Ist die Buchbranche ein hartes Geschäft?
Jeder Mensch hat einen Traum, eine Idee, an der er festhält, einen Beruf, den er ausüben möchte. Ich wollte immer etwas mit Büchern machen, aber ich wollte nie Autorin werden, sondern immer auf die „andere“ Seite. Ich liebe Bücher und das Büchermachen hat mich interessiert und darum habe ich diesen beruflichen Weg gewählt. Dass die Branche hart ist für neue, unbekannte Autoren, aber auch für Autoren, die schon bei namhaften Verlagen veröffentlicht haben, ist kein Geheimnis. Aber gilt das denn auch für die Lektoren?
Den idealisierten Lektor im Elfenbeinturm gibt es nicht mehr, das wird einem sehr schnell vermittelt. Das ist auch in Ordnung. Das Geschäft verändert sich und man sucht immer und überall Allrounder. Aber wie schwer ist es, in diesem Geschäft wirklich Fuß zu fassen und zu bestehen, ohne zu zerbrechen? Meine Erfahrungen der letzten Jahre zeigen leider nichts Gutes. Der Einstieg ist immer schwer. Als Praktikant und Volontär kann man kaum seine Wohnung bezahlen. Das ist ja nichts Neues.
Aber wann hat man es denn geschafft? Hat man endlich eine Stelle ergattert, wird es denn wirklich besser? Am Anfang wird man in den Himmel gelobt, man steckt sein Herzblut in die Projekte, man tut und macht, was man kann, und die Arbeit macht auch Spaß. Doch auf einmal wendet sich das Blatt und alles, was man macht, ist auf einmal schlecht. Man ist seinen Job los oder hat ein neues, besseres Angebot. Der Jobwechsel ist an der Tagesordnung. Das habe ich nicht nur selbst erfahren, sondern mittlerweile auch schon von vielen Kollegen gehört. Offenbar herrscht hier ein ziemlich reger Wechsel. Heute hier, morgen da. Eine Beständigkeit scheint es nicht mehr zu geben.
Aber woran liegt das denn? Sind der Mensch und seine Arbeit so wenig wert? Gibt es so viele von uns, dass es egal ist, wie man uns behandelt? Sind wir so austauschbar geworden? Wie soll man in einer solchen Unsicherheit denn sein Leben planen, Kinder kriegen, glücklich werden?
Ich bin mir nicht ganz sicher inwiefern diese Antwort auf deinen Post gerechtfertigt ist, dennoch muss ich dir das nun antworten. Ich selbst studieren im 3. Semester Germanistik, schreibe zwar gerne und viel, möchte allerdings nicht mein Leben an die Hoffnung eines Durchbruchs als Schriftstellerin hängen (wie will man denn heute überhaupt noch Erfolg haben, sofern man nicht hirnlose Kriminalromane schreibt?), sondern würde mich gerne in Richtung Lektorat entwickeln, sobald ich mit dem Studium fertig bin.
Früh wurde mir gesagt, dass ich, sollte ich Lektorin werden wollen, auf jeden Fall von Österreich nach Deutschland übersiedeln müsse, da der Markt hier in Österreich einfach viel zu klein und ereignislos sei. So weit, so schlecht. Dass es auch in Deutschland kein Zuckerschlecken ist, ist mir klar.
Wenn ich dich so direkt fragen darf: wie hast du den Einstieg als Lektorin geschafft? Was hast du vorher für Praktika absolviert? Um einen kleinen Erfahrungsaustausch wäre ich dir wahnsinnig dankbar.
Und um auf deine eigentliche Frage kurz einzugehen: ich denke so funktioniert die moderne Welt. Der einzelne Mensch und sein (geistiges) Produkt sind nichtmehr von Wert, findet sich doch immer ein anderer, der dasselbe für noch weniger Geld und noch weniger Anerkennung tun würde. Qualität hat ihren Preis, aber kaum noch jemand ist meiner Ansicht nach bereit, diesen Preis zu zahlen.
Der Einstieg in die Branche ist alles andere als einfach und ich hatte zugegeben sehr, sehr, sehr viel Glück, dass ich schnell einen Praktikumsplatz gefunden habe. Bevor man überhaupt eine Chance hat, als Lektorin bei einem Verlag unterzukommen, muss man ein Volontariat absolvieren. Länge und Vergütung sind da unterschiedlich. Es dauert meistens so 18 - 24 Monate. Meist muss man davon aber auch noch mehrere Monate Praktikum machen.
Ich würde dir empfehlen, während des Studiums irgendwie so viele Praktika wie möglich dazwischen zu quetschen, um deine Chancen zu steigern. Außerdem merkst du so auch, ob der Beruf überhaupt etwas für dich ist. Und die zweite Sache: Ob die Chancen in Österreich oder Deutschland besser sind, kann ich leider nicht beurteilen, aber bevor man einen solchen Schritt geht und gleich das Land verlässt, kann man ja zumindest erstmal die Möglichkeiten vor Ort abgrasen. Immerhin hängt ja auch vieles an so einer Entscheidung, z.B. Familie und Freunde. Das ist nicht zu unterschätzen. Falls du noch Fragen hast, wir können uns auch gern per PN austauschen.
Ansonsten hoffe ich, dass noch andere hier Erfahrungen gemacht haben, die sie mit mir teilen möchten.
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