Wie steht ihr zu Schwangerschaftsabbrüchen?

vom 12.11.2013, 19:21 Uhr

Ich denke, dass Schwangerschaftsabbrüche ein sehr großes Problem unserer Gesellschaft sind. Auf der einen Seite gibt es da die tausenden Mütter die einfach zu dumm zum verhüten sind oder aus Leichtsinnigkeit ganz auf die Verhütung verzichten. Und ja, solche Frauen gibt es zu genüge.

Auf der anderen Seiten stehen die Frauen, die vergewaltigt wurden, gesundheitliche Schwierigkeiten haben oder psychische Probleme in irgendeiner Form haben.

Auch spielt es meiner Meinung nach eine Rolle wie weit die Schwangerschaft schon vorangeschritten ist. Im Ausland kann man das auch über die 12. Woche hinaus noch machen. Für mich persönlich sollte bei der 8. Woche Schluss sein. Darüber hinaus nur noch bei amtlich anerkannten Vergewaltigungen oder schwerwiegenden Gründen.

Abtreibungen bei Frauen die vergessen haben zu verhüten sollten ganz verboten sein. Da lieber zur Adoption frei geben. Allerdings ist hier der Staat in der Pflicht - denn es muss endlich mal was an der Aufklärung der niederen Bildungsschichten getan werden.

» indahnet » Beiträge: 23 » Talkpoints: 8,06 »



Weißt Du, dass nur 4% der Abtreibungen von jungen Frauen bis 18 Jahren vorgenommen werden? 96% der Abtreibungen werden von Frauen zwischen 19-45 gemacht, wobei diejenigen, welche schon Kinder haben, über 50% der Abtreibungen ausmachen. Es sind also keine Jungen, sondern Frauen mitten im Leben. Die Gründe sind vielfältig: alleinerziehend, Finanzprobleme. Bei ungewollten Schwangerschaften treiben 1/3 der Frauen ab, 1/3 bekommen das Kind, 1/3 haben eine Fehlgeburt. Adoptionen sind sehr selten. Die Zahlen aus der Schweiz: 10-15 Adoptionskinder, pro Jahr! Abtreibungen dagegen etwa 12'000. Der Fall ist also recht klar.

Frauen, die abtreiben, erleben das meistens als eine Erleichterung, sind froh darüber, würden es wieder machen, bereuen es nicht. Einzig die, welche sich unsicher waren, haben damit Mühe. 2-3 Wochen nach einer Abtreibung muss man zu einer Kontrolluntersuchung. Das ist für einige was spezielles, denn dann ist spätestens klar, dass die Schwangerschaft definitiv beendet ist. Einige machen sich Gedanken zum Zeitpunkt des möglichen Geburtstermins, und das jedes Jahr. Aber sie bereuen es nicht, weil es in der Situation die richtige Entscheidung war.

» armeskaenguru » Beiträge: 14 » Talkpoints: 3,99 »


Ich denke es kommt immer auf die Situation und auf den Charakter der Frau an. Bei einer Vergewaltigung beispielsweise kann ich eine Abtreibung durchaus nachvollziehen, obwohl ich eher Abtreibungsgegnerin bin. Oder wenn beispielsweise die Gesundheit der Frau gefährdet werden würde.

Vor einigen Jahren hörte ich von einer 9-jährigen aus Spanien, die vergewaltigt und schwanger geworden war. Die Ärzte rieten den Eltern des Mädchens zu einer Abtreibung, da sie die Geburt nicht überlebt hätte. Die Eltern stimmten also einer Abtreibung zu, auch wenn das Umfeld sehr konservativ war und die Familie anschließend auf Grund dieser "Sünde" von den anderen gemieden wurde.

Ich bin eher ein sensibler Charakter und ich glaube nicht, dass ich eine Abtreibung übers Herz bringen könnte. Zum einen finde ich, dass ein Kind unschuldig ist und nicht für die Taten der Eltern bestraft werden sollte. Zum anderen, weil ich schon relativ schnell ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand wegen mir Nachteile oder sogar zu Schaden kommen könnte. Ich krieg schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich einer kranken Mitschülerin vergesse die Hausaufgaben zu sagen. Wie mies wird es mir da erst gehen, wenn ich ein kleines unschuldiges Kind töten lasse? Ich weiß, für manche Menschen ist es kein Leben, für mich aber schon. Wenn ein Kind nicht in meine Lebensplanung passen würde (vorausgesetzt es wäre nicht aus einer Vergewaltigung entstanden), habe ich ja immer noch die Möglichkeit es wegzugeben.

Es gibt so viele Paare, die können keine Kinder bekommen, wünschen sich aber sehnlichst welche. Auf diese Weise hätten wenigstens sie eine Chance, glückliche Eltern zu werden.

Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob ich im Fall einer Vergewaltigung ein Kind abtreiben lassen könnte. Bleibt nur, zu hoffen, dass ich in so einer Situation niemals diese Entscheidung treffen muss.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie stehe ich dazu? Gespalten. Denn einerseits ist eine diesbezügliche Legalität meiner Meinung nach nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig. Ich weiß nicht wie jung die Leser hier sind, aber früher, so bis vor etwa 60 Jahren oder so, gab es unendlich viel Leid durch illegal durchgeführte Schwangerschaftsabbrüche. Nicht nur hat man etwas, was so und so schon nicht leicht war für die betroffene Frau, illegal und so in ungeschütztem medizinischen Raum tun müssen (Frauen die an der Sache gestorben sind waren da nicht selten oder auch solche die mit diversen Pülverchen oder auch brachialen Methoden, Stricknadeln usw. das Ganze in Eigenregie versucht haben). Andererseits, soetwas wie finanzielle Beihilfen, Babyklappn usw. gab es damals auch noch nicht in der Form, da war teilweise eine unwahrscheinliche Verzweiflung dahinter.

Andererseits, es gibt heutzutage die Pille und ich erwarte von einer Frau die alt genug ist um Sex zu haben, schon, dass sie auch vernünftig genug ist, sich vorher ein simples Rezept beim Arzt zu besorgen. Sein kann aber immer etwas und wenn etwas passiert das die Frau oder das Mädchen nach reiflicher Überlegung nicht möchte, so bin ich die Letzte die etwas gegen die Möglichkeit hat, eine Abtreibung durchführen zu lassen. Denn nicht nur die Mutter hat es mit einem ungewollten Kind schwer, besonders und vor allem auch das Kind. In dem Zusammenhang aber bitte nicht vergessen, dass es auch Kinder gibt, die zwar ungePLANT aber GEWOLLT, geliebt, gehegt und gepflegt werden.

Und dass man sich so einen Schritt reiflich überlegen sollte, ist hoffentlich klar. Es gibt auch diesbezügliche Entscheidungen die man zwar nicht stark bereut, man weiss dass es die richtige Entscheidung war,... aber manchmal knabbert es dann doch auch nach Jahren noch leicht an einem. Also bitte WIRKLICH gut überlegen, aber die Möglichkeit der freien Entscheidung ist essentiell!

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin der Meinung: wenn man Sex hat, dann soll man auch mit den Folgen umgehen können. Es kann nicht sein, dass man nicht verhütet und Abtreibungen vornimmt. Wenn man es wirklich will, dann kann man es auch schaffen und sich ein Kind leisten. Es gibt viele Ausreden, ein Kind abzutreiben. Ich finde es immer wieder traurig, wenn Abtreibung sofort der erste Ausweg ist, da oft nicht über die Folgen nachgedacht wird. Man kann eine gute Mutter werden, das Leben ist erfüllter und man kann für einen Menschen sorgen.

Ich bin jedoch für die Abtreibung, wenn eine Frau durch Gewalt schwanger wurde. Diesbezüglich habe ich mich sehr mit jemanden gestritten und die Fronten sind bis heute in diesem Thema gehärtet. Ich würde nicht das Kind von einem Mann aufziehen wollen, der mich vergewaltigt hat. Jeden Tag würde man diese schreckliche Zeit vor Augen haben und wäre tagtäglich damit konfrontiert. Ich verstehe nicht, warum die Kirche so sehr gegen Abtreibung hetzt, wenn der Mensch es einfach nicht will, in diesem Fall. Mein Kontrahent ist gegen Abtreibung, auch bei Gewaltakten. Er sagt, dass er so viele Statistiken gelesen hat, die besagen, dass viele Frauen sich nach der Abtreibung ihres Kindes in Depressionen stürzen. Ich konnte das gar nicht verstehen, was sagt denn eine Statistik über einen im Einzelnen aus?

Ich bin auf jeden Fall für die Abtreibung, es sei denn, jemand treibt sich in der Weltgeschichte als Bettmatratze herum und will keine Konsequenzen haben. Jeder Mensch muss sehen, was er für Richtig hält. Zudem findet man immer Personen, die einen unterstützen können. Egal ob es die Familie, Freunde oder eine öffentliche Institution ist, es gibt immer Hilfe.

» eldora » Beiträge: 210 » Talkpoints: 39,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Natürlich gibt es immer Hilfe. Aber wenn jemand ein Kind einfach nicht möchte, dann hilft auch keine Unterstützung etwas. Dann möchte man einfach kein Kind haben. Was hilft es, wenn man die ersten 5 oder 10 Jahre lang wirklich gut betreut wird und von der Familienhilfe oder Freunden unterstütz? Vielleicht möchte man aber einfach keine Mutter sein und das heißt auch, man möchte mit 70 keine Mutter sein, wenn das Kind schon längst sein eigenes Leben führt. Ich akzeptiere jede Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch, solange dieser früh genug erfolgt.

Es gibt so viele Situationen, in denen es eben nicht immer irgendwen gibt, der Schuld hat. Ich habe eine Freundin, bei der plötzlich die Spirale nicht wirkte. Dabei hat sie extra so verhütet, weil sie ganz sicher sein wollte, dass nie etwas passiert. Sie wollte nie Kinder haben, niemals. Sie konnte sich nicht damit abfinden, dass es sich um einen Fehler im "Produkt" gehandelt hat und sich dann einfach drauf einstellen. Es hätte sie niemals glücklich gemacht. Zudem gibt es zig andere Situationen, bei denen ich gut verstehen kann, wenn eine Frau sich für eine Abtreibung entscheidet. Verurteilen würde ich das nie, auch wenn es für mich nie in Frage käme.

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das Abbrechen von Schwangerschaften ist ein sehr heikles Thema, ich glaube dass kaum jemand leichtfertig solch eine Entscheidung trifft.

Ich denke eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung abzubrechen ist durchaus verständlich, niemand möchte durch ein Kind ständig an dieses Verbrechen erinnert werden. Für mich wäre es auch immer nachvollziehbar wenn erkennbar ist dass der Fötus extreme Missbildungen aufweist oder eine Erbkrankheit sehr wahrscheinlich ist. Ich würde es nicht wollen dass mein Kind sich später von einer Operation zur nächsten quälen muss und trotzdem nur eine geringe Lebenserwartung hat. Das ganze Leid würde ich ihm gerne ersparen wollen.

Leichte Zweifel habe ich aber wenn das zukünftige Kind nicht in die momentane Lebensplanung passt oder der Erzeuger inzwischen das Weite gesucht hat. Letztendlich ist es aber immer die alleinige Entscheidung der Eltern beziehungsweise der Mutter. Man muss dabei die Umstände betrachten, jeder Fall ist da anders. Eine Kollegin von mir ging in die Klinik weil für sie der Zeitpunkt unpassend war, sie hatte beruflich große Pläne und Privat einige umfassende Änderungen hinter sich. Ich denke mit einem bisschen gutem Willen wäre das auch gegangen, hier hat sie es sich zu leicht gemacht.

Inzwischen hat sie zwar zwei Kinder von dem Mann, aber das mit der Operation hätte auch schief gehen können. Die beruflichen Pläne hatten sich auch so ganz schnell zerschlagen was auch irgendwie absehbar war. Eine andere Kollegin hatte bereits vier Kinder und einen Nachzügler mit ihren 40 Lebensjahren wollte sie nicht unbedingt. Auch hier ging es um die Bequemlichkeit, aber sie sagte sich dass sie auf keinen Fall noch so alte Eltern sein wollen. Ihr Mann war etwas älter so dass ich auch diese Bedenken verstehe.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass ich abtreiben würde, wenn mein Kind angeblich behindert sein würde und mein Arzt mir explizit zu einer Abtreibung raten würde. Irren ist menschlich und ich habe schon mehrere Fälle gehört, in denen sich Ärzte in dieser Hinsicht auch geirrt haben.

Die Cousine meiner Mutter beispielsweise hat zwei Töchter und bei beiden Schwangerschaften wurde ihr explizit zu einer Abtreibung geraten, weil es angeblich zu geistigen Behinderungen kommen würde. Sie hat sich gegen eine Abtreibung entschieden, das erste Kind ist gesund und sehr normal. Das zweite Kind ist hochbegabt, hat eine Klasse übersprungen, geht jetzt aufs Gymnasium. Sie hat sich selbst das Lesen beigebracht und sie erklärt ihrer 2 Jahre älteren Schwester den Schulstoff und hilft ihr bei den Hausaufgaben.

Eine meiner Cousinen wurde wochenlang terrorisiert und stark unter Druck gesetzt, dass sie ihr angeblich behindertes Kind abtreiben lassen soll. Da sie gläubig ist, kam für sie eine Abtreibung nicht in Frage und sie hat sehr durch den Druck der Ärzte gelitten. Am Ende brachte sie ein gesundes Kind zur Welt.

Meine Schwester sollte angeblich auch behindert sein. Ist aber bis heute nichts davon zu sehen, weder auf physischer noch auf psychischer Ebene.

Ärzte können sich auch irren, sie sind keine Halbgötter in weiß, wie manche sich leider einbilden. In so einer Situation würde ich es entweder gar nicht erst wissen wollen oder aber mehrere Meinungen unabhängig voneinander einholen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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