Wieso befinden sich schädliche Stoffe im Tierfutter?

vom 07.11.2013, 14:50 Uhr

Ich habe schon immer Haustiere gehabt und achte da natürlich sehr viel auf ihre Ernährung. Bei Katzen weiß ich, dass Zucker nicht gut ist, weil sie dadurch natürlich Diabetes bekommen können. Getreide hingegen ist ebenfalls nicht gut, weil sie dadurch Harnsteine erhalten könnten. Resultat wäre „Blut im Urin“ und langfristig das Nierenversagen. Es gibt etliche Stoffe, die für Tiere, egal welcher Rasse, nicht gesund sind, aber sie werden immer wieder verarbeitet. Als Beispiel ist das Katzenfutter für 0,39 Cent bei Aldi namens Schnucki schädlich, da dort direkt Getreide und Zucker mit drin sind. Das Futter für 0,49 Cent von Lux hingegen weißt beide Stoffe nicht aus.

Ich frage mich jetzt also, wieso immer wieder im Tierfutter schädliche Artikel zu finden sind. Viele Hersteller spielen hier mit dem Leben und der Gesundheit der Tiere und das verstehe ich nicht. Gleichwohl zocken sie scheinbar mit der Unwissenheit vieler Tierbesitzer und das ist natürlich ein Nachteil. Doch wieso kann man solche Zusätze nicht unterbinden, wenn sie verboten sind? Was glaubt ihr, wieso immer mehr von diesen Stoffen im „Billigfutter“ vorhanden sind? Es geht jetzt nicht nur um Katzen. Gerne auch bei anderen Haustieren!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mein Bereich ist eher der der Katzenernährung und ich kann dich da voll verstehen. Auch ich stelle mir diese Frage oft. Man nehme nur einmal das künstlich hergestellte Vitamin k3 - Menadion. Seine gesundheitsschädliche Wirkung auf Menschen ist bestätigt und darum ist es in Menschennahrung nicht mehr zugelassen. In Tiernahrung jedoch ist es immer noch erlaubt, obwohl es nachweislich die gleiche Wirkung auf den Tierorganismus hat. Ich denke, man kann nur vermuten, warum all dies in Tiernahrung zugelassen ist.

Zum Einen sind viele Tierhalter einfach nicht informiert. Und wer sich nicht informiert und von Werbelügen blenden lässt, der protestiert auch nicht dagegen oder versucht, etwas zu ändern. Zum Anderen verdienen die Futterhersteller Milliarden mit ihrem Konzept billiges und gesundheitsschädliches in süßen Schälchen an den Mann zu bringen. Zuletzt denke ich aber auch, dass die Politik gar nicht das Interesse oder Wissen hat, um all jene Stoffe verbieten zu lassen, die schädlich sind. Bei vielen Stoffen ist es ja so, dass sie erst durch langjährige Beobachtung als schlecht bewertet werden. Die Hersteller wehren sich dann natürlich dagegen, indem sie haarsträubende Ausreden verbreiten.

Von vielen Herstellern wird beispielsweise behauptet, dass Getreide im Katzenfutter sein muss/kann, weil die Verdauung damit reguliert wird. Dass zum Einen nicht Getreide, sondern besser Gemüse zu winzigen Anteilen das Richtige wäre, darauf haben sie dann keine Antwort. Es sind aber nicht nur Bestandteile wie Getreide und Zucker, die nicht so gut für Katzen sind. Auch viele verwendete "Nebenerzeugnisse" sind nicht besonders lecker und nährend.

Man sollte dabei daran denken, dass es den Herstellern gesetzlich erlaubt ist zu tricksen, Borsten, Federn, Wolle und Speiseabfälle als "Nebenerzeugnisse" zu deklarieren. Dass dies zu einer hochwertigen Nahrung nicht unbedingt gehört, sollte klar sein. Man weiß aber oft nicht, wo was drin ist und die Hersteller verweigern die Auskunft. Auch das ist erlaubt und das ist auch ein Punkt, der geändert werden sollte.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Danke TheDutchees für deine ausführliche Antwort. Ich besitze auch Katzen und weiß auch noch nicht alles, wie ich merke. Das mit Vitamin K3 ist mir gar nicht bekannt gewesen. Ich kaufe ohnehin kein günstiges Futter. Jetzt steht natürlich die Frage „günstig“ auf einem anderen Blatt Papier. Ich kaufe eher Bozita, Shesir, Miamondo und mehr. Also schon teure Dosen. Teilweise auch Dosen/Päckchen, wo definitiv 95 % Fleisch/Fisch und Gemüse drin sind. Doch ebenso kaufe ich auch frischen Fisch und Gemüse und bereite vieles selber zu. Da weiß ich fast immer fast drin ist.

Ich denke auch, das Geld hier wohl eine riesige Rolle spielen wird. Glaubst Du, dass wenn man eine Firma aufmachen würde, die genau diese schädlichen Stoffe unterbindet die Leute darauf eingehen würden? Meinst du man könnte Erfolg haben, denn dann wäre es doch die perfekte Geschäftsidee für liebevolle Tierbesitzer.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke auch, dass teuer nicht unbedingt etwas über die Qualität aussagt. Es gibt durchaus teure Marken, die "Müll" enthalten, dafür aber Günstiges, das auch gut ist. Dass mit dem "95% Fleisch und Fisch" ist so eine Sache, die Deklarationen sind oft bewusst schwammig und missverständlich gehalten. Ich kenne nur sehr wenige Futtermarken, die das auch wirklich enthalten und die kosten dann schon 3-4€ pro Dose. Als sehr hochwertiges Futter ist mir beispielsweise die Marke "om Nom Nom" im Kopf, da ist im Grunde alles drin, was die Katze braucht, nichts anderes. Das ist aber auch wirklich die einzige Marke, an der ich nichts zu meckern habe ;)

Eben diese Marke wurde von Katzenhaltern wie uns entwickelt, die bei dem Großteil der anderen Marken immer etwas auszusetzen haben. Ich denke, dass dies der einzige Weg für uns Verbraucher ist, dem ganzen schädlichen Kommerz irgendwie entgegen zu wirken. Wirklich entgegen wirken, dass auch andere Firmen schlechtes Futter vertreiben kann man wohl nicht, denn offiziell ist es ja nicht verboten. Es gibt mittlerweile viele Tierbesitzer, denen bewusst wird, was schief läuft und die sich bewusst um artgerechtere Ernährung kümmern und andere im großen Stil aufklären. Das große Manko an solchen Verbraucher-Aufklärungsversuchen ist natürlich, dass die großen Konzerne einfach viel mehr Geld für flächendeckende Werbung haben. Aber auch, dass selbst Tierärzte falsche Ratschläge geben, weil sie nicht informiert sind. Auf "seriöse" große Firmen und den Tierarzt hören leider viele Tierhalter lieber als auf aufgeklärte Laien.

Viele Mythen und Irrglauben rund um das Thema Tierfutter sitzen einfach zu fest, als dass man sie "mal eben so" bereinigen könnte. Zumal ja auch weiterhin Werbung für wenig hochwertiges Futter in die Verbraucher "gedrückt" wird. Viele wollen es gar nicht wissen und leben lieber bequem, darunter können manche Tiere ganz schön leiden. Aber der Zusammenhang zwischen Gesundheit und wirklich hochwertiger, artgerechter Ernährung scheint vielen Menschen leider immer noch nicht klar zu sein, weder für sie selbst noch für Miezi oder Bello.

Es wäre eine perfekte Geschäftsidee, wirklich gutes Futter zusammen mit Aufklärung im großen Stil zu vertreiben, allerdings denke ich würde das auf massiven Widerstand aus der Futtermittelindustrie und bei den Verbrauchern selbst stoßen. Ich engagiere mich in den Bereichen artgerechte Haltung, Ernährung und Rohfütterung und bemerke sehr oft, dass sich die Leute sperren, sobald sie tiefer in die Tasche greifen oder an Problemen arbeiten sollen. Viele haben es doch lieber bequem und billig.

Jeder muss letztlich selbst entscheiden, was er seinem Tier und sich zumutet. Auch, wenn der Katzenhalter selbst seine Fehler nicht ausbaden muss, sondern die Katze, ist das oft wohl der einzige Weg, sich zu verbessern. Und manch Einem ist es sein Tier sogar Wert, sich mal zu informieren und einiges umzustellen. Mehr als aufklären kann man wohl oft nicht machen.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nun, die Leute wollen sehr billiges Futter kaufen und zu dem Preis ist eine bessere Qualität kaum machbar. Wie soll das denn auch gehen? Wenn man eine Dose Hundefutter mit 800 Gramm Inhalt für wenige Cent erwirbt, kann man wohl kaum davon ausgehen, dass es sich dabei um Muskelfleisch oder Filet handelt. Um wirtschaftlich zu arbeiten gehen die Firmen so vor und der Verbraucher ist dankbar für die niedrigen Preise.

Ein Tier artgerecht zu ernähren ist eben ein wenig teurer und nicht wenige Haustierbesitzer scheuen sich vor diesen Kosten. Wie alles andere soll auch die Haltung des Haustiers möglichst billig sein. Das ist sehr schade und die Tiere sind dabei die Leidtragenden und ich hoffe sehr, dass ein Umdenken stattfinden wird und die Menschen sich vermehrt Gedanken über die Herkunft ihrer Nahrungsmittel und über die Herkunft des Futters ihrer Tiere machen. Vielleicht werden ja einige durch all die Lebensmittelskandale ein wenig dafür sensibilisiert.

» nafti » Beiträge: 425 » Talkpoints: 13,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Man kann es auch umgekehrt sehen: weil Firmen Hunde- und Katzenfutter so vermeintlich günstig anbieten halten viele Menschen überhaupt nur ein Tier. Früher musste man zusehen wo man das Fleisch herbekam, da gab es Interessengemeinschaften für Fleischbeschaffung oder die günstigeren Freibanken die es heute nicht mehr geben darf.

Die billigen Futtersorten werden im Großen und Ganzen von zwei großen Konzernen hergestellt die im Hauptgewerbe Müsli und Süßigkeiten herstellen. Die Abfallprodukte werden im Tierfutter verarbeitet. Die Frage, warum so viele ungesunde Dinge im Futter sind muss man sich dann nicht mehr stellen. Werden die Tiere krank dann bieten die gleichen Hersteller teure Spezialfutter aus den gleichen Zutaten an, so gleicht sich die Rechnung aus. Der Kunde kauft gutgläubig das Futter von dem behauptet wird er könnte sein Tier gut und billig ernähren. Früher war Tierhaltung Luxus, heute wird eben vermittelt, jeder könnte sie sich leisten.

Benutzeravatar

» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^