Not würde ich mich eben mit meinen Hobbys einschränken, um meinen Freund öfters sehen zu können.
Ich glaube, wenn man wirklich für etwas bestimmtes Zeit haben will, dann findet man die Zeit auch, egal wie voll der Terminkalender eigentlich ist und wie viel man zu tun hat. Es kommt eben darauf an, wie man die Prioritäten setzt. Manchen Menschen ist eben die Arbeit wichtig, anderen wiederum die Familien, wieder anderen Freunde oder Hobbies, vielleicht sogar das Haustier.
Meine Tante beispielsweise ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Sie könnte auch sich Zeit für eine Beziehung nehmen, wenn sie wollte. Sie möchte aber lieber mehr Zeit mit den Kindern verbringen und diese eben nicht vernachlässigen. Sie sagt, für eine Beziehung ist später immer noch Zeit, wenn die Kinder älter sind.
Ich kann mir auch vorstellen, dass manche diese "Keine-Zeit-Ausrede" als Selbstschutz benutzen. Vielleicht wurde der ein oder andere in seinem Leben mal so tief vom anderen Geschlecht verletzt, dass er meint, diesem Schmerz nur zu entgehen, wenn man gar keine Beziehung mehr eingeht. Wenn wir ehrlich sind, reagiert man doch mit viel mehr Verständnis auf die Aussage "Ich habe keine Zeit für eine Beziehung" als auf die Aussage "Alle Männer/ Frauen sind Schweine, ich will nichts mehr mit denen zu tun haben."
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