Kann eigentlich jeder heutzutage studieren?
Ich habe letztens mit meiner Schwester telefoniert und da hatte sie mir mitgeteilt, dass sie jetzt studiert. Kam mir schon recht komisch vor, da sie zum einen, einen relativ schlechten Schulabschluss hat und keine Ausbildung. Ich frage mich daher, ob heutzutage jeder einfach so studieren kann? Gibt’s dafür keine Voraussetzungen? Ist es heutzutage wirklich so leicht einen Studienplatz zu bekommen? Wer hat denn dieselben Erfahrungen gemacht?
Welchen Schulabschluss hat sie denn? An welcher Hochschule oder Akademie studiert sie denn? Heutzutage bezeichnet man alles mögliche als Studium. Es muss nicht unbedingt ein Hochschulstudium sein. Man kann nicht mit jedem Abschluss alles studieren. Selbst mit einem guten Abitur kannst du nicht unbedingt Medizin studieren.
Naja, es hängt schon sehr von der Art des Schulabschlusses ab. Mit Abitur kann man studieren, egal wie schlecht es ist. Dann hat man nicht die volle Auswahl an Fächern. Medizin und viele andere setzen ein sehr gutes Abitur voraus, aber bei anderen Fächern spielt die Abiturnote keine Rolle. Im Grunde hängt es davon ab, wir viel Studienbewerber es gibt.
Wenn man "nur" die Realschule oder auch die Hauptschule besucht hat, ist der Weg zum Studium etwas länger, aber nicht unmöglich. Die Frage ist auch, was genau denn nun "Studieren" heißt. Das muss ja keine Universität sein. Es gibt Fachhochschulen und etliche andere. Zudem gibt es noch die Möglichkeit, ein Fernstudium zu machen, aber auch dort muss man Voraussetzungen erfüllen.
Also: nicht jeder kann studieren. Aber es gibt vielfältige Möglichkeiten und Wege. Sobald sich eine Einrichtung "Akademie" nennt, bezeichnet man den Besuch der selbigen "Studieren". Das kann auch eine Kosmetikschule sein. Es sind doch nur Begriffe. Aber wenn deine Schwester gut beraten wurde und ihre Möglichkeiten erkannt hat, kann man auch mit einem schlechten Schulabschluss und ohne Ausbildung weit kommen. Ich gönne es ihr.
Die Voraussetzungen zur Aufnahme eines Hochschulstudiums sind in den letzten Jahren schon sehr stark gesunken. Inzwischen braucht man nicht mehr unbedingt eine Hochschulreife, es reicht in vielen Fällen eine qualifizierte Ausbildung und Berufserfahrung, um mit einer Aufnahmeprüfung zum Studium zugelassen zu werden. Bestimmte Weiterbildungen (zum Beispiel der staatlich geprüfte Techniker) werden inzwischen auch größtenteils als Hochschulreife anerkannt.
Ansonsten gibt es Studienfächer mit einem Numerus Clausus, dort ist die Zulassung auch von einer Note abhängig. Medizin und Psychologie sind wohl die bekanntesten Fächer mit einem NC. Allerdings kann man mit ausreichend Wartesemestern auch mit einer schlechteren Note einsteigen. Wenn man also zum Beispiel eine Ausbildung nach dem Abitur gemacht hat, hat man schon sehr viele Wartesemester angesammelt und hat so auch eine Chance auf einen Studienplatz. Schließlich drückt der Numerus Clausus nicht aus, dass das Studium besonders schwer ist, sondern es ist einfach nur eine möglichst faire Methode, um Angebot und Nachfrage zu regeln. Es gibt nämlich auch sehr schwere Fächer (z.B. Physik und Ingenieurswissenschaften) die üblicherweise keinen NC haben, weil einfach keine so hohe Nachfrage besteht.
Ansonsten wird natürlich auch das Wort "Studieren" inzwischen inflationär verwendet. In Facebook heißt es ja sogar "... hat an Grundschule XY studiert." Ich habe gerade bei Leuten, die eigentlich eine Schule besuchen, beobachtet, dass diese ganz besonders das Wort "studieren" betonen, weil sie anscheinend glauben, damit eine höhere Anerkennung zu bekommen.
Ich habe in der Zeitung mal eine Anzeige für irgendwelche Studiengänge an einer privaten Schule gesehen, da wurde auch damit geworben, dass man dort ohne Abitur oder Fachhochschulreife studieren könnte. Das bringt im Endeffekt aber wenig, weil die Abschlüsse teilweise überhaupt nicht anerkannt werden. Bei dem ein oder anderen Arbeitgeber wird man vielleicht Glück haben und er wird das dann als eine Art Fortbildung anerkennen, aber wenn man sich mit so einem "Studienabschluss" auf die gleichen Stellen wie Uniabsolventen bewirbt wird man wahrscheinlich Pech haben.
Weasel_ hat geschrieben:In Facebook heißt es ja sogar "... hat an Grundschule XY studiert."
Das liegt doch aber sicher daran, dass die Seite ursprünglich mal auf englisch programmiert wurde und, dass es in dieser Sprache die Unterscheidung zwischen Studieren und Lernen nicht gibt.
Ich habe auch den Eindruck, dass in manchen Bereichen suggeriert werden soll, dass es sich um ein Studium oder zumindest eine Weiterbildung oberhalb der normalen Schul- oder Berufsausbildung handelt. Zum Teil ist das überhaupt nicht der Fall. Mein erster Freund hat vor Jahren mal das Abitur nachgeholt. In der Schule, die er besucht hat, gab es dann sogar einen Studierendenausweis und die Halbjahre wurden auch als Semester bezeichnet. Dabei handelte es sich einfach um eine Schule, an der Leute mit Haupt- oder Realschulabschluss das Abitur nachholen konnten.
Ansonsten gibt es auch diese ganzen privaten Institute, die irgendwelche Kurse anbieten. Mir sind solche Angebote sehr suspekt und durch den Begriff Studium soll wohl auch hier der Eindruck erweckt werden, der Interessent würde ganz tolle Qualifikationen erreichen können. Wie bereits geschrieben wurde, sind die Zertifikate häufig nicht anerkannt und bringen dem Absolventen somit nicht wirklich viel.
Es ist sicher nicht so schwer, einen Platz an einer richtigen Hochschule zu ergattern. Übrigens kann man auch Medizin oder ein anderes NC-Fach studieren, wenn man keine hervorragenden Noten hat. Es gibt die Möglichkeit, jedes Fach zu studieren, das man möchte, allerdings muss man unter Umständen damit rechnen, ein paar Wartesemester anzusammeln. Selbst wenn kein Abitur vorhanden ist, können Studienwillige mittlerweile unter bestimmten Voraussetzungen studieren. Das ist aber eher die Ausnahme. Der Regelfall ist wohl, dass man mit dem Fachabitur an der Fachhochschule und mit der Allgemeinen Hochschulreife auch an der Universität studieren kann. In anderen Fällen wird der Begriff Studium sicher gerne verwendet, weil er einfach attraktiver klingt.
Das liegt doch aber sicher daran, dass die Seite ursprünglich mal auf englisch programmiert wurde und, dass es in dieser Sprache die Unterscheidung zwischen Studieren und Lernen nicht gibt.
Das ist schon richtig. Trotzdem könnte man die Begriffe (mit etwas Zusatzaufwand) sinngerecht übersetzen, so dass eben steht "hat Grundschule XY besucht". Natürlich ist es für die Software einfacher, weil man sich eine Fallunterscheidung spart, die es in der Originalversion nicht gibt. Ich denke aber, wenn jemand wirklich Wert auf den Unterschied legen würde, würde man diese Fallunterscheidung einführen.
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