Altdeutsche Druckschrift und zwei verschiedene 's'
Ich lese aktuell eine alte Chronik meines Heimatortes. Diese ist in altdeutsch gedruckt, was für mich kein Problem darstellt. Allerdings ist mir nun aufgefallen, dass es doch verschiedene Varianten für das kleine s gibt. Mal ist es so gedruckt, dass es dem kleinen f ähnelt und mal sieht es fast so aus, wie das heutige kleine s. Ich habe zwar schon bei einigen älteren Leuten gefragt, die mit dieser Schriftart aufgewachsen sind. Aber bisher konnte mir niemand sagen, ob es damals normal war, dass man mit zwei verschiedenen kleinen s geschrieben hat.
Kennt sich jemand mit der Thematik aus und kann mir dazu etwas erklären oder ist es vielleicht nur die Eigenheit des Verfassers von dem Buch gewesen?
Dieses 'S', welches wie ein kleines 'f' ausschaut ist das heutige 'ß'. Du solltest daher dieses "scharfe" 's' bei Wörtern finden, die früher mit einem scharfen 's' geschrieben wurden. Das sind andere Wörter als heute, weil sich die Rechtschreibreform auch damals schon mehrmals geändert hat. Ich weiß von meiner Oma, dass dieses 's', welches ausschaut wie das kleine 'f' das heutige ß ist. Ich habe früher nämlich viele Bücher in altdeutscher Schrift gelesen.
Das „s“, was auch nach einem „s“ aussieht, wird glaube ich in den Wörtern verwendet und das andere ist das Schluss-S, welches bei Wörtern zum Einsatz kommt, die auf „s“ enden (z.B. bei Haus). Ausgesprochen werden sie aber gleich. Bei kombinierten Begriffen (z.B. Hausschuhe) kann das Schluss-S auch mitten im Wort auftauchen.
@Diamante: Dass dieses s, was wie das kleine f aussieht, für das heutige ß steht, kann ich ausschließen. Denn das ß taucht in den Worten ja auch auf, die damit geschrieben werden. Es muss also einen anderen Zusammenhang geben. Auch die Erklärung von Zitronengras passt da nicht, da die beiden verschiedenen Schreibweisen mal so und mal so auftauchen. So finde ich das s, was dem kleinen f so ähnelt auch mitten im Wort und das bei ganz einfach Wörtern, wie zum Beispiel, wenn "ist" geschrieben wurde.
Diese Schrift heißt "Fraktur" und war vom 16. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg gebräuchlich. Das ist also keine Marotte des Autors sondern war so üblich. Es gab dort zwei "S" das runde s und das lange, das aussah wie ein f. Ein ß gab es zusätzlich. Beide s wurden verwendet wenn das Wort in der Aussprache teilbar war wie bei "Ausschank" hier wurde ein rundes s und dann ein langes s verwendet. Für "Kasse" wurden wiederum zwei runde s verwendet. Es war also eine Frage der Aussprache wann ein kurzes und wann ein langes s genutzt wurde wobei der Schriftsetzer teilweise ein rundes s auch dann gesetzt hat wenn das lange s mit dem f verwechselt werden konnte. Eine weitere Regel war dass das lange s im Anlaut verwendet wurde (zum Beispiel bei "sah") und das runde s im Auslaut (zum Beispiel bei "raus").
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