Jede dritte Ehe wird geschieden!

vom 22.06.2009, 21:55 Uhr

Meine Freundinnen und ich beschäftigen uns momentan sehr intensiv mit der Frage: sollen wir später einmal heiraten? Die meisten von uns träumen von einer Familie die aus Mama und Papa, zwei Kindern, einem Hund, einer Katze und einem Haus mit Garten besteht. Es ist ihre Idealvorstellung. In meinen Augen ist das alles nur Träumerei.

Für mich besteht eine Ehe in erster Linie aus Menschen, die sich nach kurzer Zeit nicht mehr mögen und dennoch zusammenleben müssen. Es gibt nur Streit und das ist besonders schlimm, wenn Kinder da sind. Jede dritte Ehe wird geschieden. Warum wohl?

» Steffy » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Manche deiner Gedankengänge kann ich nun nicht direkt nachvollziehen. Fakt ist natürlich, dass sehr viele Ehen in Deutschland geschieden werden. Ob das nun jede dritte Ehe ist oder ob es sich noch um eine größere Anzahl handelt, wie ich auch schon gelesen habe, spielt dabei keine Rolle. Selbst ein Wert von ungefähr 33 Prozent ist schon sehr hoch, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ehe eigentlich als Bund fürs Leben gilt, als etwas, das erst mit dem Tod eines Partners endet. Das ist aber schon lange eine Wunschvorstellung, die wohl auf nicht mehr allzu viele Ehen zutrifft.

Ich denke schon, dass oftmals Enttäuschungen und falsche Vorstellungen dazu führen, dass Leute von der Ehe enttäuscht sind. Ein Eheversprechen garantiert nun einmal keine glückliche Ehe und auch keine lebenslange Liebe zum Partner. Es gibt genug Leute, die überstürzt heiraten und dann, wenn sie nach wenigen Jahren im Alltag angekommen sind, plötzlich feststellen, dass sie sich das alles doch ganz anders vorgestellt haben.

Aber auch Ehen, die nicht durch blauäugige Vorstellungen geschlossen wurden, verändern sich im Laufe der Zeit. Die Partner bleiben auch nicht auf einem Stand stehen, sondern entwickeln sich weiter – und das oftmals in unterschiedliche Richtungen. Manchmal geht auch die Liebe verloren. Gegen so etwas kann man eigentlich nicht viel machen.

Viele Ehen, die heutzutage geschieden werden, hätten früher weiter bestanden. Da hätte man sich vielleicht nicht scheiden lassen, sondern die Ehe weiterhin ausgehalten, auch wenn es keine gemeinsame Lebensgrundlage mehr gegeben hätte. Da finde ich es doch besser, dass es mehr Scheidungen gibt und dass die Erkenntnis, dass die Menschen mit ihrem aktuellen Partner nicht auf Dauer zusammen sein können, in einer Scheidung mündet. Eine saubere Scheidung ist viel mehr wert als ein krampfhaftes Aufrechterhalten einer kaputten Ehe.

Ob man sich das Ja-Wort geben möchte, ist natürlich eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Für mich wäre das nichts. Ich finde es auch gut, dass wir in einer Zeit leben, in der eine Eheschließung nicht mehr dringend erforderlich ist. Man kann auch gut ohne Trauschein zusammenleben. Die eventuellen finanziellen Vorteile, die in vielen Fällen gar nicht so immens sind, würden mich da auch nicht mehr locken. Ich träume aber auch weder vom Haus am Stadtrand noch von einer Familie.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Du scheinst ganz schön verbittert zu sein und bisher nicht so viel Glück mit deinen Beziehungen gehabt zu haben. Das ist sehr schade. Eine Ehe kann nur dann funktionieren, wenn man den richtigen Menschen an seiner Seite gefunden hat und auch immer weiter dazu bereit ist an der Beziehung zu arbeiten.

Ich denke nicht, dass man sich in einer Beziehung irgendwann nur noch anzicken muss oder sich nur noch langweilt. Es ist schon ein bisschen eine Kunst den Alltag nicht zu Nahe kommen zu lassen, aber eine gute Ehe kann man auf jeden Fall haben. Ich kenne Leute, die ihr ganzes Leben lang glücklich in einer Ehe waren, nichts verpasst haben und auch ohne viel Streit in einer Freundschaft zusammen gelebt haben.

Jede 3. Ehe wird geschieden, aber das heißt nicht, dass man in einer Ehe unglücklich wird. Wenn man den richtigen Mann oder die richtige Frau an der Seite hat, dann verbringt man die Zeit gemeinsam sehr gerne. Natürlich ist es nicht immer nur harmonisch, aber eine lange Beziehung und Ehe kann nun mal auch nicht komplett ohne Streit sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Der Thread ist ja nun schon über 4 Jahre alt und ich habe neulich im Fernsehen gehört und auch schon gelesen, dass es mittlerweile nicht mehr jede 3. Ehe ist, die geschieden wird, sondern schon jede 2. Ehe. Das finde ich sehr erschreckend, wenn man noch bedenkt, dass Hochzeit ziemlich aus der Mode gekommen sind und dazu nicht mal die Trennungen von Paaren gezählt werden, die nicht heiraten.

Ich habe mich neulich mal mit einem befreundeten Rechtsanwalt unterhalten, der auf Familienrecht spezialisiert ist und der meinte, dass das Geschäft noch nie so geboomt hat wie im letzten Jahr und die Gerichte sind sehr überlastet. So müssen die meisten getrennten Ehepaare auch mehr als ein Jahr warten ehe sie geschieden werden.

Ob eine Scheidung schlimmer für die Kinder ist als eine Trennung wage ich zu bezweifeln. Wenn man also nur zusammen wohnt und Kinder hat und sich trennt ist das für die Kinder genauso schlimm. Wenn man aber den Kindern eine Trennung ersparen will und diese Angst hat, dann muss man sich überlegen, ob man auf Kinder verzichtet um die Kinder eben dieses Schicksal zu ersparen, was ich aber für unsinnig halte. Trennungen kamen immer schon vor und auch wenn die Scheidungsrate zur Zeit höher ist, heißt das nicht, dass die Kinder früher nicht gelitten haben, wenn die Leute nur wegen der Kinder zusammen geblieben sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, da stecken wir einfach gerade mittendrin in einer gesellschaftlichen Entwicklung. Nachdem sie jahrhundertelang absolut nicht möglich war, war sie bis vor einigen Jahrzehnten immerhin noch undenkbar. Mit der Zeit gab es einige wenige Vorreiterinnen, die sich damit oft an den Rande der Gesellschaft katapultierten.

Mittlerweile ist eine Scheidung in den meisten Fällen kein großes Problem mehr. Ältere Angehörige oder die Nachbarn sind oft etwas pikiert, im Beruf spielt es meist keine Rolle, Freunde und Bekannte akzeptieren es - wobei ich da gerade hier im Forum vor einiger Zeit auch anderes gelesen habe, also selbstverständlich ist es nicht!. Kurzum: Scheidung ist im Begriff ein allgemein akzeptiertes, gesellschaftliches Phänomen zu werden. Keine Frau muss noch mit einem ihr verhassten Mann zusammenbleiben. Ebenso andersherum kein Mann mit einer verhassten Frau.

Ähnlich sieht es mit der Eheschließung aus. Auch ihr Wert befindet sich im Wandel. Viele Paare leben ohne Eheschließung lange zusammen, vor allem darf man auch schon vor Eheschließung zusammen leben. Ich finde jedoch, dass die Ehe dennoch stark vorausgesetzt wird. Es wird als selbstverständlich angesehen, dass ein Paar bald heiratet, wenn es das richtige Alter hat. Sicher hat das abgenommen, aber nicht in gleichem Maße wie die Akzeptanz der Scheidung zugenommen hat.

Es ist also normaler, geschieden zu sein als niemals geheiratet zu haben. Es gibt immer noch einen recht hohen gesellschaftlichen Druck zu heiraten, aber keinen sehr hohen Druck mehr, auch verheiratet zu bleiben. Daher haben wir im Moment neben einer hohen Rate von Eheschließungen auch eine hohe Rate von Scheidungen. Ich denke, die weitere Entwicklung wird sein, dass es zu weniger Eheschließungen kommen wird. Infolgedessen auch wieder zu weniger Scheidungen.

Ich kann die Threaderstellerin sehr gut verstehen. Ich denke, ich konnte zwischen den Zeilen lesen, dass ihre Eltern auch nicht verheiratet geblieben sind. Das lässt einen schon mal an der ganzen Institution Ehe zweifeln. Aber sicher gibt es solche und solche Ehen; welche, die wirklich bis zum Ende glücklich sind und funktionieren und andere, die im Scheidungskrieg enden. Die Statistik kann man nicht zur Eheberatung hinzuziehen. Oft kann man vorher nicht wissen, zu welchen Prozent man gehören wird.

Und obwohl ich die Institution der Ehe ebenso ablehne, habe ich mittlerweile geheiratet. Für unsere Beziehung haben wir das überhaupt nicht gebraucht. Aber es hat uns einen finanziellen Vorteil verschafft, den wir einfach sehr gut gebrauchen konnten. Und auch wenn ich so unromantisch und nicht naiv bin und nicht die Hand dafür ins Feuer legen würde, dass diese Ehe für immer hält (auch wenn ich es mir im Moment wünsche), bin ich mir enorm sicher, dass wir nicht zum Menschenschlag gehören, der ein Scheidungskrieg ausfechten muss. Das ist nämlich auch so ein Punkt: nicht jede Scheidung verläuft enorm hässlich. Man kann sich auch gütlich und in Freundschaft scheiden lassen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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