Trennung: eher Angst vor Neuanfang als vor dem Ende?
Eine gute Bekannte meiner Mutter ist in ihrer Ehe nicht glücklich. Sie weint sich oft bei meiner Mutter aus und würde sich auch eigentlich von ihrem Mann trennen, wenn da nicht die Angst vor dem Ende der Beziehung ist. Sie meint, dass sie weniger Angst vor dem Neuanfang hat als die Angst alles aufzugeben, was ja doch noch schön war. Aber es ist eben auch einiges vorgefallen, was sie unglücklich macht.
Ist für euch die Angst vor dem Neuanfang das Gleiche wie die Angst vor dem Ende oder denkt ihr, dass man da unterscheiden kann? Habt ihr bei einer Trennung eher die Angst vor dem Ende gehabt oder die Angst vor dem Neubeginn? Wie unterscheidet sich diese Angst?
Als ich mich vor einigen Jahren dazu entschloss, eine 11 jährige Beziehung zu beenden, fiel mir das auch nicht auf Anhieb sehr leicht. Es ist schon so, dass ich Angst hatte vor dem Ende, da wir uns viel aufgebaut hatten und es nicht nur schlechtes zwischen uns gab. Aber ich hatte auch genauso viel Angst davor, wie es sein würde allein zu sein nach so einer langen Zeit und ob ich alleine zurecht kommen würde.
Nachdem ich es aber einmal mitgemacht habe, hätte ich nun keine Angst mehr vor dem Ende einer Beziehung oder auch vor einem Neuanfang. Ich denke, wenn man das mal durchgemacht hat und weiß wie es läuft, dann ist es nicht mehr allzu schlimm. Nur wenn alles neu ist und man nicht genau weiß was auf einen zukommt, dann ist es schon Angst einflößend, wenn man darüber nachdenkt was einen alles erwarten könnte.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass es nochmal schwieriger ist, eine Ehe zu beenden. Für mich ist eine Ehe eine noch größere Hürde als "nur" eine Beziehung. Da hätte ich auch die Befürchtung, ob ich denn das richtige tue und es richtig ist, eine Ehe wirklich zu beenden und nicht mehr zurück zu können. Ich würde eben überlegen, inwieweit ich wirklich unglücklich bin und ob man daran etwas ändern kann. Wenn nicht, dann muss man es wagen, auch wenn man Angst vor den Konsequenzen hat.
Das sind an sich unterschiedliche Situationen, natürlich ist das nicht das Gleiche. Die Angst vor dem Ende ist letztendlich Trennungsschmerz, denn man muss erstmal auseinander ziehen und man muss den Alltag wieder ohne den Partner kennenlernen. Man ist wieder Single, man ist alleine und es ist alles noch sehr schmerzhaft. Die Ehe hat leider nicht funktioniert, es kommt Papierkram auf einen zu, aber der wichtigste Punkt ist und bleibt einfach der Schmerz, weil man einen Menschen verloren hat, den man früher mal geliebt hat und auch weil man sich an das gemeinsame Leben gewöhnt hat, ist das keine einfache Situation.
Wenn es um den Neunfang geht, dann hat man den Trennungsschmerz meiner Meinung nach eigentlich schon mehr oder weniger überwunden und ist bereit für das neue Leben ohne den alten Partner. Vielleicht sucht man sich einen neuen Job, man zieht in eine neue Wohnung, hat Spaß am Einrichten, man hat Spaß am renovieren und fühlt sich langsam wohl, trifft sich wieder mit Freunden und so Dinge eben. Das Leben ohne den alten Partner nimmt seinen Lauf und es geht wieder aufwärts, dass ist für mich der Neubeginn.
Stünde ich nun vor dem Ende einer Beziehung, so hätte ich eigentlich nur Angst vor dem Ende. Immerhin hat man den Partner früher einmal geliebt, sondern wäre man nicht mit ihm zusammen oder hätte ihn geheiratet. Man verlässt diese Person nun und man weiß auch nicht, wie gut man ohne sie zurecht kommen wird, ob es einen sehr deprimieren wird, ob man sie trotz der letzten Vorfälle vermissen wird und so weiter.
Man hat Angst vor den Emotionen die aufkommen werden und vor der Einsamkeit, auch ist der eigentliche Akt des Schlussmachens eine sehr sensible Angelegenheit und hier fürchtet man sich mitunter vielleicht auch vor der Reaktion des Partner, beispielsweise dass dieser einen ohne weitere Umstände einfach gehen lässt und somit nur noch ein weiteres Mal beweist, dass ihm die Beziehung nicht wichtig ist. Wenn das alles erstmal überwunden wäre, würde ich mich auf den Neuanfang vermutlich freuen und versuchen das Geschehene schnell zu verarbeiten und zu vergessen.
Ehrlich gesagt habe ich noch nie davon gehört, dass jemand sich nicht von seinem Partner trennen wollte, weil er Angst von einem Neuanfang hatte. Stattdessen haben die meisten Leute wohl einfach Angst von der Trennung an sich. Gerade dann, wenn man mehrere Jahre lang mit dem Partner zusammen war, ist es doch sehr merkwürdig, auf einmal alleine da zu stehen und viele Menschen fürchten sich eben auch davor, ganz alleine dazustehen. Dabei habe ich aber eben noch nie etwas gehört, dass man sich noch während der Beziehung Gedanken über eine neue Beziehung macht, wenn noch kein neuer Partner in Sicht ist.
Die meisten Menschen, die sich von ihrem Partner trennen, freuen sich eigentlich auf einen Neuanfang. Schließlich ist es ja auch etwas Wunderschönes, frisch verliebt zu sein und die meisten Menschen, die ich kenne, möchten dieses Gefühl auch unbedingt haben. Dabei ist man zu Beginn einer neuen Beziehung ja auch immer sehr verliebt und auch wenn man Angst davor hat, wieder enttäuscht zu werden, ist's dieses Gefühl es meiner Meinung nach, jedoch wert, dieses Risiko einzugehen. Immerhin muss man es ja Ich riskieren, eine neue Beziehung einzugehen, wenn man wieder glücklich sein möchte und da kommt man ja auch nicht herum.
Dass die Bekannte jedoch große Angst davor hat, eine neue Beziehung einzugehen, kann ich auch verstehen. Gerade dann, wenn sie in ihrer jetzigen Beziehung sehr enttäuscht würde, dann ist die Angst ja auch nicht unbegründet. Allerdings finde ich auch, dass sie zu sehr auf die negativen Seiten schaut. Eine Beziehung muss ja nicht zwangsläufig in Enttäuschungen enden und es gibt auch durchaus sehr schöne Seiten an einer Beziehung. Außerdem ist sie ja in ihrer jetzigen Situation auch nicht glücklich und deshalb macht es keinen Sinn, so weiter zu machen. Stattdessen sollte sie positiv in die Zukunft schauen und sich auf einen Neuanfang, der durchaus sehr schön sein kann, freuen.
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