Anderen keinen langen Hals machen?

Viele von euch kennen sicherlich die Redewendung, dass man anderen keinen "langen Hals machen soll". Das bedeutet so viel wie, dass man vor anderen nichts leckeres essen oder trinken soll, damit man andere eben nicht damit neidisch macht. Meine Mutter sagt dies gerne mal, wenn von uns Kindern einer etwas isst, ohne dass der andere etwas hat. Dann kommt immer dieser Spruch und sie fühlt sich dann schlecht und bietet direkt dem "Zuschauer" auch etwas an, damit sie diesem eben "keinen langen Hals macht".

Letzte Woche bin ich nach der Arbeit in den Reitverein gegangen und auf dem Weg dorthin befindet sich eine Eisdiele und dort wollte ich mir dann ein Eis kaufen. Ich habe dann meine Mutter auch angerufen, da diese sich eben schon dort befand und sie gefragt, ob sie oder meine Schwester auch ein Eis möchten und dann eben dementsprechend Eis mitgebracht. Im Reitstall befanden sich dann noch andere Leute, denen ich natürlich dann kein Eis mitgebracht habe, da ich ja auch gar nicht wusste, dass diese da waren und auch sicherlich kein Eis für 10 Leute gekauft hätte. Nun habe ich dann natürlich dort mit meiner Schwester zusammen mein Eis gegessen, allerdings ist mir dann auch wieder der Spruch eingefallen und ich kam mir etwas merkwürdig vor. Irgendwie finde ich es ja auch Quatsch, weil ich ja in der Uni auch mal hingehe und irgendetwas leckeres esse und da komme ich ja auch nicht auf die Idee die anderen (außer meine Freunde, die neben mir sitzen, wenn es etwas "teilbares" ist) zu fragen, ob sie etwas wollen.

Was haltet ihr davon und wie handhabt ihr das? Macht ihr anderen öfters einen "langen Hals" oder wird das mit euch gemacht? Wie fühlt ihr euch dabei? Oder macht ihr euch gar keine Gedanken darüber?

Ich kenne diesen Spruch ebenfalls und habe ihn in meinem Leben auch oft genug gehört. Mittlerweile ist es mir auch relativ egal, ob ich wenn ich etwas esse, den Anderen den Hals lang mache. Ich entscheide selbst, wann ich etwas essen möchte, bin auch gerne bereit, meinem Umfeld etwas anzubieten, aber man muss nicht jedem Menschen etwas anbieten. Ich fühle mich recht wohl, wenn ich etwas esse und wenn jemand Anderes etwas möchte, dann kann mein Gegenüber auch ruhig fragen.

Ich mache eigentlich niemanden mit Absicht einen ''langen Hals'', aber wenn mich dann doch "neidische" Blicke treffen, bin ich gerne bereit zu teilen, falls das möglich ist. Ich finde es allerdings sehr nervig, wenn manche Leute immer einen langen Hals machen, um von allen anderen Mitmenschen etwas geschenkt zu bekommen. Ab und zu ist ja okay, das ist bei mir selbst ja auch so, aber immer jemanden ''anbetteln'' ist nicht gerade vornehm.

Ansonsten mache ich mir eigentlich sehr wenig Gedanken darüber und nehme auch meistens niemandem etwas mit, wenn ich nicht 100%ig weiß, dass die Person, für die ich etwas mitnehme, das Mitgenommene auch mag.

Ich kenne das eigentlich etwas anders: bei uns wird kein "langer Hals" sondern "die Nase lang gemacht". Aber das bedeutet ja dasselbe. Ich berücksichtige das aber nur bei uns, genauer gesagt bei meinen Kindern bzw. deren Besuch, wenn sie welchen haben. Ich kann nicht meiner Tochter ein Eis geben, ihrer Freundin aber nicht oder und meinem Sohn keines.

Erwachsene sollten damit umgehen können, wenn man seinen Kindern ein Eis (oder was auch immer) gibt, ihnen aber nicht. Ich würde aber auch nicht mir etwas zu essen oder zu trinken machen oder eine Tüte Chips futtern, wenn ich Besuch habe, und demselben nichts anbieten. Das hat aber eher was mit Gastfreundschaft zu tun als mit einer "langen Nase".

Ich kenne das von meiner Kindheit her, dass man nichts Gutes vor anderen Leuten essen soll ohne etwas abzugeben. Früher war es allerdings so, dass wir wenig Geld hatten und selten Süßigkeiten bekamen. Falls wir welche vor dern Augen der anderen gegessen hätten, wären die neidisch geworden. Daher haben wir nichts vor anderen gegessen, bzw. nur solche Dinge, von denen wir auch abgeben konnten und auch abgegeben haben.

Als meine Kinder klein waren und es war zum Beispiel nur Eines beim Einkaufen dabei, habe ich den Anderen auch immer etwas mitgebracht, wenn ich dem Einen unterwegs eine Brezel oder so etwas gekauft habe. Ich wollte keine Bevorzugung, es hätte sonst sein können, dass mein Kind zu Hause erzählt hätte: " Ätschibätsch, ich habe etwas bekommen, ihr aber nicht."

Aber jetzt, wo die Kinder groß sind, achte ich nicht mehr darauf, wir haben eigentlich immer Süßigkeiten im Haus, und jeder isst davon, wenn er Appetit darauf hat. Vor Arbeitskollegen esse ich auch ohne schlechtes Gewissen einen Schokoriegel oder ein Eis, weil sich ja jeder so etwas kaufen könnte. Es gibt keinen Grund, neidisch zu sein. Wenn ich allerdings eine Schachtel Pralinen oder eine ganze Tafel Schokolade dabei habe, biete ich den Anderen etwas an.

Es kommt auch immer auf den Bekanntheitsgrad der Betroffenen an. Wenn ich in der S-Bahn ein Netz mit Mandarinen habe und eine essen, kann ich natürlich nicht jedem unbekannten Menschen eine Mandarine anbieten. Wenn aber ein Bekannter mir gegenüber sitzt, fände ich es unhöflich, ihm nichts anzubieten.

Ich kenne diesen Spruch auch und ich versuche auch "anderen keinen langen Hals" zu machen, weil ich finde, dass sich das nicht gehört. Wenn man also zum Beispiel Besuch hat und dann nur noch ein Eis da ist, was sich nicht teilen lässt, dann sollte man zum Beispiel lieber gar kein Eis essen als dem Besucher etwas vor zu essen und den dann neidisch zu machen. Das gehört sich meiner Meinung nach nicht.

Bei der Situation im Stall bei dir ist es etwas Anderes gewesen, denke ich. Wie bereits von dir gesagt wurde war es ja so, dass du nicht wusstest, wer da ist und darum hättest du ja nicht einfach blind links Eis kaufen müssen. Außerdem muss man sagen, dass Eis für zehn Personen sehr teuer ist und dass die anderen Leute aus eurem Reitverein das sicherlich nicht einfach so gemacht hätten, was ja auch normal ist. Wenn du aber mit einer bestimmten Person verabredet gewesen wärst, dann hättest du ihr vielleicht doch eins mitbringen können.

Dieser Spruch kommt mir nur allzu bekannt vor, da ich ihn mir als Kind ständig von meiner Mutter anhören musste. Dabei durfte ich auch nie Süßigkeiten vor meinen Freunden essen, wenn ich diese nicht teilen wollte. Auch dann, wenn wir nur noch ein einziges Eis im Haus hätten, durfte ich das nie vor meinen Freunden essen, da ich eben nichts teilen konnte und andere damit neidisch machen würde. Das hat mich natürlich immer sehr geärgert, da ich auf ziemlich Vieles verzichten musste. Dabei war ich aber auch nicht immer bereit dazu, alles zu teilen, vor allem dann, wenn ich mir Süßigkeiten von meinem eigenen Geld gekauft hatte.

Ich muss sagen, dass ich den Spruch einfach nur schwachsinnig finde und ich finde nicht, dass man diesen Spruch generell immer befolgen sollte. Dabei kommt es aber immer ganz auf die Situation an. Habe ich andere Leute zu mir nach Hause eingeladen, ist es für mich selbstverständlich, dass ich ihnen das auch anbiete, was ich auch esse. Das ist normal und alles andere fände ich auch ein wenig unverschämt.

Ist man jedoch draußen, ist man meiner Meinung nach, nicht für die Versorgung von anderen Leuten zuständig. Dabei ist es für mich auch normal, dass ich meinen Freunden Kekse anbiete, wenn ich selbst eine Packung davon unterwegs öffne. Wenn ich mir jedoch selbst ein Eis kaufe, würde ich niemals auf die Idee kommen, den anderen auch ein Eis zu kaufen. Das können sie sich ja jederzeit selbst kaufen und ich bin nicht dafür zuständig, um alle anderen Leute um mich herum zu versorgen, wenn es genügend Möglichkeiten gibt, dass sie sich einfach selbst etwas kaufen.