Umschulung oder Saisonarbeit - was soll ich nur tun?

Da ich Skoliose und damit öfters mal Schmerzen habe, habe ich vom Arbeitsamt eine Umschulung zugesichert bekommen. Bislang habe ich in einem Freizeitpark gearbeitet, wo ich für den Verkauf zuständig war. Dort konnte ich aber immer nur Teilzeit arbeiten, da sonst die Schmerzen zu schlimm werden.

Nun ist es so, dass ich vom Freizeitpark wieder einen Teilzeitvertrag für die nächste Saison bekommen habe. Wie soll ich mich nur entscheiden. Soll ich lieber die Umschulung machen, um vielleicht hinterher im neuen Beruf Vollzeit arbeiten zu können, oder soll ich darauf verzichten und weiterhin Saisonweise Teilzeit arbeiten? Bei der Umschulung würde ich die zwei Jahre lang Hartz4 beziehen. Bei der Teilzeitstelle habe ich halbjährlich mehr als ein Arbeitsloser und stehe in den Monaten finanziell besser da.

Wie hoch sind denn die Chancen, dass du nach der Umschulung einen Vollzeitjob bekommen wirst? Ich selbst habe vor knapp 15 Jahren eine Umschuldung gemacht, wo es hieß, dass da sehr viele Fachkräfte gesucht werden. Wir waren damals Deutschland weit der zweite Kurs in diesem Beruf. Am Ende hat es nichts gebracht, da kaum jemand in dieser Richtung eine Stelle gefunden hat. Die Zeiten, wo man mit einer Umschulung wirklich etwas erreichen kann, sind leider im Moment nicht vorhanden.

Da solltest du wirklich abwägen wo du langfristig besser gestellt bist. Wobei immer nur für eine Saison ein wenig mehr verdienen, als wenn man Geld vom Amt bekommen würde, ist sicher auch nicht die sinnvollste Zukunftsplanung.

Genau deswegen mache ich mir ja die Entscheidung so schwer. Die Saisonarbeit wäre mir sicher, aber das sind eben auch nur die Monate April bis Oktober. Vollzeit kann ich dort auch nicht arbeiten, aber immerhin habe ich mehr als Arbeitslosengeld 2.

Ohne Umschulung wüsste ich nicht, wo ich mich bewerben sollte, da ich nirgends Vollzeit arbeiten könnte, denn ich kann nicht lange stehen und kann auch nichts heben. Aus ärztlicher Sicht sollte ich in die Bürorichtung wechseln, aber da habe ich keine Ausbildung. Nehme ich die Umschulung aber an, sitze ich definitiv die zwei Jahre auf Hartz4, habe aber hinterher einen Facharbeiterabschluss.

Falls du lediglich halbjährlich durch die Teilzeitstelle etwas mehr Geld zur Verfügung hast als ein Arbeitsloser, hat das aus meiner Sicht keine Zukunft. Natürlich ist jeder anders und manchen reicht eine Teilzeitstelle auch aus, gerade wenn sie verhältnismäßig gut bezahlt wird. Aber das ist hier ja sicher auch nicht der Fall. Dazu kommt noch, dass du lediglich die Hälfte des Jahres bezahlt wirst. Was machst du außerhalb der Saison? Beziehst du dann Arbeitslosengeld? Dieses System bietet doch keine echte Perspektive.

An deiner Stelle würde ich alles tun, um in Zukunft eine feste, anständig bezahlte Arbeit zu finden. Es gibt sicher etwas, das du trotz der Skoliose machen kannst. Nicht alle Arbeiten gehen mit hohen körperlichen Belastungen einher und nicht in allen Jobs muss man lange stehen. Eine Umschulung oder schlichtweg eine komplett andere Ausbildung, ein Studium oder sonst etwas, das dich weiter bringt, wäre da sicher sinnvoll. Es muss ja nicht unbedingt eine Umschulung sein. Man kann ja auch eine normale Ausbildung machen. Du bist doch auch noch nicht so alt und ich denke, dass du da sicher auch noch einen Ausbildungsplatz finden kannst. Ansonsten halte ich es auch für sinnvoll, noch einmal die Schule zu besuchen, sofern du noch kein Abitur hast, und dann zu studieren.

Zwei Jahre sind keine lange Zeit. Du wirst noch viele Jahre oder gar Jahrzehnte arbeiten gehen. Dagegen sind zwei Jahre wirklich nichts. Du willst doch sicher nicht die nächsten zwanzig Jahre als mäßig bezahlte Saisonkraft in Teilzeit arbeiten, oder? Das klingt nicht gerade nach einem erfüllenden und entspannten Leben, zu dem auch eine gewisse finanzielle Sicherheit gehört, sondern ich halte das eher für eine Übergangslösung.

Eine Umschulung ist an sich eine feine Sache. Allerdings weißt Du anschließend nicht, ob Du etwas in dieser Branche bekommen wirst. Deshalb rate ich Dir zum Vetrag für die Saisonarbeit. Dies ist in jedem Fall besser als eine spätere Arbeitslosigkeit. Vielleicht kann Dir auch Dein Berater bei der Agentur für Arbeit weiterhelfen. Aber wenn Du schon einen Vertrag für die nächste Saison bekommen hast, dann unterschreibe diesen doch. Die Umschulung kannst Du bestimmt auch zu einem späteren Zeitpunkt machen, wenn Du Dir auch wirklich sicher bist, dass dies der richtige Weg ist.

Was genau wird hier eigentlich als Bürorichtung definiert? Da ist ja die Auswahl sehr groß und einige Berufe sind seit Jahren überlaufen. So dass du am Ende deiner Umschulung auch keine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt hast. Zudem bedeutet Büroarbeit auch nicht unbedingt geregelte Arbeitszeiten, wie du sie scheinbar benötigst. Deswegen solltest du es wirklich genau abwägen, welche Chancen du mit dem neuen Berufsabschluss auf dem Arbeitsmarkt hast.

Ich weiß leider nicht, als was dich das Arbeitsamt umschulen will. Du kannst weder eine sitzende Beschäftigung ganztags ausüben, noch den ganzen Tag stehen. Ideal wäre eine Tätigkeit, wo du mal sitzen und zwischendurch mal stehen kannst. Aber das wird schwer sein. Vielleicht kannst du mal mit dem Arbeitsamt sprechen, wie lange es noch dauern wird bis zur Umschulung, damit du eine bessere Übersicht hast. Wenn der Arzt dir die Schmerzen bescheinigt und du eventuell noch etwas hast, Bluthochdruck oder dergleichen, versuche mal einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Wird er abgelehnt, nicht locker lassen und den Arzt bitten, ein paar Zeilen zu schreiben. Vielleicht kann das Arbeitsamt dann mehr für dich tun und du hast zum Beispiel verbilligte Fahrtkosten.