Häftlinge nähen Kleidung, die in eigenen Shops verkauft wird

Ein Geheimtipp ist noch das Modegeschäft, in dem von Häftlingen kreierte und angefertigte Straßenkleidung verkauft wird. Es soll der Citylook des kommeden Frühjahrs in Berlin sein. Angefertigt wurden Kapuzenpullis und Muskelshirts in gedeckten Farben und originellen Mustern, Jeans und Jacken. Die Kleidung ist einfach und zeitlos gemacht, wirkt aber elegant. Schuhe gehören ebenfalls zur Kollektion dazu. Auch in Hamburg befindet sich ein solcher Shop.

Hättet ihr Probleme, in einem solchen Geschäft einzukaufen? Vielleicht handelt es sich um eine ganz neue, erfrischende Kollektion? Wart ihr schon in den Geschäften und wie gefällt euch die Kollektion?

Ich hätte Probleme erst einmal nach Berlin und Hamburg zu kommen, das würde sich einfach nicht rechnen. Ansonsten komme ich auf deine Definition nicht klar, was soll an Kapuzenpullis und Muskelshirts denn bitte elegant sein? Ansonsten finde ich es in Ordnung, wenn die Ware im Knast gemacht wurde. Da haben die Leute was sinnvolles zu tun und es ist immer noch besser, als wenn sie von einem 8jährigen in Indien oder sonst wo genäht wurde.

Ich kann mir keinen Grund vorstellen, nicht in ein solches Geschäft zu gehen, wenn mir die Kleidung gefällt. Wenn du vielleicht die Skrupel mal näher erläutern könntest, dann könnte ich das nachvollziehen, aber mir fällt da wirklich nichts ein. Es ist doch gut, wenn Häftlinge solche Dinge herstellen.

Probleme inwiefern? Probleme mit dem Einkaufen und Berlin oder Hamburg hätte ich wohl schon, weil ich dort nicht so oft hin komme und dann auch nicht unbedingt immer Zeit und Lust zum Einkaufen habe. Oder sollte ich vielleicht Probleme mit der Tatsache haben, dass dort Kleidung verkauft wird, die unter wesentlich besseren Bedingungen für die Arbeiter und die Umwelt hergestellt wird und die nicht um die halbe Welt transportiert werden muss bis sie bei uns in den Geschäften angeboten werden kann?

Mode in Deutschland zu produzieren ist teuer und wird niemals in direkte Konkurrenz zu den Produkten aus Asien treten können, selbst wenn man wie in diesem Fall wahrscheinlich Arbeiter hat, die extrem wenig verdienen werden. Umso mehr sollte man die wenigen Labels unterstützen, die sich trotzdem darauf einlassen und ihre Produktion nicht in ein Billiglohnland auslagern.

Welche im Gefängnis gefertigte Marke meinst Du denn eigentlich genau? "Haeftling Streetwear"? Die war vor Jahren mal in vielen Medien präsent. Es handelte sich dabei um "Mode" aus dem Tegeler Gefängnis in Berlin. Verkauft wurde die Ware über das Internet oder über zwei Shops in Berlin und Hamburg. Also ich glaube schon, dass wir dieselbe Marke meinen.

Aktuell existiert die Internetseite der Marke allerdings gar nicht mehr und ich bin mir gar nicht so sicher, ob die Marke überhaupt noch existiert. Ich jedenfalls lebe derzeit in Berlin und habe von der Marke seit Ewigkeiten gar nichts mehr gehört. Bist Du Dir sicher, dass diese Marke tatsächlich im kommenden Frühjahr der große Modetrend sein soll? Oder hast Du versehentlich eine Meldung gelesen, die schon Jahre alt ist?

Was ich an dieser ganzen Sache schwierig finde, ist, dass hier die Kleidung zur Mode erklärt wird und dafür dann auch ein saftiger Preis verlangt wird. Es geht nicht um eine faire Bezahlung oder faire Herstellungsbedingungen, habe ich das Gefühl, sondern darum, die Sachen als "hip" darzustellen, um mehr Geld damit verdienen zu können. Das finde ich schon etwas kritisch, im Gegensatz zu der Tatsache an sich, dass Straftäter die Kleidung fertigen. Das ist, da kann ich vorherigen Kommentatoren zustimmen, eher eine positive Sache.