In Selbstmitleid baden

vom 23.09.2009, 22:07 Uhr

Also ich kenne das nur zu gut von mir selbst, denn auch ich stotze manchmal einfach nicht mehr vor Selbstbewusstsein, wie das sonst sehr, sehr oft der Fall ist, sondern eben immer mehr vor Selbstmitleid, zum Beispiel wenn ein Test einfach in die Hose gegangen ist oder wenn eine Beziehung nicht mehr so richtig klappen möchte, lauter so Sachen. Da wünsche ich mir dann einfach, dass mich ein guter Freund oder eine gute Freundin in den Arm nimmt und damit das passiert, muss ich eben manchmal Selbstmitleid erzeugen, so kurios das jetzt auch klingen mag.

Deswegen stört es mich auch ehrlich gesagt wenig, wenn jemand wirklich zu seinen wahren Gefühlen steht, diese sind eben manchmal mehr traurig als glücklich, und diesen dann auch freien Lauf lässt und dadurch dann eben auch Selbstmitleid erregt. Schnell kommt man aber auch in eine lächerliche Situation mit diesen Selbstmitleidsbekundschaften und da ruft dann schnell auch einmal jemand "Eine Runde Mitleid", das finde ich aber ehrlich gesagt noch viel unsozialer als das Verlangen nach Selbstmitleid. Natürlich gibt es auch hier wieder viele Leute, die es einfach nicht lassen können und dann absichtlich nach Selbstmitleid betteln, aber diese sind zumindest bei uns zum Glück eher die Ausnahme und kommen eher selten vor, auch ich bin da eher kein Typ, der zu solch einer Verhaltensweise neigt.

Wenn man eben Probleme hat mit seinem eigenen Leben, dann fällt es manchmal eben schwer, dass nur für sich zu behalten und dafür sind doch Freunde auch eigentlich da, um einen zu trösten und auch um einen mal in den Arm zu nehmen, oder? Ich verstehe nicht so ganz, warum du deine echten Gefühle vor deinen Freunden anscheinend nicht so wirklich zeigen möchtest, aber anscheinend tust du das ja nicht, weil du dich schämst, sondern nur aus der Tatsache, dass du einfach kein Selbstmitleid erzeugen möchtest. Nun gut, das kann man so handhaben, aber dann sollte man sich auch nicht aufregen, wenn es eben auch Leute gibt, die ihren Gefühlen einfach freien Lauf lassen, man muss ja auch nicht unbedingt gleich in Selbstmitleid baden, davon muss man ja nicht immer gleich sprechen.

Aber ich muss dir Recht geben, da gleich einen Massenauflauf daraus zu machen, wie es anscheinend bei euch da einmal vorgekommen ist, das ist eher nicht die ganz feine Art und das finde ich dann auch nicht in Ordnung. Manche Leute neigen auch zu so einer Verhaltensweise, diese haben dann ein klitzekleines Problem und rufen dann gleich alle möglichen Leute an, schreiben das am besten noch gleich öffentlich bei Facebook herein und schon kommen alle möglichen Leute und sorgen sich um diese Person und vielleicht mag es der ja ach so gekränkten Person dann auch besser gehen, aber ich finde es einfach besser, wenn man seine eigene Meinung als Freund nicht verschweigt, auch wenn es dem Freund, der gerade Selbstmitleid kundtut, vielleicht nicht so gut tun mag, Wahrheit heilt meines Erachtens nach einfach alle Wunden dieser Welt und nur so kann man das alles dann auch ordentlich angehen und mit der Heulerei auch aufhören, mir selbst gelingt das aber auch nicht unbedingt immer.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich kann gar nicht so genau sagen, wie ich mit Menschen umgehe, die in Selbstmitleid zergehen, weil das auf den jeweiligen Einzelfall ankommt und ich durchaus manchmal nachvollziehen kann, dass das Selbstmitleid sogar ein durchaus wichtiges Gefühl sein kann, damit es irgendwann irgendwie weitergehen kann. Wenn jemand einen herben Schlag erleidet und sich als Opfer sieht, muss er darüber manchmal tatsächlich trauern dürfen, wie ich finde, um danach gestärkt aus der Situation hervorzugehen und wieder kämpfen zu können. In einer solchen Situation versuche ich, Trost zu spenden und ein paar hilfreiche Worte zu sagen, die demjenigen andeuten, dass bei ihm noch nicht alles verloren ist.

Es gibt aber leider auch solche Menschen, die scheinbar immer nur Opfer sind und auch nicht sehen können, dass sie selbst immer wieder für den Schaden verantwortlich sind, den sie in ihrem Leben vorfinden. Vor allem, wenn ich miterleben muss, dass jemand immer wieder den- oder dieselben Fehler macht, aber überhaupt nichts begreift und auch nicht reflektieren kann, dass er daran Schuld hat, dass es immer wieder soweit kommt, dann fängt ein solches Verhalten irgendwann wirklich an, mich zu nerven und ich habe dann auch kein Verständnis mehr, bin allerdings auch nicht mehr bereit, welches aufzubringen, weil ich meine, dass jeder irgendwann mal aus seinen eigenen Fehlern lernen können sollte.

Dass sie sich nicht selbst bemitleiden sollen, sage ich solchen Menschen nicht. Ich habe das zwar in der Vergangenheit ein paarmal versucht, habe aber dann festgestellt, dass diese Menschen entsprechend noch selbstmitleidiger wurden, weil sie sich von mir auch noch gegängelt gefühlt haben, das machte also bisher so richtig wenig Sinn. Sinnvoller fand ich es hingegen ein paarmal, gar nicht auf das Selbstmitleid einzugehen, vor allem dann nicht, wenn es mir sehr überzogen schien. Stattdessen habe ich versucht, einige Fragen zu stellen, um dem, der sich selbst bemitleidete, durch seine Antworten sich selbst näherbringen zu lassen, dass sein Mitleid mit sich selbst so unbegründet ist, er doch noch Hoffnung haben kann, Wege vorfindet und es jede Menge Grund gibt, mit dem Heulen aufzuhören und den Kampf aufzunehmen.

Leider funktioniert das nicht immer, aber ich habe angewöhnt, mich zu distanzieren, wenn ich sehe, dass jemand so sehr in seinem Selbstmitleid aufgeht, dass er wirklich darin zerfließt. Das mag jetzt erstmal hart klingen, aber ich mache die Probleme von Freunden gern zu meinen eigenen, wenn ich ihnen helfen können will, und das ist nicht wirklich immer einfach, vor allem, wenn man mehrere Freunde in derselben Zeitspanne hat, die Hilfe benötigen, selbst aber den Hintern nicht hochkriegen, weil sie mit ihrem Selbstmitleid zu sehr beschäftigt sind. Ich selbst bin aber nicht mehr bereit, jedes Problem als mein eigenes anzunehmen, seit ich feststellen musste, dass ich da meine Grenzen habe, die ich zu überschreiten nicht mehr bereit bin.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke, dass es völlig normal ist, dass man hin und wieder Mitleid mit sich selbst hat. Vor allem dann, wenn man wirklich sehr viel tut und sich anstrengt und trotzdem alles schief geht, ist es auch völlig normal, dass man in so einem Fall nicht nur enttäuscht und sauer ist, sondern auch Mitleid mit sich selbst hat. Man erkennt, dass einem eigentlich mehr zustehen sollte und gerade dann, wenn man von niemandem Trost bekommt, hat man das Gefühl, man müsste sich selbst trösten, indem man sich immer wieder sagt, wie arm man selbst dran ist und wie schade es ist, dass etwas nicht gelungen ist.

Ich muss sagen, dass ich selbst jedoch niemand bin, der übertrieben viel Mitleid mit sich selbst hat. Wenn mir etwas nicht gelingt oder viele Sachen schief gehen, dann neige ich eher dazu, mir selbst die Schuld dafür zu geben, statt mich zu bemitleiden. Ich bin dann wütend auf mich und sage mir, dass ich mich hätte mehr anstrengen müssen. Das spornt mich außerdem auch immer an, weiter zu machen und wenn etwas nicht gelingt, dann denke ich mir auch immer, dass das eben mein Fehler war und es dann auch keinen Grund dafür gibt, in Selbstmitleid zu versinken.

Meine Mutter ist in dieser Hinsicht jedoch ganz anders. Statt die Fehler bei sich selbst zu suchen und sich einzugestehen, dass sie auch etwas falsch gemacht hat, fängt sie dann immer damit an, sich selbst zu bemitleiden. Das macht sie dann auch immer vor mir, weil sie dann erwartet, dass ich ebenfalls Mitleid mit ihr habe und sie tröste. Das kann ich jedoch nicht tun, wenn ich weiß, dass ihr die Sache durch mehr Anstrengung auch gelungen wäre. Von daher nervt mich so ein Verhalten eher und ich mag es auch allgemein bei anderen Leuten nicht, wenn sie sich so verhalten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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