Europameisterschaft Streitpunkt in der Beziehung?
Mit meinem jetzigen Partner hatte ich im Hinblick auf solche Fußballmeisterschaften zwar schon einige Diskussionen, allerdings fanden die statt, als wir noch nicht zusammen, sondern nur befreundet waren. Er hatte nämlich immer so gar kein Verständnis dafür, dass andere Menschen sich für diese Fußballmeisterschaften begeistern können und hat seinen Unmut darüber auch jedem gegenüber und ständig ungefragt kundgetan. Was mich daran tierisch genervt hat, war seine intolerante Haltung zu diesem Thema. Wenn man sich für solche Meisterschaften nicht begeistern kann, ist das wohl nachvollziehbar und ich kenne niemanden, der dann versucht, zu bekehren oder zu überreden, sich so etwas doch einmal anzusehen. Er war eben einfach dagegen und fand es stumpfsinnig und lächerlich, wenn erwachsene Menschen dabei zusehen, „wie elf Mann einem Ball hinterherlaufen“. Dafür schaut er mit Vorliebe Boxen an und ich hätte einen adäquaten Spruch hierfür parat. Den spare ich mir aber, denn ich akzeptiere, dass er mit dem Boxen mehr anfangen kann, wünsche mir im Gegenzug aber eben auch eine entsprechende Akzeptanz meiner andersartigen Vorliebe.
Mittlerweile, wo wir nun zusammen sind, hat sich seine Haltung etwas gelockert und gestern hatten wir erst ein Gespräch über dieses Thema, das allerdings friedlich ablief. Er hat sich in diesem Gespräch eher als jemand interessiert, der sich ja doch ein wenig mit dem Fußball auskennt und ein paar Namen von Spielern weiß und der vor allem grundsätzlich überhaupt nichts dagegen hat, wenn andere Leute sich dafür begeistern können, bei der jetzigen Europameisterschaft mitzufiebern. Ein wenig hat mich diese Position genervt, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass er seine Meinung geändert hat, sondern eher, dass er vergessen hat, dass wir darüber schon Gespräche geführt haben, in denen seine Meinung komplett anderslautend war.
Dennoch ist der Fußball im Allgemeinen und solche Meisterschaften im Speziellen sicherlich kein Thema, über das ich mich streiten würde, weil ich mich auf Streitgespräche oder gar Diskussionen nicht wirklich einlassen würde. Wenn ich merke, dass jemand damit nichts anfangen kann, mache ich eigentlich jedes Mal deutlich, dass ich das vollkommen in Ordnung finde, weil es mir auch lange Zeit so ging. Ich kenne das Unverständnis für die entsprechende Begeisterung der Zuschauer aus eigener Erfahrung und weiß, was man sich als Unbeteiligter und Unbegeisterter so denkt. Dennoch bricht man sich wohl keinen Zacken aus der Krone, wenn man einfach akzeptiert, dass es anderen Menschen eben anders geht und ich sehe auch keinen Grund, ihnen die Freude zu verderben – warum denn? Man kann den anderen auch einfach mal Spaß haben lassen, und wenn man diesen Spaß nicht teilen will, dann tut man eben während dieser paar Tage alle zwei Jahre mal etwas alleine. So schlimm kann das nicht sein.
Und extrem ausleben tut von uns beiden ohnehin keiner irgendeine Begeisterung für „seinen“ Sport. Ich sehe mir die Meisterschaften in der Regel an und verzichte nur dieses Jahr darauf, aber ich male mich nicht an und ich besitze auch keine Vuvuzela. Auch sein Boxkonsum beschränkt sich lediglich auf das Einschalten des Fernsehers für die Dauer eines Boxkampfes, also wüsste ich nicht, wo man hier künstlich ein Problem schaffen sollte.
Problematisch würde es für mich werden, wenn ich merken würde, dass mein Partner überhaupt nicht mehr zugänglich für andere Dinge ist und seine Begeisterung für einen bestimmten Sport schon fanatische Züge annehmen würde. Würde er sich aber einen Boxkampf einmal live ansehen wollen, dann fände ich das überhaupt nicht tragisch, und vermutlich würde ich zu diesem Event sogar mitgehen, obwohl ich mit dem Boxen weniger etwas anfangen kann. Aber ich kann mich dafür erwärmen, solche Erlebnisse zu teilen, die für einen von beiden etwas Besonderes sind, auch, wenn der Anlass vielleicht nicht für beide das Nonplusultra darstellt.
Bis vor einigen Jahren fand ich Fußball schauen allgemein langweilig und öde und konnte die Euphorien, die spätestens zu den Meisterschaften durch das Land gingen, nie nachvollziehen. Als ich meinen ersten Freund kennen gelernt hatte, der manchmal - als wir noch nicht zusammen waren - nicht erreichbar war, da er mit seinen Jungs irgendwelche Fußballspiele verfolgen musste, konnte ich ihm nur lächerliche Bemerkungen an den Kopf schmeißen und mir damals auch nie vorstellen, dass ich jemals meine Meinung ändern könnte und würde.
Einige Jahre später bin ich durch meine Arbeitskollegen und meinen späteren Freund in das WM-Fieber gekommen und habe nahezu alle Spiele mitverfolgt. Da wir parallel noch ein Tippspiel am Laufen hatten, fand ich es spannend, wie ich als Laie am Ende abschneiden würde, zumal ich die Qualifikationsspiele noch nicht mitverfolgt hatte. Mich hat die Euphorie irgendwie angesteckt und am Ende fand ich es schade, dass die WM vorbei war, aber freute mich auf die EM in 2 Jahren. Nach fast einem Jahr jedoch wurde mir das Warten zu lang und so habe ich mich angefangen für einen Verein der Bundesliga zu interessieren und habe mein Herz an ihn verloren.
Nun habe ich das "Ursprungsproblem" beseitigt, indem ich auf das andere Ufer gewechselt habe und nun nicht mehr die Männerwelt um ihre Euphorie auslache, sondern mit ihnen gemeinsam mitfiebere. Somit habe ich etwaige Streitigkeiten zunächst aus meinem Leben verbannt und freue mich auf die nächste WM. Schwierig wird es für mich, wenn ein eventueller Partner der Zukunft Fußballmuffel wäre - das wäre dann verkehrte Welt, aber aktuell besteht ein solches Problem nicht und außerdem kennt man mich mittlerweile als fußballbegeistert.
*steph* hat geschrieben:Ist die aktuelle Europameisterschaft schon bei Euch oder im Verwandten- und Bekanntenkreis ein Thema? Was genau war der Auslöser für einen Streit oder eine Diskussion? Bis wohin ginge Euer Verständnis, was wäre Euch zu viel?
Mein Mann und auch meine Söhne schauen auch schon mal gerne Fußball und grade die Europa- oder Weltmeisterschaft wird dann auch genauesten verfolgt. Für mich selber ist das ganze gar nicht so schlimm, denn in der Zeit beschäftige ich mich einfach anderweitig, indem ich hier zum Beispiel aktiver bin. Streit oder Diskussionen wegen dem Fußball gab es bei uns noch nie und ich kann mir auch nicht vorstellen, das es den in nächster Zeit geben wird, denn wenn wichtige Termine anstehen, gehen die natürlich vor. Wenn allerdings nicht ansteht, dann überlasse ich meinen Männern im Haus den großen Flachbildfernseher und sie können ihr Spiel genießen. Ich bin der Meinung, das man da auch mal toleranter sein sollte, wenn einige aus dem eigenen Haushalt eben Fußballbegeistert sind. Dafür müssen sie dann evtl. in anderen Bereichen mal toleranter sein.
Ich habe da schon ziemlich Glück gehabt mit meinem Partner. Er sieht sich eigentlich nur die Deutschland Spiele an oder eben Endspiele. Ein Streitthema würde es aber dennoch nie bei uns werden, selbst wenn er mehr Fußball sehen wollen würde. Ich würde mich dann einfach dazusetzen, mich in seine Arme kuscheln und dann etwas nebenbei machen. Man muss das Ganze ja nicht unbedingt mitverfolgen, wobei ich eigentlich dieselben Spiele sehe, wie mein Partner und dann auch mitfiebern kann.
Schwierig wird es aber, wenn man einen Mann zu Hause hat, der zu jedem Spiel hinfährt und vollkommen im Fußball auf geht. Bei meiner Tante und ihrem Mann war es so. Er ist zu jedem Spiel gefahren und sie saß alleine zu Hause. Ihr hat das aber nichts ausgemacht, weil er ihr eben auch so immer gezeigt hat, dass er sie liebt. Man muss dazu sagen, dass er nicht mehr lebt und deswegen muss ich hier die Vergangenheitsform wählen.
Wenn man sich aber vernachlässigt vorkommt, läuft in meinen Augen etwas schief. Ein Mann sollte seiner Frau trotzdem zeigen können, dass er sie liebt und die wenige Zeit vom Spiel kann man sich als Frau ja auch anders beschäftigen.
Nicht nur die Europameisterschaft ist ein Streitpunkt in Beziehungen, ich habe es gerade mit der Champions League gesehen, da hat sich ein Pärchen aus meinem Freundeskreis total gestritten. Er ist Dortmund Fan, sie Bayern Fan. Dann ging es bei den beiden darum, dass Bayern jetzt Götze gekauft hat und er war deswegen total erbost und sie super glücklich. Irgendwie war es am Anfang noch witzig, wie sich die beiden darüber gestritten haben, aber da sie sich ernsthaft für ein paar Tage getrennt haben, fand das dann später keiner mehr lustig.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich solche Fußball Streitereien total lächerlich finde. Wenn man eben unterschiedlicher Meinung ist, dann sollte man sich im Fußball einfach aus dem Weg gehen und dieses Thema meiden und am besten zusammen keinen Fußball schauen. Wenn das dann zu einer ernsthaften Krise ausartet, finde ich das schon sehr bedenklich. Aber da gibt es wohl bei jedem Pärchen etwas, über dass es sich immer sinnlos streitet und bei den einen ist es Fußball, bei den anderen ist es die Farbe der Gardinen und beim nächsten ist es die Dauer des Frühstückeis.
In meiner Beziehung ist was Fußball angeht ein bisschen verkehrte Welt. Ich bin nämlich der große Fußball-Fan, mein Freund kann damit eher weniger anfangen. Er geht mir mit zwar ab und zu mit ins Stadion, weil das auch für ihn ein schönes Erlebnis ist, aber im Fernsehen oder auf dem örtlichen Sportplatz schaut er nicht gerne Fußball an, da langweilt er sich schnell. Solange er mir meine Leidenschaft lässt, ist das aber auch kein Problem für mich. Wir haben beide unsere Hobbys, die der andere nur bedingt verstehen kann, was aber auch kein Problem ist, solange der Partner es eben akzeptiert.
Während der Europameisterschaft herrscht bei uns immer ein bisschen Ausnahmezustand. Ich gehe eigentlich jeden Abend in die Kneipe, um die Fußballspiele zu schauen, auch diejenigen, an denen Deutschland nicht beteiligt ist. Mein Zeitplan richtet sich während solcher großen Turniere dann auch durchaus nach Fußball. Mein Freund kann darüber natürlich nur die Augen verdrehen, aber er sagt nichts dagegen, weil er ja auch weiß, dass es sich nur um einen Zeitraum von ungefähr einem Monat handelt und dann ist alles wieder vorbei. Ich mache meinem Freund natürlich auch immer das Angebot, dass er mit mir Fußball schauen gehen kann, aber ich möchte ihn auch nicht dazu zwingen, es ist seine Entscheidung.
Letztendlich überstehen wir diese vier Wochen immer ohne großartigen Streit. Wir machen dann eben vormittags etwas gemeinsam und wenn dann die Spiele am Abend kommen, dann geht er nach Hause und übt eines seiner Hobbys aus. So haben wir beide Zeit miteinander verbracht und jeder kann danach das tun, was er möchte. Kein Grund zum Streit.
Bei mir waren Fußball und irgendwelche Europameisterschaften und Weltmeisterschaften noch nie ein Streitpunkt in der Beziehung und ich denke, dass das auch nie der Fall sein wird. Immerhin spielt mein jetziger Freund selbst keinen Fußball, wobei er sich jedoch hin und wieder ein Fußballspiel im Fernsehen ansieht, was ich jedoch nicht schlimm finde. Immerhin muss ich ja auch keine vierundzwanzig Stunden täglich mit ihm zusammen verbringen und wenn er an einem Abend eben Fußball schauen möchte, dann ist mir das ganz recht. Immerhin bin ich auch immer sehr mit meinem Studium beschäftigt und auch wenn ich nichts für die Uni tun muss, so widme ich mich auch ganz gerne meinen Hobbys, weshalb ich wirklich froh bin, wenn ich auch etwas Zeit für mich habe. Auch wenn ich meinen Freund wirklich gerne sehe und auch gerne viel Zeit mit ihm verbringe, möchte ich auch ab und zu alleine sein oder mich mit meinen Freundinnen treffen, weshalb es mir nichts ausmacht, wenn mein Freund hin und wieder Fußball schauen möchte.
Ich selbst schaue bei der Europameisterschaft und auch bei der Weltmeisterschaft ebenfalls sehr gerne mit und von daher würde es mich auch nicht stören, wenn mein Freund jedes Spiel schauen würde. Zudem dauert ein Spiel ja nun auch keine Ewigkeit und von daher kann man sich auch überwinden und das eine oder andere Spiel schauen. Und auch dann, wenn man die Spiele nicht gucken will, kann man die Zeit einfach anderweitig nutzen, indem man beispielsweise shoppen geht oder ein Buch liest. Sicherlich wird einem etwas anderes einfallen und es ist ja auch nicht so, dass man nicht wüsste, was man ohne den Partner machen könnte.
Ehrlich gesagt kann ich es gar nicht verstehen, wie man sich so aufregen kann, wenn der Partner begeistert die Spiele bei der Europameisterschaft schaut. Immerhin dauert so eine Meisterschaft ja alles andere als lang und die Zeit kann man doch gut überstehen. Dabei ist es auch nicht so, dass man den Partner für mehrere Monate gar nicht mehr sieht, sondern es ist nur so, dass der Partner zwei Wochen lang etwas weniger Zeit hat, was ich nicht schlimm fände. Immerhin wüsste ich ja ganz genau, dass der Spuk auch irgendwann vorbei sein würde und deshalb wäre ich da ganz zuversichtlich. Zudem würde ich meinem Freund diesen Spaß auch gönnen wollen. Immerhin sagt mein Freund ja auch nichts, wenn ich etwas Bestimmtes im Fernsehen anschauen möchte und von daher wäre ich da auch ziemlich tolerant. Dabei sollte es eigentlich auch selbstverständlich sein, dass man dem Partner auch seine eigenen Interessen gönnt. Es ist wichtig, dass in einer Beziehung jeder seine eigenen Hobbys haben darf, da man sich sonst schnell eingeengt fühlt und von daher finde ich auch, dass man die Hobbys des anderen akzeptieren sollte.
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