Wie nimmt man die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt?

vom 18.11.2013, 14:14 Uhr

Ich habe eine Freundin, die im letzten Jahr zwei Fehlgeburten hatte. Beide Male waren für sie richtig schlimm. Die erste Fehlgeburt konnte sie noch einigermaßen verkraften, aber die zweite hat sie dann völlig aus der Bahn geworfen. Sie ist seither völlig panisch und hat wahnsinnige Angst, dass es noch ein weiteres Mal passiert.

Nun ist sie wieder schwanger geworden und weint seither ganz viel. Sie hat solche Angst davor, das Kind wieder zu verlieren, dass sie kaum noch ihren Alltag leben kann. Sie wacht schon am Abend panisch auf und geht alle 10 Minuten zur Toiletten, weil sie denkt, sie hätte Blutungen. Sie leidet richtig und kann sich gar nicht darauf einlassen, dass in ihr womöglich jetzt wirklich ein Kind heran wächst. Es ist schlimm anzusehen wie sehr sie leidet. Ihre Angst ist so schlimm, dass sie meistens nur auf der Couch liegt und weint und ich weiß nicht, wie ich ihr die Angst nehmen kann. Ich würde mir so wünschen, dass sie etwas positiver in die Zukunft blicken kann. Wie kann ich ihr helfen, dass sie die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt verliert?

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich fürchte, als Angehörige und Freunde kann man nicht mehr machen, als sich liebevoll zu kümmern, da zu sein und die Person abzulenken, so dass möglichst wenig Zeit zum Grübeln da ist. Aber eine rund um die Uhr Versorgung dürfte illusorisch sein.

In so einem Fall müssen Profis ran. Es gibt genug Angebote, wie man man Traumata mit Hilfe von Therapien bewältigen kann. In dem Fall erscheint mir das durchaus sinnvoll, da die arme Frau sehr zu leiden scheint. Familienangehörige sollten da mal den behandelnden Frauenarzt oder Hausarzt informieren und um Hilfe für diese Frau bitten.

Stress kann auch wieder eine Fehlgeburt begünstigen, so dass sich so eine Lage zum Teufelskreis entwickeln kann. Und so etwas wünscht man wohl niemandem. Zudem hätte ich an Stelle des Vater des jungen Menschleins Bedenken, dass die Ängste auch nach einer geglückten Geburt bleiben und die Frau vor lauter eigener Angst das Kind total überbehütet. Auch im Sinne des werdenden Lebens würde ich mich da, wenn ich der Vater wäre, bei Fachleuten nach Hilfsangeboten und Möglichkeiten erkundigen und meine Partnerin unterstützen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das ist ganz schwer. Sie rechnet eben damit, dass es wieder nichts wird und da kann man ihr eigentlich gar nicht wirklich helfen. Man kann sicherlich für sie da sein und versuchen sie aus dem Loch zu holen, aber sie wird immer darüber nachdenken, bis sie das Kind eben dann auf den Arm hat oder verloren hat. Diese Ungewisse wird sie einfach fertig machen.

Hat man denn herausbekommen ob das vielleicht körperliche Gründe hatte, dass sie die Kinder verloren hat? Oder war das einfach nur so? Dann könnte man ja schon mal ein bisschen etwas sagen. Sie wird aber und das ist normal immer auch an die Fehlgeburten denken.

Das Problem ist ja, dass sie sich auch irgendwie damit schützen will. Sie will sich nicht zu viel Hoffnungen machen. Für das Kind ist das aber sicherlich auch nicht dienlich und das sollte man ihr begreiflich machen. Vielleicht kann man sie ein bisschen ablenken, sie auch ein bisschen aufmuntern. Man kann eigentlich leider nicht mehr machen, als für sie da zu sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das mit den zwei Fehlgeburten innerhalb kürzester Zeit ist aber medizinisch gesehen keine Seltenheit. Wenn ich mich richtig erinnere bekommt man nach so einem Akt aus gutem Grund von der Klinik auf den Weg dass man innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nicht wieder schwanger werden sollte. Der Uterus benötigt nach der Ausschabung eine Weile um sich wieder zu kräftigen, das vermute ich jedenfalls. Vielleicht kann man hier auch ansetzen und sagen dass die erste Fehlgeburt passiert ist und die zweite innerhalb kürzester Zeit eben zwangsläufig war und man nicht darauf schließen kann dass es jetzt ständig einen Abort gibt.

Fehlgeburten sind relativ häufig und im sehr frühen Stadium bemerkt man es meistens gar nicht weil der Fötus noch zu klein ist. Die Ursachen sind sehr vielfältig und die Natur hat es so eingerichtet dass bei bestimmten Fehlentwicklungen des Kindes die Schwangerschaft einfach abgebrochen wird. Ich denke wenn man mit diesem Wissen an die Sache herangeht dann kommt man als Frau damit auch besser klar. Wir haben das schon mehrfach hinter uns gebracht und deshalb spreche ich da aus eigener Erfahrung.

Aber nicht jeder kommt damit klar, das kann ich mir gut vorstellen. Man macht sich vielleicht insgeheim doch Vorwürfe ob etwas mit der Ernährung nicht gestimmt hat oder körperliche Aktivitäten der Auslöser dafür gewesen sein könnten. Auch schädigende Umweltfaktoren für die man nichts kann spielen dabei eine Rolle. Es ist äußerst schwierig jemanden trösten zu wollen wenn man diese Situation nicht selbst erlebt hat. Noch schwerer ist es natürlich wenn die Fehlgeburt erst nach einigen Schwangerschaftsmonaten eingetreten ist und man das Bild von den Ultraschallaufnahmen noch vor den Augen hat.

Ich würde versuchen jemanden damit zu trösten in dem ich sage dass so etwas leider normal und nicht zu ändern ist und man nicht weiß wofür es gut war. Das klingt zwar etwas platt, aber entspricht der Realität. Ansonsten sollte man darüber sprechen wenn es sich anbietet und einfach nur zuhören.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich fürchte diese Angst kannst du ihr nicht nehmen und diese Angst wird das sein bis sie ihr Baby in den Armen hält. Ich weiß leider wovon ich spreche. Ich habe auch vor meiner ersten Tochter zwei Babys wieder gehen lassen müssen und das ist nicht einfach. Einer Freundin von mir ist es ebenfalls so gegangen. Man hat diese Angst bis man das Baby dann hat. Man hofft von Woche zu Woche und irgendwann hat man dann hoffentlich das kleine Bündel im Arm.

Sie sollte mal mit ihrem Frauenarzt sprechen. Auch wenn keine besonderen Umstände der Fehlgeburten festgestellt wurden kann man vielleicht trotzdem etwas machen. So habe ich zum Beispiel Gelbkörperhormone bekommen obwohl kein Mangel vorlag und dann hat es funktioniert. Diese habe ich auch sofort bei meiner zweiten Schwangerschaft wieder bekommen.

Das einzige dass du tun kannst ist ihr gut zureden, zuhören und für sie da zu sein. Recht viel mehr wirst du nicht machen können. Aber sie sollte auf alle Fälle mit ihrem Arzt sprechen. Vielleicht auch eine therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wo die die beiden Fehlgeburten aufarbeitet. Es heißt von außen leider sehr oft das hier halt etwas nicht gepasst hat, es eh noch kein Kind war und so weiter, aber wie sehr die Mutter darunter leidet geht leider oft unter.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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