Wie spielt man eigentlich mit Zinnsoldaten?
Ein anscheindend häufiges Spielzeug aus alten Zeiten sind Zinnsoldaten. Ich denke mir, dass da hauptsächlich Jungen mit gespielt haben. Aber was haben sie damit eigentlich gespielt? Für Rollenspiele ist das doch eigentlich ein wenig eintönig. Gab es eigentlich auch Zubehör für Zinnsoldaten, wie etwa kleine Häuser, Bäume und Fahrzeuge? Besitzt ihr Zinnsoldaten oder kennt ihr Menschen, die früher damit gespielt haben und die Figürchen noch besitzen?
Zinnsoldaten dienen eigentlich dazu, damit irgendwelche Schlachten zu spielen. Neben einfachen Fußsoldaten gab es auch Pferde, Reiter und Kanonen. Bäume oder Gebäude, um Landschaften nachzubauen, gab es wohl ebenfalls, allerdings weiß ich nicht, wie verbreitet die waren. Ältere Menschen, die ich kenne, hatten in ihrer Kindheit nur einzelne Soldatenfiguren aus Zinn und kein weiteres Zubehör dafür.
Ich selbst hatte so etwas übrigens nicht, weil es mich einfach nicht interessiert hat. Dabei gibt es heute wohl auch noch vereinzelt welche zu kaufen. Viel häufiger hingegen sind heute Plastik-Soldaten geworden. Ich erinnere mich tatsächlich noch daran, dass an meiner Grundschule in der Pause immer einige Jungen mit ihnen im Sandkasten Krieg spielten. Auf Dauer stelle ich mir das auch langweilig vor, aber das muss wohl jeder für sich selbst wissen.
Abgesehen davon wird es sicher auch Kinder geben oder gegeben haben, die mit den Figuren nicht nur Kriege nachgespielt haben. Man kann so ein Zinn-Männchen ja auch für andere Spiele verwenden, ob nun für "Puppenspiele" oder aber auch als Figur für Brettspiele. Da muss ich an die Spielerfiguren bei Monopoly denken, waren das im Original nicht auch Figuren aus Zinn?
Zudem gab es früher verschiedenste Zinnfiguren als Kinderspielzeug, nicht nur Soldaten und Kanonen. Ich weiß, dass eine zeitlang auch irgendwelche "normalen" Frauen-, Männer- und Kinderfiguren aus Zinn existierten, mit denen man spielen konnte, wie das heutige Mädchen vielleicht mit Barbie-Puppen tun. Zinn bot sich als Material einfach an. Es ist leicht zu schmelzen und widerstandsfähig.
Abgesehen davon fällt mir gerade ein, dass sich einige Leute Zinnfiguren auch nie wirklich zum Spielen gekauft haben, sondern eher zum Basteln. Vielen machte es wohl Freude, die zuerst einfarbigen beziehungsweise unlackierten Figuren korrekt anzumalen. Dazu braucht man neben einem feinen Pinsel schon auch etwas Geschick in den Fingern. Es ist im Grunde dasselbe wie bei Modellbausätzen, die es ja zum Beispiel in Form von Flugzeugen oder Booten gibt. Es ging also um das Zusammensetzen, Bemalen und Sammeln, nicht darum, damit zu spielen.
Zinnfiguren sind meine große Leidenschaft, ich freue mich dass dich das Thema auch beschäftigt. Heute spielt man damit leider nicht mehr so häufig, aber bei den Tabletopspielen findet man sie noch sehr häufig an. Früher ging es dabei natürlich sehr rustikal zur Sache. Die Figuren wurden in mehr oder weniger guter Schlachtformation aufgestellt und dann wechselseitig mit Papierkugeln, Murmeln oder was eben gerade greifbar war beschossen so dass sie umfielen. Es gab auch die so genannten Erbsenkanonen die dafür benutzt wurden. Viele Kinder hatten auch selbst gebaute Burgen die sie belagern konnten oder später Bunker und Laufgräben. Wenn man den alten Erzählungen (Theodor Hampe, die Zinnfigur- ein deutsches Spielzeug) glauben darf dann spielten sowohl Jungen als auch Mädchen mit Zinnfiguren auf diese Art und Weise. Auch Ringelnatz hat dazu einen schönen Reim gebastelt: Zinnfiguren sind, die Verbindung zwischen Kunst und Kind“.
Früher waren aber auch zivile Themen sehr beliebt, ich denke da an Figuren vom Bauernhof, aus dem Tierpark oder Zoo. Auch wurden aktuelle Themen gerne aufgegriffen, die Luftschifffahrt zum Beispiel. Bäume und Häuser gab es natürlich auch, alles was eben so benötigte. Ich vermute dass damit genau so schön gespielt wurde wie heutzutage mit den Schleich-Figuren. Ich selber hatte auch einige Zinnfiguren, mehrheitlich aber Indianer und Cowboys. Die kämpften bei mir so lange bis niemand mehr aufrecht stand. Ich stellte sie auch alle auf und beschoss sie mit einem Raketenwerfer oder überrollte sie mit einer großen Gipskugel. Ich spielte aber auch Szenen aus den damals aufkommenden Indianerfilmen nach. Auch hier spielten Jungen und Mädchen damit im Sandkasten zusammen.
Übrigens gibt es auch heute noch im Handel komplette Gießwerkstätten mit denen man ganze Armeen selbst herstellen kann. Der Bedarf scheint also auch hierfür noch vorhanden zu sein. Ich könnte mir vorstellen dass sich hier einige Väter und Großväter ihren Kindheitstraum erfüllen und selber etwas mit ihren Kindern und Enkelkindern herstellen möchten. Dass die Figuren dann auch noch unterschiedlich bemalt werden ist durchaus nachvollziehbar.
Heute gibt es immer noch eine riesige Sammlerszene, auch wenn ein bisschen der Nachwuchs fehlt. Gib einmal spaßeshalber Zinnfiguren bei Ebay ein, da findest du über 10000 Treffer. Der größte Händler in Deutschland ist „Berliner Zinnfiguren“, die haben über 1000 Modellbausätze an vollplastischen Figuren und 10 000 Kleinserien und Einzelstücke bei den Flachfiguren am Lager. Dazu gibt es noch unzählige Herausgeber, früher hießen sie Offizin, die selber Formen gravieren und ihre Produkte vertreiben. In diesem Jahr fand wieder die Zinnfigurenmesse in Kulmbach statt (alle zwei Jahre), da steppt regelmäßig der Bär.
Übrigens werden heute wirklich alle Themen bedient, es gibt nichts was es nicht gibt. Angefangen von Figuren aus der Zeit der Neandertaler bis zum Cyberkrieger ist alles vorhanden. Auch die zivilen Themen sind in den Katalogen immer sehr stark vertreten und erfreuen sich sehr großer Beliebtheit. Ich persönlich habe erst kürzlich eine ganze Serie fertig bemalt wo es um den Zauberer von OZ geht und eine andere vollplastische Figurengruppe die eine Szene mit einem Sultan und seinem Diener zeigt. Ich persönlich habe keine Freude daran eine ganze Marschkolonne in immer denselben Farben zu bemalen, aber so kleine Szenen gestalte ich gerne. Dazu bastele ich mir noch den passenden Hintergrund und dann sind die Dioramen fertig. Häufigste Vertreter sind bei den Zinnfiguren die flachen Figuren mit einer Augenhöhe von 30 mm und die vollplastischen Figuren mit einer Augenhöhe von 54 mm.
In meiner Bastelkammer haben sich inzwischen Unmengen an Flachfiguren und vollplastischen Bausätzen angesammelt die ich im Leben wohl auch nicht bemalen werde. Ich habe aber trotzdem meinen Spaß daran obwohl ich nicht damit spiele. Von Zeit zu Zeit ziehe ich alles hervor und schaue mir die schönen Gravuren oder die herrlichen Szenen an. In den Vitrinen stehen dann meine Kunstwerke oder alte historische Figuren die ich auch noch sammele. Mich fasziniert einfach daran die schlichte Eleganz und der Gedanke dass die Kinder die damit einmal gespielt haben müssen schon längst zu Staub zerfallen sind oder in den Schützengräben der Weltkriege ihr Leben lassen mussten.
Ich selbst habe keine Zinnfiguren besessen und ich kann mich auch nicht daran erinnern, mir jemals welche gewünscht zu haben. Ich würde Zinnfiguren auch nicht als reines Spielzeug betrachten, sondern eher als etwas, das von manchen Leuten gesammelt wird. Nun könnte man bei vielen Dingen, die in Spielwarenläden verkauft werden, die Überlegung anstellen, wie man damit eigentlich spielt. Das betrifft dann nicht nur Zinnfiguren, sondern zum Beispiel auch Puppenstuben oder verschiedene Artikel aus dem Modellbau-Bereich.
Mit den Zinnfiguren kann man sicher gut Schlachten nachstellen. Aber ich vermute, dass die meisten Leute, die sich für die Zinnfiguren interessieren, diese eher einfach sammeln, gegebenenfalls restaurieren und sich einfach daran erfreuen, dass sie sie besitzen. Ich glaube, dass ich es langweilig fände, mit Zinnfiguren zu spielen. Aber vielleicht wurden die Figuren auch früher mal als tolles und unterhaltsames Spielzeug angesehen.
Früher waren Zinnfiguren schon sehr beliebt. Andererseits muss man wohl auch zugeben, dass es damals auch wenige Alternativen gab. Außerdem sollte Spielzeug sehr lange halten, stabil und wetterfest sein. Außerdem durfte die Herstellung nicht zu teuer sein. Natürlich bietet Metall sich da an. So gab es ja nicht nur Zinnfiguren, sondern beispielsweise auch Blechspielzeug. Beides Dinge, die heute nicht mehr so aktuell sind. Heute lässt sich ja alles einfach und billig aus Plastik fabrizieren.
Außerdem denke ich, spielt für die damalige Beliebtheit von Zinnsoldaten die Tatsache eine große Rolle, dass kriegerische Themen den Kindern damals viel näher waren. Das war einfach ein, eigentlich traurigerweise, alltägliches Thema. Generäle und Feldherren waren damals auch bewundert und quasi Vorbild-Figuren. Zu einigen Zeiten träumten Massen von Jungen davon, später mal General zu werden. Heute wollen sie wie Superman sein, oder was weiß ich. Aber damals gab es eben große Vorbilder im Militärbereich, also war solches Spielzeug auch beliebt.
Abgesehen davon war es früher noch weitaus geläufiger als heute, schon Kinder zu bestimmten Rollen erziehen zu wollen. So bekamen Mädchen halt Puppen, um später mal eine gute Hausfrau sein zu können, und Jungen bekamen Militärzeug, damit sie mal in dem Bereich erfolgreich sein würden. Ob man das gut findet oder grauenvoll, so war es damals einfach, und ich finde, dass das schon auch plausibel erklärt, wieso Militärspielzeug damals noch weitaus beliebter war, als heute. Wobei dieses Aufdrängen von bestimmten Geschlechterrollen gegenüber Kindern heute ja leider auch noch nicht ganz aus der Welt verschwunden ist.
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