Alleinerziehend und Arbeitslos
JotJot hat geschrieben:*steph* hat geschrieben:Aber viele Arbeitgeber sind Alleinerziehende ein Dorn im Auge. Nicht nur, dass sie weniger flexibel sind, es ist auch im Falle einer Krankheit des Kindes so, dass die Arbeitnehmerin dann ausfällt. Dies aufzufangen wird dann auch schwerer sein, da so etwas ungeplant geschieht
Da braucht man eben ein großes und stabiles Netzwerk! Das geht. Ich spreche auch aus Erfahrung. Ich hab morgen einen wichtigen ganztätigen Termin, von dem ich am Freitag (also vor vier Tagen) erfahren habe. Wenn man wirklich will, dann kann man es auch schaffen.
das habe ich ja auch
*steph* hat geschrieben:Da braucht es bei einer Arbeitsstelle ein sehr gutes soziales Netz und nicht nur, dass das Kind irgendwohin "abgeschoben" wird.
hiermit gemeint. Natürlich ist es zu schaffen, auch, wenn nicht gerade die Großeltern in der Nähe sind. Einen Anhaltspunkt kann man leicht bekommen, man muss sich eben nur früher darum bemühen.
JotJot hat geschrieben:Vor Weihnachten gab es zu diesem Thema eine ernsthafte Ansage der Leiterin, dass wohl in den vorherigen Jahren die Arbeitslosen eine Betreuung ihrer Kinder zwischen den Feiertagen wünschten, was sich die Erzieher diesmal verbaten. Hat sich dann auch keiner aus diesem Personenkreis getraut eine Betreuung zu wünschen
Das ist jetzt nicht Dein Ernst? Na ja, obwohl - ich kenne es aus der Praxis im Kindergarten ähnlich. Zwischen den Feiertagen haben wir nie eine Einrichtung offen gehabt, wohl aber an manchen Tagen Notdienste eingerichtet. Die waren dann auch wirklich denen vorenthalten, die eine gute Begründung für die Inspruchnahme vorlegen konnten.
grooovegirl hat geschrieben:Aber wenn man es wirklich will und auch bereit ist, Umschulungen zu machen und sich sehr viel Mühe gibt, dann sollte das denke ich auch irgendwie klappen.
Widerspruch! Eine Umschulung ist nicht wirklich einfach zu bekommen. Gerade, wenn man noch eingeschränkt ist, und eben ein Kind hat. Besteht aber da soeben benannte Netzwerk, dann ist dies auch möglich. Allerdings ist es auch bei jeder anderen Arbeitaufnahme so.
Ach so, ich wusste nicht, dass man Umschulungen nur schwer bekommt, hm dann ist es wohl wirklich ziemlich schwierig, einen Job mit Kind zu finden. Vor allem, wenn man nicht die Oma in der Stadt hat, die dann mal einspringen kann.
Das Schlimme ist ja irgendwie auch, dass praktisch keine Frau davor gefeit ist, als alleinerziehende Mutter zu enden auch wenn die Beziehung am Anfang noch so fest und glücklich ist, kann es immer schnell vorbei sein. Da kann man nur hoffen, dass es einem selbst mal nicht so geht.
Grooovegirl hat geschrieben:Vor allem, wenn man nicht die Oma in der Stadt hat, die dann mal einspringen kann...
Tschuldigung, wenn ich hier etwas fuchsig werde, ist auch nicht persönlich gemeint! Aber, diesen Satz: "Kann denn die Oma nicht einspringen?" kann ich nicht mehr hören Meine Eltern sind selbst selbstständig und da kann man schon mal etwas arrangieren, aber das ist auch nicht so ohne weiteres möglich. Die Mutter meines Ex möchte den Kleinen nicht allein nehmen, nicht weil wir uns nicht mehr verstehen würden. Die Gründe haben hier nichts aber nichts zu suchen.
Mit Netzwerk meine ich Freunde, Frauen in ähnlichen Lagen, Eltern der Kindergarten-/Schulfreunde des Kindes, Nachbarn, Babysitter, Absprachen mit Kita oder Hort um die Betreuungszeiten bei Bedarf flexibel nutzen zu können. Eben die Großfamilie des 21. Jahrhunderts Da gibt es so viel. Der Punkt ist eben wirklich:
*steph* hat geschrieben:Natürlich ist es zu schaffen, auch, wenn nicht gerade die Großeltern in der Nähe sind. Einen Anhaltspunkt kann man leicht bekommen, man muss sich eben nur früher darum bemühen.
Und zusätzlich (wie bei allen Netzwerken) die Kontakte auch pflegen und selbst Hilfe anbieten können.
Außerdem sollte man als Alleinerziehende(r) auch ein gesundes Selbstbewußtsein pflegen. Leider habe ich oft das Gefühl, dass dieser Personenkreis zu oft kuscht. Warum eigentlich? (Verantwortungsbewusste) Eltern müssen ziemlich Organisationstalente sein. Alleinerziehende erst recht. Die haben auch meist weniger Vertrauenspersonen, müssen viel mehr allein bewältigen. Ich glaube, man sollte als Alleinerziehender viel weniger verschämt über seinen Status schweigen, sondern sich mal seine Erfolge verdeutlichen und diese auch selbstbewusst (ohne überheblich zu sein) kommunizieren.
Ich beispielsweise nehme mein Kind sooft es geht auch mit auf Seminare. Es darf ruhig jeder wissen, dass ich ein Kind habe. Tut uns beiden gut, etwas Urlaub. Und in den Seminarzeiten hab ich dann halt Kinderbetreuung arrangiert. Erst wurde da dumm geguckt, heute akzeptiert es jeder. Außerdem: Welches deutsche (Krippen-)Kind kann denn schon von Erlebnissen in einem österreichischen Kindergarten erzählen Aber zurück zum Thema. Und wenn man als Alleinerziehende(r) nicht jedes Mal seinen Sonderstatus ausspielen möchte, dann hat man sich aber auch schnell einen Respekt erarbeitet, der es dann auch ab und zu mal möglich macht aus der Reihe zu tanzen.
Grooovegirl hat geschrieben:Man muss auch genauso bedenken, was die Mutter für eine berufliche Ausbildung hat und wie leicht/schwer es generell ist, in dieser Branche einen Job zu bekommen.
Ja, das stimmt sicher auch. Aber ich kenne auch einige alleinerziehende Mütter, die es auch in "schwierigen" Branchen wie dem Einzelhandel mit dem entsprechenden Biss geschafft haben, sich einen Job nach Maß zu holen.
Hier mal mein Erfahrungsbericht einer alleinerziehenden Mutter.
Alleinerziehend zu sein ist eine Gratwanderung in diesem Land. Ich habe zwei Kinder, 21 und 13. Davon ist der Älteste behindert. Ich musste immer Vollzeit arbeiten, sonst hätte es hinten und vorne nicht gereicht. Doch das ist, besonders bei Kleinkindern - aber auch bei Schulkindern, wo so viele Gespräche mit den Lehrern notwendig sind , eine Angelegenheit, die über die Kräfte geht. Wie oft habe ich abends nach Feierabend, nachdem ich gegen 17 Uhr meinen Sohn (erst den einen...ein paar Jahre später den anderen) von irgendwo abgeholt hatte, weil die Kindergruppe schon zu hatte, geheult.
Ich musste einkaufen,da das Geld trotz Arbeit knapp war kein Auto mit dem Fahrrad. Hinten auf dem Kindersitz das völlig fertige Kind, eingepennt. Am Lenker die Einkaufstaschen, im Kopf noch Probleme von der Arbeit, denk denk..morgen muss ich mit Frau Blablabla sprechen und so weiter.
Zuhause Haushalt machen, Kind ist wieder wach. Mama, plapper plapper! Abendbrot machen, ach ja, mit dem Kind beschäftigen! Bekannte, Nachbarn, und besonders die ach so besorgten Großeltern sagten mir "Du bist ja niiiiieee zuhause!!!" "Das aaaaaarme Kind!!"
Ich habe dann zwischendurch alles hingeschmissen, konnte nicht mehr. Ich muss zuhause sein, wusste ich. Ich kann mich nicht zerreißen. Als ich also zuhause und arbeitslos war ging das Andere los! "Sag mal, du musst doch arbeiten! Du musst deinen Kindern was bieten!!!" Klar, Urlaub ist nicht drin Reisen, tolle Klamotten. Aber ICH bin da.
Ich lege mich auf die faule Haut, hieß es. Unglaubliche Sachen muss man sich da teilweise anhören. Und das sind durchweg Leute, die entweder keine Kinder haben oder eine komplette Familie mit Vater, Mutter, Oma in der Nähe, Hund und Garten. Wo dann die Frau nur ne Halbtagsstelle hat oder stundenweise, weil sie sonst Langeweile hat, bisschen arbeiten geht. Ja, die haben leicht Reden, können einen prima in die Pfanne hauen.
Dass mein Erstgeborener auch noch behindert ist, hat keinen gekratzt. Dafür wurde ich teilweise auch noch verantwortlich gemacht. Es ist eine autistische Behinderung, schwer zu diagnostizieren. "Na, irgendwas muss da doch schief laufen...das kommt nicht von Ungefähr..." solche Sachen glaubt man dann auch noch selbst irgendwann. Fängt an, an sich zu zweifeln. Fühlt sich als schlechte Mutter.
Ich mag dieses Pauschalisieren nicht, wie es in solchen Diskussionen immer geschieht. Alleinerziehende = Rabenmütter, faule Frauen. Dabei ist das Gegenteil der Fall im Durchschnitt! Unser tolles "Bildungsfernsehen" trägt durch diese unsäglichen Talkshows mit gekauften Mediengeilen und Durchgeknallten ein Wesentliches dazu bei, solche Meinungen in die Gesellschaft zu pflanzen.
Es gibt überall Menschen, die langsam, schnell, belastbar oder weniger belastbar sind. Aus welchen Gründen auch immer. Ein paar träge, faule Säcke sind eventuell auch darunter. Das Bildungsniveau spielt eine Rolle, ebenso wie die eigene Vergangenheit (Kindheit), wie man mit dem Alleinerziehendsein zurechtkommt.
Aber wie gesagt. Man bekommt soviel Wind von vorne, das können sich Nichtbetroffene gar nicht vorstellen. Und dann ist da noch der Ex der eventuell auch noch Krisenstimmung macht wegen der Kinder. Besuchsregelungen müssen aufgestellt werden. Obwohl getrennt, muss man sich zusammenraufen, der Kinder wegen. Es gibt keine familiäre Konstellation, die so viel Arbeit macht.
Ach so. Die letzten Jahre hatte ich nur befristete Stellen, aber alle Vollzeit. Tjo, musste trotzdem ergänzendes ALG2 beantragen. Weil wir trotz Fulltimejob unter dem Sozialhilfeniveau rumkrebsen.
Seit letztem Jahr mache ich eine Umschulung im kaufmännischen Bereich. Bin also mal wieder von 6 Uhr morgens bis 17 oder 17.30 Uhr (je nachdem wie die Züge fahren und ob sie überhaupt fahren) nicht zuhause.
Hatte heute morgen gerade wieder eine Krise. Sohn Nr. 1 muss ein paar Sachen allein geregelt kriegen, hat aber Angst davor. Hmm, Mama ist leider nicht da. Das war auch der Grund, mich hier anzumelden und meinen ersten Beitrag in diesem Thread zu schreiben.
Natürlich gibt es Menschen, die partout nichts leisten wollen, das ist Fakt. Aber das ist immer noch eine Minorität. Die meisten Mütter haben doch eher das Problem, dass sie keine geeigneten Jobs finden. Ich sehe das an mir selbst. Ich habe zusätzlich zu meiner Selbständigkeit einen 400 EUR Job angenommen und gleich von Anfang an gesagt, dass ich unter der Woche nur vormittags bis 14 h arbeiten kann und eventuell Samstag, was ich aber dann einige Tage zuvor wissen müsste. Was passierte? Das Telefon klingelte: Ja, du musst heute unbedingt kommen.
Mein Sohn war krank und ich sagte das, dann kam so ne Antwort à la "na dann schau mal, wie du das hinbiegst". Solange auf Mütter immer noch keine Rücksicht genommen wird, ist es zumindest für Mütter kleiner Kinder schwer, einen Job zu finden. Ich sage es jetzt mal etwas überspitzt: Entweder hat man einen Job und fühlt sich ständig als Rabenmutter, weil man das Kind außerplanmäßig zu irgendwelchen Verwandten schleppen muss, weil man ja ach so flexibel sein muss heutzutage oder man wird als Mutter erst gar nicht eingestellt. Also so einfach ist das Ganze nicht, und von da her finde ich, dass wenn man schon auf Arbeitslose schimpft, erst mal auf jüngere, ungebundene Null-Bock-Typen schimpfen sollte und nicht ausgerechnet auf alleinerziehende Mütter. Natürlich gibt es auch hier Mütter, die diese Mentalität haben, aber das ist wie gesagt eine Minderheit.
Ich bin zwar nicht direkt Alleinerziehend. Aber unter der Woche doch mit meinen Kindern allein, da mein Mann auf Montage ist. Und ich kenne das, das man gleich durch das Bewerbungraster fällt, wenn man kleinere Kinder hat.
Bevor ich in die Selbständigkeit bin, wurde ich vom Amt in so einen tollen Kurs gesteckt, wo nur Mütter mit kleineren Kindern waren. Das ist nun fast zwei Jahre her. Von den 16 Frauen, die wir damals waren sind 2 in einer Vollzeitstelle. Eine jobbt so ein bisschen herum und der Rest bekommt einfach nichts. Trotz abgeschlossener Ausbildung und Großeltern im Rücken, die auch die Kinderbetreuung übernehmen. Es ist also nicht wirklich leicht was zu bekommen, wo man auch mit leben kann.
Und Umschulungen werden heute eher kaum noch verteilt. Wenn man da an eine ran kommt, dann hat man schon verdammt viel Glück. Und ich weiß da wovon ich rede, da ich in dem Bereich auch Unterrichte. Ich kenne dadurch noch wesentlich mehr Schicksale, wie sich Mütter abmühen einen Job zu finden.
Okay, ich denke man kann immer einen Job finden und wenn's nur im Imbiss ist. Nur sehe ich das so... warum eine Ausbildung machen und hinterher im Imbiss arbeiten?
Also ich denke es ist sicherlich nicht einfach. Und mir ist es lieber, dass eine alleinerziehende Mutter Geld vom Staat bekommt als ein Langzeitarbeitsloser der jede Stelle ablehnt, oder sich mit Absicht beim Vorstellungsgespräch daneben benimmt, weil er einfach einen Bock hat arbeiten zu gehen. Andererseits finde ich aber auch, dass jede Mutter eines Kindes im Kindergartenalter für ein paar Std am Tag arbeiten gehen kann.
Aber es stimmt auch, dass viele Arbeitgeber keine Mütter einstellen weil die Kinder ja mal krank werden könnten. Naja, der Chef könnte auch mal vom Auto angefahren werden. Ist Schwachsinn jemanden deshalb nicht einzustellen.
Denke es ist nicht einfach alleine ein Kind großzuziehen. Vor allen Dingen ist es vielleicht auch richtig schwer, sein Kind mal für ein paar Std abzugeben und arbeiten zu gehen. Man will ja für seine Kinder da sein. Allerdings habe ich selber noch keine Kinder und kann mich da nicht so reinversetzen.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-1536-10.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Notebook von Plus 3293mal aufgerufen · 3 Antworten · Autor: Simone1987 · Letzter Beitrag von Entenhausen
Forum: Hardware
- Notebook von Plus
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr? 17327mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: Midgaardslang · Letzter Beitrag von winny2311
Forum: Geld & Finanzen
- Geld verdienen mit medzinischen Studien - was meint Ihr?
- Wann ist die beste Reisezeit für Paris? 14064mal aufgerufen · 7 Antworten · Autor: Heidi63 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Wann ist die beste Reisezeit für Paris?