Geschenke wirklich immer uneigennützig?
Ich habe mich eben mit meinem Partner unterhalten. Er ist der Meinung, dass er für mich nur ein Geschenk kaufen möchte, wovon ich etwas habe. Ich habe ihn dann aber entgegnet, dass selbst wenn nur ich scheinbar etwas davon habe, er doch auch seine positiven Aspekte daraus gewinnt. Immerhin habe ich dadurch bessere Laune und davon hat er ja etwas. Nun brauche ich nicht unbedingt nur ein Geschenk, was ich alleine benutzen kann und deswegen kam es eben zu der Diskussion. Machen wir Geschenke eigentlich wirklich uneigennützig oder denken wir, dass der Beschenkte dann gute Laune hat, von der man ja selber auch etwas hat?
Sicher möchte man, dass der Beschenkte Freude am Geschenk hat. Und dass das wahrscheinlich positiv auf einen zurückfällt, indem der Beschenkte einen dafür wertschätzt oder man einfach eine angenehmere Zeit mit ihm verbringen kann, kann man wohl auch nicht abstreiten. Allerdings kommt es meines Erachtens bei Deiner Frage nicht darauf an, wie genau das Geschenk auf Schenker und Beschenkten wirkt, sondern darauf, wo die persönliche Intention des Schenkers lag. Und da gibt es unterschiedliche Varianten.
So gibt es mit Sicherheit Leute, die beim Aussuchen des Geschenks daran denken, dass sie beim Beschenkten einen guten Eindruck machen wollen. Einige gehen vielleicht sogar so weit, dass sie richtig kalkulieren, was sie von der guten Laune des Beschenkten haben werden. Aber es gibt eben nicht nur solche Fälle. Tatsächlich kenne ich Leute, denen ich gut glaube, dass sie beim Beschenken nur das Glück des Geschenkempfängers im Blick haben, und sich gar keine Gedanken darüber machen, ob dafür auch etwas "zurück kommt".
Ich würde sogar behaupten, dass ich selbst so bin. Ich verschenke auch Dinge, ohne zu wissen, ob dafür jemals etwas zurück kommt. Das mag vielleicht ein banales Beispiel sein, und der preisliche Wert des Geschenks ist nicht sonderlich hoch, aber wenn ich zum Beispiel am Strand zum Muschelnsammeln bin oder im Steinbruch zum Fossiliensammeln, dann habe ich manches Mal schon Funde an völlig wildfremde Menschen weiterverschenkt. Mein Hintergedanke war einfach: Wenn ich als Sammler von einer bestimmten Spezies schon zehn Stück gefunden habe, wieso sollte ich dann nicht die vier, fünf Stück, die ich zusätzlich noch in meiner Sammelkiste liegen habe, einem anderen Menschen überlassen? Letztendlich hat jemand eine Freude davon und für mich ist es kein Schaden.
Dass ich von der Person, die ich beschenkt habe, vermutlich im Leben nie wieder etwas hören werde, dass man sich nie wieder treffen wird und dass ich also für das Geschenk im Grunde nichts zurück erhalte, ist mir völlig egal. Ich denke mir einfach nüchtern, dass es in dem Fall besser ist, jemanden zu beschenken, als die Sachen nur zuhause in irgendeinem Karton vergammeln zu lassen oder aber gleich wegzuwerfen. Natürlich könnte ich "überschüssige" Funde vielleicht auch weiterverkaufen, aber bis ich dazu käme, lägen die Sachen ja auch nur herum.
Sachen, die ich nicht wirklich gebrauchen kann, und die dennoch einen Wert für andere Menschen haben könnten, weiterzugeben, entspricht einfach meinem privaten Bild von sozialem Verhalten, und dem folge ich erstaunlich unemotional. Also geht es nicht einmal darum, dass ich mich persönlich besser fühlen würde, weil ich durch die Großzügigkeit irgendwie meine Person vom Ruf her aufgewertet hätte. Solche Leute gibt es auch, sehr viele sogar. Aber selbst das trifft nicht auf jeden zu. Von daher: Ja, es gibt Menschen, die völlig uneigennützig Dinge verschenken. Vielleicht sind sie nicht der Normalfall, aber es gibt sie definitiv.
Ich habe mal gelesen, dass Männer immer das schenken, was sie selbst gerne hätten. Wenn ein Mann also gerne BluRays guckt, schaut er instinktiv nach BluRays für seine Freundin. Nenn es mangelnde Fantasie oder männliche Vorgehensweise. Das passiert vollkommen unterbewusst. Ich denke, bei „eigennützigen“ Geschenken ist das nicht viel anders. Der Schenkende geht eben von sich aus und fragt sich nicht (so sehr), was der andere gerne hätte.
Und ich habe mal gelesen, und nicht nur gelesen, sondern auch erlebt, dass Menschen alle Individuen sind und sich daher Personen nicht aufgrund ihres Geschlechts in Schubladen werfen lassen. So gibt es natürlich Männer, die sehr ego-zentriert sind oder einfach unkreativ sind, die am liebsten verschenken, was ihnen selbst gefällt. Es gibt aber auch Frauen, die so handeln. Genauso kenne ich Männer, die definitiv nicht so sind. Aber ja, mir sind auch Männer begegnet, die solch ein Verhalten zeigten. Aber es waren zum Glück nur sehr wenige, wobei das auch eine Milieu-Sache sein könnte.
Und dann gibt es natürlich auch Personen, egal, welchen Geschlechts, die nicht einfach nur unkreativ sind, sondern die tatsächlich schon vor dem Kauf des Geschenks selbstsüchtig herumrätseln, was sie verschenken könnten, wovon sie dann auch selbst profitieren. Ich persönlich finde solche Denkweisen unsympathisch, da es meiner Meinung nach beim Schenken nicht um Eigennutz gehen sollte. Und einzukalkulieren, dass der Beschenkte das Geschenk vielleicht gar nicht nutzen wird, und man es dann vielleicht selber benutzen kann, ist noch einmal ein Stück heftiger, finde ich. So würde ich mich nie verhalten, das kann ich garantieren. Denn dieses Verhalten kann auch nicht versehentlich vorkommen, sondern solche Überlegungen geschehen gezielt. Ich schließe es für mich definitiv aus, und auch bei Freunden von mir kann ich mir sicher sein, dass ich so etwas nicht erleben werde.
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