Kein Bezug zum Geld

vom 04.10.2008, 01:13 Uhr

Einerseits kann ich es verstehen, dass du jetzt doch ein bisschen schadenfroh bist. Ich meine, du hast ja, wie du schon gesagt hast, dein Leben lang für dein Geld hart arbeiten müssen und sie nicht. Ich denke auch, dass sie es dir vorgehalten hat und vielleicht auch damit angegeben hat (so klingt es jedenfalls wenn man zwischen den Zeilen liest).

Aber andererseits hätte ich an deiner Stelle auch etwas Mitleid mit ihr. Du musst es mal so sehen: Sie kannte es nicht anders als es vorher war. Sie hat immer alles bekommen und musste nie dafür arbeiten. Stell dir mal vor du wärest an ihrer Stelle gewesen. Ich glaube, dass dir diese Umstellung auch nicht leichtgefallen wäre. Die wäre niemandem leicht gefallen.

Ich hoffe, dass deine Freundin sich schnell wieder fängt ohne allzu große Probleme zu bekommen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich würde nun nicht sagen, dass du ein schlechter Mensch bist. Ich kann deine Haltung auch zum Teil verstehen, wobei ich mir die Schadenfreude in dieser Situation wohl eher verkneifen würde. Letztendlich wäre es mir weitgehend egal, wie diese Frau nun ihren Lebensunterhalt bestreiten will. Weder Schadenfreude noch Mitleid sind hier meiner Meinung nach angemessen. Die Frau hat sich vielleicht bisher immer gut durchgemogelt und nun ist eben Schluss damit - na und? Sie wird es irgendwie hinbekommen müssen oder sich einen Mann suchen müssen, der blöd genug ist, seine Freundin dauerhaft mitzufinanzieren.

Letztendlich ist der Mann ja auch selbst schuld daran, wenn eine Frau auf seine Kosten lebt. Wenn er diese Geschichte nicht mitgemacht hätte, hätte die Frau ja gar nicht auf seine Kosten leben können. Daher habe ich mit ihm nun wirklich kein Mitleid. Wenn er es nötig hat, seiner Partnerin einen nicht unerheblichen Teil seines Einkommens in den Rachen zu schmeißen, wird das schon seine Gründe haben.

Lächerlich finde ich die Unterstellungen, dass der Threadersteller vielleicht neidisch sein könnte. Noch alberner ist die Idee, dass eine Frau vielleicht gar nicht mehr arbeiten gehen muss wenn der Mann genug Geld nach hause bringt. Man geht doch nicht nur arbeiten, damit Geld in die Kasse kommt. Arbeit ist vor allem auch Selbstbestätigung und erweitert den Horizont (sofern man nicht nur die ganz stumpfen Tätigkeiten ausübt). Ich käme mir irgendwie armselig vor, wenn ich einen beruflich einigermaßen erfolgreichen Partner hätte, selbst aber nichts Richtiges machen würde. Auf der anderen Seite würde ich auch keinen Partner oder eine Partnerin haben wollen, der oder die keinerlei berufliche Ambitionen hat. Das fände ich schon ziemlich unsexy. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, vor allem Männer, die es ganz gerne haben, wenn zu hause das kleine Mäuschen mit dem Essen auf sie wartet.

Falls deine Bekannte nun auf Hartz IV angewiesen sein sollte, ist das eben so. Sie allein hat es in der Hand, sich daraus zu lösen. Wenn sie nichts gelernt hat und auch nicht den Willen aufbringt, jetzt noch einmal das Ruder herumzureißen, dann bleibt sie vermutlich darauf hängen. Darauf hat niemand Einfluss, nur sie selbst. Wenn sie in Zukunft von Hartz IV lebt, wird sie zwangsweise einen Bezug zum Geld erlernen müssen. Leben kann man davon sicher, aber deine Bekannte wird sich sicher nicht mehr sämtlichen Luxus leisten können, den sie bislang gewohnt war.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In diesem Fall Schadenfreude zu empfinden, finde ich wohl falsch, weil ich keinen Grund dafür sehe, mich darüber zu freuen, dass sie nun endlich auch mal merkt, wie schwer es andere haben. Darum geht es Dir doch hauptsächlich, oder?

Ich denke, dass diese Frau, von der Du berichtest, irgendwann in ihrem Leben vor der Zeit, in der sie durch ihren Mann offenbar in Saus und Braus leben konnte, auch schon mal in der Situation war, sich um ihre Finanzen selbst kümmern zu müssen. Und sei es als Kind, wo sie von wenig Taschengeld leben musste. Einen Bezug zum Geld hat sie also sicherlich, möglicherweise aber einen anderen als Du und vielleicht sogar einen, den man als falsch bezeichnen könnte. Das zu beurteilen, obliegt aber nun nicht mir, da ich die betreffende Frau überhaupt nicht kenne und auch ihren Lebensverlauf kein bisschen einschätzen kann. Allerdings denke ich, dass allein die Tatsache, dass es ihr jetzt finanziell schlechter geht als zuvor, noch kein Grund ist, irgendwelche Freude zu empfinden.

Insofern würde ich mich wohl an Deiner Stelle eher um andere Dinge kümmern, die wichtiger sind. Hast Du vielleicht selbst eine finanziell ähnliche Situation wie die, in der sich diese Dame jetzt vorfindet? Dann könnte ich wohl noch eher nachvollziehen, dass Du Dir Gedanken über ihren Verlauf machst. Andernfalls lass es Dir doch einfach sonstwo vorbeigehen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das kommt ganz darauf an, wie sich die Frau verhalten hat, als sie noch mit ihrem Mann glücklich war und die Beiden zusammenlebten. Wenn sie mit dem Reichtum angegeben hat und sich teilweise arrogant und grosskotzig verhalten hat, kann ich es schon verstehen, dass man dann "schadenfroh" ist. Allerdings würde es mir wohl eher im ersten Moment so gehen und im zweiten Moment wäre es mir schon unangenehm, so zu denken und vielleicht würde die Frau mir dann auch leid tun.

Ist sie nun auch in der Ehe eher zurückhaltend gewesen, würde ich mich wohl eher darum sorgen, ob sie es schafft, sich allein zurechtzufinden. Wahrscheinlich würde sie mir ein wenig leid tun, je nachdem, aus welchen Gründen die Ehe gescheitert ist und wie ich zu ihr stehe. Ich würde ihr aber in jedem Fall meine Hilfe anbieten, wenn sie diese bräuchte. Manche stossen die Hand, die man ihnen reicht, ja wieder weg.

Ich würde Dich aber nun nicht als schlechten Menschen betrachten, weil einfach zu wenig Umstände bekannt sind. Du kennst die Frau ja schon länger und kannst sie einschätzen. Ich denke, es wird Gründe geben, die uns unbekannt sind, dass Du so denkst. Und wenn es keine Gründe gibt, dann wird sich auch die Schadenfreude wohl sehr schnell wieder einstellen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Kaskade hat geschrieben:Bin ich jetzt deswegen ein schlechter Mensch?

Also meiner Meinung nach, ist hier Schadenfreude nicht unbedingt angebracht, vor allem nicht, wenn es sich um eine gute Bekannte von dir handelt.

Sie hatte nun mal einen anderen Lebensstandard und wenn ihr Mann ihr so ein Leben bislang finanzieren konnte, ist es doch eine Sache zwischen den beiden. Das er nun arbeitslos geworden ist und sie dadurch nun von Hartz IV leben muss, ist garantiert eine große Umstellung und vielleicht kannst du ihr da ja noch ein paar Tipps geben, wie sie sparsamer mit ihrem Geld in Zukunft umgehen kann.

Für mich klingt es einfach, als seist du damals einfach neidisch auf den Standard deiner Bekannten gewesen und freust dich nun, das es ihr finanzieller schlechter geht zur Zeit. Das finde ich schon etwas traurig.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Schlechter Mensch ist hier ein etwas zu hoch titulierter Begriff. Es kommt auf das Verhältnis an, welches Du zu dieser Freundin hast bzw. hattest. Wenn sie natürlich eine sehr gute Freundin ist, dann kann ich Deine Schadensfreude nicht ganz nachvollziehen, denn schließlich braucht sie Dich nun am meisten. Wenn es aber eh nur eine oberflächliche Bekanntschaft ist und euch vielleicht nur eine gemeinsame Tätigkeit zusammenbrachte, dann kann ich die Schadensfreude nachvollziehen. Schließlich musstest Du für alle Unternehmungen, die ihr beide gemeinsam nachgegangen seit, so wie Essen gehen oder Tennis, etc. immer blechen.

Für diesen Freizeitluxus musst Du eine (so nehme ich jetzt einfach mal an) 40-Stunden-Woche hinter Dich bringen. Sie hingegen machte nichts und konnte trotzdem Unternehmungen starten. Das hier nach solch einem Rückfall diese Gefühle bei Dir hoch kommen finde ich nicht sonderlich abnormal. Im Gegenteil: Es ist nachvollziehbar. Es gibt ja leider auch Menschen, die ihr Geld dann auch nur für sich ausgeben. Essen gehen mit einer Freundin ja, aber jeder zahlt getrennt. Ich gehe auch täglich arbeiten, aber teile mein Geld mit meinen Freunden und meinem Freund. Wenn jemand sich was kaufen möchte und er es sich nicht leisten kann, dann verschenk ich schonmal mein Geld. Warum auch nicht? Ich leb ja nur einmal. Und wenn ich meine Freunde damit glücklich machen kann, ist das doch ein tolles Geschenk. Ich nehme mal an, dass Deine Freundin solche Taten nicht regelmäßig verbracht hat, denn ansonsten hätte sich der Neid bei Dir nicht so hochstauen können.

Aber ich sehe hier ein viel größeres Problem: Deine Freundin fällt in ein Loch. Das kann sehr nach hinten losgehen. Spielsucht, Depression, Alkohol. Es gibt viele Wege, die sich Menschen suchen, um ihre Probleme nicht ertragen zu müssen. Und wenn sie noch dazu lange nicht gearbeitet hat, wird es für sie auch sehr schwer hier wieder einen Fuß zu fassen. Sie bräuchte professionelle Hilfe, wenn ich das als Außenstehender einmal sagen dürfte. Natürlich kenne ich die Situation nicht, aber es hört sich sehr danach an.
Mach Dir keinen Kopf über Deine Schadensfreude. Auch die geht bald wieder vorbei - sie ist ganz natürlich.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Manches ergibt wohl einfach die Zeit. Ich gebe durchaus zu, dass ich vor einigen Jahren wohl genauso gedacht hätte. Denn ich musste auch schon immer etwas für mein Geld tun und meine Eltern haben mir den Umgang mit Geld nicht gerade auf die einfache Tour beigebracht. Daher war ich auch gern mal neidisch auf Personen, denen das Geld aus meiner Sicht hinterher geworfen wurde und ich war auch gern schadenfroh, wenn dann etwas nicht so lief. Deswegen ist man meiner Meinung kein schlechter Mensch, lediglich unreif ist so ein Verhalten aus meiner Sicht.

Aus heutiger Sicht, tun mir die Menschen, die nicht gelernt haben, wie man sinnvoll mit Geld umgeht, eher leid. Denn, wenn man es genau betrachtet, können die meisten dieser Personen gar nichts für ihr Unvermögen in Bezug auf Finanzen. Sie haben es nie beigebracht bekommen, entweder weil es kein Vorbild gab oder diesen Menschen der Umgang mit Finanzen stets abgenommen wurde. Da spielt es dann auch keine Rolle, von wem das Geld eigentlich kommt - denn das Problem ist doch wirklich nur das Unvermögen, das Geld auch zu verwalten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es völlig normal ist, dass man in so einem Fall Schadenfreude empfindet. Immerhin muss normalerweise jeder Mensch für sein Geld arbeiten und es ist teilweise auch ärgerlich, wenn man jeden Tag früh aufstehen muss, um zur Arbeit zu gehen, während andere Leute sich einfach ein faules Leben machen und das Geld vom Partner bekommen. Da ist es auch klar, dass man sich auch freut, dass die andere Person eben auch einmal erkennt, wie es wirklich im Leben zugeht und deshalb muss man sich auch nicht schlecht fühlen.

Ehrlich gesagt würde ich wirklich niemals auf die Idee kommen, mir einfach immer Geld von meinem Partner geben zu lassen, ohne selbst dafür etwas zu tun. Da hätte ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen und würde mich schlecht fühlen. Außerdem würde ich es auch gar nicht so lange zu Hause aushalten und auch wenn es so wäre, dass mein Partner reich wäre und mir alles bezahlen würde, würde ich trotzdem immer damit rechnen, dass dieser Luxus auch irgendwann zu Ende sein könnte. Immerhin ist es heutzutage leider auch normal, dass man sich auch nach einer langen Beziehung trennt und von daher sollte man das eben auch in Betracht ziehen.

Mitleid würde ich mit der Frau nun nicht haben, da sie schließlich nicht die einzige auf der Welt ist, die mit wenig Geld klar kommen muss. Nur weil sie es nicht gewöhnt ist, wenig Geld zu haben, muss man da kein Mitleid haben. Es gibt schließlich genug Menschen in Deutschland, die ebenfalls keine Arbeit haben und sich kaum Luxus leisten können. Dabei muss sie einfach lernen, mit der neuen Situation zu leben, auch wenn es ihr schwer fällt. Was anderes bleibt ihr aber auch gar nicht übrig.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich denke, dass man dies geteilt sehen muss. Einerseits ist es ja durchaus verständlich, dass du dich ein wenig darüber freust und, wie du es ausgedrückt hast, schadenfroh bist. Das liegt daran, dass du eben wie gesagt schon immer hart arbeiten musstest und sie nicht. Das ist, in gewisser Weise, eine Ungerechtigkeit und du fühlst jetzt natürlich Genugtuung, weil diese jetzt nicht mehr entstanden ist und ihr jetzt quasi vor den gleichen Hürden steht.

Auch wenn ich im Allgemeinen mit solchen Leuten kein Mitleid empfinde, muss ich sagen, dass es mir in dem Falle dann schon ein wenig leid tut. Sicherlich hätte sie lernen müssen mit dem Geld umzugehen und vor allem nicht so verschwenderisch leben sollen, aber wenn man nur so ein Leben kennt, dann ist es doch schon ein ziemlicher Schlag für einen, wenn man all das auf einmal nicht mehr hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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