Bedenkzeit bei Briefen ist manchmal vorteilhaft

vom 11.12.2013, 14:43 Uhr

Wenn man aus einer Laune heraus E-Mails schreibt, ist der Zeitabstand zwischen Verfassen der Mail und dem Losschicken gefährlich klein. Gerade wenn man sich ärgert, kann es vorkommen, dass man Dinge schreibt, die man später bereut.

Den Vorteil von Briefen habe ich gerade wieder einmal erfahren. Ich habe meinem Sohn verschiedene Unterlagen, wie etwa seine Bahncard, zusammengestellt und einen Brief dazu geschrieben. Ich hatte mich vorher über eine Mitteilung, die ihn betraf, geärgert und machte meinem Ärger in dem Brief Luft. Mein Schreiben war knapp und enthielt im Wesentlichen Anweisungen. Den Geldschein, den ich ihm normalerweise mitschicke, habe ich auch weggelassen. Nun bin ich ein bisschen milder gestimmt, nachdem mir Erinnerungen an meine eigene Jugend gekommen sind, und ich werde den Brief umformulieren und ihm auch wieder ein bisschen Geld zustecken.

Findet ihr auch, dass die Bedenkzeit, die man bei Briefen hat, oft vorteilhaft ist? Sollte man vielleicht auch bei E-Mails immer eine halbe Stunde warten, bevor man sie losschickt, insbesondere, wenn man schlecht gelaunt ist?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich war auch schon oft in so einer Situation, dass ich eine Mail oder eine SMS geschickt habe, die ich hinterher bereut habe und wo ich mir gewünscht hätte, dass ich eine halbe Stunde gewartet hätte mit dem Absenden dieser. Die modernen, schnellen Kommunikationsmittel verleiten leider viel zu oft dazu, auch aus einer Laune oder dem Affekt heraus etwas zu sagen bzw. zu schreiben, dass man nach einer gewissen Abstandsphase ganz anders ausgedrückt und milder formuliert hätte.

Ich habe allerdings auch schon die Situation andersrum erlebt, dass ich mir nach dem "Runterkommen" gewünscht hätte, ich hätte meine Gefühle noch in Rage aufgeschrieben damit der andere, den es betraf, mal gemerkt hätte, was er eigentlich mit mir macht und in mir auslöst. Aber das ist situations- und fallabhängig und kann man schlichtweg nicht verallgemeinern.

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» Schleiereule » Beiträge: 827 » Talkpoints: 3,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ja da könntest du recht haben. Ich glaube auch, dass Briefe einfach eine andere Wertigkeit haben, schon allein weil man sie anfassen kann und mehr Mühe bedürfen. Eine Mail ist dagegen irgendwo sehr beliebig. Meine Arbeitskollegin aus der älteren Generation sagt heute auch immer, dass man früher Briefe geschrieben hat und dann war der Vorgang erst einmal für 14 Tage vom Tisch, bis die Antwort kam. Das hat einfach eine andere Qualität.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich beantworte in der Regel meine E-Mails auch nicht sofort, sondern erst, wenn ich darüber nachgedacht habe, wie ich etwas formulieren soll. Das kann auch schon mal einen Tag dauern, aber es kommt natürlich auch darauf an, worum es geht und wie wichtig und eilig meine Antwort ist. Aber gerade bei Dingen, die mich ärgern oder sogar aufregen, hat mein Vater mir schon früher immer gesagt, dass ich erst einmal darüber schlafen soll. Am nächsten Tag sieht man die Dinge nicht mehr ganz so verbissen und würde sich vielleicht sogar darüber ärgern, eine E-Mail oder einen Brief am Vortag abgeschickt zu haben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn es nicht zwingend notwendig ist, sofort zu antworten, dann gönne ich mir auch bei eMails gerne etwas mehr Zeit, als heute üblich ist. Ich finde die Bedenkzeit gut und speichere auch gerne bei wichtigen Dingen mal die Mail als Entwurf ab und überarbeite sie nach einer Weile noch mal. Wenn es um wichtige und kritische Dinge geht, die der Empfänger wirklich gut verstehen muss, dann lese ich die Mail sogar noch einem neutralen Zuhörer vor und prüfe die Verständlichkeit vor dem Absenden.

Die Wertigkeit eines Briefes aus Papier habe ich mittlerweile auch wieder zu schätzen gelernt. Wenn man genug Emails empfangen hat, von jemandem der in Rage war, dann weiß man, was ich meine. Da wünscht man sich manchmal schon, eMails würden ein kleines bisschen Geld kosten. Das würde dann manch einen schon ein bisschen zur Vernunft bringen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Briefe haben einen Vorteil gegenüber E-Mails und den werden sie hoffentlich auch behalten. Eine in Wut und Rage abgeschickte Nachricht, egal ob per SMS oder E-Mail kann zum Bumerang werden. Das wird man in vielen Fällen auch bereuen, was nicht sein muss, wenn man eine Weile erst einmal abwartet. Das kann bei einem Brief natürlich so nicht passieren.

Und trotzdem gibt es auch hier die Möglichkeit, den Brief noch am gleichen Tag abzuschicken, was ich wiederum nicht mache. Am nächsten Tage kann schon vieles anders aussehen und ein Brief sich vielleicht erledigt haben. Das ist dann genauso fatal, wie eine SMS oder E-Mail. Ich würde nie in der ersten Wut etwas schreiben, was ich dann mein Leben lang bereuen muss. Hier warte ich grundsätzlich eine Weile.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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