Wird ein normales Gespräch nicht verstanden, wie helfen?

vom 16.12.2013, 14:12 Uhr

Wie kann man mit einer wirklich dummen Person zurechtkommen? Wenn kein normales Gespräch möglich ist, weil immer nachgefragt wird, wie man das meint, also ganz normale Ausdrücke unbekannt sind, was macht man da? Es kann sich um eine liebenswerte Person handeln, die aber einfach nicht in der Lage ist, einem Gespräch zu folgen.

Kann das an der heute üblichen Ausdrucksweise vieler Jugendlichen liegen? Oder liegt es daran, dass sich bisher keine Möglichkeit im Alltagsleben ergeben hat, vernünftige Gespräche mit jemanden zu führen? Wie kann man helfen, weil es einem in der Seele weh tut, dass ein liebenswerter Mensch eventuell ins Abseits gerät?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ohne eine gemeinsame Sprache kann man schlecht kommunizieren. Wenn eine Seite nicht in der Lage ist zu verstehen kann nur die andere Seite versuchen einen Zugang zu finden. In diesem Fall muss wirklich der Klügere nachgeben und einen Weg suchen überhaupt erst eine Kommunikation aufzubauen. Gelingt dies auf einer einfachen Ebene dann kann man eventuell die andere Person Schritt für Schritt mitnehmen und ihr Vokabular erweitern.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, dass schon viel an der Jugendsprache liegt. Wichtige Wörter einer guten Konversation spielen da keine Rolle und geraten in Vergessenheit. Ein ordentliches Sprachbild kann sich da nicht entwickeln. Es ist schwierig in so einem Fall belehrend zu sein ohne es auch wirklich danach aussehen zu lassen. Ich würde sicherlich versuchen, meine Worte im Nebensatz ganz beiläufig zu erklären und mich da auch in gewisser Weise anzupassen, aber dennoch würde ich versuchen normale Worte zu benutzen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Jugendsprache spielt sicher eine Rolle, aber die gab es schon immer. Und schon immer konnten die meisten Jugendlichen von einer Sprache in die andere wechseln, je nachdem ob sie sich mit einem Freund oder einem Elternteil oder Lehrer unterhielten. Die Jugendsprache ist ein wichtiger Teil der Entwicklung, sie ist eine Neben- aber keine Haupterscheinung der Kommunikation. Wenn es so sein sollte dass immer mehr Jugendliche heute nicht mehr mit normal gebildeten Erwachsenen reden können dann wäre das eine neue Entwicklung, denn in früheren Zeiten war es nur ein kleiner Teil der Heranwachsenden der den Sprung in die Erwachsenensprache nicht geschafft hat, und auch diese blieben meist aus freien Stücken bei der Jugendsprache obwohl sie in der Lage wären sich auch anders zu äußern und zeigten auch in anderen Lebensbereichen ihren Unwillen sich weiterzuentwickeln.

Die Hauptfrage ist die ob die andere Person überhaupt etwas an ihrer Position ändern will, daraus ergibt sich dann ob man belehrend rüberkommt oder nicht. Möchte ich etwas lernen dann darf mein Gegenüber gerne belehrend wirken. Bin ich der Meinung dass mein Wissen ausreichend ist dann wird jeder Versuch der Belehrung ins Leere gehen. Vielleicht denkt auch die andere Person in der gleichen Zeit: "Meine Güte, Cid versteht aber auch die einfachsten Dinge nicht".

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ehrlich gesagt würde ich mir nicht so viele Gedanken um eine solche Person machen, denn so ein Kontakt wird vermutlich ohnehin früher oder später abbrechen. Dabei ist es egal, wie nett derjenige vielleicht wirkt und was man glaubt, an ihm zu haben. Ich denke, dass es auf Dauer nicht möglich ist, einen befriedigenden Kontakt mit jemandem zu erhalten, mit dem man nicht auf Augenhöhe kommunizieren kann. Zumindest wird das dann nicht funktionieren, wenn einem Kommunikation grundsätzlich wichtig ist. Es gibt sicher auch genug Konstellationen, in denen zwei Personen aufeinandertreffen, die allgemein nicht viel zu sagen haben, nicht großartig reden wollen und dennoch wunderbar miteinander auskommen.

Die Ausdrucksweise vieler Menschen finde ich grausam. Das betrifft aber nicht nur Jugendliche. Es gibt auch sehr viele Erwachsene, die mir schnell negativ auffallen, weil sie entweder nichts oder nichts gescheites zu sagen haben. Wenn dann noch eine unangenehme Ausdrucksweise hinzukommt, interessiert mich die Person eigentlich nicht und ich möchte mich dann auch gar nicht großartig mit dieser unterhalten. Ich bin auch allgemein recht ungeduldig und kritisch und mir geht es richtig auf die Nerven, wenn jemand nicht viel zu sagen hat oder damit kämpft, ein paar gescheite Sätze herauszubringen. Diese prollige Asi-Sprache, die manche Leute verwenden, finde ich sehr anstrengend und ich empfinde es auch als unhöflich, so zu sprechen. Daher würde ich solche Gespräche recht bald abbrechen.

Auch wenn du gerne einer Person helfen möchtest, die normalen Gesprächen oft nicht richtig folgen und sich vermutlich auch gar nicht richtig einbringen kann, wirst du sicher nicht so viel unternehmen können. Du könntest natürlich eine insgesamt einfachere Ausdrucksweise wählen und auf Fremdwörter verzichten. Das würde aber bedeuten, dass du deine eigene Ausdrucksweise permanent überwachen und anpassen müsstest. Ich stelle mir das recht gezwungen und unentspannt vor. Ich finde nicht, dass du der Person bei der Erweiterung des Wortschatzes helfen solltest. So etwas sollte sich selbst im Laufe der Zeit ergeben. Als Außenstehender sollte man da auch keinen Druck ausüben. Aus jemandem, der sich gerne ganz schlicht und vielleicht sogar in unangenehmer Weise ausdrückt, wirst du nicht einfach so ein Sprachgenie zaubern können.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das liegt allgemein an der Verdummung der deutschen Sprache. Die heutigen Jugendlichen erfinden immer mehr Wörter, die nicht dem deutschen Sprachgebrauch zuzuordnen sind. Das ist natürlich sehr schade, da gerade Deutschland das Land der Dichter und Denker ist. Natürlich sinkt auch allgemein gesehen das Niveau in der Gesellschaft und damit auch die Möglichkeit sich einigermaßen vernünftig zu unterhalten. Dumme Menschen sehen das aber nur aus ihrem Blickwinkel. Sie sehen dann meistens einen überheblichen und arroganten Mann, der ihnen vorschreibt, wie sie zu lieben haben.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das hängt sicherlich stark davon ab, wer dieser Mensch ist und welche Bindung man zu ihm oder ihr aufgebaut hat. Wenn es sich hier beispielsweise um junge Verwandte wie Nichten, Neffen oder Enkel handelt, dann würde ich schon am Kontakt dran bleiben. Irgendwann ist die Phase der Jugend auch vorbei und die Person wird vielleicht reifer und umgänglicher werden. Bei wildfremden Personen wäre ich da vermutlich eher reserviert. Wenn es mein Schüler wäre, würde ich da auch meinen Bildungsauftrag erkennen und versuchen gegenzusteuern.

Sprache lernt man nur durch sprechen. Von daher ist es schon anzunehmen, dass die beschriebene Person möglicherweise nicht einfach nur dumm ist, sondern möglicherweise durch den mangelhaften Spracherwerb dumm wirkt. Aber das kann man so nicht sagen, ohne die Person zu sehen. Man lernt eben die Sprache des Umfeldes und gerade in größeren Städten ist es an manchen Schulen sogar so, dass nicht einmal da eine ausreichend gute Sprache gesprochen wird, weil zu viele Kinder einer Klasse die Unterrichtssprache nicht ausreichend gut beherrschen. Letztlich ist das dann keine Frage der Dummheit alleine, weil eben der Mensch genetisch darauf programmiert ist, genau die Sprache zu erlernen, die er im Umfeld ständig hört. Dabei ist eben im Gehirn kein Warnlicht eingebaut, das automatisch gute von schlechter Sprache unterscheidet. Das muss man vermitteln und bewusst machen.

Wenn dir diese Person irgendwie am Herzen liegt, würde ich schon versuchen, mit ihm oder ihr eine Sprachweise zu trainieren, die möglichst nahe an die Hochsprache oder Schriftsprache heran kommt. Ich würde dieser Person auch von Anfang an versuchen zu erklären, dass es eben nur unter gleichaltrigen angemessen ist so zu sprechen, wie er oder sie es gewohnt ist. Diese Fertigkeit des Codeswitching ist für junge Leute enorm wichtig. Das kann man auch ganz einfach plausibel machen. Bei so einem Jugendlichen steht vermutlich auch kein Abitur als möglicher Schulabschluss im Raum und damit die Berufswahl recht nahe. Wenn man mit so einer Sprache ein Bewerbungsgespräch beim Chef führen muss, dann führt das unweigerlich häufig zum Misserfolg. Geschweige denn, dass man in der Lage ist, ein überzeugendes Bewerbungsschreiben zu verfassen. Wenn diese Person sich noch nicht völlig selbst aufgegeben hat, sollte so eine Einsicht schon überzeugen. Aber man muss das eben behutsam vermitteln und nicht von oben herab.

Wenn der Mensch wirklich geistig so weit behindert ist, dass er oder sie nicht verstehen kann, dann ist das anders gelagert. Vielleicht ist es ja das, was du, Cid, mit dumm sagen wolltest? Dann muss man sich eben darauf einstellen, dass die Verarbeitungskapazität nicht so gut ist. Es gibt das Modell der so genannten einfachen Sprache. Nach diesen Regeln werden in letzter Zeit immer mehr offizielle Texte (Parteiprogramme, Bürgerinformationen und anderes mehr) als Zweitfassung umgeschrieben. Das Ziel ist eben, dass auch geistig behinderte Menschen und lernbehinderte Menschen die Texte leichter erfassen können. Was hier für das schriftliche Verfassen der Texte gilt, kann man sicherlich auch in weiten Teilen auf den mündlichen Sprachgebrauch ausdehnen. Beispielsweise solche Regeln, dass man mit jedem Satz nur genau eine Information kommuniziert. Somit vermittelt man nicht zu viel Information mit einem Häppchen und diese kleine Dosis lässt sich leichter entschlüsseln und verstehen. Aber wichtig wäre in dem Fall eben wirklich zu wissen, was "wirklich dumm" genau heißen soll.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich verstehe zwar nicht, warum ein Mensch ins Abseits geraten soll, wenn er nicht so gut kommunizieren kann, und in welcher Hinsicht man ihm helfen sollte, aber ich sehe durchaus, dass es auch Muttersprachler gibt, die eine normale Sprache nicht verstehen. Wenn ich mit solchen Leute rede, dann bilde ich halt einfache Sätze ohne Verschachtelungen und vermeide Fremdwörter.

Ich habe einmal eine solche Nachbarin gehabt und mit dieser dann eben über andere Themen gesprochen als mit anderen Leuten. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass sie Hilfe gebraucht oder gewollt hätte. Die Idee ist ein bisschen überheblich. Wahrscheinlich war die Frau in ihrer einfachen Denkweise glücklicher als ich.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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