Partner mit zu eigenen Vorlesungen in der Uni nehmen?

Ich selbst habe einige Vorlesungen, bei denen weit über hundert Studenten in einem riesigen Hörsaal sitzen. In diesen Vorlesungen wird die Anwesenheit nicht kontrolliert und es ist den Dozenten auch völlig egal, ob man zur Vorlesung erscheint oder nicht. Von daher kennen die Dozenten natürlich auch längst nicht alle Studenten und im Prinzip kann sich daher auch jeder in die Vorlesung setzen, was übrigens auch erwünscht ist. Die Dozenten freuen sich immer wieder darüber, wenn Leute in die Vorlesungen kommen, die nicht studieren, wenn sie sich für das Thema interessieren.

Ich habe nun öfters bemerken können, dass einige Studenten dann einfach ihren Partner mit in die Vorlesung gebracht haben, der scheinbar nicht das gleiche Fach studiert hat. Ich fand das auch nicht schlimm und da die Pärchen sich auch nie laut verhalten haben, fand ich das Ganze sogar sehr niedlich.

Ich habe nun überlegt, ob ich meinen Freund nicht auch einmal mit in einer Vorlesung von mir nehme, wenn es sich gerade einrichten lässt. Gerade dann, wenn er viel früher aus hat als ich, wäre es ganz schön, wenn er mich dann in eine Vorlesung begleiten könnte, so dass wir dann zusammen nach Hause fahren könnten. So könnten wir uns an den Tagen länger sehen und mich würde seine bloße Anwesenheit in der Vorlesung glücklich machen, auch wenn wir uns währenddessen natürlich nicht unterhalten könnten.

Was haltet ihr davon, den Partner mit zu den eigenen Vorlesungen zu nehmen? Würde euch das eher ablenken oder würdet ihr euch freuen, dass euer Partner bei euch wäre?

Ich hatte meinen Partner bisher nur einmal in einer Vorlesung dabei, in der es jedenfalls nicht großartig aufgefallen wäre, da sie für mehrere hundert Menschen gehalten wurde. Damals ging es aber weniger um praktische Aspekte, auch nicht darum, dass man gemeinsam nach Hause fahren könnte, sondern eher darum, dass es meinen Partner interessiert hat, womit ich meinen Tag verbringe und er sich eben einen Eindruck von meinem Studienfach verschaffen wollte. Dieses Interesse hat mich damals sehr gefreut, ich war aber auch nicht böse, dass meinem Partner das Thema nicht wirklich gefiel und es bei diesem einen Gastspiel blieb.

Damals habe ich mich wie gesagt über sein Interesse gefreut, während der Vorlesung war ich aber absolut beschäftigt und habe mich weder über seine Anwesenheit gefreut, noch mich in irgendeiner Art und Weise abgelenkt gefühlt, wobei das natürlich auch an meinem sehr zurückhaltenden und rücksichtsvollen Partner lag, der mich nicht störte. Generell finde ich es jedenfalls absolut in Ordnung, wenn jemand den Partner mit in die Vorlesung bringt, mich stören eigentlich nur wilde Knutschorgien und ständiges Gekicher - und ja, auch das kam bei uns schon vor.

Ich habe meinen damaligen Partner auch mal in eine meiner Vorlesungen mitgenommen. Es war eine Literaturvorlesung und ihn hat es auch mal interessiert, womit ich mich fachlich derzeit beschäftige. Offiziell hätte man wohl eine Gebühr zahlen müssen, damit er teilnehmen darf, aber dem Dozenten war das völlig egal. Man konnte ihn kurz darauf ansprechen, was ich auch fairer fand, als dass mein Partner sich einfach heimlich irgendwo hinten hingesetzt hätte, und damit hatte die Sache sich erledigt. Es hätte sicher auch Dozenten gegeben, die auf ein kostenpflichtiges Gasthörer-Ticket bestanden und ihn sonst rausgeschickt hätten, aber bei dem Dozenten wusste ich, welche Haltung er dazu hat, und somit war es kein Problem. Abgesehen davon war der Kurs sowieso immer ziemlich leer und der Dozent war froh, je mehr Personen kamen. Ich habe daher auch bewusst diesen Kurs ausgewählt.

Es war jedenfalls eine positive Erfahrung, mein Partner war interessiert und man hatte nach dem Kurs auch noch eine interessante weitere Diskussionsgrundlage. Allgemein fand ich es auch toll, dass er sich für meinen Alltag interessierte und sich eben meine Uni auch mal ansehen wollte. Ablenkend war es für mich übrigens nicht. Ja, ich gebe zu, teilweise habe ich, als es nichts zum Mitschreiben gab, seine Hand gehalten, aber das schaltet ja nicht automatisch das Gehirn ab, sondern man kann dem Vortrag dennoch gut folgen.

Was die riesigen Vorlesungen im großen Hörsaal betrifft, wo bei uns bis zu 250 Personen hätten erscheinen können, hätte man dort wohl auch ohne Anmeldung einfach erscheinen können. Es hätte gegen die Hausordnung verstoßen und hätte dann wohl Ärger gegeben, wenn es jemand bemerkt hätte, aber es hat bei dieser großen Studentenzahl eben keiner bemerkt. Ich weiß von Kommilitoninnen, die regelmäßig ihren Partner mitnahmen. Teilweise hatte das praktische Gründe, teilweise war es auch einfach Interesse am Thema.

Nun kann man sich streiten, ob das fair ist, wenn quasi immer zwei Leute erscheinen, obwohl nur einer von beiden Studiengebühren bezahlt, andererseits habe ich persönlich auch nie einen Grund gesehen, mich aufzuregen, denn hat der Gast irgendeinen Schaden verursacht? Von den paar Besuchen wird das Mobiliar keine riesige Abnutzung davongetragen haben und ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die sich beschweren würden, dass andere Anwesende ihnen die Luft wegatmen. Mir persönlich ist es also ziemlich egal, ob noch Personen mitgenommen werden, sofern der Raum dadurch nicht extrem überfüllt ist.

Wobei mir jetzt, wo Anemone das anspricht, auch auffällt, dass es bei uns auch manchmal Studenten gab, die andauernd kicherten, raschelten und herumknutschten. Das ist natürlich nicht so toll und stört die anderen Anwesenden, die sich auf Lehrinhalte konzentrieren wollen. Ich finde, so viel Respekt und Rücksicht sollte man schon zeigen, dass man sich, auch, wenn der Partner neben einem sitzt, still verhält. Wie gesagt, man kann ja die Hand halten, das stört niemanden, man sieht es ja bei den Sitzreihen nicht einmal, aber Lärm verursachen sollte man schon nicht. Aber das ist dann eine individuelle Charakterfrage, die von Paar zu Paar unterschiedlich ist. Es geht auch ohne Lärm. Von daher würde ich auch nicht sagen, dass gasthörende Partner immer Unruhe verbreiten würden.