Grundlagen und Tipps zum 1x1 des Clicker-Trainings?

vom 16.11.2013, 22:01 Uhr

Das Clicker-Training wird ja oft angewendet, wenn Tiere unausgeglichen sind und sie geistig zu wenig gefordert werden. Durch das Clickern werden sie ausgeglichener und vor allem wird die Bindung zwischen Mensch und Tier gefördert. Kennt ihr die Grundlagen des Clicker-Trainings? Habt ihr Tipps, wie man am besten Clickern kann und was man beachten muss? Was ist das 1x1 des Clicker-Trainings und wie sieht es mit dem Timing aus?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe bei meiner Katze damit angefangen, dass ich ihre Aufmerksamkeit gefordert habe und sobald sie mich dann angeguckt hat, habe ich geclickt und ihr ein Leckerchen gegeben. Sie hatte ziemlich schnell verstanden, dass das Click nun das Leckerlie ankündigen sollte und wenn ich mal zu langsam war, hat sie es dann auch sehr vehement eingefordert. :D

Unsere erste Übung war "sitz", weil sie sich ohnehin meist hinsetzt, um zu mir hoch zu sehen. Ergo habe ich mich anfangs immer vor sie gestellt und sie zum "sitz" aufgefordert. Hat sie sich hingesetzt, gab es einen Click und einen Snack. Üblicherweise macht man es ja andersrum. Man erarbeitet erst eine bestimmte Aktion und benennt sie dann. In dem Fall habe ich mich aber eben für diesen Weg entschieden und es dauerte keine 2 Übungseinheiten, bis sie sich auf Kommando hinsetzte.

Als nächstes wurde der Targetstick eingeführt. Den habe ich ihr einfach hingehalten und für jedes Interesse geclickt und belohnt. Ich habe das Ganze in kleine Schritte aufgeteilt. Anfangs habe ich für das reine Interesse belohnt, dann für den ersten Schritt auf den Targetstick zu und später nur noch, wenn sie ihn wirklich mit der Nase anstupste. Nachdem sie das super drauf hatte, habe ich dem Ganzen einen Namen gegeben. "Moglie Nase". Das haben wir dann so lange geübt, bis es sicher saß.

Dann habe ich während des Trainings mal den Befehl geändert. Aus "Moglie Nase" wurde "Moglie Pfote", was sie anfangs sehr verwirrte. Diese Verwirrung zeigte mir aber, dass sie beim Befehl verstanden hatte, worum es mir geht und das war super. Moglie hat dann hin und her probiert und für jede Bewegung der Tatze auf den Targetstick zu einen Click und ein Leckerlie bekommen. Später dann nur noch, wenn sie mit der Tatze den Stick richtig berührt hat.

Das waren nur Beispiele um zu zeigen, wie ich vorgegangen bin. Kleine Schritte, um ihr den richtigen Weg zu zeigen und sie darin zu bestärken, Dinge auszuprobieren. Das wurde es dann letzten Endes aus. Inzwischen gebe ich nicht mehr vor, was sie lernen soll, sondern lasse sie einfach ausprobieren und wenn sie dann etwas Neues ausprobiert, dann nehme ich das auf.

Das mit dem Timing finde ich persönlich immer am schwersten. Ich hab das einfach geübt und mittlerweile funktioniert es ganz gut. Vor allem hat das Clickern und das Problem des Timings mir auch dabei geholfen, mich wirklich richtig auf eine Sache zu konzentrieren, was mir teilweise doch sehr schwer fällt. Dem Tier in der Regel aber auch, deswegen bietet sich für den Anfang eine ruhige Umgebung an.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das Timing ist beim Clickern so ziemlich das Wichtigste weil das Tier hierbei ja nicht weiß was wir sehen wollen. Der Click entspricht dem Auslöser der Kamera; wenn wir beim rennenden Hund zu spät abdrücken haben wir nur noch eine Landschaft mit Rutenspitze auf dem Foto. Einige Clickertrainer in Amerika haben ihre Kunden erst einmal mit Hühnern clickern lassen weil diese Tiere wirklich sehr schnell sind. Wer ein Huhn clickern kann hat mit den meisten Hunden kein Problem mehr.

Der Click bedeutet immer eine Belohnung. Manch ein Tierhalter ist der Meinung dass man irgendwann keine Belohnung mehr geben müsste aber das ist nicht so. Wenn ein Tier ein Verhalten zuverlässig befolgt, z. B. ein "Sitz", dann werden die Clicks seltener, aber auf jedes Click folgt dennoch eine Belohnung. Die Belohnung muss nicht unbedingt ein Leckerchen sein, sie kann alles sein was der Hund gerade gerne möchte. Verschiedene Belohnungen machen das Training interessanter, nur für den Anfang ist ein Leckerchen am einfachsten zu verwalten und das Training geht schneller weiter.

Clickern beruht auf der Beobachtung dass Lebewesen ein Verhalten öfter zeigen wenn sie dafür belohnt werden. Menschen wenden dieses Wissen oft unbewusst an aber das Clickertraining sorgt dafür dass Mensch wirklich darüber nachdenkt was er tut. Er muss wissen wie das fertige Verhalten des Tieres aussehen soll und welche kleinen Schritte dorthin führen. Da das Tier nicht weiß was es tun soll müssen die Schritte anfangs wirklich sehr klein sein und die Belohnungsrate sehr hoch um es nicht zu entmutigen.

So wie ein Kind anfangs für jeden schönen Buchstaben gelobt wird, dann für richtig geschriebene Wörter, dann für ein Diktat und später für einen Aufsatz sinkt die Zahl der Belohnungen mit der Schwierigkeit der Aufgabe. Beim Apportieren z. B. wird ein Hund anfangs für jedes Interesse an dem Apportel belohnt, dann für das Aufnehmen, dann für das Tragen in Richtung Besitzer, dann für das Vorsitzen mit Apportel im Maul, dann für das Abgeben des Apportels. Sobald der Hund das Apportel ins Maul nimmt wird er nicht mehr für das alleinige Interesse oder das Beschnuppern belohnt. Sobald er einige Schritte auf den Besitzer zu macht wird er nicht mehr für das Aufnehmen belohnt. So kann man dann eine ganze Verhaltenskette: Hund sitzt im Fuß, Apportel wird geworfen, Hund bekommt Kommando "Apport", sucht das Apportel, bringt es, sitzt vor, gibt es ab - mit einem einzigen Leckerchen belohnen. Und wenn das Verhalten dann zuverlässig gezeigt wird muss man nur noch die besten Ausführungen belohnen.

Beim Eintrainieren von Tricks braucht man durch das Clickertraining keine Strafen. Statt einen Hund in eine Position zu drücken oder zu ziehen lernt er sie selbstständig einzunehmen. Im Training mit Tieren, die man nicht einfach bestrafen kann, wird das Clickertraining heute sehr erfolgreich eingesetzt, so z. B. in Zoos um Tiere ohne Narkose Blut abnehmen zu können. Wenn man die Mechanismen des Clickertrainings verinnerlicht hat kann man auch ohne Clicker arbeiten, und man kann sich auch selbst clickern.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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