Würdet ihr euch als sehr höflichen Menschen bezeichnen?

vom 09.12.2013, 13:05 Uhr

Ich selbst würde mich weder als höflich noch als unhöflich bezeichnet. Ich versuche, die normalen Höflichkeitsformen einzuhalten, würde aber gerne noch ein bisschen daran feilen, weil ich der festen Überzeugung bin, dass höfliches Benehmen das mitmenschliche Zusammenleben erleichtert und stressfreier macht.

Leider habe ich keine Erziehung genossen, die auf gewisse Umgangsformen Wert legt, außer eben das freundliche Grüßen und gewisse Tischmanieren. Aber so Sätze wie: "Nach Ihnen" beim Hinausgehen oder "Ich freue mich sehr, Sie zu sehen!", kommen mir schwer und nur gekünstelt wirkend von den Lippen.

Würdet ihr euch als sehr höflichen Menschen bezeichnen? Oder bewegen sich eure Höflichkeitsformen an der unteren Grenze? Habt ihr die Höflichkeit zu Hause gelernt oder euch selbst angeeignet?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin nicht von Natur aus höflich. Ich komme aus einem Haushalt, wo auf Manieren und Höflichkeit kein Wert gelegt wurde, weil es einfach Wichtigeres gab, als sich um zwischenmenschlichen Umgang Gedanken zu machen. Und ich bin auch so ehrlich, zuzugeben, dass ich oft einfach keine Lust habe, mich um Höflichkeit zu bemühen und bin entsprechend zum Teil doch sehr rüpelhaft.

Aber ja, ich kann auch anders. Ich hatte zum Teil mit Menschen zu tun, die auf Höflichkeit viel Wert legten und ohnehin bemüht man sich in meinen beruflichen Kreisen um Etikette. Wenn ich will, dann kann ich vorbildlich höflich sein. Das sind ja eher so Kleinigkeiten, wie die Tür aufzuhalten, lächeln, vielleicht ein wenig schmeicheln, sich höflich zurücknehmen und so weiter. Ich hab mal den Knigge gelesen. Mit 16 oder so, aus reinem Interesse.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin davon überzeugt, dass ich ein sehr höflicher Mensch bin. Meine Mutter legte großen Wert auf Höflichkeit und hat uns Kinder dementsprechend erzogen. Was mir noch fehlte, habe ich im Berufsleben gelernt. Ein natürlich höfliches Verhalten finde ich einfach Voraussetzung für einen perfekten Umgang miteinander.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich bemühe mich darum, im Umgang mit meinen Mitmenschen möglichst höflich und rücksichtsvoll zu sein. Im umgekehrten Fall freue ich mich schließlich auch, wenn mich jemand freundlich grüßt, das schöne Wort bitte verwendet und sich bedankt, auch wenn es hundertmal mein Job ist, Leuten Auskunft zu geben. Meiner Meinung nach gestaltet sich der Alltag und das notwendige Miteinander einfach angenehmer und reibungsloser, wenn man sich zusammenreißt und anständig benimmt. Arrogante, patzige Hohlköpfe gibt es wahrhaft schon genug.

Bei aller Anstrengung fehlt es mir jedoch an der einerseits formvollendeten, andererseits immer leicht herablassenden "Höflichkeit", die, wie ich finde, besonders den "höheren Töchtern" eigen ist. Diese Kandidaten werfen mit elegant geschliffenen Floskeln nur so um sich, aber man merkt doch, dass sie eigentlich auf einen herabsehen, auch wenn sie noch so vollmundig daher reden. Ich bin im Idealfall höflich, aber dennoch eher kurz angebunden.

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich werde regelmäßig als sehr höflich bezeichnet. Teilweise irritiert einige Menschen mein höfliches Verhalten sogar, insbesondere natürlich dann, wenn diese Menschen andere Regeln zur Höflichkeit erlernt haben als ich, oder aber Höflichkeit in ihrem Umfeld normalerweise eine geringere Rolle spielt.

So habe ich es tatsächlich schon erlebt, dass mich Leute irritiert angesehen haben, weil ich "Danke" und "Bitte" gesagt habe. Sie fühlten sich von meinem Verhalten irgendwie verwirrt, und auf mich wirkt es, genau umgekehrt, befremdlich, wenn Menschen offenbar diese einfache Form von Höflichkeit schon nicht normal finden. Denn für mich ist dieses Maß an Höflichkeit einfach selbstverständlich.

Und ich würde mir, abgesehen davon, im Alltag oftmals mehr Höflichkeit von anderen Menschen wünschen. Viele mag das gewohnheitsbedingt gar nicht mehr stören, aber ich bin schon jedes Mal etwas verwirrt, wenn ich draußen angerempelt werde, man mir auf den Fuß tritt oder ich eine Tür direkt vor der Nase zugeknallt bekomme, und dann nicht einmal ein "Entschuldigung!" oder meinetwegen auch nur ein kurzes "Sorry!" folgt. Für mich selber ist es absolut selbstverständlich, mich zu entschuldigen, wenn ich einem fremden Menschen derartig zu nahe trete. Aber mit dem Verhalten scheine ich offenbar bei einigen Menschen auch schon wieder anzuecken. So stand ich mal versehentlich auf dem Bahnhof jemandem im Weg und sagte zu ihm "Oh, Entschuldigung!", als ich es bemerkte. Daraufhin starrte die Frau mich nur mit einem genervten Gesichtsausdruck an und schnauzte: "Is' was?!"

Offenbar kommt es also auch nicht unbedingt gut an, wenn man selber höflicher ist, als das durchschnittlicherweise in der Gegend, in der man sich bewegt, der Fall zu sein scheint. Wobei das wohl auch schon wieder logisch ist, denn Leute, die von der Norm abweichen, in welche Richtung auch immer, werden von einigen Menschen immer kritisch beäugt.

Ich denke übrigens, dass ich den Großteil meines Höflichkeitsempfindens von meiner Mutter habe. Sie stammt aus einem Kulturkreis, in dem Höflichkeit noch viel wichtiger ist, als in Deutschland. Von daher habe ich natürlich heute vielleicht auch viel strengere Regeln darüber, wie man sich korrekt gegenüber Mitmenschen benehmen sollte, im Kopf, als viele andere Leute. Ich habe es einfach seit meiner Kindheit so gelernt, jetzt habe ich es einfach drin, es macht tatsächlich auch eine Basis meiner gesamten Vorstellung von korrektem Sozialverhalten aus.

Wobei man sich wirklich nicht vorstellen darf, dass das Erlernen dieser Höflichkeitsregeln mit Druck oder Zwang verbunden gewesen sei. Viel eher habe ich den Eindruck, dass mir immer wieder Mitgefühl vermittelt wurde, und versucht wurde, mich dazu zu bringen, mich bei meinem Verhalten immer zu fragen, was das für andere Menschen bedeuten könnte, und ob es jemanden stören oder beeinträchtigen könnte. Wenn man so denkt, handelt man auch nicht unter einem normativen Zwang höflich, sondern hat ganz einfach das Gefühl, ob Sachen höflich sind, oder nicht, und möchte sich einfach höflich benehmen, weil es einem wichtig ist, Mitmenschen nicht zu belästigen. Es ist eine Grundeinstellung, kein Pauken von Knigge-Regeln.

Mein Vater erscheint mir übrigens eher als wenig höflicher Mensch. Er ist oft patzig, teilweise sogar wirklich herablassend. Das ist mit einer wirklich menschenfreundlichen Höflichkeit natürlich nicht wirklich vereinbar. Von ihm hätte ich Höflichkeit also wohl eher nicht gelernt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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